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45. Modellsystem von G. Helbig und J. Buscha

Da weder die Oberflächenkasus noch die Satzglieder in direkter Weise semantisch interpretierbar sind, also keine 1:1-Entsprechung bzw. lineare Zuordnung von morphosyntak­tischen Gliedern und semantischen Funktionen besteht, muss man zwischen morphosyntaktischen und semantischen Satzmodellen un­terscheiden.

l\l Ermittlung von morphosyntaktischen und semantischen Satzmodellen = Grundstrukturen des deutschen Satzes

morphosyntaktische Satzmodelle geben keinen Aufschluss über den Satzinhalt;

von der lexikalischen Füllung der morphosyntaktischen Modelle abhängig, von den semantischen Funktionen einzelner Satzglieder

semantische Satzmodelle ergeben sich aus den semantischen Funktionen

Unter der Valenz versteht Helbig im Grunde genommen:

1. „die Fähigkeit des Verbs, bestimmte Leerstellen um sich herum durch obligatori­sche und fakultative Mitspieler zu besetzen",

2. „das abstrakte Verhältnis des Verbs zu seinen abhängigen Größen"

3. die Zahl der Mitspieler/Aktanten.

Um das Prinzip der strukturellen Notwendigkeit konsequenter zu verfolgen, umreißt er den Kreis der Mitspieler und rechnet dazu „Objekte, Subjekte, Prädikative und eini­ge Adverbialbestimmungen". Er vertritt die „verbozentrische" Kon­zeption, insofern er den Subjektsnominativ als Mitspieler ansieht.

Unter den Mitspielern unterscheidet er zwischen obligatorischen und fakultativen. Obligatorisch sind diejenigen Mitspieler, ohne die ein Satz ungrammatisch wäre. Fakultativ sind dagegen Mitspieler, nach deren Weglassen ein Satz seine Grammatikalität beibehält (Weglassen oder Eliminierprobe).

Das Hauptanliegen seiner Konzeption ist die Abgrenzung und Beschreibung der notwendigen syntak­tischen Umgebungen der jeweiligen Verben. Deshalb sieht er von der Fest­stellung und Angabe der Valenztypen ab.

Der Begriff der Distribution spielt in seiner Konzeption auch eine große Rolle. Die Distribution eines sprachli­chen Elements wird von ihm als „Summe aller Umgebungen, in denen es vorkommt" definiert. In Wirklichkeit aber berücksichtigt er nur einen bestimmten Teil der eventuellen Umgebungen. Das ist jener Teil, der nur aus strukturell notwendigen Gliedern besteht und manchmal „diagnostische Umgebung" genannt wird. Diese Umgebung wird zuerst mit morphologischen und dann mit semantischen Termini charakterisiert. Als letztere dienen ihm Bezeichnungen einiger semantischer Klassen der Substantive und einiger Umstandsergänzungen. Dies gestattet ihm, die Aktualisationsbedingungen einzelner Verben und ihrer semantischen Varianten ausführlich genug zu beschreiben.

Kriterien:

  • Stellenplan durch die Verbvalenz

  • Hierarchie der Valenzbeziehungen

  • Zahl und Beschaffenheit der obligatorischen und / oder fakultativen Aktanten

  • Berücksichtigung freier Angaben

  • Alternativität des Ausdrucks

  • Auffassung des Aktanten

  • morphologische Form des Satzglieds

  • syntaktische Funktion des Satzglieds

  • semantische Funktion des Satzglieds

Aktanten/Mitspieler:

  • Substantiv im Nominativ (als Subjekt)

  • Substantiv im Nominativ (als Prädikativ)

  • Substantiv im Akkusativ (als Objekt)

  • Substantiv im Akkusativ (als Adverbialbestimmung)

  • Substantiv im Akkusativ (als Prädikativ)

  • Substantiv im Dativ

  • Substantiv im Genitiv

  • Präposition + Substantiv (als Objekt)

  • Präposition + Substantiv (als Prädikativ)

  • Präposition + Substantiv (als Adverbialbestimmung)

  • Adjektiv bzw. Adjektivadverb (als Adverbialbestimmung)

  • Adjektiv (als Prädikativ)

  • Präposition + Adjektiv bzw. Adjektivadverb (als Adverbialsbestimmung)

  • Präposition + Adjektiv (als Prädikativ)

  • Nebensatz (als Objekt)

  • Nebensatz (als Subjekt)

  • Infinitiv mit zu (als Objekt)

  • Infinitiv mit zu (als Subjekt)

  • Infinitiv ohne zu

MORPHOSYNTAKTISCHE MODELLE

Als Ausgangsbasis für die Satzmodellierung in seiner „Grammatik" werden die quantitativ gekennzeichneten Valenzklassen der deutschen Verben benutzt. Unter Berücksichtigung der Obligatheit bzw. der Fakultativität der Aktanten werden 10 Valenzklassen deutscher Verben aus­einandergehalten. Zur Kennzeichnung der Aktanten werden 21 morphosyntaktische Charakteristika herangezogen.

Verben ohne Aktanten begründen nur ein Satzmodell:

Verben mit keinem obligatorischen und einem fakultativen Aktanten lie­gen ebenfalls nur einem Satzmodell zugrunde:

Auf den Verben mit einem obligatorischen Aktanten basieren 7 Satzmo­delle: In 12 Satzmodellen kom­men Verben vor, die einen obligatorischen und einen fakultativen Aktanten erfordern:

7 Satzmodelle basieren auf den Verben, die einen obligatorischen und zwei fakultative Aktanten prädeterminieren: Die Verben mit einem obligatorischen und drei fakultativen Aktanten liegen nur zwei Satzmodellen zugrunde: Die Verben mit zwei obligatorischen Aktanten be­stimmen die Struktur von 23 Satzmodellen. 22 Satzmodelle basieren auf den Verben mit zwei obligatorischen und einem fakultativen Aktanten:

Die Verben mit zwei obligatorischen und zwei fakultativen Aktanten begründen nur drei Satzmodelle: Die Verben mit drei Aktanten be­stimmen die Struktur von 19 Satzmodellen. Insgesamt werden in diesem Lehrbuch 97 Satzmodelle dargestellt.


Satzmodelle mit Verb als (primärem) Valenzträger (97 Modelle)

  • Verben ohne Aktanten (1 Modell) Es blitzt.

  • Verben mit keinem obligatorischen und 1 fakultativen Aktanten (1 Modell) Es regnet (Blüten).

  • Verben mit 1 obligatorischen Aktanten (7 Modelle). Mich friert. Es graut mir. Es geht lustig zu.

  • Verben mit 1 obligatorischen und 1 fakultativen Aktanten (12 Modelle). Die Mutter kauft (Milch) ein.

  • Verben mit 1 obligatorischen und 2 fakultativen Aktanten (7 Modelle) Die Mutter erzählt (den Kin­dern) (eine Geschichte). Der Lehrer dankt (dem Schüler) (für die Hilfe).


  • Verben mit 1 obligatorischen und 3 fakultativen Aktanten (2 Modelle). Der Arzt antwortet (dem Patienten) (auf seine Frage), (dass er komme).

  • Verben mit 2 obligatorischen Aktanten (23 Modelle). Der Raum gehört der Universität.

  • Verben mit 2 obligatorischen und 1 fakultativen Aktanten (22 Modelle). Der Schüler beantwortet dem Lehrer die Fragen.

  • Verben mit 2 obligatorischen und 2 fakultativen Aktanten (3 Modelle) Der Schüler entgegnete (dem Lehrer) (auf dessen Frage), dass er aufgepasst habe.

  • Verben mit 3 obligatorischen Aktanten (19 Modelle). Der Meister nannte die Frau eine gute Arbeiterin.

  1. semantische Modelle (39 Modelle) Semantische Kasus: Agens

  2. Ursache

  3. Patiens

  4. Vorgangsträger

  5. Zustandsträger

  6. Resultat

  7. Adressat

  8. Instrumental)

  9. Lokativ (Ort)

  10. Lokalisierter Gegenstand

  11. Träger psychischer Prozesse

  12. Gegenstand psychischer Prozesse

  13. Erkenntnisträger

  14. Erkenntnisgegenstand

  15. Wahrnehmungsträger

  16. Wahrnehmungsgegenstand

  17. Relationsträger (dominierendes und untergeordnetes Glied einer Zuordnungsbeziehung)

  18. Existenz, Vorhandensein

  19. Inhalt

  20. Privativ

  21. Identificatum (identifiziertes Glied einer Identitätsbeziehung)

  22. Identificans (identifizierendes Glied einer Identitätsbeziehung)

  23. Eingeordnetes (eingeordnetes Glied einer Einordnungsbeziehung) Eingeordnendes (eingeordnendes Glied einer Einordnungsbeziehung)

!!!!

Unterschiede in der Zahl der Modelle

Unterschiede in der Auffassung der Aktanten

Unterschiede in der Zuordnung der semantischen Modelle

Unterschiede in der Interpretation von solchen Bedeutungen wie Temporalität bzw. Modalität u. д. bei der Darstellung der Modelle

Aussagekraft des Satzmodellierens

  • vor allem in der Fremdsprachendidaktik: Bereitstellung von invariablen Mustern komplexen Charakters

  • Explizitmachen von satzinternen Regularitäten formeller und inhaltlicher Natur

  • Deutlichmachen der theorieabhängigen Unterschiede bei der Beschreibung ein und desselben Phänomens

  • Veranschaulichen von Mechanismen der Überprüfung der Sprache als System in der Rede

  • Verdeutlichung der Beziehung Invariante/Varianten

  • Beschreibung der Relation Satzsemantik/Stzstruktur

  • Erläuterung der Beziehung Kognitive Strukturen/ syntaktische Strukturen

  • Erfassen von Ausdrucksmöglichkeiten für ein und dieselbe Proposition

  • Bewusstmachen von kognitiven Mechanismen beim Versprachlichen der außersprachlich relevanten Wissenbestände


Morphosyntaktische Satzmodelle

Da die Struktur des deutschen Satzes ihr Zentrum im Verb hat, muss das Verb als Haupt-Valenzträger im Satz angesehen werden. Das Verb legt durch seine Valenz einen Stellenplan für den Satz fest. Weil das Verb Haupt-Valenzträger im Satz ist, werden Wesen und Kriterien für die morphosyntaktischen Satzmodelle auch am Verb entwickelt. Folglich werden die durch das Verb als Haupt-Valenzträger konstituierten Satzmodelle auch an den Anfang ge­stellt. Es können jedoch auch valenzgebundene Glieder zu anderen Wortklassen auftreten, die selbst schon von der Valenz eines Verbs (in diesem Falle: Kopulaverb) abhängig sind. Auf diese Weise muss mit einer Hierarchie von Valenzbeziehungen gerechnet werden, bei der die Verben als primäre, die anderen Wortklassen (vor allem das prädikative Adjektiv, aber auch vereinzelt das prädikative Substantiv) als sekundäre Valenzträger angesehen werden können.


Semantische Satzmodelle

Die semantischen Satzmodelle ergeben sich aus der semantischen Valenz, d. h. der Fähigkeit von (lexikalisierten) Prädikaten, durch ihre Bedeutungsstruktur bestimmte Leerstellen zu eröffnen, die durch semantische Kasus zu besetzen sind. Bestimmend für die se­mantischen Satzmodelle ist somit die Bedeutung des Prädikats, von der es abhängt, wieviele und welche semantischen Kasus gefordert werden. Nicht eingeschlossen in die Satzmodelle sind solche Glieder (Modifikatoren), die einen loseren Zusammenhang zum Prädikat haben und nicht in dessen Bedeutungsstruktur eingeschlossen sind.