Файл: Otfried Preuler Krabat Das erste Jahr(первый год) Die Mhle im Koselbruch (мельница в Козельбрухе).doc

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mit glühenden Eisen beschlagen – подковывать раскаленным железом

... glaubt nicht recht zu hören. – … думал, что ослышался

ein sommersprossiger Knirps – веснушчатый парень

auf Vorrat haben – иметь в запасе

aufscheuern – натереть, стереть кожу

die Schnalle locken – ослабить пряжку

des Halfters ledig sein – освободиться от недоуздка

sich fangen – попасться

mit aller Inbrunst – со всем пылом

hilf mir heraus da! – помоги мне выбраться отсюда
236 Ein Ruck an den Zügeln, sie halten vor einer Schmiede. «He, Grobschmied – wo steckt Er, zum Teufel!» Der Schmied kommt herbeigerannt, wischt sich am Schurzfell die Hände ab, fragt, was der Herr befehle. Der Meister springt aus dem Sattel. «Beschlag Er mir», sagt er, «den Rappen mit glühenden Eisen.» Der Schmied glaubt nicht recht zu hören. «Mit – glühenden Eisen, Herr?» «Muss man Ihm alles zweimal sagen? Ich soll Ihm wohl Beine machen!» «Barto!» Der Schmied ruft nach seinem Lehrjungen. «Nimm die Zügel und halte dem gnädigen Herrn das Pferd!» Der Schmiedejunge, ein sommersprossiger Knirps, könnte Loboschs Bruder sein. «Nimm Er die schwersten Eisen», verlangt der Müller, «die Er auf Vorrat hat! Zeig Er mir Seine Auswahl!» Der Schmied führt ihn in die Werkstatt, während der Junge den Rappen festhält und ihm auf Wendisch zuspricht: «Ruhig, mein Pferdchen, ruhig – du zitterst ja.» Krabat reibt seinen Kopf an der Schulter des Jungen. «Wenn ich den Halfter los wäre», denkt er, «dann könnte ich den Versuch machen, mich zu retten...» Der Junge merkt, dass der Rappe wund ist, am linken Ohr hat der Riemen ihn aufgescheuert. «Warte mal», sagt er, «da muss ich die Schnalle ein wenig lockern, das haben wir gleich.» Er lockert die Schnalle, dann nimmt er dem Rappen den Halfter ab. Krabat, sobald er des Halfters ledig ist, wird zum Raben. Krächzend erhebt er sich in die Lüfte und hält auf Schwarzkollm zu. Im Dorf scheint die Sonne. Zu seinen Füßen sieht er die Kantorka, wie sie unweit des Brunnens steht, eine Strohschüssel in der Hand, und die Hühner füttert – da streift ihn ein Schatten, der Schrei eines Habichts gellt ihm ins Ohr. «Der Meister!» durchzuckt es Krabat. Pfeilschnell, die Flügel angelegt, stürzt er sich in den Brunnen und nimmt die Gestalt eines Fisches an. Ist er gerettet? Zu spät wird ihm klar, dass er sich gefangen hat, dass es keinen Ausweg gibt. «Kantorka!» denkt er mit aller Inbrunst, deren er fähig ist. «Hilf mir heraus da!»
der schmale Goldreif – узкое золотое кольцо

diе Tresse – галун, позумент

dasGerstenkorn – ячменное зерно

jmdm. entgleiten – уйти, ускользнуть от кого-л.

pechschwarzer Gockel – черный, как смола, петух

nach den Körnern picken – клевать зерна

jmdm. den Hals durchbeißen – перегрызть шею кому-л.

wie von Häcksel und Stroh knirschen – хрустеть как сечка (корм) и солома

gutes Omen – хороший знак

sich weigern – отказываться
237 Das Mädchen taucht ihre Hand in den Brunnen hinab, da wird Krabat zu einem schmalen Goldreif an ihrem Finger: so kehrt er zurück an die Oberwelt. Am Brunnen steht, wie vom Himmel gefallen, ein polnisch gekleideter Edelmann, einäugig ist er, er trägt einen roten, silberverschnürten Reitrock mit schwarzen Tressen. «Kann Sie mir sagen, Jungfer, woher Sie den feinen Ring hat? Lass Sie ihn mich mal sehen...» Schon streckt er die Hand nach dem Ring aus, schon greift er danach. Krabat verwandelt sich in ein Gerstenkorn. Er entgleitet der Kantorka, fällt in die Strohschüssel. Mit dem nächsten Wurf streut das Mädchen ihn unter das Hühnervolk. Der Rotrock ist plötzlich verschwunden. Ein pechschwarzer fremder Gockel, einäugig, pickt nach den Körnern – doch Krabat ist schneller als er: seinen Vorteil wahrnehmend, wird er zu einem Fuchs. Blitzschnell stürzt er sich auf den Schwarzen und beißt ihm den Hals durch. Es knirscht wie von Häcksel und Stroh zwischen seinen Zähnen. Wie Stroh knirscht es zwischen Krabats Zähnen, wie Häckerling. Als Krabat erwachte, war er in Schweiß gebadet. Er hatte sich in den Strohsack verbissen, er keuchte, es dauerte eine Weile, bis er zur Ruhe kam. Dass er den Meister im Traum überwunden hatte, nahm er als gutes Omen. Von jetzt an war er sich seiner Sache vollkommen sicher. Die Tage des Meisters, das glaubte er nun zu wissen, waren gezählt. Er, Krabat, würde dem Treiben des Müllers ein Ende setzen: ihm war es bestimmt, seine Macht zu brechen. Am Abend begab er sich in die Meisterstube. «Es bleibt dabei!» rief er. «Mach du zu deinem Nachfolger, wen du magst. Ich, Krabat, weigere mich, auf dein Angebot einzugehen.» Der Meister nahm seine Worte gelassen hin. «Geh in den Holzschuppen», sagte er, «und versieh dich mit Hacke und Spaten. Im Koselbruch gibt es ein Grab zu schaufeln – das soll deine letzte Arbeit sein.» Krabat erwiderte nichts darauf, machte kehrt und verließ die Stube.

eine Gestalt löste sich aus dem Schatten – из тени появилась фигура

ersehen – усматривать

im Auftrag kommen – прийти по поручению

es steht ihr frei – она должна решить

den Gang in den Koselbruch antreten – отправиться в Козельбрух

umarmen – обнимать

überreden – уговаривать

Hacke und Spaten schultern – взять на плечо кирку и лопату

sich als dunkles Geviert abheben – выделяться как темный квадрат

in der Abendmahlstracht mit dem weißen – в одеянии для причастия с белой лентой

Stirnband – на голове
238 Als er zum Schuppen kam, löste sich eine Gestalt aus dem Schatten. «Ich habe auf dich gewartet, Krabat. Soll ich dem Mädchen Bescheid sagen?» Krabat zog aus der Brusttasche seines Kittels den Ring von Haar hervor. «Sage ihr», bat er Juro, «dass ich ihr Botschaft sende durch dich. Und sie möge sich morgen, am letzten Abend des Jahres, beim Müller einfinden und mich freibitten, wie es besprochen ist.» Er beschrieb ihm das Haus, wo sie wohnte. «Wenn du ihr», fuhr er fort, «den Ring zeigst, wird sie daraus ersehen, dass du in meinem Auftrag kommst. Und vergiss nicht, sie wissen zu lassen, dass es ihr freisteht, ob sie den Gang in den Koselbruch antreten will. Wenn sie kommt, ist es gut – und wenn nicht, ist es auch gut: dann soll es mir gleichgültig sein, was mit mir geschieht.» Er gab Juro den Ring und umarmte ihn. «Du versprichst mir, es recht zu machen? Und dass du die Kantorka nicht überreden wirst, etwas zu tun, was sie lieber nicht täte?» «Das verspreche ich», sagte Juro. Ein Rabe, im Schnabel den Ring von Haar, trat den Flug nach Schwarzkollm an. Krabat ging in den Schuppen. Stand da ein Sarg in der Ecke? Er schulterte Hacke und Spaten, dann stapfte er durch den Schnee in den Koselbruch, bis er zum Wüsten Plan kam. Er fand eine Stelle, die sich als dunkles Geviert von der weißen Umgebung abhob. War sie für ihn bestimmt – oder war es das Grab des Meisters, den sie bezeichnete? «Morgen um diese Zeit», dachte Krabat, den Spaten ansetzend, «wird das alles entschieden sein.» Anderntags nach dem Frühstück nahm Juro den Freund beiseite und gab ihm den Ring zurück. Er habe das Mädchen gesprochen, alles sei abgemacht. Gegen Abend, es wollte schon dunkeln, fand sich die Kantorka auf der Mühle ein, in der Abendmahlstracht mit dem weißen Stirnband. Hanzo empfing sie und fragte nach ihrem Begehr, sie verlangte den Müller zu sprechen. «Der Müller bin ich.»
jmdm. entgegentreten – выйти навстречу

sich anhören – слышаться, производить впечатление

böses Meckern, ein Bocksgelächter – злое блеяние, блеяние козла

einschüchtern – запугать

fähig sein – быть способным, мочь

und dass keiner mir einen Mucks macht – и чтобы мне никто не пикнул

rechnen mit etw. – принимать в расчет что-л.

die Reihe der Burschen abschreiten – обходить ряд парней

sich kaum auf den Beinen halten – едва держаться на ногах

Angst übermannte ihn – страх одолел его
239 Die Burschen beiseite schiebend, trat ihr der Meister entgegen, in schwarzem Mantel und Dreispitz, bleich im Gesicht, wie mit Kalk bestrichen. «Was willst du?» Die Kantorka blickte ihn furchtlos an. «Gib mir», begehrte sie, «meinen Burschen heraus!» «Deinen Burschen?» Der Müller lachte. Es hörte sich an wie ein böses Meckern, ein Bocksgelächter. «Ich kenne ihn nicht.» «Es ist Krabat», sagte die Kantorka, «den ich liebhabe.» «Krabat?» Der Meister versuchte sie einzuschüchtern. «Kennst du ihn überhaupt? Bist du fähig, ihn unter den Burschen herauszufinden?» «Ich kenne ihn», sagte die Kantorka. «Das kann jede sagen! « Der Meister wandte sich den Gesellen zu. «Geht in die Schwarze Kammer und stellt euch in einer Reihe auf, nebeneinander, und rührt euch nicht!» Krabat erwartete, dass sie sich nun in Raben verwandeln müssten. Er stand zwischen Andrusch und Staschko. «Bleibt, wo ihr seid – und dass keiner mir einen Mucks macht! Auch du nicht, Krabat! Beim ersten Laut, den ich von dir höre, stirbt sie!» Der Meister zog aus der Manteltasche ein schwarzes Tuch, das band er der Kantorka vor die Augen, dann führte er sie herein. «Wenn du mir deinen Burschen zeigen kannst, darfst du ihn mitnehmen.» Krabat erschrak, damit hatte er nicht gerechnet. Wie sollte er nun dem Mädchen helfen? Da nützte ihm auch der Ring von Haar nichts! Die Kantorka schritt die Reihe der Burschen ab, einmal und zweimal. Krabat vermochte sich kaum auf den Beinen zu halten. Sein Leben, das spürte er, war verwirkt. Und das Leben der Kantorka! Angst übermannte ihn – Angst, wie er nie zuvor sie gespürt hatte. «Ich bin schuld, dass sie sterben muss», ging es ihm durch den Kopf. «Ich bin schuld daran...»


entlangschreiten – шагать вдоль

alles entschieden – все решено

das Tuch von den Augen knüpfen – снять платок с глаз

zurücktaumeln – отшатнуться

die Scholtisei – дом старосты

den Neujahrstag nicht überleben – не пережить дня нового года

in Flammen aufgehen – сгореть в огне

zwischen den Stämmen aufblinken – вспыхивать между стволов деревьев

erkennen an etw. – узнавать по чему-л.

aus einem großen Sieb niederfallen – падать вниз из большого сита
240 Da geschah es. Die Kantorka, dreimal war sie die Reihe der Burschen entlanggeschritten, streckte die Hand aus und zeigte auf Krabat. «Der ist es», sagte sie. «Bist du sicher?» «Ja.» Damit war alles entschieden. Sie knüpfte das Tuch von den Augen, dann trat sie auf Krabat zu. «Du bist frei.» Der Meister taumelte gegen die Wand zurück. Die Burschen standen an ihren Plätzen, zu Eis erstarrt. «Holt eure Sachen vom Boden – und geht nach Schwarzkollm!» sagte Juro. «Ihr könnt in der Scholtisei auf dem Heuboden übernachten.» Da schlichen die Mühlknappen aus der Kammer. Der Meister, sie wussten es alle, würde den Neujahrstag nicht erleben. Um Mitternacht musste er sterben, dann würde die Mühle in Flammen aufgehen. Merten mit seinem schiefen Hals drückte Krabat die Hand. «Nun sind Michal und Tonda gerächt – und die anderen auch.» Krabat war außerstande, ein Wort zu sagen: er war wie versteinert. Da legte die Kantorka ihm den Arm um die Schulter und hüllte ihn in ihr wollenes Umtuch ein. Warm war es, weich und warm, wie ein Schutzmantel. «Gehen wir, Krabat.» Er ließ sich von ihr aus der Mühle führen, sie führte ihn durch den Koselbruch nach Schwarzkollm hinüber. «Wie hast du mich», fragte er, als sie die Lichter des Dorfes zwischen den Stämmen aufblinken sahen, hier eines, da eins – «wie hast du mich unter den Mitgesellen herausgefunden?» «Ich habe gespürt, dass du Angst hattest», sagte sie, «Angst um mich: daran habe ich dich erkannt.» Während sie auf die Häuser zuschritten, fing es zu schneien an, leicht und in feinen Flocken, wie Mehl, das aus einem großen Sieb auf sie niederfiel.