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Добавлен: 21.12.2020
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Der Vorleser ist ein Roman von Bernhard Schlink. Er wurde in 1995 veröffentlicht.
In diesem Roman wird das Thema der deutschen nationalsozialistischen Vergangenheit behandelt. Angesprochen wird vor allem der weibliche Wachdienst in KZs, sowie die Todesmärsche. Die Hauptheldin Hanna war Aufseherin im KZ-Lager.
1933-1945 war die Zeit der Nationalismus in Deutschland. Seit
Während der 2. Weltkrieg
Konzentrationslager
„KZ sind gefängnisähnliche Einrichtungen zur massenhaften Internierung von politisch und weltanschaulich missliebigen Personen.“ 1 Seit der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland 1933–1945 verbindet man den Begriff Konzentrationslager vor allem mit der gezielten staatlichen Verfolgung und Ermordung von Andersdenkenden und anderweitig gesellschaftlich Ausgegrenzten, insbesondere mit der Verfolgung der europäischen Juden und dem Holocaust. Die Nazis selbst verwendeten ihn, ohne zwischen den während ihrer Gewaltherrschaft errichteten Arbeitslagern und Vernichtungslagern zu unterscheiden. Es war ein geplanter und industriell durchgeführter Massenmord an Millionen von Menschen, der die Lager von allen bisherigen Gefangenenlagern unterscheidet.
Man schätzt heute, dass ca. zwei Drittel der sechs Millionen Juden, die dem Holocaust zum Opfer fielen, in den Lagern des Dritten Reiches direkt ermordet wurden oder dort an den Folgen von Misshandlungen und Krankheiten gestorben sind. Es wurden in den KZs auch viele andere Menschen ermordet, wie z. B.: Homosexuelle, geistig Behinderte, sogenannte Asoziale ... . Die Anzahl der Toten ist bis heute unklar, da die Mörder längst nicht über alle Opfer Akten führten und am Ende des Krieges keine Ermordungen mehr festgehalten wurden und viele Unterlagen unwiederbringlich verloren gingen. Das NS-Regime betrieb damals im Reichsgebiet und den besetzten Gebieten mehr als 24.000 Lager, einschließlich aller Außenlager.
Arbeitslager
Auch die Arbeitslager dienten der Vernichtung, nämlich durch Arbeit. Menschen, die keine Arbeit mehr leisten konnten wurden, soweit sie nicht an den unmenschlichen Bedingungen von selbst zugrunde gingen, ermordet, insbesondere durch Erschießen. Kranke Menschen, die nicht in voraussichtlich vier Wochen wieder arbeitsfähig waren, wurden vom medizinischen Personal mit Phenol oder Anderem zu Tode gespritzt. Auch in den Arbeitslagern überlebten viele Gefangene nur kurze Zeit.
Wachdienst/Aufseherinnen zur NS- Zeit in KZs
Der Wachdienst erfüllt die Aufgabe, Menschen zu überwachen. Im Roman werden die KZs Auschwitz-Birkenau und das etwa 60 km entferntes Außenlager Krakau angesprochen.
Alle KZs hatten die gleiche organisatorische Struktur, die aus drei Elementen bestand: Die Lagerverwaltung, der Wachdienst, und die Einheiten der SS-Hauptämter. Die SS-Wachen (Aufseher) wurden in die gesamte Lagerstruktur integriert. Die Hauptaufgaben der SS-Wachen waren die Isolierung des Lager-Geländes von der Außenwelt und die Verhinderung der Flucht von Gefangenen, aber sie dienten auch anderen Abteilungen der Lagerverwaltung als Ersatzpersonal.
Zwei Drittel der Leute, die in Auschwitz arbeiteten, waren Aufseher. Das KZ Auschwitz wurde April 1940 gegründet, und in diesem Jahr gehörten ungefähr 500 SS-Mitglieder zum Auschwitz-Personal. Im Januar 1945, als Auschwitz evakuiert wurde, erreichte die Zahl der SS-Leute im Lager ihren Höhepunkt mit 4.481 SS-Männer und 71 SS- Aufseherinnen. Von der Eröffnung des KZ Auschwitz bis zum Ende arbeiteten insgesamt 6.800 SS-Männer und rund 200 SS-Frauen dort. Die meisten KZ-Aufseher stammten aus den unteren Klassen und waren vorher entweder Fabrik- oder Büroarbeiter oder Haushaltshilfen gewesen. In der Regel wurden nur unverheiratete und kinderlose Frauen eingestellt, und sie wurden wegen einer Schwangerschaft entlassen. Nur 10% der KZ-Aufseher waren Frauen, und Frauen bildeten nur einen kleineren Teil der Einsatzgruppen.
Unter den Überlebenden gibt es gegensätzliche Meinungen zur Brutalität der SS- Aufseherinnen. Zeugen, die als jüdische Gefangene in Auschwitz waren, behaupteten, dass es große Unterschiede zwischen den männlichen und weiblichen SS-Wachen gab nämlich, dass die Aufseherinnen im allgemeinen weniger brutal, als die Aufseher waren. Andere wiederum beschreiben, dass die KZ- Aufseherinnen sogar böser und abscheulicher handelten, als die männlichen Wachen.
Todesmärsche im Dritten Reich
„Ein Todesmarsch ist ein Marsch, zu dem eine Gruppe von Menschen – meist Häftlinge oder Kriegsgefangene – gezwungen werden und auf dem ein großer Teil der Marschierer aufgrund der Bedingungen umkommt.“ 2
Die Ursache für die hohe Todesrate bei solchen Märschen ist auf die Gleichgültigkeit bei den Bewachern und ihren Vorgesetzten zurückzuführen. Die Tode werden zwar nicht aktiv angestrebt, aber auch nicht als Problem betrachtet. Daher sind die Marschbedingungen so, dass viele der Marschierer aufgrund von Unterernährung, Überbeanspruchung oder Krankheit sterben, ohne dass Gegenmaßnahmen getroffen werden. Todesmärsche können aber auch bewusst so gestaltet werden, dass viele oder alle der Marschierer sterben sollen. Dann kommen oft zu den oben genannten Bedingungen noch Gewalttaten durch Aufseher oder auch durch eine feindliche Bevölkerung.
Viele Verlegungen aus KZs 1944 und 1945 waren gleichzeitig Todesmärsche. Beim Herannahen der jeweiligen Befreiungsarmeen (US-Armee, Rote Armee) wurden die Häftlinge der KZs auf Märsche geschickt, die in entgegengesetzter Richtung zu anderen Lagern oder zu Schiffen führten.
An vielen Orten, besonders in Ostdeutschland, sind Stellen, an denen Menschen auf Todesmärschen starben, auf den Straßen mit Gedenksteinen markiert. Jedoch geben diese Mahnmale keinen Hinweis, um welche Menschen es sich jeweils handelte.
Die Anzahl der auf diesen Todesmärschen zu Tode gekommenen Menschen ist nicht bekannt.
Die Ausschwitz- Prozesse
In den Auschwitz-Prozessen wurde das Gesamtgeschehen der „Endlösung" anhand historischer Gutachten dargelegt. Zugleich schilderten die Zeugen erstmals vor einer breiten Öffentlichkeit die an den Häftlingen begangenen Grausamkeiten und den genauen Vollzug der Vernichtung.
Der Autor
Bernhard Schlink ist ein deutscher Jurist, Romanautor und Richter. Er wurde geboren am 6. Juli 1944 im ostwestfälischen Großdornberg bei Bielefeld. Er wuchs in Heidelberg auf, wo sein Vater Edmund Schlink als Theologieprofessor tätig war. Seine Mutter ist Schweizerin. Bereits in jungen Jahren fühlt er sich der Literatur verpflichtet und möchte Dichter werden, oder zumindest Geschichte und Soziologie studieren.
Nach dem Abitur studiert er in Heidelberg und Berlin Rechtswissenschaften. Sein eigentlicher Studienwunsch, Geschichte und Soziologie, wird ihm vom Vater verboten. Nach dem Studium hält sich Schlink in Kalifornien auf. Er forscht dort an der Entwicklung von Computerprogrammen für die Rechtsprechung und über die automatische Entscheidung von Rechtsfällen. Schlink wird dann wissenschaftlicher Assistent an den Universitäten Heidelberg, Darmstadt, Bielefeld und Freiburg. 1975 legt er seine Dissertation zur „Abwägung im Verfassungsrecht“ vor. Sechs Jahre später erlangt er mit seiner Arbeit über „Die Amtshilfe“ die Lehrberechtigung für Universität und Hochschule (Habilitation). Von 1982 bis 1991 war er Juraprofessor an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn und von 1991 bis 1992 an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Seit 1987 ist Schlink Richter am Verfassungsgerichtshof von Nordrhein-Westfalen. Er wird zunächst Professor für Verfassungs- und Verwaltungsrecht an der Universität Bonn. Seit 1990 ist er Jura-Professor an der Berliner Humboldt- Universität. Seit 1992 hat er an der Humboldt-Universität zu Berlin einen Lehrstuhl für Öffentliches Recht und Rechtsphilosophie. 1993 und 1997/98 lehrt er als Gastprofessor an der Yeshiva- University in New York.
Im August 2005 vertrat er die Bundesregierung im Verfahren vor dem Bundesverfassungsgericht über die Klagen von zwei Bundestagsabgeordneten gegen die Entscheidung von Bundespräsident Köhler, den Bundestag aufzulösen und Neuwahlen festzusetzen.
Zu diesen
Aufgaben kommen schriftstellerische Tätigkeiten hinzu. Schlink ist
als Verfasser von Aufsätzen und Neubearbeitungen alter juristischer
Fachbücher und als Mitherausgeber eines Standardkommentars zu den
„Grundrechten“ wissenschaftlicher Fachautor.
Schlink ist aber auch Romanschriftsteller. 1987 erscheint sein erster Kriminalroman, 1988 und 1992 folgen zwei weitere. Mit dem Roman „Der Vorleser“ aus dem Jahr 1995 wird Schlink einem breiten internationalen Publikum bekannt.
Bernhard Schlink lebt heute in Berlin und Bonn
Inhaltsangabe
Das Buch ist in der Form einer fiktiven Autobiographie des Erzählers Michael Berg gehalten, der in der zweiten Hälfte des Jahres 1994 im Alter von 51 Jahren seine Erinnerungen niederschreibt. Das Buch ist in drei Teile und Zeitrahmen (neben dem Zeitpunkt des Aufschreibens) eingeteilt.
1. Teil: Beziehung zu Hanna in Michaels Jugendzeit
Mit 15 Jahre erkrankt der Gymnasiast Michael Berg an Gelbsucht, den Namen des Ich- Erzählers erfährt der Leser erst später. An einem Montag im Oktober muss er sich auf dem Heimweg von der Schule übergeben. Er wird von einer Frau umsorgt und nach Hause begleitet. Ende Februar des nächsten Jahres will sich der gesunde Junge mit einem Blumenstrauß, den er auf Wunsch seiner Mutter von seinem Taschengeld gekauft hat, bei dieser Frau, die in der Bahnhofstraße wohnt, bedanken.
An Details seiner ersten Begegnung mit Frau Schmitz, so der Name der Frau, die sich um ihn kümmerte, erinnert sich der Ich-Erzähler zunächst nicht. Sehr genau aber vermag er ihre Wohnung zu beschreiben und ihr Aussehen zu rekonstruieren.
Gebannt beobachtet der Junge, wie sich Frau Schmitz anzieht, um mit ihm die Wohnung zu verlassen und ihn wieder nach Hause zu bringen. Als sie aber seinen Blick spürt und ihn ansieht, errötet er aus Verlegenheit und flieht aus dem Haus. Eine Woche nach diesem ersten Besuch Ende Februar kehrt der Junge zum Haus der Frau Schmitz zurück, nachdem er sich bereits, durchaus mit schlechtem Gewissen, in seinen sündigen Gedanken an dieser Frau verloren hat. Frau Schmitz ist allerdings nicht zu Hause, also wartet der Junge, bis sie von ihrer Arbeit, als Straßenbahnschaffnerin, zurückkommt. Er hilft ihr Koks aus dem Keller zu holen, dabei beschmutzt er sich und sie drängt darauf, dass er ein Bad nimmt, was er dann auch tut. Als sie ihn abtrocknet, kommt es zum Geschlechtsverkehr mit der 36- jährigen Frau. Der Junge beschließt, am nächsten Tag wieder, zum ersten Mal nach seiner Erkrankung, zur Schule zu gehen, weil er seine neue Männlichkeit zeigen und weil er die Gelegenheit haben will, sich mit Frau Schmitz am Mittag zu treffen. Beim Abendbrot teilt er seiner Familie den Entschluss wieder zur Schule zu gehen mit. Seine Mutter hat Einwände, sein Vater, ein Philosophieprofessor, erlaubt es schließlich. Der Junge spürt, dass er innerlich Abschied von seiner Familie nimmt.
In den nächsten Tagen, es sind wenige Wochen vor Ostern, lieben sich der Junge und Frau Schmitz wochentags immer in der Mittagszeit, wenn sie von ihrer Schicht kommt und er vor dem Mittagsessen die letzte Unterrichtsstunde schwänzt. Sie nimmt dabei von ihm Besitz, erst später gelingt es ihm, auch von ihr Besitz zu ergreifen . Sie tauschen endlich ihre Namen aus: Sie heißt Hanna Schmitz, er Michael Berg. Als er erwähnt, er werde sitzen bleiben, wirft sie ihn aus dem Bett. Nur wenn er seine Arbeit mache, dürfe er sie in den nächsten Tagen abends besuchen. Michael versteht sie nicht.
In den nächsten Wochen erreicht Michael die Versetzung in die nächste Klasse. In dieser Zeit kommt es immer wieder zum Geschlechtsverkehr mit Hanna. Die regelmäßigen Treffen mit Hanna erhalten einen festen Ablauf. Michael muss ihr vor dem Liebesakt aus Schullektüren vorlesen. Ein Ritual entwickelt sich: Vorlesen, duschen, lieben und noch ein bisschen beieinander liegen.
Der erste Tag der Osterferien bringt ein Missverständnis. Michael fährt morgens um halb fünf mit der Straßenbahn, in der Hanna Dienst hat, nach Schwetzingen, setzt sich in den leeren zweiten Wagen, um mit ihr unbemerkt zusammen sein zu können. Sie aber kommt nicht zu ihm, weil sie glaubt, er wolle nichts von ihr wissen. Er denkt jedoch, sie habe nichts von ihm wissen wollen. Mittags macht Hanna Michael schwere Vorwürfe, er versucht vergeblich, sich zu rechtfertigen, schließlich verlädt er die Wohnung, kehrt aber bald zurück und nimmt alle Schuld auf sich. In den nächsten Wochen kapituliert bei Streitereien immer Michael, um die Beziehung aufrechtzuerhalten. Auf zwei Briefe, die er Hanna über ihre Auseinandersetzungen schreibt, reagiert sie nicht.
In der Woche nach Ostern fahren Michael und Hanna mit dem Fahrrad vier Tage in den Odenwald. Nur ein Vorfall trübt diese Zeit. Michael kehrt von einem Frühstückseinkauf zurück, als Hanna ihn beschimpft und ihn mit ihrem Ledergürtel schlägt. Dabei hatte Michael ihr, weil sie noch schlief, eine Nachricht geschrieben. Nach dieser Tat weint Hanna völlig aufgelöst und klammert sich an Michael. Schließlich lieben sie sich. Der Ich-Erzähler behauptet, dieser Vorfall habe das Verhältnis zwischen ihm und Hanna inniger werden lassen. Die letzte Ferienwoche ist Michael mit seiner jüngeren Schwester allein zu Hause, während seine Familie Urlaub macht. Um zu erreichen, dass die Schwester bei einer Freundin bleibt, muss er ihr eine Jeans und ein Nicki stehlen. Der Versuch, für Hanna ein seidenen Nachthemd zu entwenden, schlägt fast fehlt, aber Michael kann mit dem Diebesgut unentdeckt entkommen. Abends kocht er für Hanna. Die Bücher im Arbeitszimmer von Michaels Vater beeindrucken sie. Schließlich muss Michael ihr aus dem Kant- Buch vorlesen, das sein Vater verfasst hat. Die Nächte verbringen sie bei Hanna, weil sie es so will. Zu Schuljahresbeginn kommt Michael in eine neue Klasse. Er schwärmt für seine Mitschülerin Sophie. Gleichzeitig verbringt er fröhliche Wochen mit Hanna. Michael erlebt mit Hanna einen glücklichen Sommer. Er liest ihr aus Tolstois „Krieg und Frieden“ vor, sie finden füreinander Kosenamen, er nennt sie Pferd was sie nur zögernd akzeptiert, und sie besuchen eine Aufführung von Schillers „Kabale und Liebe“. Michael kommen aber Zweifel an der Beziehung. Er sehnt sich auch nach Kontakten zu seinen Mitschülerinnen und Mitschülern, im Schwimmbad zum Beispiel, insbesondere dann, wenn Hanna übellaunig ist. Andererseits befürchtet er, sie zu verlieren. Michael verleugnet Hanna vor seinen Freunden. Auch in einem Gespräch mit Sophie, die spürt, dass ihn etwas belastet, wagt er nicht von Hanna zu reden. Michael erfährt kaum etwas über das Leben Hannas. An einem Tag Ende Juli, Anfang August sehen sich beide zufällig im Schwimmbad, aber sie nehmen keinen Kontakt auf. Am nächsten Tag ist Hanna verschwunden. Sie hat ihre Wohnung verlassen und ihre Arbeit aufgegeben. Michaels Versuche, sie zu finden, bleiben ohne Erfolg. Es geht ihm körperlich schlecht, vor allem plagen ihn Schuldgefühle.
2. Teil: Der Prozess
Michael gewinnt immer mehr Abstand zu Hanna, bis sie zur Erinnerung wird.
Michael befindet sich im Jurastudium, als er sieben Jahre später, 1966, einen Prozess besucht, in dem es um die Verurteilung von Aufseherinnen in den Konzentrationslagern Auschwitz und Krakau geht und dort Hanna auf der Anklagebank wieder sieht. Sie und einige andere Frauen werden beschuldigt, als KZ- Aufseherinnen während eines "Todesmarsches" gegen Ende des zweiten Weltkrieges den Tod vieler weiblicher Gefangenen verschuldet zu haben und in einem Vorlager von Auschwitz an der Selektion von Gefangenen beteiligt gewesen zu sein. Michael besucht jeden Prozesstag und verfolgt Hannas Schicksal. Er beobachtet sie genau, empfindet jedoch nichts für sie, er fühlt sich wie betäubt. Die Verhandlung verläuft für Hanna ungünstig. Sie präsentiert sich unnahbar und grenzt sich deutlich von den anderen Angeklagten ab. In der Verhandlung vorgebrachte, falsche Anschuldigungen weist sie bestimmt von sich, doch ihre Verteidigungsversuche werden regelmäßig abgewiesen und hinterlassen beim Vorsitzenden einen schlechten Eindruck. Durch ihr Bedürfnis, den Hergang der Dinge möglichst korrekt wiederzugeben, schwächt sie ihre Position und bringt auch die Mitangeklagten in Bedrängnis, welche aufgrund der schlechten Beweislage auf einen günstigen Verhandlungsausgang hoffen. Um sich selbst zu retten, belasten sie ihrerseits Hanna schwer. Es kommt heraus, dass Hanna sich im Lager abends von besonders schwachen jungen Frauen vorlesen ließ, die dafür nicht arbeiten mussten. Hannas Blick in dieser Phase verriet Michael, dass sie die ganze Zeit wusste, dass er anwesend war. Sofort fühlte er mit Hanna und sucht Entschuldigungsgründe für ihr Verhalten als KZ- Aufseherin. Um sich eine Ablenkung von den Tagen im Gericht zu verschaffen, unternimmt Michael an den Wochenenden ausgedehnte Wanderungen. Auf einem dieser Spaziergänge findet er plötzlich eine plausible Erklärung für Hannas seltsames Verhalten: "Hanna konnte nicht lesen und schreiben." Dadurch klären sich für Michael die vielen Ungereimtheiten ihrer kurzen Beziehung. Michael wird klar, dass er eine Verbrecherin geliebt hatte und fühlt sich selbst schuldig. Dem Gericht verschweigt Michael jedoch, dass Hanna Analphabetin ist. Hanna wird schließlich zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt.
3. Teil: Die unüberwindliche Bindung
Durch seine Beziehung mit Hanna glaubt er, selbst am Holocaust schuldig geworden zu sein, weshalb er der spannungsgeladenen Auseinandersetzung seiner Generation mit der Elterngeneration zwiespältig gegenüber steht.
Michaels Leben verläuft in geregelten Bahnen. Nach seiner Referendarzeit schlägt er eine Laufbahn als Rechtshistoriker ein. Mit der Studienkollegin Gertrud geht er eine Ehe ein und wird Vater einer Tochter namens Julia. Doch Gertrud kann dem heimlichen Vergleich Michaels mit Hanna nicht standhalten und die Verbindung scheitert.
In den schlaflosen Nächten nach der Trennung von Gertrud beginnt Michael, Bücher auf Kassetten zu sprechen und Hanna zu schicken. Das geht über Jahre und hin und wieder kommt eine kurze Antwort von Hanna zurück - sie hat nämlich im Gefängnis lesen und schreiben gelernt. Nach 18 Jahren wird Hannas Gnadengesuch stattgegeben. Michael wird von der Gefängnisleiterin gebeten, Hanna bei ihrer Resozialisierung zu unterstützen. Er besucht sie am Tag vor der Entlassung und be...
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