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Syllogismus
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relativiert oder näher bestimmt wird. Zum Beispiel ist ein ↑
Redeverb ein einfaches syntaktisches Mittel in bezug auf den
Satzteil, der die ↑ Redewiedergabe enthält
(Man sagte, er sei
krank);
es kennzeichnet den folgenden Satzteil als Rede und
verlangt den Konjunktiv oder ein anderes Mittel als formales
Kennzeichen. Zugleich ist es insofern suprasyntaktisches Mittel,
als es für alle weiteren Sätze der Redewiedergabe inhaltlich
gilt and mitunter auch formal bestimmend bleibt (...
krank.
Doch vielleicht könne er kommen. Er habe nämlich ..
.)•
Ausschließlich suprasyntaktisch fungiert z. B. das ↑ Rede-
substantiv, indem es — nachträglich oder im voraus — etwas
als wiedergegebene Rede kennzeichnet
(Er sei/ist krank. Er
könne/kann nicht kommen, habe/hat außerdem . . . Diese
Mitteilung war
...).
Syllogismus
,
argumentierende Gedankenfolge:
Schema der
Fügung von ↑
Hauptgedanken und argumentierenden
Gedanken (↑ Erörtern). Das vollständige Schema besteht aus
vier Sätzen: der Nennung des Aussageziels (Propositio f);
zwei argumentierenden Gedanken (Prämissen); der
Schlußfolgerang (Conclusio f), die inhaltlich identisch mit der
Propositio ist. Ein Beispiel:
Die DDR-Wirtschaft hat die
überkommene wirtschaftliche Zersplitterung zu beseitigen und
ihre ökonomischen Kräfte und Mittel zu konzentrieren
(=
Nennung des Aussageziels).
Der wissenachajtlich-technische
Fortschritt erfordert di eBeseitigung der überkommenen
wirtschaftlichen Zersplitterung und an deren Stelle die
Konzentration der ökonomischen Kräfte und Mittel
(= 1.
Prämisse).
Die DDR-Wirtschaft muß wissenschaftlich-
technischen Fortschritt aufweisen (—
2. Prämisse).
Die DDR-
Wirtschaft hat die überkommene wirtschaftliche Zersplitterung
zu beseitigen und ihre ökonomischen Kräfte und Mittel zu
konzentrieren
(= Schlußfolgerung). Ein solcher vollständiger
Syllogismus wird in der wissenschaftlichen und publizistischen
Praxis selten angewandt, da diese nicht der logischen Schemata
wegen existiert, sondern im Dienst des Menschen steht und
dessen Denken, Wissen und Assoziationsvermögen in
Rechnung stellt. Der Syllogismus wird daher in der Regel
eingeschränkt auf drei oder zwei der vier Sätze. Meist
unterbleibt die zweimalige Nennung des Hauptgedankens als
vorangestelltes Beweisziel bzw. als Sohlußfolgerung, sofern es
sich nicht um eine These,
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Synekdoche
eine zu begründende Behauptung handelt. Oftmals wird der
Hauptgedanke ganz unterdrückt. Dafür können zwei völlig
verschiedene Gründe maßgebend sein. Es kann einmal die
Absicht bestehen, das Publikum die Schlußfolgerung selbst
ziehen zu lassen. Hier liegt Analogie zur ↑ Anspielung vor.
Zum anderen kann die demagogische Absicht bestehen, die
Schlußfolgerung dem Publikum vorzuenthalten — ein
Hauptverfahren imperialistischer Meinungsmanipulation. Der
Syllogismus wird weiterhin dadurch beschränkt, daß statt
beider Prämissen nur eine gesetzt wird. Damit beginnt ein
Prozeß schwindender Beweisführung. Der Prozeß kann so
weit gehen, daß überhaupt keine Urteile (Prämissen) gegeben
werden. Das braucht kein unbedingter Mangel zu sein, da der
argumentierende, exakt begründende Gedanke nur eine
Möglichkeit überzeugender Darlegung ist, keineswegs die
ausschließliche. Allerdings ist sie in der wissenschaftlichen
Abhandlung die geforderte Form der ↑ Gedankenführung.
Insbesondere in publizistischen Texten treten neben die
Syllogismen weitere Gedankenformen, z. B. Frage, Appell,
Ursache/Folge, Gegensatz (↑ Antithese), ↑ Gleichnis,
historischer Vergleich.
Symbol
,
Sinnbild:
Zeichen für eine Klasse von
Erscheinungen.
Symploke
f: Kombination von ↑
Anapher und ↑ Epipher.
Synästhesie
f
: Verschmelzung
mehrerer Sinnes-
empfindungen,
z. B.
das rostige Quietschen der
Schwengelpumpen.
Synekdoche
f
: Art des ↑ Tropus; Ersatz eines Ausdrucks durch
einen Ausdruck, dessen Bedeutung innerhalb der Grenzen des
begrifflichen Inhalts des ersetzten Ausdrucks liegt (↑ aber
Metonymie). Es sind mehrere Grenzen des Begriffsinhaltes, die von
der Synekdoche betroffen. werden können: (1) die Grenzen
zwischen Art und Gattung
(der Apfel
/
das Obst),
(2) die Grenzen
zwischen Teil und Ganzem
(pro Kopf / pro Einwohner),
(3) die
Grenzen zwischen Einzahl und Mehrzahl
(der Mensch / die
Menschen),
(4) die Grenzen zwischen Fertigprodukt und Rohstoff
(Goldmedaille / Gold).
Unterschieden wird die Synekdoche vom Weiteren und die
Synekdoche vom Engeren. — 1. In der Synekdoche vorn Weiteren
wird das Engere durch das Weitere ausgedrückt, und zwar (1) die
Art durch die Gattung (statt
Apfel
wird
Obst
gesetzt), <2) der Teil
durch das Ganze — auch Totum pro
parte (statt
Synkope
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20000 Leipziger waren auf den Beinen
wird gesetzt:
Ganz Leipzig
war auf den Beinen.),
(3) die Einzahl durch die Mehrzahl (statt
Der Mensch geht uns auf die Nerven
wird — zugleich in
euphemistischer Weise — gesetzt:
Die Menschen können einem
auf die Nerven gehen),
(4) das Fertigprodukt durch den Rohstoff
(statt:
Die Olympiakämpferin gewann drei Goldmedaillen
wird
gesetzt:
Die Kämpferin gewann dreimal Gold). —
2. In der
Synekdoche vom Engeren wird das Weitere durch das Engere
ausgedrückt, und zwar (1) die Gattung durch die Art (statt
lebensnotwendige Nahrungsmittel
wird
Brot
gesetzt); (2) das
Ganze durch den Teil — auch Pars pro toto (statt
pro Einwohner
wird
pro Kopf
gesetzt), (3) die Mehrzahl durch die Einzahl (statt
die Menschen
wird gattungsbegrifflich
der Mensch
gesetzt).
Synkope
↑ unter Elision.
Synonyme
n pl:
verschiedene sprachliche Zeichen für ein und
denselben Sachverhalt. (1) Nach dem Bereich des Sprach-
systems, dem die austauschbaren Formen zugehören, unter-
scheidet man zwischen lexischen, morphologischen und syn-
taktischen Synonymen. a) Lexische Synonyme sind austausch-
bare Bezeichnungen für ein Wort, einen Namen (gegensätzliche
lexische Zeichen werden ↑ Antonyme genannt); zu den lexischen
Synonymen zählen die versehiedenen Formen des ↑ Tropus (↑
Metapher, Metonymie, Euphemismus). b) Morphologische
Synonyme sind austauschbare Wortformen
(Brots/Brotes).
c)
Syntaktische Synonyme sind austauschbare syntaktische
Strukturen
(Müllers Sohn / der Sohn Müllers / der Sohn von
Müller / der Sohn des Müller).
(2) Nach den Differenzen in
semantisch-stilistischer Hinsicht (↑ Stilfärbung, Stilschicht) wird
zwischen ↑ begrifflichen Synonymen (nur begrifflich, jedoch nicht
stilistisch gleichwertigen Formen) und ↑ stilistischen Synonymen
(begrifflich und stilistisch deckungsgleichen Formen)
unterschieden. Diese Unterscheidung ist umstritten; sie hängt
davon ab, ob man stilistische Nuancen als zur Bedeutung ge-
hörig betrachtet oder nicht. (3) Nach der Fixierung der Aus-
tauschbarkeit im Sprachsystem trennt man absolute bzw.
grammatische Synonyme und kontextuale Synonyme (↑ kon-
textuale Synonymie). Die vieldiskutierte Frage, wieweit man von
absoluten oder überhaupt von Synonymen sprechen kann, ist im
Hinblick auf den Gesamttext sekundär, weil im Kontext
125
syntaktische Synonyme
auch nicht-deckungsgleiche Formen absolut synonym werden
können.
Vom Standpunkt des Textes dürfen auch Aussageeinheiten und
selbst Aussagekomplexe als synonym bezeichnet werden; hier ist
jedoch zweckmäßigerweise nicht von Synonymen, sondern von ↑
Synonymie (des Textes) zu sprechen. Von den Synonymen zu
trennen sind die landschaftlich begrenzten gleichwertigen
Bezeichnungen, die ↑ Heteronyme.
synonyme Wiederholung:
gedankliche Präzisierung durch ↑
kontextuale Synonymie, daher auch als gedankliche Wieder-
holung bezeichnet. Im Unterschied zur ↑ variierten Wieder-
holung taucht der tragende Ausgangsbegriff nicht wieder auf,
auch nicht in veränderter Form
(eine Replik, eine geschickte
Antwort; etwas Furchtsames, gleichsam Gehetztes).
↑ Wieder-
holung, Synonymie.
Synonymie
f
: gleiche Bedeutung von Wörtern, Wendungen,
Sätzen und deren Strukturen sowie von größeren Texteinheiten.
Synonymie wird ermöglicht durch vorhandene ↑ Synonyme bzw. ↑
Dubletten und durch synonyme Mittel der Struktur, ist jedoch
auch durch verschiedene Anwendung des ↑ Tropus, darunter vor
allem der ↑ Periphrase, zu erreichen. In einem weiteren Sinn
kann sie durch alle Formen des Anderssagens, für die Stilistik
und Grammatik noch keine festen Benennungen haben, erzielt
werden, Maßgeblich ist, auf den Gesamttext bezogen, die
Synonymie der gesamten ↑ Aussage; zu ihr können auch
nichtsprachliche (gestische, intonatorische u. a.) Mittel beitragen.
Synonymie der Aussage, des Textes geht also über grammatische
und lexische Synonymie hinaus; die in Grammatik und
Wörterbuch fixierten Varianten bieten nur eine leicht
handhabbare Grundlage. Der eigentliche Denkprozeß beginnt bei
der Gestaltung und Umgestaltung des Textes (↑ Textgestaltung,
Bearbeitung, neue ↑ Fassung, ↑ auch Redigierung), die eine Ver-
deutlichung und Verschönerung (↑ Ornatus) der Aussage zum
Ziel hat. Eine Sonderform der Synonymie ist die ↑ kontextuale
Synonymie. ↑ auch fakultative Sprachformen.
syntaktische Anapher
↑ unter Anapher.
syntaktische Epipher
↑ unter Epipher.
syntaktische Synonyme
↑ unter Synonyme.
Tabuwort
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T
Tabuwort:
ursprünglich aus religiösen Gründen, aus dem
Glauben an die Identität des Wortes mit der bezeichneten Er-
scheinung gemiedenes Wort. Heute werden bestimmte Be-
zeichnungen vielfach aus politischen Gründen zum Teil be-
rechtigt, zum Teil unberechtigt gemieden. Historische Berech-
tigung liegt vor, wenn Bezeichnungen vermieden werden, die
sich verbrecherische Personen und Institutionen in meist
demagogischer Absicht selbst gegeben haben, z. B.
National-
sozialiamus, Führer, Gauleiter, Ostmark.
Keine historische
Berechtigung liegt vor, wenn imperialistische Sprachmanipu-
lierer offizielle Bezeichnungen wie
Deutsche Demokratische
Republik, Vorsitzender des Ministerrats der DDR, Karl-Marx-
Stadt
(früher Chemnitz) zu Tabuwörtern erklären.
Tautologie
f
: Häufung sinngleicher, auch nach der Wortart
gleicher Wörter
(bereits schon)
im Unterschied zum ↑
Pleonasmus, der Häufung sinngleicher, nach Wortart
verschiedener Wörter
(ein älterer Greis).
Heute werden
Tautologie und Pleonasmus weitgehend synonym gebraucht.
Eine Quelle der Tautologie ist das Nichtverstehen von
Fremdwörtern
(neu immatrikuliert).
Auch Aussagen können
tautologisch sein. Bewußte Tautologie kann in der ↑
Zwillingsformel vorliegen.
Teilausklammerung
↑ unter stilistisohe Ausklammerung.
Teilzitat:
Zitatstück, das in einen eigenen Satz eingefügt oder
zu einem Satz formal vollendet wird. Des Teilzitats bedient
man sich, wenn sich der vollständige Originalsatz nicht der
eigenen Syntax angleichen läßt, wenn er der eigenen Diktion
(↑ Autorstil) widerspricht oder inhaltlich in eine andere Rich-
tung weist oder wenn ein einzelner Begriff (und die dahinter
stehende Auffassung) Gegenstand der Polemik, des Beweises
usw. sind. In der Polemik kann das Teilzitat sowohl der
schrittweisen Widerlegung der gesamten Äußerung als auch
dem Entdecken einzelner Phrasen dienen; als Beleg- oder
Berufungszitat nutzt es eine besonders gültig formulierte
Aussage zur eigenen Beweisführung. Die Möglichkeit, zitierte
Auffassungen absichtlich oder unbewußt zu entstellen, ist
gegeben.
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Tempuswahl
Bei Teilzitaten ist der Wechsel der ↑ Perspektive zu
beachten: Sie sollen z. B. keine Pronomina enthalten, die der
Perspektive des Autors entgegengesetzt sind. ↑ Zitat.
Telegrammstil:
gängige Bezeichnung für satzartige
Formulierungen
in
Telegrammen
und
Zeitungsüberschriften. In dieser Mitteilungsform entfallen
nach Bedarf Artikel, finite Formen des Verbs
sein,
bei
eindeutigen Präpositionen auch Vollverben
(DDR-Elf nach
Bukarest
= ,DDR-Elf begibt sich nach Bukarest'), zuweilen
auch Präpositionen und Konjunktionen
(Länderkampf DDR
—Polen),
in Telegrammen selbst außerdem
oft
Personalpronomina der 1. Person.
Temporalisierung:
Verzeitlichung von Statischem, um die
Aussagen zu beleben, mit Dynamik zu erfüllen. ↑ Dynamik,
Statik.
Tempuswahl:
stilistisch-kompositorische Entscheidung über den
Gebrauch eines Tempus. Tempora haben nicht in jedem
beliebigen Zusammenhang die gleiche Funktion. Sie können
zugleich mit den zeitlichen Bezügen Geltungsgrad,
Hervorhebung (Anteilnahme) und ↑ Perspektive bezeichnen.
Zwang zu einem bestimmten Tempus herrscht z. B. bei mündlicher
oder schriftlicher Beschreibung existierender Sachen und
Bezüge und beim Bericht über jetzt ablaufende Vorgänge
(Direktreportage). Mitunter werden auch bestimmten
Grundhaltungen bestimmte Tempora zugewiesen, so nach
Weinrich das Präteritum und das Plusquamperfekt der
erzählenden Haltung („erzählte Welt"), das Präsens und das
Perfekt der besprechenden Haltung („besprochene Welt"). Doch
gibt es relative Möglichkeiten der Wahl zwischen Präteritum
und Perfekt, und unter bestimmten. Bedingungen kann von
einemTempus zum anderen gewechselt werden. — z. B. vom
Futur zum Präsens oder vom Plusquamperfekt zum Präteritum —
, ohne daß ein Wechsel in den Zeitbezügen erfolgen würde.
Stilistisch, d. h. durch Gedankenführung, durch
kompositorische und sprachästhetische Erwägungen bedingte
Tempusformen sind (1) das Perfekt im erzählenden Text; (2) das
Perfekt als rahmengebendes Tempus (Einleitungs-, Schluß-,
Rahmentempus); (3) das Präsens im Präteritumtext (↑
historisohes Präsens); (4) das Prasens als durchgehendes
Erzähltempus; (5) das Präsens der ↑ direkten Reflexion; (6) das
Präteritum oder Präsens der ↑
erlebten Rede
Terminus
128
und der ↑ erlebten Reflexion; (7) das durch die Einbeziehung
eines noch gegenwärtigen Sachverhalts in die Erlebnis-Ebene — in
den Präteritumkontext — bedingte Präteritum (↑ Präterital-
anziehung); (8) Ersatztempora (ursprüngliche Modi) zum Aus-
druck zukünftiger Sachverhalte vom Standpunkt eines ver-
gangenen Geschehens; (9) Tempusformen, die zur Vermeidung
störenden ↑ Gleichklangs gewählt werden, also z. B. Präteritum
für wiederholtes Plusquamperfekt oder Perfekt, Präsens oder
Modalformen für wiederholtes Putur. So werden längere Text-
stücke im Plusquamperfekt, Perfekt oder Futur nicht allein
wegen der Unschönheit gleichklingender Formen vermieden,
sondern auch wegen der ungewollten Anaphorik des Faktischen
(hatte
oder
hat geschrieben/gedacht),
darüber hinaus auch aus
Gründen der Sprachökonornie. Deshalb wird in solchen Fällen
durch ein Signal, das den folgenden Text weiter als zeitlichen ↑
Rückgriff kennzeichnet
(damals, in dieser Zeit),
zum einfachen
Tempus übergeleitet. Der abermalige Wechsel zur ursprünglichen
Zeitebene wird wiederum mit lexischen Mitteln
(nun, jetzt)
signalisiert (im übrigen ergibt er sich meist durch den Inhalt). ↑
Berichtstempora, Erzähltempus.
Terminus
, auch
Fachausdruck:
Ausdruck innerhalb eines be-
stimmten Fachgebiets mit einer weitgehend festgelegten Be-
deutung im Gegensatz zum nichtfachbezogenen Ausdruck, bei
dem Mehrdeutigkeit möglich ist (↑ Polysemie). Das Verstehen
eines Terminus setzt im allgemeinen die Kenntnis der fachlichen
Systembezogenheit voraus, doch werden zahlreiche Termini auch
außerhalb des Fachgebiets verstanden, z. B.
Akkumula-
tionsfonds.
↑ auch Professionalismus.
territoriale Dubletten
↑ unter Dubletten.
Tertium comparationis
n:
das Dritte des ↑ Vergleichs, das Ge-
meinsame zweier ähnlicher Erscheinungen, analoge Eigen-
schaften, vergleichbare Merkmale. Ähnlichen Erscheinungen
sind unähnliche Eigenschaften beigemengt. Der Mischungsgrad
zwischen ähnlichen und unähnlichen Eigenschaften variiert.
Extremfälle sind der Gegensatz (↑ Antithese) als Extrem des
Unähnlichen und die ↑ Synonymie als Extrem des relativ Sinn-
gleichen. Beide Extreme markieren die Grenzen des ↑ Ver-
gleichs. Das Ahnliche erscheint entweder als ↑ Beispiel oder als
assoziativer Vergleich. Die Grenzen sind fließend. Beim Bei-
129
Text
spiel dominiert als zwingendes Drittes des Vergleichs der
objektive, fixierte, dokumentarische Sachverhalt (↑ Sachver-
gleich); bei den assoziativen Vergleichen, insbesondere in
publizistischen und belletristischen Texten, tritt das Assozia-
tionsvermögen der vergleichenden Person stärker in Erschei-
nung. Die vergleichende Person setzt ausdrücklich die Be-
ziehung zwischen Sach- und Übertragungsebene. So erscheint
diese Beziehung bei Hegel als „subjektiv Gemachtes"; Hegel
spricht daher vom „subjektiven Dritten", da der Vergleichende
nach seiner eigenen Anschauung die Ähnlichkeit flndet und die
Sache durch das verwandte, ähnliche Bild veranschaulicht und
erklärt. In diesem Sinn wird das subjektive Dritte, das Tertium
comparationis, der ideelle Angelpunkt für die in Vergleich ge-
setzten Erscheinungen. Es nimmt seinen Ausgangspunkt in den
Anschauungen, d. h. in den Ideen der vergleichenden Person.
Es verrät auf intime Weise die Gedanken des Autors (↑ bild-
licher Vergleich).
Nach Aristoteles ist es das Kennzeichen des Genies, das Gleiche in
den Dingen zu finden. Lessing gelangt zu der Erkenntnis, daß
in einer vollkommenen Darstellung Begriff und Bild
zusammengehöre wie Mann und Weib. Goethe, der sich selbst
einen „Gleichnismacher" nennt, meint, man dürfe ihm Gleich-
nisse nicht verwehren, da er sich sonst nicht zu erklären wisse,
und faßt diesen Gedanken in den assoziativen Vergleich: „In
Gleichnissen laufe ich mit Sancho Pansas Sprichwörtern um die
Wette."
Text
: im stilistischen Sinne jede schriftliche oder mündliche
Gesamtäußerung. Der Text sagt, was die Sache ist, die in ↑
Aussage, in Wort umgesetzt wird. Die Sache muß sich selbst
tragen. Diese sich selbst tragende Sache heißt der Gegenstand,
der sich in seinen Verhältnissen und Begebenheiten, in der
Vielzahl der Umstände und deren Entwicklung kundgibt.
Beabsichtigter ↑ Effekt des Textes ist, den Gegenstand dem
Publikum bewußt zu machen (↑ Aussageabsicht). Jeder Text
hat eine Form, seine Form mit bestimmenden Merkmalen (↑
Stilzüge). Texte mit ähnlichen bestimmenden Formmerk-
rnalen schließen sich als Genre bzw. als Gattung (↑ Genrestil
bzw. ↑ Gattungsstil) zusammen. In bezug auf ↑ Perspektive und
Originalität ist der Text einzuteilen in ↑ Autortext und ↑ perso-
9 Stükunde
Textgestaltung
130
nalen Text. Zur Gliederung von Texten ↑ Dreiteilung, ↑ Zwei-
teilung.
Textgestaltung
: strukturell-gedankliche und sprachliche For-
mung einer ↑ Aussage, auch als ↑ Stilisierung bzw. ↑ Stil-
gestaltung bezeichnet.
Jedes Schreiben und Sprechen ist zugleich Textgestaltung, denn
jeder Text hat ↑
Stil. Die Gestaltung erfolgt in verschiedenem
Grade bewußt. Nachlässige Alltagsrede ist kaum oder nur intuitiv
gestaltet. Höchste Bewußtheit liegt gewöhnlich künstlerischer
Textgestaltung zugrunde; sie zielt auf ↑ Dichte und Ästhetik der
Aussage (↑
ästhetische Stilisierung). Bewußtheit bei
wissenschaftlicher Darstellung hat anderen Charakter; deren
Maßstab ist vor allem ↑ Präzision. Ähnliches gilt für
Amtsdokumente, die freilich in der Klassengesellschaft bewußt
auf Präzision verzichten, diese durch augenfällige Eleganz
verdecken können.
Jedes sinnvolle sprachliche Mitteilen fordert Gedankenformung
und Sprachformung. Nicht der Stil an sich wird gestaltet, sondern
die Gedanken werden geformt und mit ihnen ihre Hülle. Das
Schaffen und Mitgestalten (so auch die ↑ Redigierung bzw. ↑
Lektorierung) von Texten ist das Feld, auf dem sich — neben der
ideellen Qualifikation des Autors für das Thema — theoretische
Kenntnisse der Stilistik und methodische Prinzipien der Stillehre
zu bewähren haben.
Thema
: 1. im stilistischen Sinne der begrifflich abgegrenzte Ge-
genstand (das Subjekt im weitesten Sinne) einer Darstellung (↑
Text), über den eine mehr oder weniger umfassende ↑ Aussage
gemacht werden soll. Dieses Thema selbst ist nicht Aussage; es
wird ausschließlich nominal formuliert
(über ... / zum / zur ... /
betreffend den/die/das).
Die Formulierung in einem Satz mit
Prädikat ist bereits Quintessenz, Resümee, ↑ Hauptaussage einer
Mitteilung, also ↑ Inhaltsangabe. Mit der ↑ Überschrift ist das
Thema nur in wissenschaftlichen Texten identisch; die Überschrift
hat auch andere Funktionen als die Themaangabe, sie kann das
Thema sogar bewußt umgehen. - 2. in der kontextual orientierten
Grammatik der Teil des Satzes, der keine neue Aussage bringt,
sondern auf Bekanntes bzw. Vorausgegangenes, Gegebenes
zurückgreift, im Unterschied zum Thema, das die eigentliche
Mitteilung gibt. Auch das Thema in
131
Titel
diesem Sinn ist nicht Aussage, sondern (in einem allerdings
engeren, jedoch nicht formal-grammatischen Sinn) Gegenstand. — 3.
auch, besonders in älterer Aufsatzlehre, der Grund- oder
Leitgedanke eines Textes (dazu
Thema probandum =
,der zu
beweisende Satz'); dieser wird je nach stilistischem Gesichtspunkt
und praktischer Realisierung im Text genauer als vorgefaßter
Grundgedanke, ↑ Aussageabsicht, ↑ Hauptaussage oder Aussage des
Textes bezeichnet.
Thema probandum
n
↑ unter Thema 3.
theoretische Stilistik
↑ unter Stilistik.
Titel
: Ankündigung einer Aussage oder eines Auasagekomplexes. Die
Bezeichnung wird oft im Gegensatz zur ↑ Überschrift gebraucht,
die auf den Einzelbeitrag bezogen wird. Diese Gegenüberstellung ist
unberechtigt.
Die Funktion des Titels ist unterschiedlich je nach dem Bereich der
zugehörigen Texte. In wissenschaftlichen Publikationen sollen
Titel exakt über das ↑
Thema orientieren, im übrigen haben sie vor
allem Reizfunktion, daneben auch grob informierende Funktion.
Auch logisch sind Titel keine einheitlichen Gebilde. Sie können ein
Thema angeben, d. h. einen Begriff oder Begriffskomplex mit
spezifizierenden Attributen nennen
(Die Entscheidung / Die Heiden
von Kummerow), od
er eine ↑ Aussage bilden, die die Textaussage
vorwegnimmt, sei sie real gedacht (Zeitungsgenre:
Gewerkschaften
wollen keine Halbheiten)
oder gleichnishaft
(Die Toten bleiben
jung).
Aussagetitel in diesem Sinn sind jedoch nicht an ein
Prädikat gebunden. Namentlich in telegrammartig formulierten
Pressetiteln lassen viele nominale Formulierungen die Interpretation
als Aussage zu, und zwar nicht nur, wo offensichtlich das Verb
ausgelassen wurde
(DDR-Delegation [ist] nach Ulan-Bator [gereist]),
sondern auch bei Substantivierungen
(Hohe Ehrung für Frans
Masereel =
,Frans Masereel wurde hoch geehrt'). Bei
Verbalabstrakten ist der Artikel entscheidend:
Der Empfang des
Ministerrates
ist Thematitel,
Empfang des Ministerrates
ist
verkappte Aussage (= ,Der Ministerrat gab einen Empfang'). Titel
existieren nicht für sich, sondern neben und über dem Text, dessen
Hauptaussage bzw. Hauptproblem sie andeuten. Dabei müssen Titel
und Textaussage(n) eine stilistische Einheit bilden. ↑ auch
Sprachrhythmus, Stabreim.
9*