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Totum pro parte         

                                                                                132

Totum pro parte 

↑ unter Synekdoche.

Tractatio 

↑ unter Rhetorik.

Treppensätze

: Bezeichnung für Sätze mit mehreren jeweils ein-

ander untergeordneten Gliedsätzen.

tropische Wiederholung: 

Veranschaulichung eines Begriffs, einer 

Definition,   eines   Urteils,   einer   Schlußfolgerung   durch   einen  ↑ 
Tropus. Die tropische Wiederholung hat einen festen Platz in der 
politischen   Publizistik,   z.   B.  

Wer   war   das   Thema,  das   Herrn 

Camphausen  so begeisterte, daß er begeisternd zu Begeisterten 
sprach? Wer der Äneas  dieser Äneide vom 6. Juni? Wer anders 
als der Prinz von Preußen! 

(Marx). ↑ Wiederholung. 

Tropus:  

Wendung; Ersatz einer Bezeichnung durch einen nicht 

von   vornherein   synonymen   Ausdruck.   Zum   Beispiel   gelten 

anfangen  

und  

beginnen  

lexikologisch als Synonyme; die Wen-

dungen  

an den Start gehen, den Stein ins  Rollen bringen, aufs 

Tapet bringen  

aber können nicht von vornherein als Synonyme 

gelten,   da   sie   jeweils  nur   unter   bestimmten   kontextualen 
Bedingungen an die Stelle der weitgehend sinngleichen Verben 

anfangen  

bzw.  

beginnen  

treten können. Hauptarten des Tropus 

sind: ↑ Emphase, ↑ Hyperbel, ↑ Ironie, ↑

 

Katachrese, ↑ Litotes, 

↑  Metapher,  ↑  Metonymie,  ↑  Periphrase,  ↑  Synekdoche. Ver-
schiedene   Tropen   sind   untereinander   kombinierbar,   z.   B.   ist 
Falladas   Titel  

Wolf   unter   Wölfen  

zugleich  ↑  Periphrase   des 

Personennamens   und   Metapher   für   die   Klassenzugehörigkeit 
der Person und ihre Stellung in der Gesellschaft.

    

U

Überarbeitung 

↑ unter Bearbeitung. 

übersatzmäßige Einheit 

↑ suprasyntaktische Einheit. 

Überschrift:  

eindeutschendes  Wort für das Polysem  ↑  Titel. In 

der   Praxis   wird   die   Überschrift   meist   als   eine   Unterart   dem 
umfassenderen   Titel   gegenübergestellt,   z. B.    

Buchtitel    — 

Kapitelüberschrift   /   Zeitungstitel   —    Artikelüberschrift.   

Die 

Trennung ist unberechtigt, da es z. B.  in der Journalistik

133             

                                                                

 variierte 

Wiederholung

neben Zeitungstitel und Artikelüberschrift noch andere Formen des 
Titels   gibt,   die   sich   in   bezug   auf   den   Zusammenfassungsgrad 
unterscheiden   (Seitentitel,   Sammeltitel,   Gliederungstitel, 
Obertitel, Untertitel, Zwischentitel usw.); sie sind begrifflich  der 
Überschrift   teils   über-,   teils   untergeordnet.   Die   Bezeichnung 
Überschrift kann deshalb nur als praktisches Synonym für eine 
bestimmte Art des Titels gelten. 

Übersteigerungsformel 

↑ unter Hyperbel. 

Übertreibung 

↑ unter Hyperbel. 

Umgangs[spracli]stll 

↑ Alltags[sprach]stil. 

umrahmende     Wiederholung:     

Wiederholung     texteinleitender 

Begriffe oder Wortfügungen am Ende des Textes oder eines Text-
abschnittes nach dem Prinzip des ↑ Rahmenbaus. 

uneigentlich direkte Rede 

↑ unter erlebte Rede. 

uneingeleiteter Dialog 

↑ Blankdialog.

unverbundene Aufzählung,  

Asyndeton n:  

nicht durch Konjunk-

tionen   verbundene,   mehrgliedrige,   inhaltlich   unabgegrenzte, 
jedoch stilistisch hervortretende Wortgruppe, z. B.  

Ein Schreib-

tisch, ein Sitzungstisoh, acht Stühle, ein Schrank, ein Garderoben-
ständer,   zwei   Bilder,   Rundfunkempfänger   —   einfache,   leichte 
Möbel, glatt und hell, sachlich: das Zimmer des Kommandeurs 

(H. 

Hauptmann). Durch die unverbundene Aufzählung wird hier die 
Absicht, Impressionen zu geben, verwirklicht.
 

    

V

Variation 

↑ stilistische Variation.

variierte   Wiederholung:  

Veränderung   der   Ausgangsbezeichnung 

durch Abwandlungen und Zusätze verschiedener Art  

(alles,  aber 

auch   alles;   nichts,   aber   auch   gar   nichts).  

Der   variierten 

Wiederholung   eines   leitmotivisch   verwendeten  ↑  Zitats   oder  ↑ 
Teilzitats bedient sich gern das polemische ↑ Erörtern, vgl. dazu 
Engels'   Streitschrift   „Herrn   Eugen   Dührings   Umwälzung  der 
Wissenschaft".  ↑  auch   etymologische   Wiederholung,   Wieder-
holung.


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veranschaulichende Merkmalsfolge

                                                134

veranschaulichende Merkmalsfolge: Aufzählung von bestimmen-
den Merkmalen zu einem Begriff, einer Sache, einem Vorgang,
einer Handlung, einem Prozeß, einer Person, einem Kollektiv,
einer Gemeinschaft. Die veranschaulichende Merkmalsfolge hat
ihren Platz im berichtenden, beschreibenden, charakterisieren-
den,   erzählenden,   schildernden   Text.   ↑  Epithetahäufung,
Hauptaussage, Nebenaussage; ↑ auch Anapher, Epipher, Kern-
gedanke.

Verba agendi

 ↑ unter Redeverb.

Verba dicendi

 ↑ unter Redeverb.

verbale Klammer

 ↑ unter Klammerung.

Verbalstil

:  Darstellungsweise,  die  bestrebt  ist,  dem   8atz    in 

lexisch-semantischer und rhythmischer  Hinsicht  möglichst viel 
Bewegungsfreiheit   zu   verschaffen,   und   zwar   durch   den   Ge-
brauch   von   Pradikaten,   die   ausschließlich   aus   dem   Verbum 
finitum gebildet sind (z. B.  

er kam,  sah,  siegte),  

durch Häufung 

und mitunter Wiederholung von Verben (z. B. 

Krähengesichtig . 

.   .   hocken   sie,   hocken,   hocken   und   hocken  

[Borchert]),   durch 

Gebrauch   von   Bewegungsverben   statt   Zustandsverben   

(Es 

grünt  

statt  

Es   ist   grün),  

durch  ↑  Personifizierung  

(Der   Motor 

brüllte und donnerte und fraß gierig das endlose Band der weißen 
Uferstraße in sich hinein 

[Weiskopf]). ↑ Dynamik, ↑ aber Nomi-

nalstil, Zuordnungshäufung.

Verba sentiendi

 ↑ unter Reflexionsverb.

verbundene Aufzählung

Polysyndeton  n: 

durch Konjunktionen 

verbundene,    mehrgliedrige,    inhaltlich  unabgegrenzte,     jedoch 
stilistisch hervortretende Wortgruppe, z. B. 

Der Hund / Ist kräftig 

und klug und gekauft / Die Gärten zu bewachen 

(Brecht).

Verdeutlichung

  ↑  grammatische   Verdeutlichung,   kontextuale 

Verdeutlichung, Spracheffizienz.

Vergleich

:   Darstellungsverfahren,  das  sich  das  Gemeinsame  in 

den Eigenschaften zweier oder mehrerer Erscheinungen zunutze 
macht.   Diese   gemeinsame   Eigenschaft   ist   das  ↑  Tertium 
comparationis. Formen des Vergleichs sind der  ↑  Sachvergleich 
und der ↑ bildliche Vergleich.

verkleidete Gedankenführung

 ↑ unter Gedankenführung.

verschleierte Rede

 ↑ unter erlebte Rede.

verschlüsselte Gedankenführung

 ↑ unter Gedankenführung.

135              

                                                                                

Vorreiter

Verweisung

:   sprachlicher   Ausdruck   der   Gedankenverflechtung, 

Bezugnahme auf anderweitig geäußerte Gedanken;  oft in Paren-
thesen erfolgend 

(wie schon bemerkt. ..). 

Voluntas 

↑ unter Rhetorik.

Vorausdeutung: 

andeutende Vorwegnahme eines in bezug auf das 

eben   dargestellte   Geschehen   erst   später   eintretenden   (und   dann 
nochmals   dargestellten)   Geschehens.   Die  Vorausdeutung  ist  der 
mehr   literaturtechnische   Begriff  (mit   leicht   mythisierendem 
Beiklang) für die stilistisch orientierte Bezeichnung ↑ Vorgriff.

Vorgriff

:   Ausweichen   aus   der  ↑  Zeitebene   eines   Textes,   Er-

wähnung oder kurze Ausführung eines Geschehens, das in bezug auf 
das   augenblicklich   dargestellte   erst   zukünftig   ist.   Es   gibt   im 
Deutschen   kein   eigentliches   Vorgriffstempus;   Vorgriffstempora 
werden durch Umschreibung gebildet. In  ↑  erlebter  Rede bzw.  ↑ 
erlebter   Keflexion   kann   auch   das   Präteritum   bei  Vorgriffen 
verwendet werden. 

(Er wußte: morgen war es so weit.), 

in ↑ direkter 

Reflexion   wie   in   der   Alltagsrede   das   Präsens.  ↑  Rückgriff, 
Rückblende, Tempuswahl, ↑ auch Vorausdeutung.

Vorreiter:   1.  

ironisch-bildhafte   Bezeichnung   für   Bezugswörter 

und   -fügungen,   die   den   semantisch   wichtigeren  Begriff   syntak-
tisch unterordnen. Vorreiter sind ursprünglich sinnvolle, dann aber 
meist  schablonisierte  Wörter  und Fügungen  wie  

Sache  des/der, 

Frage des/der, Problem des/der, aus den Reihen der (

= ,aus der'), 

im Zuge des (= 

.beim'), 

im Interesse der 

(= ,für die'), 

in der Zeit des 

(=   ,während'),  

auf   den   Seiten   der   (—  

,in   der').  Neben   solchen 

floskelhaft   gewordenen   Wortkomplexen   kann   auch   jede 
Wortgruppe als Vorreiter bezeichnet werden, bei der die Aussage 
allein   im   formal   abhängigen   Satzteil,   dem   Attribut,   vollzogen 
wird, z. B. in der folgenden Formulierung:  

die Schaffung einer 

atomwaffenfreien   Zone   fordern   (=  

,eine   atomwaffenfreie   Zone 

fordern'); 

alle Kraft im Dienste der Verwirklichung der Beschlüsse 

zur Durchführung des (= 

alle Kraft für den). Derartige Fügungen 

waren oft Gegenstand satirisch überspitzter Sprachglossen, so daß 
in   bedeutenden   Publikationen   und   Publikationsorganen   diese 
Unsitte   kaum   mehr  zu   finden   ist.   —   Bei   der   Vorreiter-
Konstruktion   handelt   es   sich   um   einen   Widerspruch   zwischen 
Inhalt und Form, indem die begrifflich domi-


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Vulgarismus                                                 

                                                136

nierenden  Vorstellungen  grammatisch —  möglicherweise  sogar 
mehrfach — untergeordnet sind. — 2. Bezeichnung für ↑ rhetori-
sche   Floskeln,   Satzteile   und   Sätze,   die   keine   inhaltliche   Be-
deutung   haben,   günstigenfalls   die   eigentliche   Äußerung   („zur 
Sache") vorbereiten, z. B.  

ich würde sagen, ich würde meinen; 

man könnte  sagen; meiner Meinung nach —  wenn  ich das so  
sagen  darf   —   könnte  man.  

Vorreiter  dieser  Art   müssen  unter-

schiedlich beurteilt werden: (a) Formulierungen wie  

Was  diese 

Frage betrifft / Erwähnenswert ist / Es muß besonders hervor-
gehoben   werden  

können   signalgebende   Übergänge   zu   neuen 

Gedanken   bilden,   die   die   besondere   Aufmerksamkeit   bean-
spruchen; (b) sie können auch bewußt einer kurzen Denk-, einer 
Erholungspause innerhalb einer längeren Rede dienen (und z. B. 
auch eine Pause im Mitschreiben schaffen); (c) sie können aber 
auch eine sonst eintretende Leere überbrücken wollen, belanglose 
Sachverhalte aufbauschen usw. — 3. In einem noch weiteren Sinn 
kann   jedes   entbehrliche   Epitheton   zu   einem   sinnwichtigen 
Begriff,   vor   allem   das  ↑  stehende   Epitheton   oder   auch   eine 
Gruppe stereotyper Charakterisierungen zu einem Substantiv, als 
Vorreiter bezeichnet werden. 
Häufung von Vorreitern beeinträchtigt den ↑ Effekt der Äußerung; 
sie führt zum Desinteresse an der eigentlichen ↑ Aus-sage.

Vulgarisnius: 

grober, derb-dreister, vulgärer Ausdruck; er kann als 

charakterologisches Mittel dienen. ↑ Stilfärbung, Stilschicht.

   W

wachsende Glieder:  

zunehmende Quantität der Teile einer  ↑  Auf-

zählung oder  ↑  Wiederholung, z. B. der Silbenzahl aufgezählter 
Wörter   oder   der   Wortlänge   bzw.   Wortzahl   parallel   gebauter 
Satzteile   (↑  Isokolon)   und   schließlich   auch   parallel   geführter 
Gedanken (↑ Isolog). Das Prinzip der wachsenden Glieder darf als 
eine quantitative ↑ Klimax bezeichnet werden. Es gilt als

137                             

                                                

Wörtlichnehmen

 

„Gesetz", als Stilprinzip   (Prinzip der Steigerung), doch ist auch 
das der ↑ Antiklimax entsprechende Gegenteil möglich. 

Werkstil 

↑ unter Stilarten.

Wiederholung:  

Häufung des Gleichen; Methode der  ↑  Gedanken-

führung,   bei   der   einzelne   Wörter,   Wortgruppen,   Sätze   oder 
kompositorische Strukturen, die gleichen Inhalts sind, in gleicher 
oder   verschiedener   Weise   und   in   verschiedener   Häufigkeit 
aufgegriffen  werden,   um  aussagewichtige  Sinneinheiten   zu  ver-
deutlichen. Über einen längeren Text hinweg fungieren Wieder-
holungen   als   Sinnbrücken,   als   leitende   Motive   für   das   Ver-
ständnis.   Formen   der   Wiederholung   sind:  ↑  etymologische 
Wiederholung,  ↑  Isokolon,  ↑  synonyme Wiederholung,  ↑  tropi-
sche   Wiederholung,  ↑  umrahmende   Wiederholung,  ↑  variierte 
Wiederholung, ↑ wörtliche Wiederholung. ↑ auch Akkumulation, 
Amplifikation.

wissenschattlicher   Sprachstil:  

Sprachstil   wissenschaftlicher   Be-

schreibung, Erörterung und Darlegung. Deren Hauptkenn-zeichen 
ist   Sachbezogenheit,   Entindividualisierung,   Gebrauch  der 
Terminologie. Auf diese und ähnliche Charakteristika stützt  sich 
die Ausgliederung wissenschaftlicher Darstellungsweise als  eines 
besonderen  ↑  Bereichsstils.   Da   Hauptzweck   wissenschaftlicher 
Mitteilungen die Ausbreitung und Diskussion von Erkenntnissen 
ist,   kann   wissenschaftlicher   Sprachstil   spezieller   in   seinen 
hauptsächlichen  ↑  Darstellungsarten  ↑  Beschreiben,  ↑  Erörtern 
und ↑ Darlegen gefaßt werden. Kennzeichnend für den ↑ Denkstil 
wissenschaftlicher   Mitteilungen   sind   vor   allem  eine   streng 
logische,   oft   vom   Generellen   zum   Speziellen   schreitende  ↑ 
Disposition,   meist   argumentierende   Gedankenfolge   (↑ 
Syllogismus), maximale ↑ Dichte und ↑ Präzision. 

Wortfolge 

↑ Normalfolge, stilistische Satzgliedfolge. 

Wort-Ironie 

↑ unter Ironie.

wörtliche Wiederholung: 

grammatisch unveränderte, durch keinen 

semantischen   Zusatz   vermehrte   Wiederaufnahrne   von 
Ausdrücken,   entweder   unmittelbar   hintereinander   oder   in 
Abständen,  z.  B.  

Lernen,   lernen  und  nochmals  lernen.  

Sonder-

formen   der   wörtlichen   Wiederholung   sind   lexische  ↑  Anapher, 
lexische ↑ Epipher und ↑ Anadiplose.

Wörtlichnehmen: 

Art des ↑ Wortwitzes; bewußte Ausnutzung des 

polysemischen Charakters von Sprachformen (↑ Polysem);


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Wortspiel                                                 

                                                138

humoristisch   pointiert   z.   B.:  

Verkäuferin   zum   Käufer   eines 

Spiegels: „Soll ich Ihnen den Spiegel einschlagen?" Käufer: „Um 
Himmelswillen!" 

↑ auch Namenwitz. 

Wortspiel

: 1. im engeren Sinne eine Art des  ↑  Wortwitzes; die 

geistvolle, oft humoristische oder satirische Verbindung teilweise 
gleicher Sprachformen in einer Aussage  

(Und die Lautesten  sind 

nicht   immer   die   Lautersten.  

[Bredel])   oder   einer   einzelnen 

Bezeichnung (humoristische oder satirische ↑ Kontamination). — 2. 
im weiteren Sinne Bezeichnung für ↑ Wortwitz. Wortverbindung 
↑ stehende Wortverbindung. 

Wortwitz

,  

Sprachwitz:  

Sammelbezeichnung für die zahlreichen 

Möglichkeiten,   aus   der   Mehrdeutigkeit   von   Sprachformen   (↑ 
Polysem),   aus   der   Verbindung   lexischer   Elemente,   aus   paro-
dierender  Nachahmung,   aus   der  Veränderung   des   Einzelwortes 
und   der   Variation   bekannter   Sprichwörter,   aus   „verbogenen 
Zitaten"   (Weinert)   u.   dgl.   humoristische   oder   satirische   Wir-
kungen zu erzielen.  ↑  Doppelsinn, Namenwitz, Wörtlichnehmen, 
Wortspiel.

Z

Zahlenhyperbel

 ↑ unter Hyperbel.

Zeitebene

:   realer   oder   fiktiver   Zeitbereich   eines   dargestellten 

Geschehens, z. B. beim funkischen Direktbericht (Funkreportage) 
ein   gegenwärtiger   Abschnitt,   beim   historischen  Roman   ein 
Zeitbereich   der   Vergangenheit.   Ein   Text   kann   mehrere   Zeit-
ebenen   enthalten;   von   einer   hauptsächlichen   Zeitebene   kann 
übergewechselt   werden   in   eine   andere,   frühere   (↑  Rückgriff, 
Rückblende) oder in eine — relativ oder absolut — zukünftige (↑ 
Vorgriff).   Auch   Wechsel   aus   einer   eigentlich   vergangenen 
Zeitebene in eine fiktiv gegenwärtige ist möglich (↑  historisches 
Präsens).   Die   Übergänge   werden   durch   Tempuswechsel   oder 
andere Tempussignale (z. B. Tempusadverbien) markiert. 

Zeitstil

,  

Epochalstil:  

zusammenfassende Bezeichnung für die in 

einer gesellschaftlichen Periode herrschenden allgemeinen

139                                                 

                                                

Zitat

↑  Stilzüge und besonders Stilnormen (↑  Sprachstilnormen).  Der 
Zeitstil ist bedingt durch Gemeinsamkeiten in der materiellen und 
insbesondere in der geistigen Kultur, namentlich durch  aktuelle 
literarische Traditionen (z. B. durch Rezeption antiker Literatur in 
einem   bestimmten   Zeitabschnitt),   auch   durch   literarische 
Modeerscheinungen.   Die   Kenntnis   historiseh   begrenzter 
Stilmerkmale   ist   bei   der   Einschätzung   von   Texten  früherer 
Epochen, insbesondere Werken des kulturellen Erbes

y  

dringlich. 

Zeitunggsprache

 ↑ Zeitungs[sprach]stil.

Zeitungg[sprach]stil

,  unexakt  

Zeitungssprache:  

eine  schriftliche 

Variante des  ↑  publizistischen Sprachstils; Bezeichnung für die 
Eigenheiten   des   Sprachstils   der   Zeitungen,   auch   der   Presse 
allgemein.   Der   abwertende   Charakter,   der   insbesondere   der 
Bezeichnung   „Zeitungssprache"   inneliegt,   rührt   aus   unspezi-
fischen   Untersuchungen   her,   aus   der   Auslese   negativer   Stil-
merkmale,   z.   B.   der   Häufung   von  ↑  Fertigstücken,   unmoti-
viertem ↑ Nominalstil, einem Übermaß an ↑ Zuordnungshäufung 
in bestimmten Teilen bzw. Genres der Presse. 

Zeugma

 

n: 

unlogische, sprachwidrige Verbindung von zwei oder 

mehr Ausdrücken (Wörtern, Wortfügungen) durch Ein-sparung 
eines   logisch   notwendigen   Satzglieds;   vielfach   herbei-geführt 
durch   ein   polysemes   Verb   (↑  Polysem),   das   zugleich   zu   den 
verschiedenen   Ausdrücken   in   unterschiedlicher   Bedeutung  zu 
verstehen   ist.   Als   beabsichtigter  ↑  Wortwitz   erscheint   das 
Zeugma meist in der Form, daß zwei Substantive humoristisch 
oder  satirisch durch ein Verb verbunden sind, das für den einen 
Fall konkrete, für den anderen übertragene Bedeutung hat, z. B. 

Hastig ergriff er sein Gepäck und die Flucht. 

Zitat

:   eine   angeführte   Textpassage,   die   wörtliche   Wiedergabe 

einer für den dargestellten Zusammenhang wichtigen Äußerung (↑ 
direkte   Rede).   Mit   dem   Begriff   Zitat   ist   keine   besondere 
grammatische oder stilistisch-kompositorisehe Form der  ↑  Rede-
wiedergabe   gemeint,   sondern   —   mehr   inhaltlich   —   eine   vor-
wiegend   als   Beweis,   als   Beleg,   als   Ausgangspunkt   für   eine 
Polemik   oder   auch   als  ↑

 

Aufhänger   für   einen   darzustellenden 

Sachverhalt   dienende   Rede   (↑  Rede   2).   Weniger   auf   diesen 
inhaltlichen Charakter des Zitierens als auf die syntaktische


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Zuordnungsfolge                                     

                                                140

Form und die Stellung im Text beziehen sich die Hilfsbezeich-
nungen ↑ Teilzitat und ↑ Spitzenzitat.

Zuordnungsfolge

,  

Attributkette:  

stufenweise   Zuordnung   eines 

Begriffs zu einem übergeordneten Begriff, wobei der abstraktiv 
höherstehende Begriff grammatisch jeweils untergeordnet ist; eine 
Form   der  ↑  Zuordnungshäufung.   Zuordnungsfolgen   erscheinen 
grammatisch   als   eine   mehrfache   Aneinanderreihung   von 
präpositionalen Kasus (

Voraussetzung für die Beziehungen zu den 

Menschen in diesem Betrieb)  

oder als eine Kette von Genitiven 

(Stellvertreter des Vorsitzenden des  Rates des Kreises),  

oder es 

erscheinen   präpositionale   Kasus   und   Genitive   im   Wechsel.  Im 
Hinblick   auf   die   Verständlichkeit   ist   gegen   Zuordnungsfolgen 
nichts einzuwenden; sie können noch über das fünfte Glied hinaus 
leicht   erfaßbar   sein  

(Auszüge   aus   dem   Diskussion-beitrag   des 

Stellvertreters   des   Vorsitzenden   der   Kommission   Handel  und 
Versorgung   des  Kreises).  

Größere   Schwierigkeit   bereitet   das 

Verständnis   umfangreicher   Begriffskomplexe,   die   teils   neben-, 
teils untergeordnet sind, teils nominalen, teils verbalen Charakter 
tragen.

Zuordnungshäufung

: Häufung logischer Zuordnungen zu einem 

verbalen   oder   substantivischen   Begriff.   Das   Zugeordnete   er-
scheint grammatisch als Attribut oder Adverbialbestimmung, die 
Häufung   als   Attributhäufung   oder   (seltener)   als   Adverbial-
häufung. Die grammatische Bezeichnung der für den ↑ Nominal-stil 
wichtigen   „Attributhäufung"   verdeckt   die   Tatsache,   daß   es 
weniger  um  „Hinzugefügtes",  um  Eigenschaften geht   —  deren 
Häufung kann spezieller als ↑ Epithetahäufung bezeichnet werden 
—,   als   vielmehr   um   die   Zuordnung   des   grammatisch 
determinierten Begriffs selbst, und zwar in zwei verschiedenen 
logischen   Strukturen:   (1)   Der   Begriff   wird   in   einen   größeren 
Zusammenhang eingeordnet und damit  als Merkmal grammatisch 
untergeordneter   Begriffe   ausgewiesen   (.   ..   die   Wahrheit  

in 

Psychologie und Moral dieser scheinbar so leicht und plauderhajt 
arrangierten Romane  

[Rilla]) bzw. rubriziert (Leiter  

derKommis-

sion   für   ..   .   beim   ...   in   ..  

.);   (2)   der   Begriff   wird   vofauszu-

setzenden Vorgängen, Sachverhalten, Identitäten zugewiesen und 
erscheint logisch nur als deren Folge  

(Prozeß des Zerfalls  des 

Kolonialsystems   unter   den   Schlägen   der   nationalen   Be-
freiungsbewegung).

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Zwillingsformel

Der Widerspruch zwischen grammatischer Unterordnung und 
logischer Überordnung erweist sich bis zu einem gewissen Grad als 
spannungsfördernd (↑ Satzspannung). Doch kann gehäufte 
grammatische Unterordnung, sofern sie nicht als rein sukzessive ↑ 
Zuordnungsfolge erscheint, mit zunehmendem Grad schwerer 
erfaßt werden, eben wegen des umgekehrten Verhältnisses von 
grammatischer Unterordnung und logischer Überordnung. Das 
Erfassen wird weiter erschwert durch das Nebeneinander und die 
grammatisch gleiche Behandlung der beiden genannten logischen 
Strukturen in ein und demselben Zusammenhang. Die Häufung 
von Zuordnungen ist einerseits ein Spiegelbild möglicher 
Abstraktionshöhe, indem sie eine große Zahl vorausgehender 
Geschehnisse und übergeordneter Bezüge begrifflich zu fassen 
und unter einem einzigen Begriffskomplex zu subsumieren 
vermag. Andererseits gilt sie mit Recht als Stilfehler, jedoch nicht 
aus den meist vorgebrachten sprachästhetischen Gründen 
(Häufung von 

-ung, 

von Genitiven usw.), sondern wegen der 

damit verbundenen ↑ Statik, dem Mangel an Zeitlichkeit. Vor 
allem wird das Spannungsverhältnis zwischen gedanklicher und 
sprachlicher Struktur überfordert und so auch die Wirksamkeit der 
Aussage (↑ Effekt) beeinträchtigt.

Zweiteilung

: Grundtyp der Gliederung eines ↑

 

Textes. Der Text 

stellt zwei Teile gegenüber, auf innere Spannung zielend. Der 
Modellfall ist die ↑ Antithese. ↑

 

auch Dreiteilung. 

Zwillingsformel

: durch 

und 

verbundenes, in dieser Bindung 

übliches, meist stab- oder endreimendes Wortpaar, das oft durch 
ein Wort ersetzbar ist, aber wegen Betonung oder Rhythmus 
verwendet wird. Es benennt die gleiche Sache 

(Lenkung und 

Leitung) (

 

auch Tautologie), nahestehende Sachverhalte 

(weit 

und breit) 

oder Gegensätzliches, das sich zuweilen summieren läßt 

(Tag und Nacht 

immer). 

↑ Sprachrhythmus.