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Добавлен: 18.12.2020
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7. Die Gestalt von Hanna Schmitz
Allgemeine Informationen über Hanna erhalten wir nur aus der Sicht Michaels. Sie war in Oktober 1922 in Hermannstadt geboren. Mit 17 Jahren geht sie nach Berlin und arbeitet bei Siemens. Im Jahr 1943 geht Hanna zur SS und arbeitet im KZ Auschwitz als Aufseherin. Nach Kriegsende lebt Hanna in Kassel, zieht einige male um und wohnt schließlich in Heidelberg. Hanna wird Straßenbahnschaffnerin.
Im zweiten Teil des Romans erfahren wir, dass Hanna analphabetisch war. Michael interpretiert Hannas Biographie als fortwährenden Versuch, ihren Analphabetismus zu verheimlichen. Hanna hat Angst vor der Aufdeckung ihrer Schwäche, des Analphabetismus. Ihre Reaktionen schwanken hier zwischen Anpassung, Flucht und Aggression. Auch lässt sich eine gesteigerte Brutalität in ihrem Verhalten nachweisen. Als der Anstaltsleitung ihr Analphabetismus offenbar wird, beginnt auch Hannas Ordnungsliebe nachzulassen.
Hanna Schmitz erscheint als ein sehr widersprüchlicher Charakter. Zu den Werten ihrer Sozialisation gehören ein gesteigertes Pflichtgefühl und eine starke Arbeitsmoral, hierarchische Unterordnung und ein Sinn für Ordnung. Allerdings fällt auf, dass ihr in den letzten Gefängnisjahren die Selbstdisziplin verloren geht: Hanna wird dick und fängt mangels Körperpflege an unangenehm zu riechen, was nicht nur Michael auffällt. Hanna besitzt zwar eine durchschnittliche Intelligenz, doch weist sie neben dem Analphabetismus auch andere soziokulturelle Defizite auf: Die Öffentlichkeit, die Kultur, die gesellschaftliche Kommunikation und der Gerichtssaal sind für sie fremde Räume, sie besitzt keine Muster sie zu deuten.
Eine wirkliche Änderung des Charakters Hannas scheint sich erst in der Zeit der Haft zu vollziehen. Vorher scheint ihre Charakterstruktur nahezu starr, auch wenn sie sich in unterschiedlichen Milieus unterschiedlich verhält. Während ihrer Haftzeit setzt sich Hanna mit den historischen Fakten und moralischen Problemen des Nationalsozialismus auseinander. Dies zeigt eine deutliche Änderung ihrer Denkweise an. Die Tatsache, dass Hanna während ihrer Haftzeit einen Sitzstreik zur Verbesserung der Lage der Gefängnisbibliothek ausführt, zeigt, dass sie zumindest am Schluss ihres Lebens nicht mehr „unmündig“ ist.
Die Gründe für die Selbsttötung sind vielfältig und stellen eine der Kernfragen der Interpretation dar. Grundsätzlich hat sich Hannas Schuldbewusstsein erstmals entwickelt, was ihr eine Einordnung ihrer Taten erlaubt. Zudem hat sich ihre ursprüngliche Betonung äußerer Stärke nun in Ohnmacht und Abhängigkeit von Michael gewandelt. Und nicht zuletzt stellen sich ihr Aufgaben, die überwältigend scheinen: die Integration in die Außenwelt, in der sie keinen Platz besitzt, weder hinsichtlich ihrer beruflichen Stellung noch ihrer moralischen Beurteilung noch ihrer materiellen Zukunft. Zudem hat in den letzten Jahren der Haft ein Verfallsprozess eingesetzt. Zum Zeitpunkt ihres Todes ist die 61-jährige Hanna zu einer „alten Frau“ geworden, die für Michael nicht mehr attraktiv ist und dies scheint Hanna zu spüren.
Nach dem Durchlesen des Romans bleibt unerklärliches merkwürdiges Eindruck von Hanna. Einerseits ist sie Aufseherin im KL Lager, die hat zugelassen vielen Frauen zu ermorden. Anderseits, ist sie nicht sozialisierte Analphabetin. Ihr Leben ist unglücklich, sie hat keine Freunde, keine Familie. Der einzige nahe Mensch, ist Michael. Hanna tut mir nur Leid.