Файл: куча умных мыслей Bernhard Schlink.doc

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Добавлен: 21.12.2020

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* er fragt sich welche Bedeutung er für Hanna hatte : ,,Und wer war ich für sie ? Der kleine Vorleser, den sie benutzt hat, der kleine Beischläfer mit dem sie ihren Spaß hatte? Hätte sie mich auch ins Gas geschickt, wenn sie mich nicht hätte verlassen könne, aber loswerden wollte ? (S.153)

* Ist es die Achtung vor ihrer Freiheit, die ihn letztendlich schweigen läßt ?

* seine Retrospektive zeigt, dass es nicht nur moralische Erwägungen waren, die ihn schweigen ließen

* das Schweigen läßt ihn sich ein weiteres Mal schuldig vorkommen

* nach dem Prozessende flieht er vor seiner Vergangenheit und übt keinen ,,handfesten juristischen Beruf aus" (171)

* für ihn ist die Schuld l deutlich geworden und jeder angemessene Urteilsspruch eine groteske Vereinfachung darstellen muß

* er wird in seiner Ehe mit Gertrud nicht glücklich

* er ist immer noch von Hanna gefangen und vergleicht jede Frau mit ihr

* er läßt sich von Gertrud scheiden, was ihn wiederum schuldig werden läßt

* im dritten Teil versucht er seine Schuld gegenüber Hanna zu sühnen, indem er Kassetten bespricht (er nimmt die Rolle des Vorlesers wieder ein)

* er hilft ihr damit, ihr Handicap zu überwinden (Ironie)

* er selbst muß sein eigenes Defizit allerdings einsehen, da er es nicht fertiggebracht hat sie zu besuchen

* Lebensmuster : vor der eigenen Schuld davon laufen, es aber nicht zu schaffen, da er sich zu sehr darin verstrickt glaubt

* Michael ist es nicht mehr möglich, mit dem Finger auf Hanna zu zeigen, da dieser auf ihn zurückzeigt

* Schlinks Sicht über das Verhältnis von ,,erster" und ,,zweiter" Schuld





,, Es war die Schuld derer, die die Verbrechen des Dritten Reiches begangen haben, wie auch derer, die zugesehen haben und nicht eingeschritten sind oder überhaupt weggeschaut haben. Die Rechtsgeschichte lehrt uns, wie Schuld sogar die verstrickt, die nicht einmal Zeugen des Verbrechens waren.

In den früheren Stammeskulturen hatte, wenn ein Angehöriger einer Gemeinschaft gegenüber einem Angehörigen einer anderen Gemeinschaft ein Verbrechen begingt, seine Gemeinschaft die Wahl, ihn auszustoßen oder ihn bei sich zu halten. Behielt sie ihn bei sich , gewährte sie ihm Solidarität, dann teilte sie auch seine Schuld, übernahm gegenüber, übernahm gegenüber der anderen Gemeinschaft Verantwortung und Haftung. Solidargemeinschaft ist auch Schuldgemeinschaft . Ähnlich haben die Deutschen, die Täter der ersten Generation nicht ausgestoßen, sondern als Mitbürger, Politiker, Richter, Professoren, Lehrer und Eltern akzeptiert haben, an deren Schuld teil."





* indem mit Michael ein Mitglied der ,,zweiten" Generation auftritt, dass seine Verstrickung erkennt, wird die Schuldverstrickung der ,,zweiten" Generation parabelhaft verdeutlicht

* Michael kann auf niemanden mit dem Finger zeigen, da dieser auf ihn zurückweist

* die Involvierung in die Schuld der nächsten Generation, wird durch die Verbundenheit ( durch Liebe z.B.) hergestellt

* die Wahl der Liebesbeziehung zu Hanna muß Michael für sich eingestehen, da ,,Solidargemeinschaft = Schuldgemeinschaft" ist

* der Moment der Wahl unterscheidet die Liebesbeziehung von einer Eltern-Kind-Beziehung

* sie ist die einzige Form von Liebe, für die niemand verantwortlich ist (162)

* aber auch in ihr wird man mit der schuld verstrickt (163)





wichtige Textstellen : S. 87, 151, 129, 137-138, 162, 163, 164-165





I) Die Schuldfrage und die Generation der ,,Nachgeborenen" heute





* wie steht es mit der Schuld der dritten Generation

* die dritte Generation steht nicht vor der Wahl Solidarität mit den Tätern zu üben bzw. es zu verweigern

* in dieser Generation herrscht: breites Spektrum echter Betroffenheit, aber auch Gleichgültigkeit, Ablehnung , ,,Flirt" mit faschistischen Gedankengut

* hat mit dem Ende des Schuldzusammenhangs zu tun

* das Vermächtnis an die dritte Generation besteht allerdings trotzdem - Verantwortung

* die Fragen nach dem warum, dem wer, dem wie

J) Hannas Entwicklung während der Haft und ihr Selbstmord





* erst durch Michaels Kassetten und ihr dadurch erfolgendes erlernen des Lesens und Schreibens während der Haft stellt sich bei Hanna ein Unrechtsbewußtsein ein

* sie ist in der Lage ihr Handeln zu ,,buchstabieren" (verstehen) und die Tragweite zu erkennen

* ,,Indem Hanna den Mut gehabt hatte, lesen und schreiben zu lernen, hatte sie den Schritt aus der Unmündigkeit zur Mündigkeit getan, einen aufklärerischen Schritt" (178)

* sie studiert die Literatur der Aufarbeitung der NS-Zeit (193-194)

* damit geht ein gewandeltes soziales Verhalten einher :

* zuerst lebte sie wie im Kloster (196), akzeptierte nur die Frauen, die ihr eine Art Schiedsfunktion zusprachen und ihr äußeres Erscheinungsbild war immer gepflegt

* nachher ist sie ungepflegt (,,sie wurde dick und roch"), lebte im Gefängnis wie eine Einsiedlerin, in freiwilliger Isolation

* bei ihrem ersten und letzten Widertreffen sieht sie Michael als alte Frau wieder

* Michael riecht das Gealtertsein - Geruch : er erinnert sich an den Geruch Hannas und empfindet sie zu alt für ihren Geruch (er nennt ihn einen Fluch)


* stellt das Wissen über ihre Vergangenheit Hanna in Michaels Augen in ein anderes Licht ?

* Verliert sie dadurch sein Attraktivität ?

* Hannas Zerfall deutet ihren Tod an

* sie sagt bei der Begegnung, dass sie sich gegenüber den Toten verantwortlich fühlt - den nur die Toten, die sie ins Gefängnis begleiten, verstehen (187)

* die Mitmenschen in ihrer Umgebung verstehen sie nicht - sie ist ihnen deswegen auch keine Rechenschaft schuldig

* dies könnte ein Grund für die Isolation sein und für den Suizid

* bei den lebenden findet sie kein Verständnis, sondern nur bei den Toten

* Hanna nimmt sich das Leben

* Testament : ihr erspartes Geld soll Michael den überlebenden des Kirchenbrandes bringen

* Wiedergutmachungsversuch oder Freikaufen von Schuld ?

* Hannas Beweggründe bleiben unklar , genau wie ihr Tod







Mögliche Motive für Hannas Suizid :



- Keiner versteht sie, ihre Situation ist anderen unvermittelbar

- sie wird mit ihrer Schuld nicht fertig, weil sie sie nicht wiedergutmachen kann, sie kann der Gesellschaft nicht unter die Augen treten

- ihre Schuld wird, durch die Lektüre der Werke von KZ-Opfern ausgelöst

- sie hat mit dem Leben innerlich schon abgeschlossen

- Michael ist ihr Lebensmittelpunkt und ein Leben mit ihm ist nicht möglich

- sie hat den Analpabetismus überwunden, aber nicht die Minderwertigkeitskomplexe