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Reflexionssubstantiv

                                                                                    92

Reflexionssubstantiv

:   Substantiv,   das   zur   Kennzeichnung 

einer  Textpassage   als   von   einer   Person   gedacht,   gefühlt, 
assoziiert   (jedoch   nicht   geäußert),   als   deren  ↑  Reflexion 
dient. Das Reflexionssubstantiv in der Reflexionsdarstellung 
entspricht dem ↑ Redesubstantiv in der ↑ Rededarstellung, hat 
jedoch zahlenmäßig bei weitem nicht die gleiche Bedeutung. 

Reflexionsverb

:   Verb,   das   zur   Kennzeichnung   einer 

Textpassage als von einer Person gedacht, gefühlt, assoziiert 
(jedoch   nicht   geäußert),   als   deren  ↑  Reflexion   dient.   Das 
Reflexionsverb in der Reflexionsdarstellung entspricht dem ↑ 
Redeverb in der  I Rededarstellung, hat jedoch  zahlenmäßig 
und wegen der Mittelbarkeit der Kennzeichnung bei weitem 
nicht die gleiche Bedeutung. Reflexionsverben sind nur zum 
Teil   mit   den   Verba   sentiendi   der   klassischen   Grammatik 
identisch; bedingt durch das Eindringen der Psychologie und 
der Psychoanalyse in die  moderne Literatur, ist ihr Bereich 
viel umfassender. 

Reihung

: Oberbegriff für  ↑  verbundene Aufzählung und  ↑ 

unverbundene   Aufzählung;   auf   größere   Zusammenhänge 
bezogen

 auch   für   parataktische   Verbindung   von 

Binzelaussagen (↑ Aussage).

Rezensieren

: erörternde Darstellungsart, die dazu dient, die 

Werke der Kunst und ihre Interpretationen zu beschreiben, 
zu analysieren und zu werten. Ergebnis ist die Rezension, z. 
B.   die   Buchrezension,   die   Theaterrezension.

 ↑ 

Darstellungsarten, Erörtern.

Rhema 

↑ unter Thema 2.

Rhetorik

 f: im ursprünglichen (antiken) und dem (dialektischen) 

Wesen   nach   auch   heute   gültigen   Sinn   die   Kunst,   gut,   schön, 
richtig, passend zu reden (Ars bene dicendi f), und zwar in einer 
gesellschaftlichen   Entscheidungs-situation,   in   der   es   für   zwei 
Parteien darauf ankommt, die an der Situation Beteiligten — das 
Publikum   —   davon   zu   überzeugen,   daß   der   Status   quo   im 
gegebenen Zeitpunkt entweder wert sei, weiterhin zu bestehen, 
oder   in   einer   bestimmten   neuen,   anderen   Richtung   verändert 
werden   müsse.   Die   klassische   Rhetorik   ging   nicht   von   einer 
abstrakten   Schönrednerei   aus,   sondern   war   —   ob   vor   dem 
Gericht   oder   vor   der   Volksversammlung   —   ein   Mittel   der 
Meinungsbildung   und   der   Durchsetzung   bestimmter 
parteigebundener Ideen und Prinzipien in der Öffentlichkeit.

 

Je 

nachdem,

93

                                                                                                         

Rhetorik

 

ob sich die Gesellschaft in revolutionärer Bewegung oder in 
Stagnation   befand,   erhob   sie   die   Rhetorik   zu   einem 
Instrument  neuer gesellschaftlicher Aussagen oder degradierte 
sie zu einem Regelwerk der Demagogie.
Aus   der   gesellschaftlichen   Entscheidungssituation   bildeten 
sich  drei   Grundarten   von   origineller   Rede   heraus:   (1)   die 
generelle   Frage   (Quaestio  f),   die   in   der   gegebenen 
historischen   Situation   gestellt   wird,   die   Frage  nach 
Beibehaltung   oder   Veränderung  des   Status   quo;   (2)   die 
Darstellung der Situation, des Status quo, durch Vertreter der 
streitenden   Parteien;   (3)   die   Rede   desjenigen   (oder 
derjenigen), der auf Grund der gesellschaftlichen Position die 
Macht und Kraft hat, die Entscheidung in diesem oder jenem 
Sinn zu fällen.
Ausschlaggebend   für   den  ↑  Effekt   der   Rede   ist   der   Wille 
(Voluntas  f), die gesellschaftliche Absicht (↑  Aussageabsicht), 
die Macht und Kraft, die hinter dem Redner und seiner Rede 
steht, nicht die Schönheit  (↑  Ornatus  

m),  

die  ↑  Disposition 

oder   die  ↑  Komposition. Allerdings  haben  in  der  konkreten 
Redesituation Disposition und Komposition,  ↑  Amplifikation 
und Ornatus eine  große Bedeutung, da sie die Durchsetzung 
des   pragmatisohen  Prinzips   ermöglichen,   des   Prinzips,   die 
(wahre) Aussage für das Publikum überzeugend wirksam zu 
machen.   Zum   (wahren.)  Inhalt   der   Aussage   muß   sich   die 
Wirksamkeit der Aussage im Publikum hinzugesellen.
Aus der Haltung der Parteiredner gingen drei Gattungen von 
Parteirede   hervor,   die   nach   aristotelischer   Begriffsbestim-
mung heißen: die judiziale Gattung, die deliberative Gattung 
und die epideiktische Gattung. (1) Die judiziale Gattung klagt 
an   und   verteidigt;   sie   hat   als   Modellfall   die   Rede   eines 
Anwalts vor Gericht. (2) Die deliberative Gattung rät zu oder 
rät ab und hat als Modellfall die Rede des Vertreters einer 
politischen   Partei   vor   der   Volksversammlung.   (3)   Die 
epideiktische Gattung lobt oder tadelt; sie hat als Modellfall 
die Festrede auf eine zu lobende Person (Laudatio f).
Die Verarbeitung (Tractatio  f) des Stoffes (Materia  f) unter-
scheidet fünf Stufen: (1) die Stoffsammlung und das Finden 
von  Beweisgründen   (Inventio  f),   (2)   die   Anordnung   und 
Gliederung des gesammelten Materials (Dispositio f), (3) die 
sprachliche  Formulierung   und   stilistische   Ausgestaltung 
(Elocutio f),


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rhetorische Figuren

                                                                                      94

(4) die Aneignung der Rede durch Auswendiglernen (Memoria 
f), (5) die Kunst der gestenreichen Deklamation beim Vortrag 
(Pronuntiatio f). Eng miteinander verbunden sind die ersten 
drei Stufen.
Im Altertum hatte die Rhetorik für das praktische politische 
Leben   große   Bedeutung.   Die   Sklavenhalterdemokratie 
Griechenlands forderte vom freien Bürger die Beherrschung 
der   Redekunst.   Redner   standen   in   hohem   Ansehen,   z.   B. 
Perikles, Empedokles, Isokrates, Demosthenes. In Rom wirkte 
der aus Spanien gebürtige Quintilian (um 35 bis vor 118) als 
erster   öffentlicher   und   vom   Staat   besoldeter   Lehrer   der 
Beredsamkeit; er schrieb die „Institutio oratoria" eine zwölf 
Bücher   umfassende   Anleitung   zum   Studium   der 
Beredsamkeit.

rhetorische Figuren,  

auch  

Redefiguren, Stilfiguren:  

Figuren 

der  gedanklich-sprachlichen   Darstellung,   die   lexisch   oder 
syntaktisch von der üblichen Ausdrucksweise abweichen. Die 
rhetorischen   Figuren   werden   herkömmlicherweise   in   zwei 
Gattungen gegliedert: (1) Figuren, die statt der Bezeichnung 
bzw. der Sache eine Ersatzbezeichnung bzw. eine Sache, die 
mit jener in irgendeiner Beziehung steht oder gedacht werden 
kann,   setzen.  Eine   solche  Figur   ist   z.B.   der  ↑  Tropus.   (2) 
Figuren, die sich durch  ihre besondere syntaktische Stellung 
oder   durch   originelle   Verbindung   ihrer   Einzelglieder 
auszeichnen.   Solche   Figuren   sind  z.   B.   die  ↑  Klimax,   die 
Formen   der  ↑  Wiederholung,   das  ↑  Hysteron-Proteron.   Die 
Klassiflzierung ist insofern unzureichend, als es  Figuren gibt, 
die nicht diesen beiden Gruppen zugeordnet werden können, 
z. B. ↑ Antithese, ↑ rhetorischer Einwand, ↑ Isolog.

rhetorlsche   Floskeln  

f

 

pl:  

1.  

bedeutungsarme   oder   -leere 

Fügungen und Satzteile in einer Rede. — 

2. 

Formulierungen, 

die   der  Vorbereitung   oder   Hervorhebung   einer   folgenden 
Aussage dienen, z. B. 

Meiner Auffassung nach / Lassen Sie mich 

daran erinnern / Gestatten Sie mir / Ich darf sagen / Ich würde  
sagen / Man braucht kaum ein Wort über . . . zu verlieren / Es  
muß   mit   aller   Deutlichkeit   ausgesprochen   werden.  

Solche 

Floskeln   geben  dem   Publikum   mitunter   Zeit,   sich   auf 
Wesentliches   zu   konzentrieren;  sie   sind   auch   manchmal  für 
das   Verständnis  wichtig:  

Ich  möchte  nun sprechen  über  .  .  . 

Auch Zwillingsformeln sind  oft Floskeln.  ↑  Zwillingsformel,  ↑ 
auch Floskeln, Vorreiter.

95

                                                                                                     

 Rückgriff

rhetorische   Frage:   1.  

im   eigentlichen   Sinn   (als   eine  ↑ 

Immutatio  syntactica) Aussage in grammatischer Form einer 
Frage;  Scheinfrage,   die   inhaltlich   von   selbst   beantwortet 
wird,   praktisch   eine   nachdrückliche  Aussage,   die   stille 
Bestätigung   erfordert   (wobei   die   gedachte   Antwort 
verneinend   ausfallen  kann).   —   2.   abwartend-provozierend: 
gestellte Frage, von der der Fragesteller annimmt, sie könne 
vom Befragten nicht beantwortet werden.

rhetorischer Einwand: 1.  

selbstvorgebrachter Einwand oder 

Eingehen auf tatsächliche oder mögliche Einwände gegen eine 
bestimmte   Auffassung   zum   Zweck   der   Entkräftung   des 
möglichen Einwands 

(Man könnte dagegen einwenden). — 

2. auch 

für  bekräftigende   Unterbrechung   der   eigenen   Rede   und 
Bezugnahme auf den Erfahrungsbereich des Publikums  

(Sie 

erinnern sich / Sie wissen doch), 

in diesem Sinne eine Form der 

↑ Anrede. 

rhetoriseher Stll:  

oft als Form  einer sprachliohen Äußerung 

verstanden, die so gefaßt ist, als wende sich der Äußernde von 
einer Tribüne an das Publikum. ↑ auch mündlicher Stil. 

Rhythmns 

↑ Sprachrhythmus. 

Ringbau 

↑ Rahmenbau.

Rückblende: 

Überwechseln aus der ↑ Zeitebene eines Textes 

in  eine reale oder fiktive frühere Zeitebene, urn den Ablauf 
eines früheren Geschehens eingehend und relativ selbatändig 
darzustellen.   Bei   präteritalem   Grundtempus   erscheint   die 
frühere Zeitebene ebenfalls im Präteritum; der Übergang wird 
in   einem  fortlaufenden   Text   über   das   Plusquamperfekt   und 
Zeitadverbien  vorgenommen,   die   unbemerkt   wieder   ins 
Präteritum   führen   können.  ↑  Rückgriff,   Vorgriff, 
Tempuswahl, ↑ auch Nachholtechnik.

Rückgriff:  

kurzes   Ausweichen   aus   der  ↑  Zeitebene   eines 

Textes,

 Erwähnung   oder   kurze   Ausführung   von 

Geschehnissen oder Zuständen, die vor dem augenblicklich 
Dargestellten   liegen.   Rückgriffe   erfolgen   bei   präteritaler 
Darstellung   meist   vollständig   im   Plusquamperfekt,   bei 
präsentischer   im   Perfekt.  ↑  Rückblende,   Vorgriff, 
Tempuswahl, ↑ auch Nachholtechnik.


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Sachvergleicb

                                                                                               96

     

S

Sachvergleich:  

Form   des  ↑  Vergleichs,   die   ähnliche 

Erscheinungen,   Handlungen,   Prozesse   usw.,   mit   objektiven, 
zwingenden  gemeinsamen  Eigenschaften  nebeneinandersetzt 
mit dem Ziel, die sachliche und gedankliche Hauptlinie der 
Darstellung  klarer,   faßbarer  und  überzeugender   zu  machen. 
Der   Sachvergleich   umfaßt   eine   weite   Skala   von 
Möglichkeiten,   die   von   der  Veranschaulichung   von 
Zahlenwerten 

(Die Unfallziffer des Monats Juli liegt damit um . . 

.   Prozent   höher   als  .   .   .)  

bis   zum   historischen   Vergleich   als 

Analogiebeweis reicht 

(So hatten . . . Cromwell und das englische 

Volk dem alten Testament Sprache, Leidenschaften und Illusionen 
für ihre bürgerliche Revolution entlehnt. Als das  wirkliche Ziel 
erreicht,   als   die   bürgerliche   Umgestaltung   der   englischen 
Gesellschaft   vollbracht   war,   verdrängte  Locke   den   Habakuk 

[Marx]).  ↑  bildlicher   Vergleich,   Tertium  comparationis, 
Beispiel. 

Satzabbruch 

↑ unter Gedankenabbruch.

Satzbruch,  

Anakoiuth n:  

Folgewidrigkeit im grammatischen 

Satzbau. Die Fortführung des Gedankens fällt aus der Kon-
straktion   des   Satzanfangs   heraus,   so   daß   die   grammatische 
Beziehung von Anfang und Ende gestört ist. Der Satzbruch ist 
kennzeichnend   für   den   mündlichen  ↑  Alltags[sprach]stil   (↑ 
auch   mündlicher   Stil).   Im  ↑  schriftlichen   Stil   gilt   er   als 
Stilfehler, sofern er nicht ↑

 

charakterologischer Ausdruck ist, z. 

B. 

Ja, also was ich sagen wollte: ich wollt Ihnen doch erzählen,  

was mir da neulich passiert ist. Ich komm also — ah, endlich, die 
Suppe! Guten  Appetit! tu auf — ich komm also nachm Theater,  
ich glaube, es war im Schauspielhaus, nein, doch nicht . . . im  
Deutschen Theater, richtig, komm ich raus . .. 

(Tucholsky).

Satzggliedfolge 

↑ Normalfolge, stilistische Satzgliedfolge. 

Satzkette 

↑ suprasyntaktische Einheit. 

Satzklammer 

↑ Klammerung.

Satzkonstanz  

f:   Bezeichnung   Brinkmanns   für   die   inhaltliche 

Weiterwirkung   eines   Satzes   in   einem   Gespräch.   Satzkonstanz 
erlaubt syntaktisch unvollständige Formulierung einer Ant-wort 
oder einer Frage sowie syntaktische Nachträge durch den

97

                                                                                                       

Satzname

 

Partner, z. B.  

„Wandern Sie viel?" — „Ja, früher vor allem. 

Jetzt kaum noch." 

In beiden Sätzen der Antwort fehlen Satz-teile 

(bin   ich   gewandert   /  wandere   ich).  

Es   sind   häufig   verbale 

Inhalte, die nicht wiederholt werden.

satzmäßige Absonderung, 

Isolierung: 

Fixierung eines Satzteils 

oder   der   näheren   Bestimmung   zu   einem   Satzteil   in   einem 
selbständigen   Satz.   Die   aus   dem   Satzverband 
herausgehobenen   Teile   erhalten   besonderen   Nachdruck. 
Formen solcher Absonderung sind: (1) die einfache Trennung, 
z. B. einer Adverbialbestimmung 

(Dafür hast du doch gekämpft. 

32   Jahre.)  

oder   eines   Gliedsatzes  

(Damals  hatte   man   seinen 

Vater. Wenn es dunkel wurde. Wenn man ihn auch nicht mehr sah 
in  der   violetten  Dämmerung  

[Borchert]);     (2)   die   teilweise 

Wiederholung  des   Bezugssatzes  

(

 

auch   Anadiplose),   z.   B. 

Isolierung eines Objekts oder einer Adverbialbestimmung  

(Er 

kämpfte.   Kämpfte   unerbittlich.)  

oder   Präzisierung   einer 

Adverbialbestimmung 

(Diese Abende sind violett in den Straßen.  

In den engeren Straßen  der Stadt jedenfalls 

[Borchert]); (3) die 

abgewandelte Wiederholung, z. B. die präzisierende Isolierung 
eines   erläuterten  Subjekts  

(Es  muß   wohl   nicht   ausdrücklich 

gesagt werden, daß im Tristan der Schriftstetter Detlev Spinell  
die Hauptfigur ist. Die Figur, auf die es ankommt. Die Figur, um 
derentwillen   die   Erzählung   geschrieben   ist  

[Rilla]);   (4)   als 

Sonderfall die satzmäßige  Trennung fortführender Relativsätze: 

Ein Korporal . . . erzählt das Abenteuer seines Lebens, und es 
wird  gesagt, ,,daß  er  erst  jetzt, in dieser Minute, an diesem 
Tisch  sein   vergangenes  Leben  abschloß".   Worauf   es  weiter 
heißt: „ ... " 

[Rilla]). Der abgesonderte hypotaktisch geformte 

Gedanke  

(Worauf  

...)   bildet   bereits   einen   selbständigen 

Sinnkomplex  (↑  Redeeinleitung  mit  weiterer  zitierter  Rede), 
der jedoch durch die übersatzmäßige grammatische Zuordnung 
(f   suprasyntaktische   Einheit)   mit  der     vorangegangenen 
Redeeinleitung  

(wird   gesagt)  

auf   die  übergeordnete  ↑ 

Redekennzeichnung  

(erzählt   dsa   Abenteuer)  

bezogen   wird; 

völlige   Lösung  

(Darauf   heißt   es  ...)  

hätte   die   weiteren 

Zitatsätze unberechtigterweise getrennt. 

Satzname:  

Sonderfall   der   Wortbildung,   bei   dem   Sätze   zur 

Worteinheit   zusammengezogen   und   substantiviert   werden: 

Taugenichts,   das 

Sich-unterm-Hemd-Kratzen-auf-der-Brust 

(Brecht).

7 Stilkunde


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Satzperiode

                                                                                                 98

Satzperiode

 ↑ unter Komposition.

Satzplan

:   anwendbares   syntaktisches   Schema,   das   zugleich 

Mittel der syntaktischen Sprachgestaltung (↑  Komposition) und 
der   gedanklichen   Sinnordnung   ist;   Schema   der   Satzgliedfolge, 
Struktur   des   Satzes.   Als   normaler   Satzplan   wird   im   Hauptsatz 
traditionell   die   Folge   Subjekt   —   Prädikat   —   Dativobjekt   — 
Akkusativobjekt bezeichnet: 

S. gab dem Neuen das Material. 

In 

dieser   Folge   ist   kein   Element   der   Aussage   besonders   hervor-
gehoben, wenn davon abgesehen wird, daß das relativ wichtigste, 
der Gegenstand des Gebens, am Satzende steht (↑ Endstellung). 
In   einem   davon   abweichenden   Satzplan   verschiebt   sich   der 
Akzent der Aussage. In dem Satzplan Subjekt — Prädikat — 
Akkusativobjekt — Dativobjekt  

S. gab das Material dem Neuen 

nimmt   das   Dativobjekt   eine   betonte   Stelle   ein   (↑  stilistische 
Endstellung). Die Gedanken werden in eine bestimmte  Richtung 
gelenkt, das letzte Satzglied  

(der Neue)  

würde in einem nach-

folgenden Satz normalerweise Satzgegenstand (↑ Thema 2) sein 
(. .. 

dem Neuen. Der griff schnell zu). 

Eine Nachdruckstelle liegt 

auch am Satzanfang (↑  Anfangstellung):  

Dem Neuen gab  S. das 

Material.

Es   gibt   also   verschiedene   mögliche   Satzpläne.   Sie   können   be-
dingt sein durch den  ↑  Kontext, durch die logische Gedanken-
folge   (↑  Anschlußstellung),   durch   stilistische   Hervorhebung  (↑ 
stilistische Satzgliedfolge) oder durch rhythmische Erwägungen.

Satzrahmen

 ↑ unter Klammerung.

Satzspannung

: Erwartung in bezug auf die formale Vollendung 

eines Satzes, zu unterscheiden von der durch den Inhalt bedingten 
Spannung.   Jeder   Satz   enthält   bis   zu   seinem   Aufschluß   im 
Prädikatsteil oder in notwendigen Zuordnungen Spannung. Diese 
Spannung besteht jeweils für die Dauer eines Satzes und wird mit 
jedem   Satz   neu   erweckt.   Die   Satzspannung   ist   bei  nahezu 
gleichzeitiger Hör- oder Lesbarkeit 

(Sonne scheint) 

faktisch gleich 

Null. Gering ist sie in kurzen erweiterten Sätzen 

(Du warst einer 

der besten Jungarbeiter).  

Sie wächst von Satzglied zu Satzglied 

und   nimmt   besonders   bei  ↑  Parenthese   und   Satzperiode   (↑ 
Komposition) zu. Wichtig für die Satzspannung ist die Distanz 
zwischen   den   Teilen   des   Prädikats;   ein   Satz   mit   entzweitem 
Prädikat birgt sogar die Möglichkeit der Über-

99

                                                                                    

Satzunterbrechung

 

raschung:  

Die Profitrate stieg in dieser Zeit der alles  erfassenden 

Krise, der Massenarbeitslosigkeit, des  Hungers: trotzdem an / zwar 
nicht an, aber ...

Unerwünschte Satzspannung kann eintreten, wenn die eigentliche 
Aussage   des   Satzes   im   substantivischen   Prädikatsteil   an   letzter 
Stelle   im   Satz   erfolgt,   während   außer   dem   Urheber   des 
Geschehens auch Begleitumstände, Zeitpunkt, Ort, Art und Weise 
des   Geschehens   ausführlich   dargestellt   werden,   z.   B.:  

Immer 

wieder von temperamentvollen Beifallskundgebungen unterbrochen, 
hielt   das  Mitglied  des   Präsidiums,   Professor   A.   N.,   am 
Dienstagabend   auf   der   Schlußsitzung   der   indischen   Parla-
mentarier-Konferenz für Frieden und Abrüstung in Neu-Delhi eine 
vielbeachtete  Rede.  

Die eigentliche Aussage  

(eine Rede)  

erfolgt 

mit   dem   letzten   der   31   Wörter,   wie   eine   logische   Analyse  der 
Satzstruktur   zeigt:   Begleitumstände   /   (finites   Verb   als 
Tempuszeichen) / Wer? / Wann? / Wo? / Bestimmung des Wo / 
Qualität / Was? (Aussage). Um Überspannung und aufkeimende 
Mißverständnisse zu vermeiden, wird in solchen  Fällen der vom 
Prädikat eingeschlossene Satzteil, soweit  möglich, ausgeklammert 
(↑  Ausklammerung).   Ein   Satz   kann  trotz   formalen   Abschlusses 
noch   Satzspannung   enthalten,   Erwartung   auf   eine   Fortführung 
bzw.  Vollendung  des   Gedankens   auslösen.   Satzspannung   dieser 
Art, Übersatzspannung, entsteht z. B. bei ↑ Redewiedergabe, wenn 
die Rede nur mittelbar und nachträglich gekennzeichnet wird (↑ 
Redekennzeichnung),   da   die   Redewiedergabe   formal   vom  ↑ 
Redekennzeichnungswort abhängt  

(Er  sei mit . . . einverstanden.  

Man könne . . . Deshalb sei . . . Er habe auch . . . Dies sagte A. 
K.).  

Durch   eine  solche   Übersatzspannung  gebundene   Einheiten 

bilden  ↑  suprasyntaktische Einheiten. Nach rückwärts kann  eine 
Art formaler Spannung durch die ↑ Satzkonstanz entstehen. ↑ auch 
Zuordnungshäufung.

Satzunterbrechung

:   Dazwischentreten   einer   Nebenaussage   in 

die eigentliche Aussage des Satzes an einer ungünstigen Stelle. 
Der Leser oder Hörer empfindet mit Beginn des Einschubs die 
Aussage als  abgeschlossen und muß seine Meinung nachträglich 
berichtigen:  

„Herr   M.  war   zu   Hause",  so  sagte  A.,  „nicht  an-

zutreffen."   /   Die   Zahl   der   Verkehrsunfälle  stieg,   als   die   Sicht 
vielerorts  nur 20 Meter betrug, nicht an.

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Satzverflechtung

                                                                                     100

Satzverflechtung:   Verflechtung   und   gegenseitige   Abhängigkeit 
einzelner Sätze eines Gedankenkomplexes, bedingt durch die 
besondere   Stellung   der   Satzglieder   innerhalb   der   Sätze.   Bei 
Satzverflechtung ist der einzelne Satz zwar grammatisch richtig, 
ergibt aber keinen vollständigen Sinn bzw. macht bewußt, daß 
es sich um einen Teil einer umfassenderen Äußerung handelt, z. B. 

Den Vater  sehe ich  

(Man erwartet etwa:  

Aber . .  

.). Oder:  

Ich 

schenke das Buch dir 

(Fortsetzung etwa: 

Er bekommt dafür 

...). 

Oder:  

Dir schenke ich das  Buch  

(vorausgehend oder  folgend: 

Er bekommt ein . . .).  

Satzverflechtung ist für eine eingängige 

Darstellung notwendig. Im Mündlichen kann sie durch Intonation 
kompensiert   werden:  

Ich  sehe   den   Vater.  

Eine   Form   der 

Satzverflechtung ist auch die ↑ Satzkonstanz. ↑ auch Kontext 1, 
kontextuale Mittel.

Schachtelsätze

:   Sätze   mit   mehrfach   ineinandergeschobenen 

Satzgliedern. Sie gelten als Stilfehler, wenn die ausgedrückten 
Beziehungen nicht überschaubar sind oder wenn durch das Ver-
schachteln mehrere verschiedene Prädikate aufeinander-folgen.

Schildern

:   Sonderart   des  ↑  Beschreibens,   literarisches   Be-

schreiben;   Darstellungsart,   mit   deren   Hilfe   der   Autor   das 
Körperhafte, Bäumliche, Gegenständliche mittels einfallsreicher 
Kunstgriffe   in   eine   zeitliche   Abfolge   von   einzelnen 
Handlungsmomenten   auflöst.   Während   er   mittels   des   Be-
sehreibens ein Ganzes in seine Teile gliedert und auf diese Weise 
die Einzelteile in aller Deutlichkeit vor Augen führt, versetzt er 
mittels des Schilderns den Leser, Hörer oder Zuschauer in den 
Status   des   Augenzeugen,   indem   er   das   „Koexistierende   des 
Körpers" (Lessing) in ein Nacheinander der Einzelteile auflöst 
und damit das Ganze erfassen läßt. Vorbildlich geschildert ist 
der  Schild  des  Achill,  den Homer  als  werdenden  Schild be-
schreibt, nicht als fertigen, vollendeten Schild. Homers Kunst-
griff dabei ist, daß er nicht den Schild vorstellt, sondern den 
Meister, wie dieser den Schild verfertigt. Das Schildern wird in 
seinem  ↑  Effekt   gemindert,   wenn   durch   die   Aufnahme   sub-
jektiver Eindrücke und Assoziationen seitens des Sprechenden 
oder Schreibenden der relativ objektive Charakter der Wirklich-
keitswiderspiegelung, den das Schildern als beschreibende Dar-
stellungsart hat, an Intensität verliert. ↑ Darstellungsarten.

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schriftlicher Stil

 

Schlagworte:  Wörter oder Wendungen, die aktuelle gesellschaft-
liche Forderungen zum Ausdruck bringen, z. B.  

wissenschaftlich-

technischer   Fortschritt,   komplexe  Rationalisierung.  

Die   Wirkung 

des Schlagworts wurde und wird von Demagogen mit Vorliebe 
mißbraucht: 

Selbstbestimmungsrecht, Heimatrecht. 

Schlagzeilenexzerpt

:   eine   Art   der  ↑  abstrahierten   Rede.   Das 

Schlagzeilenexzerpt   nimmt   einen   wichtigen   Gedanken   aus 
Äußerungen   in   der  ↑  Perspektive   der  ↑  direkten   Rede   auf   und 
verdichtet ihn zu überschriftartiger Form (↑  Telegrammstil),  zum 
Beispiel: 

Metaller: (Der) Kampf geht weiter. 

↑ Exzerpt. 

schließende   Aufzählung

:   mehrgliedrige   Wortgruppe,   die   durch 

die   konjunktionale   Verknüpfung   der   beiden   letzten   Glieder 
inhaltlich relativ abgeschlossen, aber stilistisch merkmallos ist, z. 
B. 

Porträts, Notizen, Tagebuchblätter, Geschichten und Episoden..

Schreibe

:  sohriftliche Mitteilungsform im  Unterschied zur münd-

lichen   (↑  Rede   3).   Schriftliche   und   mündliche   Mitteilungsform 
bedingen potentiell unterschiedliche Stile, den  ↑  schriftlichen  Stil 
und den ↑ mündlichen Stil. 

Schreibstil

: ↑ schriftlicher Stil.

schriftlicher Stil

, mißverständliche Bezeichnung 

Schreibstil: 

durch 

die   schriftliche   Kommunikationsart   bestimmter   Stil   im 
Unterschied zum ↑ mündlichen Stil. Der schriftliche Stil ist infolge 
der   Eigenheiten   graphischer   Mittel   gegenüber   akusti-schen, 
mimischen und gestischen Mitteln vom mündlichen Stil potentiell 
verschieden.   Bestimmend   ist   für   ihn   die   Möglichkeit,  die 
gedankliche Struktur von der kleinsten bis zur größten Sinn-einheit 
graphisch zu bezeichnen (Komma, Semikolon, Paren-thesezeichen, 
Punkt,   Absatz,   Sternchen,   Initiale   usw.),   einzelne   Begriffe   und 
größere   Aussagen   beliebig   abstufend   hervorzuheben   (Sperrung, 
Unterstreichung,   Versalien,   Auszeichnungsschriften,   Farbschrift, 
Einrückung   usw.)   sowie   —   auf   der   Seite   des   Lesers   —   die 
Möglichkeit, den Text zu überschauen, das Tempo der Rezeption 
selbst   zu   bestimmen   und   den   Text   beliebig   oft   aufzunehmen. 
Schriftliche Darstellung weist deshalb potentiell größere ↑ Dichte 
und höhere Abstraktion, stärker nominalen Charakter auf; sie darf 
auf einprägende Wiederholung verzichten — Wiederholungen sind 
oft   sogar   störend   und   bedürfen   der   Bezeichnung  

(wie   bereits 

erwähnt 

usw.); sie