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Metonymie                   

                                                                             72

F

.  

Engels' wird  das Merkmal  ,groß’ in  qualitativem  Sinne ge-

deutet 

(Riesen an Denkkraft). 

Möglich ist auch die Deutung von 

,groß'   in   quantitativem   Sinne,   z.   B.  

Der   Kapitän   unserer 

Volleyballmannschaft ist ein Riese,  

d. h. ein hochgewachsener 

Mann.

Metonymie

  f:   Art   des  ↑  Tropus;   Ersatz   eines   Ausdrucks 

durch   einen   Ausdruck,   der   außerhalb   der   Grenzen   des 
begrifflichen   Inhalts   des   ersetzten   Ausdrucks   liegt   (↑  aber 
Synekdoche),   und  auf   Grund   eines   begrifflich-logischen 
Zusammenhangs, z. B. des Zusammenhangs von Ursache und 
Wirkung   (die   Zeitungsüberschrift  

Brecht   vertont  

statt   der 

nicht-metonymisierten   Überschrift   ,Liedtexte   B.   Brechts 
vertont'), von Gefäß und Inhalt  

(ein  Glas trinken  

statt ,ein 

Glas Milch trinken'), von Qualitätsträger und Qualität 

(unser 

Visavis 

statt   ,die   Bewohner   des   uns   gegenüberliegenden 

Hauses'), von Erscheinung und Symbol  

(Friede den Hütten! 

Krieg den Palästen! 

[Büchner]). 

Modernismus:

 mögliche zusammenfassende Bezeichnung für 

modische   Ausdrücke   (Modewörter,   Modefügungen),   die 
zunächst   dem   Bedürfnis,   einer   Aussage   besonderen 
Nachdruck   zu   geben,   entspringen,   aber   infolge   häufigen 
Gebrauchs und gedankenlosen Nachsprechens bald inhaltsleer 
sind.  ↑  Stilfärbung,  ↑  auch   charakterologischer   Ausdruck, 
Neologismus, ↑ aber Archaismus, Anachronismus. 

Modewort

 ↑ unter Modernismus.

Monolog

 

m:  

Selbstgespräch   einer   Gestalt   in   einem   Kunst-

werk, z. B. im Drama die Äußerung von Gedanken und Ge-
fühlen, soweit sie nicht aus der Handlung selbst hervorgehen. 
Seltener   dient   der   Monolog   rein   technischen   Zwecken. 
(Erläuterung   zur   Handlung   usw.).   In   diesem   Fall   nähert   er 
sich   der  ↑  Anrede.   Der   Monolog   ist   eine   aus   der   Antike 
überkommene   Form;   er   nimmt   auch   in   der   realistischen 
Weltliteratur   großen   Raum   ein   und   kann   hier   wichtige 
Funktion  haben (etwa der Monolog des Hamlet), wobei sich 
das   Publikum   stets   als   Adressaten   dieser   dramaturgischen 
Konvention weiß. — Der klassische Mono-log wird heute oft 
nicht als Selbstgespräch, sondern als tech-nisch reproduzierte 
Rede   (Tonbandaufzeichnung)   zu   stummem   Spiel   oder   als 
Einblendung   in   eine   Funksendung   gebracht.   Dadurch   und 
durch   weitere   technische   Verfahren   wird   der   Monolog   bei 
gleichem Stil verändert, überhöht, überwirklich.

73                   

                                                                     mündlicher Stil

Hier haben sich  neue  Konventionen angebannt,  die sinnvoll 
die  Technik   ins   Spiel   bringen.   Dem   Monolog,   dem 
Alleingespräch,  entgegengesetzt war in der älteren Dramatik 
der ↑ Dialog, das Zwiegespräch. Da der Monolog heute oft als 
nicht geäußert dargestellt wird, nähert er sich dem  ↑  inneren 
Monolog. 

morphologische Synonyme

 ↑ unter Synonyme. 

mündlicher   Stil

,   mißverständliche   Bezeichnung  

Sprechstil: 

durch die mündliche Kommunikationsart bestimmter Stil im 
Unterschied zum  ↑  schriftlichen Stil. Der mündliche Stil ist 
infolge der Eigenheiten mimischer, gestischer und akustischer 
Mittel  gegenüber  graphischen  Mitteln und auch — wenn es 
sich  nicht   um   fernmündliche   Mitteilung   (Hörfunk   usw.) 
handelt —  durch den Einfluß der Situation vom schriftlichen 
Stil potentiell  verschieden. Bestimmend für den mündlichen 
Stil ist die Möglichkeit, durch Mimik, Gestik und phonetische 
Mittel  (Betonung,   Sprechtempo,   Lautstärke,   Tonhöhe) 
Sinnwichtiges  hervorzuheben   oder   überhaupt   den   Schlüssel 
zum   Verständnis   zu  geben   (mimische   Zeichen   für  ↑  Ironie 
usw.); bestimmte Redeteile erübrigen sich durch den Kontext 
(↑  Kontext 2), durch Gestik usw. Andererseits entbehrt  die 
mündliche   Äußerung

 differenzierender   Zeichen   zur 

gedanklichen Gliederung; sie ist im Vergleich zur schriftlichen 
nicht   überschaubar.   Gegebenenfalls  muß   im   Inhalt   der 
Äußerung auf die Struktur und auf das quantitative Verhältnis 
des   Gehörten   zum   noch   zu   Hörenden  hingewiesen   werden 

(Damit kommen wir zu .. . / Ich beginne mit . .. / Nun ein Wort 
zu .. . 

Ich zitiere: / Zitat-Ende 

Ich komme nun zum

 

Schluß). 

Im allgemeinen weist der mündliohe  Stil relativ — d. h. in 
Abhängigkeit   vom   Bildungsgrad   des  Sprechenden und vom 
Gegenstand der Mitteilung — einfacheren  Satzbau auf, er ist 
mehr verbal als nominal orientiert,  ↑  Zuordnungsfolge und  ↑ 
Zuordnungshäufung   werden   gemieden   oder  parataktisch 
aufgelöst.   Unregelmäßigkeiten   der   Syntax   wie  ↑  Satzbruch 
und  ↑  Gedankenabbruch   sind   bestimmten,   mündlichen 
Formen, etwa dem Erlebnisbericht oder dem ↑ Dialog (↑ auch 
Satzkonstanz), angemessen; die formale Vollendung der Rede 
kann   sich   durch   außersprachliche   Faktoren   erübrigen. 
Andererseits zwingt die Flüchtigkeit des gesprochenen Worts — 
abhängig   von   Stoff   und   Hörer   —   mehr   zu   Breite   und 
Wiederholungen.


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Nachdruckformen

          

                                                                             74

Der real vorhandene Partner wirkt nicht nur im Dialog, sondern 
auch bei monologischer Mitteilung auf die  sprachliche Form ein. 
Inwieweit   die  besonderen  Bedingungen  der  modernen  Massen-
medien (etwa die Unsichtbarkeit des Sprechers im Hörfunk oder 
das   Überwiegen   der   Bildkomponente   innerhalb   des   Bild-Wort-
Komplexes im Fernsehfunk) den mündlichen Stil modifizieren, ist 
noch nicht schlüssig untersucht.

N

Nachdruckformen

:   attributive   Formulierungen   anstelle   von 

Komposita,   z.   B.  

Ministerium   der   Finanzen  

für   ,Finanzmini-

sterium', 

Rat des Kreises 

für ,Kreisrat', 

Theorie der Entstehung 

für 

,Entstehungstheorie', oder anstelle von Präpositionen, z. B. 

in der 

Zeit ihres Aufenthalts 

für ,während ihres Aufenthalts',  

in den 

Spalten   der   Zeitung  

für   ,in   der   Zeitung'.   Üblich   gewordene 

Nachdruckformen   sind  ↑  Fertigstücke   und   haben   nicht   mehr 
Gewicht als Komposita; sie begünstigen die Bildung von Genitiv-
ketten.

Nachdruckstellung

 ↑ stilistische Satzgliedfolge. 

Nachholtechnik

: mögliche übergreifende Bezeichnung für das 

Prinzip, Ursache, Vorgeschichte, Vorbedingung nach der Sache 
anzuführen, auch wenn sie wichtiger sind als die Sache selbst 
und   wenn   diese   nur   eine   der   möglichen   oder   tatsächlichen 
Folgen bildet. Zur klaren Scheidung des Nachzuholenden von 
der eigentlichen  ↑  Zeitebene des Textes dienen meist die relati-
ven   Tempora  Plusquamperfekt   und   Perfekt.   Steht   das   Nach-
geholte   im   gleichen   Tempus   wie   der   übrige   Text   und   ohne 
besondere Zeitadverbiale, so kann dies auch als Fehler in der 
Gedankenfolge erscheinen.
Eine  ↑  rhetorische Figur der Nachholtechnik im engeren Sinne 
bildet das  ↑  Hysteron-Proteron; Ergebnis der Nachholtechnik 
im weiteren Sinne, bei Schilderung größerer Zusammenhänge, 
sind ↑ Rückgriff und ↑ Rückblende. ↑ auch Nachtrag.

73                   

                                                                              

Nominalstil

 

Nachtrag

: 1. Bezeichnung für die  ↑  Absonderung von Satz-

teilen. — 2. im engeren Sinn Bezeichnung für  ↑  satzmäßige 
Absonderung. — 3. In bezug auf den Geaamttext können auch ↑ 
Hysteron-Proteron   und  ↑  Nachholtechnik   als   Formen   des 
Nachtrags bezeichnet werden.

Namenwitz

: Form des ↑ Wörtlichnehmens, oft Mittel der Satire, 

mitunter   in   allegorischer   Funktion,   z.   B.   Weerths   Gestalt 
„Preiß", ↑ Wortwitz. 

Narratio

 ↑ unter Dreiteilung. 

Nationalstil

 ↑ unter Stilarten.

Nebenaussage

: (1) in der argumentierenden Gedankenfolge der 

argumentierende Gedanke, der Beleg, der vernünftige Grund (↑ 
Ratio);   (2)   in   der  ↑  veranschaulichenden   Merkmalsfolge   das 
bestimmende Merkmal, der besondere Umstand, die Einzel-heit 
(↑ Detail).
Die Nebenaussage präzisiert die  ↑  Hauptaussage durch Häufung 
von Belegen und Merkmalen. Syntaktisch sind Nebenaussagen 
nicht an bestimmte Formen gebunden. Sie können der Haupt-
aussage   in   Form   von   Satzgliedern   oder   Gliedsätzen   unter-
geordnet, in Form eines Hauptsatzes übergeordnet  sein, aber 
auch in formal selbständigen Sätzen folgen. Erhält die Neben-
aussage   durch   Umfang,   syntaktische   Stellung   und   Wortwahl 
mehr Gewicht als die Hauptaussage, so besteht die Gefahr, daß 
die  ↑  Perspektive verschoben und vom  ↑  Thema 1 abgelenkt 
wird.

Neologismus

:   Ausdruck,   der   neue,   ins   Bewußtsein   tretende 

natürliche   und   gesellschaftliche   Erscheinungen   benennt.   Er 
verharrt oder schwindet in Abhängigkeit von der geschichts-
gebundenen Erscheinung. ↑ Stilfärbung, ↑ auch Modernismus, ↑ 
aber Archaismus, Anachronismus. 

nominale Klammer

 ↑ unter Klammerung.

Nominalstil

: Darstellungsweise, die sich relativ vieler Nomina 

(Substantive und Adjektive) (↑  auch Attributhäufung) bedient. 
Die Nomina werden hier meist Hauptträger der  mitzuteilenden 
Gedanken,   Vorstellungen,   Impressionen,   Assoziationen.   Der 
Nominalstil kann sehr verschiedenen Zwecken dienen. In ihm 
können sich impressionistische Einzelvorstellungen äußern, z. B. in 
der Reportage: . . .  

der  Motor, das  geduldige, starke  Tier . . . 

fauchend und dröhnend, durch die seltsam enge Nebelwelt


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Normalfolge

         

                                                                                        76

des kalten Vormorgens . . . Eine Talsperre. Hohe Gerüste. Schienen. 
Gebäude . . .  

(Weiskopf). Andererseits verkörpert der Nominal-

stil,   z.   B.   in   wissenschaftlicher   Darlegung,   Begriffe   und   hohe 
Verallgemeinerungen:  

die  ständige   Erweiterung   und   Vervoll-

kommnung   der  Produktion   auf   der   Grundlage   der   modernsten 
Technik.

Vom  Nominalstil  als Mittel  literarisch-impressionistischen  oder 
wissenschaftlich-begrifflichen   Darstellens   sind   die   von   der 
Aussagesubstanz   nicht   getragenen   extrem   nominalen   Formu-
lierungen zu unterscheiden, etwa: 

Vor uns steht die Aufgabe der 

gründlichen Überprüfung der Möglichkeiten der Verbesserung der 
Technik   der   Produktion  aller   Abteilungen   des   Betriebes  

(statt: 

Wir müssen gründlich überprüfen, wie die Produktionstechnik in  
allen Betriebsabteilungen verbessert werden kann). 

Solcher Stil hat 

seine   Ursache   meist   in  mangelndem  Umsetzen  resümierender 
Begriffe (↑  Stichpunkte), unbedachter Verwendung von  ↑  Fer-
tigstücken und von ↑ Streckformen. ↑ auch Statik, Zuordnungs-
häufung, ↑ aber Verbalstil.

Normalfolge

: übliche Abfolge der Satzglieder innerhalb .eines 

isolierten bzw. Beispielsatzes, in dem kein Satzglied besonders 
hervorgehoben ist. Als normal gilt traditionell die Folge 

Subjekt 

—   Prädikat   —   Dativobjekt   —   Akkusativobjekt  

oder  

Subjekt   — 

Prädikat — adverbiale Bestimmung. 

Enthält jedoch z. B. der An-

fangssatz   einer  ↑  suprasyntaktischen   Einheit   eine   Zeitbestim-
mung, so kann die Folge  

Zeitbestimmung — Prädikat  

usw. als 

normal gelten  

(Jedes Jahr setzte  Großvater vorgezogene Kürbis-

pflanzen   in   Kompost   .   ..  

[Strittmatter]).   Dabei   rangiert   die 

Zeitbestimmung vor der Ortsbestimmung  

(Gestern fand im aus-

verkauften Schwimmstadion...); 

die Umstellung darf bereits als ↑ 

stilistische   Satzgliedfolge   gelten  

(Im   ausverkauften   Schwimm-

stadion fand gestern . ..).

Nullfärbung

: verbreitete Bezeiehnung für die  ↑  Stilfärbnng von 

Sprachformen,   die,   isoliert   betrachtet,   jedem   beliebigen   Stil-
system, jedem beliebigen Text zugeordnet werden können, ohne 
daß ihr Gebrauch als unangemessen, als besonders auffallend, als 
↑ Stilbruch empfunden würde. Innerhalb eines bestimmten Textes 
nehmen sie dessen ↑ Expressivität an.

77

          

                                                                                 

Parenthese

 

     0

Ornatus

 

m:  

Ausgestaltung   des   Textes   nach   ästhetischen   Prin-

zipien.   Die   Forderung   nach   Ästhetik   auch   des   nichtkünstleri-
schen Textes, eine Fordftung der antiken ↑ Rhetorik, bezieht sich 
gleichermaßen   auf   die   gedankliche   wie   auf   die   sprachliche 
Fügung, auf den ↑ Denkstil wie auf den ↑ Sprachstil. 

Oxymoron

 

n: 

Sonderform der ↑

 

Antithese; Verbindung zweier sich 

scheinbar widersprechender Begriffe zu einer sinnvollen Aus-sage 
mit   der   Absicht,   eine   widersprüchliche   Erscheinung   der 
Wirklichkeit   nachdrücklich   und   originell   zu   kennzeichnen 
(

stummer   Aufschrei).  

Bei   Kisch   ist   folgende   Herleitung   eines 

Oxymorons zu lesen: . . .  

der Seelsorger der Anstalt. En profil 

schien er dick, denn er trug einen Bauch vor dem Bauche, en face 
aber mußte man ihn als mager bezeichnen, weil seine Schultern 
und sein Körper schmal waren. Dieser bäuchig-magere Priester ...

      P

Paradoxon

 

n: 

Sammelbezeichnung für alle Arten absichtsvoller 

Kontrastierung   von   Inhalt   und   Form,   z.   B.   beabsichtigter  ↑ 
Doppelsinn, ↑ Ironie, ↑ Litotes, ↑ Oxymoron. 

Parallelismus

: gleichlaufende Struktur der Gedankenführung (↑ 

Isolog), zuweilen verengt auf gleichlaufende syntaktische Form 
(↑ Isokolon). Lexischer Parallelismus liegt in lexischer Anapher 
(↑ unter Anapher) und lexischer Epipher (↑ unter Epipher) vor.

Parenthese

  f: Form der  ↑  Einschaltung; Einschub, der die Satz-

konstruktion   vorübergehend   aufhebt  und  einen   relativ   ab-
geschlossenen   Gedanken   enthält,   der   den   dargestellten   Sach-
verhalt   erläutert  oder   bewertet.   Die   Parenthese   wird   in   Ge-
dankenstriche, aber auch in Klammern oder Kommata ein-


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Parodieren

         

                                                                                          78

gesohlossen.   Parenthesen   können   belebend,   humoristisch, 
assoziativ, polemisch wirken.

Parodieren

: Darstellungsweise, die dazu dient, den Sprachstil 

berühmter   oder   berüchtigter   Autoren   in   scherzhafter,   spötti-
scher,  höhnischer,  sarkastischer  Absicht  nachzuahmen. 
Tucholsky  parodiert  z.B.  

„Die  Moderne  um   1900":   „Seele", 

flüsterte  er.   Dann  knallte   ein   Schuß.   Die   aufgeschreckten 
Hausbewohner   liefen   durcheinander   —   Schutzleute   bahnten   sich 
einen Weg durch die Menge. Der Mann im Hausflur war tot. Sein 
Blut   sickerte   durch   den   linken   Ärmel   auf   den   hellblau   und 
grünlich karierten Steinfliesboden und verrann in Rinseln in den 
staubigen Fugen ... 

Pars pro toto

 ↑ unter Synekdoche.

pejorativer Ausdruck

: Sprachform, die auf Herabsetzung einer 

Erscheinung zielt. ↑ aber meliorativer Ausdruck. 

Periphrase

 f: Art des ↑ Tropus; Umschreibung der Bezeichnung 

eines Dinges oder einer Person oder der Bezeichnung für einen 
Sachverhalt   durch   einen   Ausdruck,   der   Merkmale   der   zu   be-
zeichnenden Erscheinung benennt: Das Kind, das seine Fragen 
an   den   Erwachsenen   stellt,   wird   ein  

Plagegeist

;   ein   hervor-

stechendes Merkmal der bürgerlichen Frühperiode, das Wieder-
aufleben   antiker   Kultur-   und   Lebenswerte,   repräsentiert   die 
Gesamterscheinung der Periode  

(Renaissance).  

Als Aussage über 

bestimmte Merkmale einer Erscheinung nimmt die Periphrase die 
mannigfaltigsten Formen an, abhängig nicht nur vom  Charakter 
der Sache, sondern auch von der Lebens- bzw. Sprech-situation. 
Die Periphrase kann erscheinen als definierende oder zumindest 
als charakterisierende Kennzeichnung der gemeinten Erscheinung 
(Lenin: 

jaulender, parasitärer und absterbender Kapitaliamus 

für 

Imperialismus')   oder   als   laienhafte   Um-schreibung   der   Sache, 
vielfach anhand äußerer Merkmale. Periphrasen sind auch alle 
dichterischen   und   publizistischen   Anderssagungen   (Tropus), 
sofern sie die Sache durch Nennung bestimmender Merkmale zu 
verdeutlichen suchen, wie ↑ Metapher und ↑ Metonymie, ↑ Ironie 
und  ↑  Litotes. In diesen Fällen wird vom kombinierten Tropus 
gesprochen. Der Titel Falladas  

Wer einmal aus dem Blechnapf 

frißt  

periphrasiert   die   Bezeichnung  

Zuchtäusler  

und   assoziiert 

eine   bestimmte   Zuchthaussituation.   Umgangssprachlich   tritt 
mitunter die stark übertreibende Periphrase hervor (↑ Hyperbel), 
so z. B. für ‚nichts' die peri-

79

     

                                                                                   

Personifizierung

 

phrastischen Ausdrücke  

keine Silbe (verstehen), nicht die Bohne 

(wert sein), nicht ein Körnchen (finden). 

Peroratio

 ↑ unter Dreiteilung.

personale   Darstellungssituation:  

Situation   innerhalb  eines 

Textes, in der das Geschehen unmittelbar oder mittelbar aus der ↑ 
Perspektive einer dargestellten Person, z. B. einer Romangestalt, 
fixiert   wird;   in   erzählender   Literatur   spezieller   als   personale 
Erzählsituation   (↑  auch   Erzählsituation)   bezeichnet.   Die 
Textperson führt mit ihrer Äußerung oder mit ihrer ↑ Reflexion 
faktisoh die Darstellung weiter, auch wenn diese nach wie vor in 
↑ Er-Form erscheint (↑ erlebte Rede, erlebte Reflexion). Spricht 
oder reflektiert die Person unmittelbar (↑  direkte Rede,  direkte 
Reflexion), so handelt es sich um  ↑  personalen Text  bzw.  ↑ 
personalen Stil, im anderen Fall um ↑ Autor-Personen-Text bzw. 
↑ Autor-Personen-Stil.

personale   Erzählsituation

  ↑  unter   personale   Darstellungs-

situation, ↑ unter Erzählsituation.

personaler Stil

: Stil einer im Text auftretenden Person im Unter-

schied zum eigentlichen Stil des Textes, dem  ↑  Autorstil; in 
künstlerischer Literatur spezieller als  ↑  Figurenstil bezeichnet. 
Der personale Stil wird sichtbar im ↑ personalen Text, z. B. in 
direkten Äußerungen (↑  direkte Rede, Dialog, Monolog  usw.) 
oder in redeähnlich formulierter ↑ Reflexion. Personaler Stil und 
Autorstil   können   verschmelzen   (↑  Autor-Personen-Stil).  Die 
Bezeichnung personaler Stil ist nicht identisch mit der zuweilen 
(so   von   Kerkhoff)   verwendeten   Bezeichnung   „Personalstil"   (↑ 
unter   Stilarten);   nicht   identisch   ist   sie   ferner   mit  ↑ 
Individualstil.

personaler Text

, in künstlerischer Literatur auch  

Figurenrede: 

Text, den der Autor seinen Personen als geäußert (↑  Rede 2) 
oder nur gedacht, gefühlt (↑  Reflexion) zuschreibt, im Unter-
schied zum eigentlichen  ↑  Autortext. Autortext und personaler 
Text können in bestimmten Formen der  ↑  Rededarstellung (↑ 
Inhaltsangabe)   und   der  ↑  Reflexionsdarstellung   (↑  erlebte 
Reflexion) in bezug auf die ↑ Perspektive verschmelzen (↑ Autor-
Personen-Text),  in anderen  Fällen (↑  Redebericht)  syntaktisch 
vereinigt sein.

Personiflzierung

:   Ausstattung   unbelebter   Erscheinungen   mit 

Eigenschaften, Gefühlen, Absichten, Handlungsweisen be-


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Perspektive 

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lebter Wesen: 

Da revolutionierte der Dampf und die Maschinerie 

die industrielle Produktion 

(Marx/Engels).

Perspektive

  f:   Blickrichtung   des   Textes   in   räumlicher, 

zeitlicher,  personaler,   gedanklicher   Hinsicht.   Der   Wechsel 
von   einer   Perspektive   zu   einer   anderen   muß   deutlich 
erkennbar sein; er kann auch künstlerischer Absicht dienen (↑ 
Point-de-vue-Technik). Perspektiven können verschmelzen., 
z. B. in der ↑ erlebten Rede.

Phrase

 f: 1. in der älteren Grammatik ursprünglich Satz (so 

auch   noch   im   Französisehen),   dann   auch   phraseologische 
Fügung   (↑  Phraseologismus).   —   2.   in   der   strukturellen 
Linguistik Satzteil, der zum Substantiv (Nominalphrase) oder 
zum   Verb   (Verbalphrase)   gehört.   —  3.   in   Stilistik   und 
Sprachkritik   leere   Redensart,   nichtssagende   Äußerung, 
abgedroschene,   oft   pathetische   Formulierung,   Klischee, 
Formel (↑ Formeln), Floskel (↑ Floskeln).

phraseologische Fügung

 ↑ Phraseologismus.

Phraseologismus

,  

phraseologische   Fügung,  stehende   Wort-

verbindung,   [idiomatische]   Redewendung:  

Wortfügung,   deren 

Bedeutung nicht der Summe ihrer Bestandteile entspricht; ein 
Teil oder die gesamte Wortfügung wird nicht-wörtlich ver-
standen  

(eine   Prüfung   ablegen   /   etwas   unter   Dach   und   Fach  

bringen). 

↑ auch unter Fertigstücke.

Pleonasmus

:   Häufung   sinngleicher,   nach   der   Wortart   ver-

sohiedener Wörter  

(hektisches  Rattern)  

im Unterschied zur  ↑ 

Tautologie,   der   Häufung   sinngleicher,   nach   der   Wortart 
gleicher  Wörter  

(bereits  schon).  

Heute   werden   die 

Bezeichnungen   Pleonasmus   und   Tautologie   meist   synonym 
gebraucht. Eine Quelle des Pleonasmus wie der Tautologie ist 
das Nichtverstehen fremder Wörter 

(die neu Immatrikulierten 

für ,die Immatrikulierten').

Poetismus

: Sprachform in künstlerischer ↑ Stilfärbung bzw. 

gehobener  ↑  Stilschicht,   z.   B.  

Silbervogel  

für  ‚Flugzeug'.  ↑ 

künstlerischer Sprachstil.

Point-de-vue-Technik

:   literarische   Gestaltung   eines 

Geschehens  aus   wechselnder  ↑  Perspektive;   Technik   des 
Blickpunktwechsels.

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Präteritalanziehung

 

Pointe

 ↑: unerwartete Wendung des Gesagten; überraschende 

Entspannung   einer   vorbereiteten   Erwartung;   Zielpunkt   des 
Witzes.

Pointieren

:   Darstellungsmethode,   mit   deren   Hilfe   der   Autor 

dem  eine Erwartung auslösenden Teil einen zweiten, relativ 
knapp gehaltenen Teil folgen läßt, der die Erwartung unter 
Ausnutzung   einer   eigenwilligen   Sprachform,   z.   B.   einer  ↑ 
Antithese,  eines  ↑  Paradoxons,   einer  beabsichtigten  ↑ 
Konkretisierung,   eines  ↑  Wortwitzes,   mit   überraschendem 
Effekt   löst.   Zum  Beispiel:  

Eine   Pariser   Zeitung,   befragt   von 

einer   Leserin,   was  sie   für   das  schöne,   durch   das  Alter   aber 
unansehnlich   gewordene  Geweih   ihres  Mannes  tun   könne, 
antwortete: „Am besten, Sie verschaffen ihm ein neues."

Polysem

  n: sprachliches Zeichen mit mehreren Bedeutungen, 

z. B. 

Zug 

= ,Gesichtszug', ,Eisenbahnzug', ‚Luftzug', ,Demon-

strationszug'   usw.   Auch   Wortgruppen,   morphologische   und 
syntaktische Formen können polysem sein. Ein Polysem kann 
auch nachträglich die Bedeutung anderer semantisch weniger 
differenzierter Zeichen und Strukturen beeinflussen. Zum Bei-
spiel wird in den beiden Fügungen 

ein wertvolles Buch erhalten 

/  ein   wertvolles  Gebäude   erhalten  

zunächst   der   Sinn   von 

erhalten  

auf .bekommen' bzw.  ‚konservieren' festgelegt und 

dann die Bedeutung von 

wertvoll 

in dem einen Fall als ,teuer' 

oder   ,inhaltlich   wertvoll',   in   dem   anderen   als  ‚historisch 
bedeutsam'   bestimmt;   auch   die   syntaktische   Konstruktion 
erschließt sich nachträglich: Im ersten Beispiel bildet 

erhalten 

eine   verkappte

 Passivfügung,   im   zweiten   eine 

Aktivkonstruktion.  Polyseme   haben   für  ↑  Wortspiel   und  ↑ 
Anspielung usw. große Bedeutung. Andererseits zwingen sie 
zu ↑ kontextualer Verdeutlichung. ↑ auch Homonyme. 

Polysyndeton

 ↑ verbundene Aufzählung.

Prägnanz

  f:   gehaltvolle   Kürze   der   Aussageweise, 

Vereinigung von ↑ Dichte und ↑ Präzision. 

praktische Stilistik

 ↑ unter Stilistik. 

Präsens

 ↑ historisches Präsens, Tempuswahl. 

Präteritalanziehung

,  

Präteritalattraktion:  

Einbeziehung von noch 

Gegenwärtigem   in   die   Schilderungs-   oder   Erlebnisebene; 
Angleichung eines gegenwärtigen Sachverhalts an den präteritalen 
Kontext, an die Erlebniszeit. Zum Beispiel: 

Vergangenen Monat

6    Stilkunde