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Die Konzeptionen des Begriffs der Valenz.

Tesniere geht im Rahmen seiner Abhängigkeitsgrammatik bei seiner strukturellen Satzanalyse vom Verb aus und sieht als dessen „subordines immediats“ die „actants“ und die „circonstans“ (d.h. die „Handelnden“ und die „Umstände“) an. Die „actants“ sind im Satz zahlenmäßig durch das Verb begrenzt. Die Fähigkeit der Verben eine bestimmte Anzahl von Aktanten zu sich zu nehmen, vergleicht Tesniere mit der Wertigkeit eines Atoms und nennt sie Valenz. Er nimmt 3 Arten von Aktanten an, die in gleicher Weise direkt vom Verb abhängig sind und auf der gleichen Ebene stehen. Das sind Subjekt, Akkusativ- und Dativobjekte. Ausgeschlossen aus den Valenzbeziehungen sind bei Tesniere die Adverbialbestimmungen und die Prädikative. Das Subjekt bei Tesniere nur ein semantischer Name für den ersten Aktanten. Aus der traditionellen semantischen Opposition zwischen Subjekt und Objekt macht er die strukturelle Differenz zwischen den ersten und zweiten Aktanten. Nach der Zahl der „actants“ unterscheidet Tesniere avalente Verben (ohne Aktanten), monovalente Verben (mit einem Aktanten), divalente Verben (mit 2 Aktanten), trivalente Verben (mit 3 Aktanten).



Für die deutsche Grammatik ist der Valenzbegriff zuerst von H.Brinkmann und John Erben gebraucht worden. Brinkmann definiert Valenz als „die Fähigkeit des Verbums weitere Stelle im Satz zu fordern“ und Mitspieler als „die Stellen selbst, die für weitere Beziehungen offen sind“. Das Verb bestimmt darüber, wie viele Stellen im Satz besetzt werden müssen/können, und stiftet somit im Satz eine Hierarchie.



Bei Erben taucht der Valenz-Begriff unter dem Terminus „Wertigkeit“ auf. Für ihn bildet das Verb im deutschen Satz den charakteristischen „Aussagekern“. „Von seiner Art und Wertigkeit – man kann sie geradezu mit der Valenz des Atoms vergleichen – hängt es wesentlich ab, welche und wie viele Ergänzungsbestimmungen im Vor- und Nachfeld des Verbs auftreten und das Satzschema gestalten“. Von der Wertigkeit der Verben her, welche an der Zahl von Ergänzungsbestimmungen gemessen wird, entwickelt Erben seine Grundmodelle des deutschen Satzes.



Angesichts der Vielfalt der Konzeptionen des Valenzbegriffs und der Erweiterung des Begriffs „Fügungspotenz“ kann man 3 Gruppen von den Linguisten unterscheiden:

einige, vor allem einheimische (sowjetische), Linguisten betrachten den Begriff der „Valenz“ bzw. „Fügungspotenz“ als eine Eigenschaft, die allen Wortarten zukommt. Diese Konzeption wurde vorbereitet von Bühler, vertreten von Admoni, angenommen von Brinkmann, Kaznelson, Lomtew und Meltschuk. Schattierungen gibt es in Einzelheiten. Z.B. bezeichnet Lejkina die vom übergeordneten Glied ausgehende - im Sinne Admoni’s fakultative - Fügungspotenz als aktive Valenz; die vom untergeordneten Glied ausgehende - im Sinne Admoni’s obligatorische - Fügungspotenz als passive Valenz. Abramow versteht im ähnlichen Sinne die von dem Verb als strukturellem Zentrum ausgehende Potenz als zentrifugal, die zu dem Verb hinführende Potenz als zentripetal.



Die zweite Gruppe von Linguisten besteht, dass die Valenz als eine Eigenschaft nur und ausschließlich dem Verb zukommt.



Die dritte Gruppe vertritt die Meinung, dass der Begriff der Valenz nicht nur aufs Verb oder Wortarten, sondern sogar auf alle sprachlichen Elemente anwendbar ist und sie definiert die Valenz als potenzielle Verknüpfbarkeit von gleichartigen Sprachelementen. Deshalb spricht man in der Linguistik nicht nur von syntaktischen und semantischen Valenzarten, sondern auch von morphologischer und phonologischer Valenz. Es wird neben der äußeren Valenz zwischen Wörtern eine innere Valenz zwischen Konstituenten eines Wortes angenommen.



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Cirkonstant (freie Angabe) ist im Gegensatz zu den vom Verb abhängigen obligatorischen und fakultativen Aktanten ein für die Satzstruktur nicht konstitutives Element. So z.B. können etwa dem grammatisch vollständigen Satz „Ich gehe ins Kino“ folgende weglassbare Angaben hinzugefügt werden: „heute abends“, „mit meiner Freundin“.