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Totum pro parte
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Totum pro parte
↑ unter Synekdoche.
Tractatio
↑ unter Rhetorik.
Treppensätze
: Bezeichnung für Sätze mit mehreren jeweils ein-
ander untergeordneten Gliedsätzen.
tropische Wiederholung:
Veranschaulichung eines Begriffs, einer
Definition, eines Urteils, einer Schlußfolgerung durch einen ↑
Tropus. Die tropische Wiederholung hat einen festen Platz in der
politischen Publizistik, z. B.
Wer war das Thema, das Herrn
Camphausen so begeisterte, daß er begeisternd zu Begeisterten
sprach? Wer der Äneas dieser Äneide vom 6. Juni? Wer anders
als der Prinz von Preußen!
(Marx). ↑ Wiederholung.
Tropus:
Wendung; Ersatz einer Bezeichnung durch einen nicht
von vornherein synonymen Ausdruck. Zum Beispiel gelten
anfangen
und
beginnen
lexikologisch als Synonyme; die Wen-
dungen
an den Start gehen, den Stein ins Rollen bringen, aufs
Tapet bringen
aber können nicht von vornherein als Synonyme
gelten, da sie jeweils nur unter bestimmten kontextualen
Bedingungen an die Stelle der weitgehend sinngleichen Verben
anfangen
bzw.
beginnen
treten können. Hauptarten des Tropus
sind: ↑ Emphase, ↑ Hyperbel, ↑ Ironie, ↑
Katachrese, ↑ Litotes,
↑ Metapher, ↑ Metonymie, ↑ Periphrase, ↑ Synekdoche. Ver-
schiedene Tropen sind untereinander kombinierbar, z. B. ist
Falladas Titel
Wolf unter Wölfen
zugleich ↑ Periphrase des
Personennamens und Metapher für die Klassenzugehörigkeit
der Person und ihre Stellung in der Gesellschaft.
U
Überarbeitung
↑ unter Bearbeitung.
übersatzmäßige Einheit
↑ suprasyntaktische Einheit.
Überschrift:
eindeutschendes Wort für das Polysem ↑ Titel. In
der Praxis wird die Überschrift meist als eine Unterart dem
umfassenderen Titel gegenübergestellt, z. B.
Buchtitel —
Kapitelüberschrift / Zeitungstitel — Artikelüberschrift.
Die
Trennung ist unberechtigt, da es z. B. in der Journalistik
133
variierte
Wiederholung
neben Zeitungstitel und Artikelüberschrift noch andere Formen des
Titels gibt, die sich in bezug auf den Zusammenfassungsgrad
unterscheiden (Seitentitel, Sammeltitel, Gliederungstitel,
Obertitel, Untertitel, Zwischentitel usw.); sie sind begrifflich der
Überschrift teils über-, teils untergeordnet. Die Bezeichnung
Überschrift kann deshalb nur als praktisches Synonym für eine
bestimmte Art des Titels gelten.
Übersteigerungsformel
↑ unter Hyperbel.
Übertreibung
↑ unter Hyperbel.
Umgangs[spracli]stll
↑ Alltags[sprach]stil.
umrahmende Wiederholung:
Wiederholung texteinleitender
Begriffe oder Wortfügungen am Ende des Textes oder eines Text-
abschnittes nach dem Prinzip des ↑ Rahmenbaus.
uneigentlich direkte Rede
↑ unter erlebte Rede.
uneingeleiteter Dialog
↑ Blankdialog.
unverbundene Aufzählung,
Asyndeton n:
nicht durch Konjunk-
tionen verbundene, mehrgliedrige, inhaltlich unabgegrenzte,
jedoch stilistisch hervortretende Wortgruppe, z. B.
Ein Schreib-
tisch, ein Sitzungstisoh, acht Stühle, ein Schrank, ein Garderoben-
ständer, zwei Bilder, Rundfunkempfänger — einfache, leichte
Möbel, glatt und hell, sachlich: das Zimmer des Kommandeurs
(H.
Hauptmann). Durch die unverbundene Aufzählung wird hier die
Absicht, Impressionen zu geben, verwirklicht.
V
Variation
↑ stilistische Variation.
variierte Wiederholung:
Veränderung der Ausgangsbezeichnung
durch Abwandlungen und Zusätze verschiedener Art
(alles, aber
auch alles; nichts, aber auch gar nichts).
Der variierten
Wiederholung eines leitmotivisch verwendeten ↑ Zitats oder ↑
Teilzitats bedient sich gern das polemische ↑ Erörtern, vgl. dazu
Engels' Streitschrift „Herrn Eugen Dührings Umwälzung der
Wissenschaft". ↑ auch etymologische Wiederholung, Wieder-
holung.
veranschaulichende Merkmalsfolge
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veranschaulichende Merkmalsfolge: Aufzählung von bestimmen-
den Merkmalen zu einem Begriff, einer Sache, einem Vorgang,
einer Handlung, einem Prozeß, einer Person, einem Kollektiv,
einer Gemeinschaft. Die veranschaulichende Merkmalsfolge hat
ihren Platz im berichtenden, beschreibenden, charakterisieren-
den, erzählenden, schildernden Text. ↑ Epithetahäufung,
Hauptaussage, Nebenaussage; ↑ auch Anapher, Epipher, Kern-
gedanke.
Verba agendi
↑ unter Redeverb.
Verba dicendi
↑ unter Redeverb.
verbale Klammer
↑ unter Klammerung.
Verbalstil
: Darstellungsweise, die bestrebt ist, dem 8atz in
lexisch-semantischer und rhythmischer Hinsicht möglichst viel
Bewegungsfreiheit zu verschaffen, und zwar durch den Ge-
brauch von Pradikaten, die ausschließlich aus dem Verbum
finitum gebildet sind (z. B.
er kam, sah, siegte),
durch Häufung
und mitunter Wiederholung von Verben (z. B.
Krähengesichtig .
. . hocken sie, hocken, hocken und hocken
[Borchert]), durch
Gebrauch von Bewegungsverben statt Zustandsverben
(Es
grünt
statt
Es ist grün),
durch ↑ Personifizierung
(Der Motor
brüllte und donnerte und fraß gierig das endlose Band der weißen
Uferstraße in sich hinein
[Weiskopf]). ↑ Dynamik, ↑ aber Nomi-
nalstil, Zuordnungshäufung.
Verba sentiendi
↑ unter Reflexionsverb.
verbundene Aufzählung
,
Polysyndeton n:
durch Konjunktionen
verbundene, mehrgliedrige, inhaltlich unabgegrenzte, jedoch
stilistisch hervortretende Wortgruppe, z. B.
Der Hund / Ist kräftig
und klug und gekauft / Die Gärten zu bewachen
(Brecht).
Verdeutlichung
↑ grammatische Verdeutlichung, kontextuale
Verdeutlichung, Spracheffizienz.
Vergleich
: Darstellungsverfahren, das sich das Gemeinsame in
den Eigenschaften zweier oder mehrerer Erscheinungen zunutze
macht. Diese gemeinsame Eigenschaft ist das ↑ Tertium
comparationis. Formen des Vergleichs sind der ↑ Sachvergleich
und der ↑ bildliche Vergleich.
verkleidete Gedankenführung
↑ unter Gedankenführung.
verschleierte Rede
↑ unter erlebte Rede.
verschlüsselte Gedankenführung
↑ unter Gedankenführung.
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Vorreiter
Verweisung
: sprachlicher Ausdruck der Gedankenverflechtung,
Bezugnahme auf anderweitig geäußerte Gedanken; oft in Paren-
thesen erfolgend
(wie schon bemerkt. ..).
Voluntas
↑ unter Rhetorik.
Vorausdeutung:
andeutende Vorwegnahme eines in bezug auf das
eben dargestellte Geschehen erst später eintretenden (und dann
nochmals dargestellten) Geschehens. Die Vorausdeutung ist der
mehr literaturtechnische Begriff (mit leicht mythisierendem
Beiklang) für die stilistisch orientierte Bezeichnung ↑ Vorgriff.
Vorgriff
: Ausweichen aus der ↑ Zeitebene eines Textes, Er-
wähnung oder kurze Ausführung eines Geschehens, das in bezug auf
das augenblicklich dargestellte erst zukünftig ist. Es gibt im
Deutschen kein eigentliches Vorgriffstempus; Vorgriffstempora
werden durch Umschreibung gebildet. In ↑ erlebter Rede bzw. ↑
erlebter Keflexion kann auch das Präteritum bei Vorgriffen
verwendet werden.
(Er wußte: morgen war es so weit.),
in ↑ direkter
Reflexion wie in der Alltagsrede das Präsens. ↑ Rückgriff,
Rückblende, Tempuswahl, ↑ auch Vorausdeutung.
Vorreiter: 1.
ironisch-bildhafte Bezeichnung für Bezugswörter
und -fügungen, die den semantisch wichtigeren Begriff syntak-
tisch unterordnen. Vorreiter sind ursprünglich sinnvolle, dann aber
meist schablonisierte Wörter und Fügungen wie
Sache des/der,
Frage des/der, Problem des/der, aus den Reihen der (
= ,aus der'),
im Zuge des (=
.beim'),
im Interesse der
(= ,für die'),
in der Zeit des
(= ,während'),
auf den Seiten der (—
,in der'). Neben solchen
floskelhaft gewordenen Wortkomplexen kann auch jede
Wortgruppe als Vorreiter bezeichnet werden, bei der die Aussage
allein im formal abhängigen Satzteil, dem Attribut, vollzogen
wird, z. B. in der folgenden Formulierung:
die Schaffung einer
atomwaffenfreien Zone fordern (=
,eine atomwaffenfreie Zone
fordern');
alle Kraft im Dienste der Verwirklichung der Beschlüsse
zur Durchführung des (=
alle Kraft für den). Derartige Fügungen
waren oft Gegenstand satirisch überspitzter Sprachglossen, so daß
in bedeutenden Publikationen und Publikationsorganen diese
Unsitte kaum mehr zu finden ist. — Bei der Vorreiter-
Konstruktion handelt es sich um einen Widerspruch zwischen
Inhalt und Form, indem die begrifflich domi-
Vulgarismus
136
nierenden Vorstellungen grammatisch — möglicherweise sogar
mehrfach — untergeordnet sind. — 2. Bezeichnung für ↑ rhetori-
sche Floskeln, Satzteile und Sätze, die keine inhaltliche Be-
deutung haben, günstigenfalls die eigentliche Äußerung („zur
Sache") vorbereiten, z. B.
ich würde sagen, ich würde meinen;
man könnte sagen; meiner Meinung nach — wenn ich das so
sagen darf — könnte man.
Vorreiter dieser Art müssen unter-
schiedlich beurteilt werden: (a) Formulierungen wie
Was diese
Frage betrifft / Erwähnenswert ist / Es muß besonders hervor-
gehoben werden
können signalgebende Übergänge zu neuen
Gedanken bilden, die die besondere Aufmerksamkeit bean-
spruchen; (b) sie können auch bewußt einer kurzen Denk-, einer
Erholungspause innerhalb einer längeren Rede dienen (und z. B.
auch eine Pause im Mitschreiben schaffen); (c) sie können aber
auch eine sonst eintretende Leere überbrücken wollen, belanglose
Sachverhalte aufbauschen usw. — 3. In einem noch weiteren Sinn
kann jedes entbehrliche Epitheton zu einem sinnwichtigen
Begriff, vor allem das ↑ stehende Epitheton oder auch eine
Gruppe stereotyper Charakterisierungen zu einem Substantiv, als
Vorreiter bezeichnet werden.
Häufung von Vorreitern beeinträchtigt den ↑ Effekt der Äußerung;
sie führt zum Desinteresse an der eigentlichen ↑ Aus-sage.
Vulgarisnius:
grober, derb-dreister, vulgärer Ausdruck; er kann als
charakterologisches Mittel dienen. ↑ Stilfärbung, Stilschicht.
W
wachsende Glieder:
zunehmende Quantität der Teile einer ↑ Auf-
zählung oder ↑ Wiederholung, z. B. der Silbenzahl aufgezählter
Wörter oder der Wortlänge bzw. Wortzahl parallel gebauter
Satzteile (↑ Isokolon) und schließlich auch parallel geführter
Gedanken (↑ Isolog). Das Prinzip der wachsenden Glieder darf als
eine quantitative ↑ Klimax bezeichnet werden. Es gilt als
137
Wörtlichnehmen
„Gesetz", als Stilprinzip (Prinzip der Steigerung), doch ist auch
das der ↑ Antiklimax entsprechende Gegenteil möglich.
Werkstil
↑ unter Stilarten.
Wiederholung:
Häufung des Gleichen; Methode der ↑ Gedanken-
führung, bei der einzelne Wörter, Wortgruppen, Sätze oder
kompositorische Strukturen, die gleichen Inhalts sind, in gleicher
oder verschiedener Weise und in verschiedener Häufigkeit
aufgegriffen werden, um aussagewichtige Sinneinheiten zu ver-
deutlichen. Über einen längeren Text hinweg fungieren Wieder-
holungen als Sinnbrücken, als leitende Motive für das Ver-
ständnis. Formen der Wiederholung sind: ↑ etymologische
Wiederholung, ↑ Isokolon, ↑ synonyme Wiederholung, ↑ tropi-
sche Wiederholung, ↑ umrahmende Wiederholung, ↑ variierte
Wiederholung, ↑ wörtliche Wiederholung. ↑ auch Akkumulation,
Amplifikation.
wissenschattlicher Sprachstil:
Sprachstil wissenschaftlicher Be-
schreibung, Erörterung und Darlegung. Deren Hauptkenn-zeichen
ist Sachbezogenheit, Entindividualisierung, Gebrauch der
Terminologie. Auf diese und ähnliche Charakteristika stützt sich
die Ausgliederung wissenschaftlicher Darstellungsweise als eines
besonderen ↑ Bereichsstils. Da Hauptzweck wissenschaftlicher
Mitteilungen die Ausbreitung und Diskussion von Erkenntnissen
ist, kann wissenschaftlicher Sprachstil spezieller in seinen
hauptsächlichen ↑ Darstellungsarten ↑ Beschreiben, ↑ Erörtern
und ↑ Darlegen gefaßt werden. Kennzeichnend für den ↑ Denkstil
wissenschaftlicher Mitteilungen sind vor allem eine streng
logische, oft vom Generellen zum Speziellen schreitende ↑
Disposition, meist argumentierende Gedankenfolge (↑
Syllogismus), maximale ↑ Dichte und ↑ Präzision.
Wortfolge
↑ Normalfolge, stilistische Satzgliedfolge.
Wort-Ironie
↑ unter Ironie.
wörtliche Wiederholung:
grammatisch unveränderte, durch keinen
semantischen Zusatz vermehrte Wiederaufnahrne von
Ausdrücken, entweder unmittelbar hintereinander oder in
Abständen, z. B.
Lernen, lernen und nochmals lernen.
Sonder-
formen der wörtlichen Wiederholung sind lexische ↑ Anapher,
lexische ↑ Epipher und ↑ Anadiplose.
Wörtlichnehmen:
Art des ↑ Wortwitzes; bewußte Ausnutzung des
polysemischen Charakters von Sprachformen (↑ Polysem);
Wortspiel
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humoristisch pointiert z. B.:
Verkäuferin zum Käufer eines
Spiegels: „Soll ich Ihnen den Spiegel einschlagen?" Käufer: „Um
Himmelswillen!"
↑ auch Namenwitz.
Wortspiel
: 1. im engeren Sinne eine Art des ↑ Wortwitzes; die
geistvolle, oft humoristische oder satirische Verbindung teilweise
gleicher Sprachformen in einer Aussage
(Und die Lautesten sind
nicht immer die Lautersten.
[Bredel]) oder einer einzelnen
Bezeichnung (humoristische oder satirische ↑ Kontamination). — 2.
im weiteren Sinne Bezeichnung für ↑ Wortwitz. Wortverbindung
↑ stehende Wortverbindung.
Wortwitz
,
Sprachwitz:
Sammelbezeichnung für die zahlreichen
Möglichkeiten, aus der Mehrdeutigkeit von Sprachformen (↑
Polysem), aus der Verbindung lexischer Elemente, aus paro-
dierender Nachahmung, aus der Veränderung des Einzelwortes
und der Variation bekannter Sprichwörter, aus „verbogenen
Zitaten" (Weinert) u. dgl. humoristische oder satirische Wir-
kungen zu erzielen. ↑ Doppelsinn, Namenwitz, Wörtlichnehmen,
Wortspiel.
Z
Zahlenhyperbel
↑ unter Hyperbel.
Zeitebene
: realer oder fiktiver Zeitbereich eines dargestellten
Geschehens, z. B. beim funkischen Direktbericht (Funkreportage)
ein gegenwärtiger Abschnitt, beim historischen Roman ein
Zeitbereich der Vergangenheit. Ein Text kann mehrere Zeit-
ebenen enthalten; von einer hauptsächlichen Zeitebene kann
übergewechselt werden in eine andere, frühere (↑ Rückgriff,
Rückblende) oder in eine — relativ oder absolut — zukünftige (↑
Vorgriff). Auch Wechsel aus einer eigentlich vergangenen
Zeitebene in eine fiktiv gegenwärtige ist möglich (↑ historisches
Präsens). Die Übergänge werden durch Tempuswechsel oder
andere Tempussignale (z. B. Tempusadverbien) markiert.
Zeitstil
,
Epochalstil:
zusammenfassende Bezeichnung für die in
einer gesellschaftlichen Periode herrschenden allgemeinen
139
Zitat
↑ Stilzüge und besonders Stilnormen (↑ Sprachstilnormen). Der
Zeitstil ist bedingt durch Gemeinsamkeiten in der materiellen und
insbesondere in der geistigen Kultur, namentlich durch aktuelle
literarische Traditionen (z. B. durch Rezeption antiker Literatur in
einem bestimmten Zeitabschnitt), auch durch literarische
Modeerscheinungen. Die Kenntnis historiseh begrenzter
Stilmerkmale ist bei der Einschätzung von Texten früherer
Epochen, insbesondere Werken des kulturellen Erbes
y
dringlich.
Zeitunggsprache
↑ Zeitungs[sprach]stil.
Zeitungg[sprach]stil
, unexakt
Zeitungssprache:
eine schriftliche
Variante des ↑ publizistischen Sprachstils; Bezeichnung für die
Eigenheiten des Sprachstils der Zeitungen, auch der Presse
allgemein. Der abwertende Charakter, der insbesondere der
Bezeichnung „Zeitungssprache" inneliegt, rührt aus unspezi-
fischen Untersuchungen her, aus der Auslese negativer Stil-
merkmale, z. B. der Häufung von ↑ Fertigstücken, unmoti-
viertem ↑ Nominalstil, einem Übermaß an ↑ Zuordnungshäufung
in bestimmten Teilen bzw. Genres der Presse.
Zeugma
n:
unlogische, sprachwidrige Verbindung von zwei oder
mehr Ausdrücken (Wörtern, Wortfügungen) durch Ein-sparung
eines logisch notwendigen Satzglieds; vielfach herbei-geführt
durch ein polysemes Verb (↑ Polysem), das zugleich zu den
verschiedenen Ausdrücken in unterschiedlicher Bedeutung zu
verstehen ist. Als beabsichtigter ↑ Wortwitz erscheint das
Zeugma meist in der Form, daß zwei Substantive humoristisch
oder satirisch durch ein Verb verbunden sind, das für den einen
Fall konkrete, für den anderen übertragene Bedeutung hat, z. B.
Hastig ergriff er sein Gepäck und die Flucht.
Zitat
: eine angeführte Textpassage, die wörtliche Wiedergabe
einer für den dargestellten Zusammenhang wichtigen Äußerung (↑
direkte Rede). Mit dem Begriff Zitat ist keine besondere
grammatische oder stilistisch-kompositorisehe Form der ↑ Rede-
wiedergabe gemeint, sondern — mehr inhaltlich — eine vor-
wiegend als Beweis, als Beleg, als Ausgangspunkt für eine
Polemik oder auch als ↑
Aufhänger für einen darzustellenden
Sachverhalt dienende Rede (↑ Rede 2). Weniger auf diesen
inhaltlichen Charakter des Zitierens als auf die syntaktische
Zuordnungsfolge
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Form und die Stellung im Text beziehen sich die Hilfsbezeich-
nungen ↑ Teilzitat und ↑ Spitzenzitat.
Zuordnungsfolge
,
Attributkette:
stufenweise Zuordnung eines
Begriffs zu einem übergeordneten Begriff, wobei der abstraktiv
höherstehende Begriff grammatisch jeweils untergeordnet ist; eine
Form der ↑ Zuordnungshäufung. Zuordnungsfolgen erscheinen
grammatisch als eine mehrfache Aneinanderreihung von
präpositionalen Kasus (
Voraussetzung für die Beziehungen zu den
Menschen in diesem Betrieb)
oder als eine Kette von Genitiven
(Stellvertreter des Vorsitzenden des Rates des Kreises),
oder es
erscheinen präpositionale Kasus und Genitive im Wechsel. Im
Hinblick auf die Verständlichkeit ist gegen Zuordnungsfolgen
nichts einzuwenden; sie können noch über das fünfte Glied hinaus
leicht erfaßbar sein
(Auszüge aus dem Diskussion-beitrag des
Stellvertreters des Vorsitzenden der Kommission Handel und
Versorgung des Kreises).
Größere Schwierigkeit bereitet das
Verständnis umfangreicher Begriffskomplexe, die teils neben-,
teils untergeordnet sind, teils nominalen, teils verbalen Charakter
tragen.
Zuordnungshäufung
: Häufung logischer Zuordnungen zu einem
verbalen oder substantivischen Begriff. Das Zugeordnete er-
scheint grammatisch als Attribut oder Adverbialbestimmung, die
Häufung als Attributhäufung oder (seltener) als Adverbial-
häufung. Die grammatische Bezeichnung der für den ↑ Nominal-stil
wichtigen „Attributhäufung" verdeckt die Tatsache, daß es
weniger um „Hinzugefügtes", um Eigenschaften geht — deren
Häufung kann spezieller als ↑ Epithetahäufung bezeichnet werden
—, als vielmehr um die Zuordnung des grammatisch
determinierten Begriffs selbst, und zwar in zwei verschiedenen
logischen Strukturen: (1) Der Begriff wird in einen größeren
Zusammenhang eingeordnet und damit als Merkmal grammatisch
untergeordneter Begriffe ausgewiesen (. .. die Wahrheit
in
Psychologie und Moral dieser scheinbar so leicht und plauderhajt
arrangierten Romane
[Rilla]) bzw. rubriziert (Leiter
derKommis-
sion für .. . beim ... in ..
.); (2) der Begriff wird vofauszu-
setzenden Vorgängen, Sachverhalten, Identitäten zugewiesen und
erscheint logisch nur als deren Folge
(Prozeß des Zerfalls des
Kolonialsystems unter den Schlägen der nationalen Be-
freiungsbewegung).
141
Zwillingsformel
Der Widerspruch zwischen grammatischer Unterordnung und
logischer Überordnung erweist sich bis zu einem gewissen Grad als
spannungsfördernd (↑ Satzspannung). Doch kann gehäufte
grammatische Unterordnung, sofern sie nicht als rein sukzessive ↑
Zuordnungsfolge erscheint, mit zunehmendem Grad schwerer
erfaßt werden, eben wegen des umgekehrten Verhältnisses von
grammatischer Unterordnung und logischer Überordnung. Das
Erfassen wird weiter erschwert durch das Nebeneinander und die
grammatisch gleiche Behandlung der beiden genannten logischen
Strukturen in ein und demselben Zusammenhang. Die Häufung
von Zuordnungen ist einerseits ein Spiegelbild möglicher
Abstraktionshöhe, indem sie eine große Zahl vorausgehender
Geschehnisse und übergeordneter Bezüge begrifflich zu fassen
und unter einem einzigen Begriffskomplex zu subsumieren
vermag. Andererseits gilt sie mit Recht als Stilfehler, jedoch nicht
aus den meist vorgebrachten sprachästhetischen Gründen
(Häufung von
-ung,
von Genitiven usw.), sondern wegen der
damit verbundenen ↑ Statik, dem Mangel an Zeitlichkeit. Vor
allem wird das Spannungsverhältnis zwischen gedanklicher und
sprachlicher Struktur überfordert und so auch die Wirksamkeit der
Aussage (↑ Effekt) beeinträchtigt.
Zweiteilung
: Grundtyp der Gliederung eines ↑
Textes. Der Text
stellt zwei Teile gegenüber, auf innere Spannung zielend. Der
Modellfall ist die ↑ Antithese. ↑
auch Dreiteilung.
Zwillingsformel
: durch
und
verbundenes, in dieser Bindung
übliches, meist stab- oder endreimendes Wortpaar, das oft durch
ein Wort ersetzbar ist, aber wegen Betonung oder Rhythmus
verwendet wird. Es benennt die gleiche Sache
(Lenkung und
Leitung) (
↑
auch Tautologie), nahestehende Sachverhalte
(weit
und breit)
oder Gegensätzliches, das sich zuweilen summieren läßt
(Tag und Nacht
=
immer).
↑ Sprachrhythmus.