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Präteritalattraktion

                                                                                      82

fuhren wir zum Wintersport ins Erzgebirge. Das waren herrliche  
Tage!   Unser   Haus  stand   mitten   in   einem   dichten   Wald.   Die 
Bäume   waren   tief   verschneit.  

Präteritalanziehung   in   einem 

anderen Sinn gibt es auch bei  ↑  erlebter Rede und  ↑  erlebter 
Reflexion,   indem   etwas   vom   Gesichtspunkt   der  dargestellten 
Person   Gegenwärtiges   (eine   damals   „gegenwärtige" 
Äußerung, Empfindung, Vorstellung usw.) im Präteritum des 
Autors (↑ auch episches Präteritum) dargestellt wird.

Präteritalattraktion

 ↑ Präteritalanziehung. 

Präteritum

 ↑ episches Präteritum, Tempuswahl.

Präzision

:   Genauigkeit   der   Bezeichnung   gegenüber   der 

bezeichneten   Sache,   der   Mitteilung   gegenüber   dem 
tatsächlichen  Sachverhalt.   Präzision   äußert   sich  im   exakten 
Gebrauch   der  Terminologie,   in   der   Eindeutigkeit   der 
Darstellung von Bezügen. Präzision ist geforderte Eigenschaft 
wissenschaftlicher, 

wissenschaftlich-literarischer   und 

publizistischer   Darstellung.  Zum   Beispiel   ist   der   Gebrauch 
oder   Nichtgebrauch   des   Artikels  nicht   immer   eine   Frage 
sprachlicher   Ökonomie   oder   Eleganz,  sondern   auch   der 
Präzision;   er   kann   auch   zu   falschen   Verallgemeinerungen 
beim Empfänger führen. Von größter Bedeutung  ist Präzision 
auf   dem   Gebiet   der  ↑  Synonymie.   Einerseits   kann  die 
Nennung   nichtexakter   Synonyme   in   einer   umschreibenden, 
einkreisenden   Definition   (↑  Periphrase)   gerade   der 
Präzisierung  des erläuterten Begriffs dienen; andererseits ist 
es   z.   B.   ein  Trick   politischer   Demagogie,   Wörter   als 
Synonyme zu gebrauchen, die die Sache entstellen und damit 
vom Wesen ablenken, so, wenn statt sozialer Kämpfe (in den 
USA)   von  

Rassentumulten,  

wenn   statt   von   Nationaler 

Befreiungsfront   (in   Vietnam)   ausschließlich   von   den 

Kommunisten 

die Rede ist. In anderen Zusammenhängen führt 

formal (z. B. durch  ↑  Stabreim) erzwungene Synonymie zu 
vorübergehenden   Mißverständnissen,   so,   wenn   bei   einem 
DDR-Hafen   von  

Mauer   und  Menschen,   Kai   und   Kränen 

gesprochen wird, obwohl hier 

Mauer 

und 

Kai 

dasselbe meinen. 

↑ sprachliche Aussage und formal-logische Aussage.

Professionallsmus

:   Fachausdruck   unterschiedlicher  ↑  Stil-

schicht;   zusammenfassende   Bezeichnung   für   (offiziellen)  ↑ 
Terminus   und   fachlich   begrenzten   Jargonismus   (↑ 
Fachjargonismus). ↑ Stilfärbung.

83

         

                                                                                            

Quaestio

 

Prolepse

 f: Vorwegnahme eines Satzglieds und Neuansatz der 

Konstruktion. Sie dient der Hervorhebung:  

Kollege A., das ist 

ein prächtiger Mensch. 

In der Versdichtung sind auch Gründe des 

Rhythmus mitbestimmend 

(Und der Haifisch, der hat Zähne ...  

[Brecht]).

Pronuntiatio

 ↑ unter Rhetorik. 

Propositio

 ↑ unter Syllogismus, Dreiteilung. 

Protasis

 ↑ unter Komposition.

Provinzialismus

: veraltete und doppeldeutige Bezeichnung; 1. 

(sozial) eine nur in der „Provinz" — im Gegensatz zur Haupt-
stadt — übliche Sprachform. — 2. (territorial) die auf eine 
bestimmte Landschaft begrenzte Sprachform, ein ↑ Dialektis-
mus. ↑ Stilfärbung.

Publikum

: Öffentlichkeit; Leser-, Hörer-, Zuschauerkreis. Das 

Publikum   muß   die   Sprachformen   des   Autors   bzw.   Redners 
zumindest   empirisch   beherrschen.   Ein   Beherrschen   der   in 
Rede   und   Text   verwandten   Stilformen   ist   beim   Publikum 
nicht   notwendig.   Praktische   Beherrschung   und   theoretische 
Erkenntnis  der   Stilformen   sind   Sache   des   Autors   bzw. 
Redners.  publizistischer Sprachstil: Sprachstil der Publizistik, 
der   öffentlichen   Meinungsbildung.   Die   Existenz   eines 
publizistischen Sprachstils wird zum Teil bestritten, zumal es in 
der   Publizistik,  zu   der   neben   dem   Journalismus   auch   die 
politische, wissenschaftliche und künstlerische nichtperiodische 
Literatur   zu  aktuellen   Fragen   gezählt   wird,   sehr 
unterschiedliche Genres mit sehr unterschiedlichen Formen und 
Zwecken gibt — von der wissenschaftlichen Darstellung über 
die   Nachricht   bis   zur  künstlerisch   geformten   Mitteilung. 
Andererseits   läßt   sich   für   die   Masse   des   publizistischen 
Schaffens eine gemeinsame Funktion feststellen: die öffentliche 
Meinung zu bilden, Überzeugungen  zu vermitteln. Sie prägt 
den   Charakter   publizistischer   Aussagen,  wenn   auch   nicht 
immer den Sprachstil. ↑ Bereichsstil.

   Q

Quaestio 

↑ unter Rhetorik.

6*


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Rahmenbau 

                                                                                                  84

    

R

Rahmenbau,  

Ringbau:  

Hilfsbezeichnung   für   die   komposi-

torische Rahmung eines Textes. Ein Gedanke bzw. eine Ge-
dankenstruktur   erscheint   zu   Beginn   und   am   Ende   eines 
Textes.  Rahmenbau   kann   sich   lexisch   in  ↑  umrahmender 
Wiederholung,  grammatisch   in   der   Verwendung   eines 
besonderen   Tempus  („Rahmen-Perfekt"   bei   Präteritum, 
„Rahmen-Präteritum" bei historischem Präsens), gedanklich z. 
B.   im  ↑  Syllogismus   oder   —  im   Großkontext   —   als 
Rahmenerzählung   äußern.   Nicht   zu   verwechseln   ist   der 
Rahmenbau   mit   der   auch   als   Rahmung   bezeichneten 
syntaktischen ↑ Klammerung. 

Rahmung 

↑ Klammerung.

Ratio  

f

: Argument, argumentierender Gedanke, Beleg, ver-

nünftiger   Grand;   Gedanke,   der   im   Syllogismus   dem  ↑ 
Hauptgedanken   begründende   oder   erläuternde   Argumente 
hinzufügt. ↑ Nebenaussage.

Rationalität:  

mögliche   Bezeichnung   für   die   Summe   der 

rationalen,   d.   h.   der   auf   Vernunftserkenntnis   gegründeten 
Elemente  eines  ↑  Textes;   Anreicherung   des   Textes   durch 
wissenschaftliche   Aussageteile;   als   Summe   der   rationalen 
Textanteile eine wesentliche Komponente der ↑ Expressivität.

Rede:   1.  

im   Sinne   der   allgemeinen   Sprachwissenschaft 

(nach  einer   Unterscheidung   von   de   Saussure)   die   konkrete 
Anwendung,  Aktualisierung des Sprachsystems (frz. parole) 
im Unterschied zum Sprachsystem selbst (frz. langue). Jeder 
Stil einer sprachlichen Äußerung ist in diesem Sinne Redestil 
(↑  Redestil   1).   —   2.   bei   der  ↑  Redewiedergabe   bzw.  ↑ 
Rededarstellung eine dargestellte schriftliche oder mündliche 
Äußerung.   —  3.   in   Stilistik  und   Schulgrammatik   oft   die 
mündliche Äußerung im Unterschied zur schriftlichen, zur ↑ 
Schreibe.   In   diesem  Sinne   ist  jeder Stil entweder Redestil 
(eindeutig:  ↑  mündlicher Stil)  oder Schreibstil (eindeutig:  ↑ 
schriftlicher Stil). — 4. verbreitet auch offizielle Äußerung vor 
einem   größeren   Publikum.   Für   Rede  in   diesem   Sinne, 
insbesondere   für   die   Rede   des   Anklägers   und  des 
Verteidigers vor Gericht, galten ursprünglich viele der noch 
heute verwendeten Stiltermini; sie bezeichnen Stilmittel der

85

                                                                                            

Redegestaltung

 

antiken

 ↑ 

Rhetorik,   deren   Überbewertung   zu 

unangemessenem ↑ rhetorischem Stil führt.

Rede als Tatsache 

↑ unter erlebte Rede.

Redebericht:  

Methode und Form der  ↑  Redewiedergabe, bei 

der unter ständiger Nennung des Urhebers über die Äußerung 
berichtet wird, z. B.: 

A. (der Redner 

u. ä.) 

erklärte sich damit ein-

verstanden. Er bezeichnete die Leistung als hervorragend; er unter-
stützte den Vorschlag. Als besonders verdienstvoll wertete er (A.) 
die Ausarbeitung der theoretischen Grundlagen. 

Dem Redebericht 

kann ein weitgehend identischer Wortlaut zugrunde liegen (hier 
etwa:  

,,Ich erkläre mich . . . Die Leistung ist hervorragend, ich 

unterstütze . . . Für besonders verdienstvoll halte ich 

..."), er kann 

aber auch Resümee des Wortlauts oder nur Themaangabe 

(A. 

sprach über den Vorschlag) 

sein; die ↑ Dichte der Wiedergabe 

ist   unterschiedlich.   Im   Journalismus   wird  der   Redebericht 
oft  kombiniert mit  ↑  Teilzitat und  ↑  indirekter Rede. Nicht 
identisch ist der Redebericht mit der ↑ berichteten Rede.

Rededarstellung:  

möglicher   Oberbegriff   für   tatsächliche  ↑ 

Redewiedergabe und literarisch-fiktive ↑ Redegestaltung. Unter 
Rede  ist hier sohriftlich oder mündlich Geäußertes (↑  Rede 
2), darunter auch Gespräch und ↑ Dialog, zu verstehen. Die 
darzustellende Äußerung bedarf der ↑ Redekennzeichnung. 
Von der Rededarstellung zu unterscheiden ist die Darstellung 
nicht geäußerter Gedanken, Gefühle und Assoziationen, die ↑ 
Reflexionsdarstellung.   Rede   und   Reflexion   bilden  ↑ 
personalen Text oder ↑ Autor-Personen-Text.

Redeeinführung 

↑ Redeeinleitung.

Redeeinkleidung:  

bildhafte   Bezeichnung   für  ↑  Redekenn-

zeichnung.

Redeeinleitung,  

Redeeinführung:  

die   einer   dargestellten 

Äußerung voraufgehende  ↑  Redekennzeichnung  

(A. sagte  

.. 

.),  in

 

einem   weiteren   Sinne   auch   die   Redekennzeichnnng 

allgemein. Diese Verwendung ist jedoch für bestimmte Fälle 
der  ↑  Redewiedergabe,   z.   B.   für   das  ↑  Spitzenzitat, 
unangemessen. 

Redefiguren 

↑ rhetorische Figuren.

Redegestaltung:  

mögliche   spezielle   Bezeichnung   für   die   Dar-

stellung von Äußerungen (↑ Rede 2) in künstlerischer Literatur


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Redekennzeichnung 

                                                                                     86

im Unterschied zur ↑ Redewiedergabe, deren Gegenstand reale 
Äußerungen   sind.   In   einem   weiteren   Sinne   kann   auch   die 
Redegestaltung   als   Redewiedergabe   oder   wie   diese 
allgemeiner   als  ↑  Rededarstellung   bezeichnet   werden.   Sie 
bedient sich derselben Grundformen wie die Redewiedergabe 
(↑  direkte Rede, indirekte Rede, Redebericht, Inhaltsangabe), 
allerdings  in  anderer  Gewichtung, so  besonders der erlebten 
Rede (↑ erlebte Rede 1). Unter dem Einfluß des Französischen 
und   falscher   Terminologie  (↑  erlebte   Rede   2)   wird   unter 
Redegestaltung   auch   die   Darstellung   nicht   geäußerter  ↑ 
Reflexion   (Gedanken,   Gefühle,   Assoziationen),   die  ↑ 
Reflexionsdarstellung,   verstanden;   die   Unterscheidung   von 
Rede und Reflexion ist jedoch zumindest für dokumentarisohe 
Texte wichtig.

Redekennzeichnung

:   Kennzeichnung   eines   Textes   oder 

Textstücks als Äußerung, und zwar als nicht selbst geäußert oder 
als  selbst   zu   einem   anderen   Zeitpunkt   geäußert   (↑ 
Rededarstellung).   In   ihrer   Grundstruktur   besteht   die 
Redekennzeichnung aus dem Namen der sich äußernden Person 
oder aus einem Pronomen bzw. einem  ↑ kontextualen Synonym 
für die Person — oft aus einem die Person vertretenden ↑ Tropus 
—   und   einem  Wort,   das   ein   Äußern   bezeichnet   (↑ 
Redekennzeichnungswort),   z.   B.  

K.  sagte:  „...“

.   Die 

Redekennzeichnung   kann   vor   der   wiedergegebenen   bzw. 
dargestellten   Rede   erfolgen,   d.   h.   die   Rede   einleiten   (↑ 
Redeeinleitung), sie kann die Rede unterbrechen oder der Rede 
folgen (...  ,  

sagte K.;  

 

auch Spitzenzitat). Von solch einfacher 

Form   und   Stellung   der   Kennzeichnung  hat   sich   jedoch 
insbesondere der Journalismus in zunehmendem  Maße entfernt; 
er   bedient   sich   oft   der   mittelbaren   oder   kon-textualen 
Redekennzeichnung in formal selbständigen Sätzen. Einfachste 
Art   ist   die   nachgestellte   Redekennzeichnung   mit   einem 
Demonstrativpronomen: ,,..." 

Dies stellte A. ... fest. 

Nächste Stufe 

ist die nominale Fassung, die zugleich Aussagen über Qualität 
und Folgen der Äußerung ermöglicht:

 

„ ... " 

Diese Feststellung A.s 

[traf den Kern  

...  ]. Das Redekennzeichnungswort muß dann nicht 

mehr ↑ Ansehlußstellung einnehmen; es kann überdies ein Äußern 
in sehr allgemeiner Form erfassen: ,, ... " 

Der Vorsitzende des ... , A. 

K.,   versuchte   mit   diesem   Vergleich   ...  

Ähnliches   gilt   für   die 

vorangestellte   Kennzeichnung.   Sie   kann   eine   allgemeine 
Themaangabe, die ein Äußern ein-

87

                                                                           

Redekennzeichnunggwort

 

schließt, oder schon selbst ↑ Redebericht sein: 

A. sprach mit B. 

über .

.. 

[Die Sache sei . . 

.]. Auch hier muß das Äußern nicht 

direkt in Form eines ↑ Redeverbs bezeichnet werden: 

A. setzte 

sich für . . . ein. [Er sei beeindruckt von . . 

.]. Noch allgemeiner 

wird oft die ↑ Inhaltsangabe angekündigt; die Kennzeichnung 
wird hier vorgenommen oder unterstützt durch Adverbien wie 

danach, demzufolge, demnach,  

z. B.  

Am Montag veröffentlichte 

TASS Einzelheiten des Vertrags. Danach werden die UdSSR und  
die MVR  weiterhin ...  

Auch das  ↑  Teilzitat kann so gekenn-

zeichnet werden.
Sonderformen   einfacher  Redekennzeichnung   sind   die   Kenn-
zeichnung ohne Redeverb (bzw. -substantiv): 

Karl: „..

.", oder 

ohne Urheber  der Äußerung:  

Es  hieß: „..."  / Man sagte, ... 

Bestandteil   der  Redekennzeichnung   ist   bei  authentischer 
Wiedergabe   (↑  direkte   Rede)   auch   die   graphische   bzw. 
intonatorische

 Bezeichnung   (Anführungszeichen   oder 

Einrückung bzw. Pause oder Stimmänderung).
Die Redekennzeichnung hat zwei Funktionen: (1) die Grund-
funktion, die Wiedergabe einer Äußerung anzukünden bzw. 
zu kennzeichnen, einen Wechsel der ↑ Perspektive anzuzeigen; 
(2)  die besondere Funktion, eine Beziehung des Lesers oder 
Hörers  zur   redenden   Person   zu   sehaffen,   den   Blickpunkt 
anzugeben,   unter   dem   die   Äußerung,   auch   die   eigene  

(Ich 

meinte damals,  . . .),  

zu betrachten ist (Charakterisierung der 

Form, Erläuterung  der   Redesituation,  Wertung  des  Inlialts). 
Wenn   die  Grundfunktion   durch   den   weiteren   Kontext   oder 
durch die Art der Rededarstellung selbst übernommen wird — 
so vor allem bei  sprachlich klar abgehobenen Teilen eines  ↑ 
Dialogs   —,   kann   die   Redekennzeichnung   auch   gelegentlich 
entfallen (↑ Blankdialog). ↑ auch grammatische Einsparung.

Redekennzeichnungswort

:   Wort,   das   im   Autortext   vor, 

zwischen  oder nach. einer wiedergegebenen Rede (↑  Rede 2) 
auf   den   Vorgang   des   Äußerns  hinweist,   d.   h.   die 
wiedergegebene   Rede

 eigentlich   kennzeichnet.   Das 

Redekennzeichnungswort   ist   meist  ein   Verb   oder   ein 
entsprechender  ↑

 

Phraseologismus  

(A. sagte,  . . . / A. nahm 

das  Wort),  

in   mittelbaren   Redekennzeichnungen  oft   ein 

Substantiv („. .." 

Mit diesen Worten ...). 

In einigen Fällen kann 

auch ein Adverb als Redekennzeichnungswort gelten 

(Dazu der 

Brigadier A.: „..

."). In protokollarischen Berichten


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Redekunst 

                                                                                                     88

oder bei der Kennzeichnung dramatischer Dialoge entfällt das 
Redekennzeichnungswort  

(A.:   „..  

."  

B.:   „..

.").↑  Redeverb, 

Redesubstantiv, Redekennzeichnung.

Redekunst: 1. 

eindeutschende Bezeichnung für ↑ Rhetorik. — 2. 

Kunst   der   freien   Rede   als  umschreibende   Bezeichnung   für   die 
Bezeichnung Rhetorik, wenn diese im Sinne eines erstarrten 
Formelwerkes gedeutet wird, was allerdings unbegründet ist, da 
jede   Lehre   bei   unschöpferischer   Handhabe   zur   dogmatischen 
Entartung führt.

Rcdcstil: 1. 

Stil von Rede im Sinne von frz. parole (↑ Rede 1). In 

diesem Sinne ist jeder Sprachstil zugleich Redestil. — 2. Stil der 
mündlichen   oder   schriftlichen   Äußerung   (↑  Rede   2)   einer 
Textperson (↑  Rededarstellung), genauer als  ↑  personaler Stil 
(im Unterschied zum  ↑  Autorstil) bezeichnet. — 3. Stil einer 
mündlichen Äußerung (↑ Rede 3), ↑ mündlicher Stil, im Unter-
schied zum ↑ schriftlichen Stil. — 4. Stil einer öffentlichen An-
sprache (↑ Rede 4), im positiven oder negativen Sinne ↑ rhetori-
scher Stil.

Redesubstantiv:  

Substantiv, das zur Bezeichnung einer wieder-

gegebenen bzw. fiktiven Äußerung, zur  ↑  Redekennzeichnung 
dient.   Das   Redesubstantiv   ist   meist   in  einem  von   der   Rede 
getrennten   Satz   enthalten.   Redesubstantive   sind   z.   B.  

Mit-

teilung, Wort, Formulierung, Anfrage.  

Die nominalen Teile von 

verbal-nominalen   Fügungen,   die  ↑  Redeverben   entsprechen, 
enthalten nicht immer Redesubstantive. So ist z. B. 

Wehr 

in 

setzte 

er sich zur Wehr 

kein Redesubstantiv. 

Redeverb:  

Verb,   das   zur   Bezeichnung   einer   wiedergegebenen 

oder fiktiven Äußerung, zur  ↑  Redekennzeichnung dient  

(sagen, 

schreiben).  

Es   übernimmt   neben  dem  Hinweis  auf   Rede   meist 

noch andere Funktionen (↑  unter Redekennzeichnung). Die Zahl 
der Redeverben ist im Deutschen sehr groß, viele sind ursprüng-
licb   bildlich,   z.   B.  

einwerfen,   anknüpfen;  

andere   bezeichnen 

eigentlich Gefühlsäußerungen, die mit Rede verbunden sind, z. B. 

schwärmen,  räsonieren.  

Sie   werden  zur   Variation  (↑  stilistische 

Variation)   der   Redekennzeichnung   genutzt,   die   im   Deutschen 
ungeschriebenes   Gesetz   ist.   Wiederholung   desselben   Redeverbs 
dagegen gilt als Zeichen sprachlicher Armut; zu Unrecht, denn sie 
kann,   bewußt   vorgenommen,   den   dokumentarischen   Charakter 
einer ↑ Redewiedergabe unterstreichen. Umgekehrt

89

                                                                                                     R

edigierung

 

entspringt   die   Variation   auch   der   Tendenz   zur  ↑  kontextualen 
Einsparung   und  ↑  kontextualen   Verdeutlichung.   Streben   nach 
Variation   und   Ökonomie,   aber   auch   Originalitätssucht,   haben 
dazu geführt, über die eigentlichen Redeverben (Verba dicendi) 
und die bildlich als Redeverben gebrauchten Wörter hinaus auch 
Tatverben (Verba agendi) zur  Redekennzeichnung zu verwenden; 
mit jeder beliebigen Gebärde oder Handlung, die mit der Äuße-
rung   verbunden   sein   kann,   wird   die   Äußerung   selbst   gekenn-
zeichnet:  

„Na endlich!" streckte sich der Vater behaglich  

(Becher). 

—   Solche   Redekennzeichnungen   überschreiten   oft   die   Grenze 
zum Lächerlichen und sind deshalb berechtigter Gegenstand von 
Parodien gewesen. In  anderen Fällen (z. B. 

meinen) 

hat das Stre-

ben nach Variation zum Verblassen des semantischen Gehalts 
geführt.

Redewendung: 

↑ Phraseologismus.

Redewiedergabe:  

Wiedergabe   einer   realen   mündlichen   oder 

schriftlichen   Äußerung   (↑  Rede  2).  Von   ihr   kann   wegen   der 
möglichen Fiktion die ↑ Redegestaltung unterschieden werden; in 
einem   umfassenderen   Sinn   ist   jedoch   auch   sie   (fiktive)   Rede-
wiedergabe.   Als   Oberbegriff   kann   die   Bezeichnung  ↑  Rede-
darstellung dienen. Hauptformen der Redewiedergabe sind: (1) 
die  ↑  direkte   Rede,   die   hinsichtlich   des   Verhältnisses   zum 
Kontext als  ↑  Zitat oder  ↑  Teilzitat erscheint; (2) die von der 
wörtlichen Rede  ↑  abstrahierte Rede; (3) die  ↑  indirekte Rede, 
(4) der ↑ Redebericht; (5) die ↑ Inhaltsangabe und deren Sonder-
form  ↑  erlebte   Rede.   Die   Formen   werden,   insbesondere   im 
Journalismus,   mannigfach   kombiniert.   Eine   Sonderform   in 
nichtfiktiven Darstellungen (z. B. im publizistischen Kommen-tar) 
bildet   die  ↑  fingierte   Rede,   im   Unterschied   zu   der   für   das 
Kunstwerk   erfundenen   Rede,   die   man   als  ↑  flktive  Rede  be-
zeichnen könnte.
Die  Redewiedergabe bedarf im allgemeinen  der  ↑  Redekenn-
zeichnung.

Redigierung:  

Überprüfung und  stilistische Bearbeitung von Bei-

trägen   für   ein   Periodikum   (Zeitung,   Zeitschrift)   oder   einen 
Sammelband,   ausgehend   von   der   Gesamtkonzeption   und   der 
inhaltlichen Abstimmung der Einzelbeiträge aufeinander. In der 
Verlagsarbeit   wird   auch   die  ↑  Lektorierung   zum   Teil   als 
Redigierung bezeichnet.


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Reflexion

                                                                                                         90

Reflexion

  (im stilistischen Sinne): möglicher Oberbegriff für 

das von einer Textperson Gedachte, Gefühlte, Assoziierte oder 
auch  Geträumte,   gewissermaßen   ihre   „Innerung"   im 
Unterschied  zu  ihren  tatsächlichen  Äußerungen  (↑  Rede  2); 
versuchsweise auch als „Sprechdenken" bezeichnet. Die auch 
etymologisch   motivierte   Bezeichnung   „Reflexion"  (die   sich 
allerdings   von   der   Reflexio   der   antiken   Rhetorik 
unterscheidet) ist  als  Konvention analog zu „Rede" in dem 
Begriff

 ↑ 

Rededarstellung   zu   betrachten.

 ↑ 

Reflexionsdarstellung.

Reflexionsdarstellung

:   möglicher   Oberbegriff   für   die 

Darstellung  nicht   ausgesprochener   Gedanken,   Gefühle, 
Assoziationen 

(↑ 

Reflexion)   einer   Person   oder 

Personengruppe. Solche nicht geäußerten geistig-psychischen 
Vorgänge können ähnlich einer ↑ direkten Rede als ↑ direkte 
Reflexion   (in   kunstwissenschaftlicher   Sicht   als  ↑  innerer 
Monolog bezeichnet) erscheinen; seltener werden sie indirekt 
entsprechend   der  ↑  indirekten   Rede   dargestellt,   sehr   oft 
dagegen als vom Autor „miterlebt", als  ↑  erlebte Reflexion. 
Die Reflexionsdarstellung wird durch die  ↑  Reflexionskenn-
zeichnung  vom  ↑  Autortext abgehoben.  Da die Reflexionen 
ähnlich   der   Rede   dargestellt   werden   und   wie  diese   den  ↑ 
personalen Text bzw. ↑ Autor-Personen-Text bilden und eine 
↑ personale Darstellungssituation schaffen können, zählt man 
sie meist zur ↑ Redegestaltung bzw. ↑ Rededarstellung. Rede- 
und Reflexionsdarstellung sind jedoch theoretisch zu scheiden.

Reflexionskennzeiehnung

: Kennzeichnung eines Textstückes 

als  ↑  Reflexion   (Gedanken,   Gefühle,   Assoziation)   einer 
dargestellten  Person.   Die   Reflexionskennzeichnung   und   ihr 
Verhältnis   zur  ↑  Reflexionsdarstellung   entspricht   der  ↑ 
Redekennzeichnung   und   deren   Stellung   zur  ↑  Rededar-
stellung,  doch  ist  ihre  Form  gewöhnlich  komplizierter.   Die 
einfachste Art, die entsprechend der Redekennzeichnung aus 
einem Substaativ und einem ↑ Reflexionsverb bestehen würde 

(K. dachte),  

ist in moderner  Literatur verhältnismäßig selten. 

Zwar kann die Kennzeichnung in dieser kurzen, einfachen und 
klaren   Form   vorangestellt  

(K.   dachte),  

zwischen-   oder 

nachgestellt

 

(dachte   K.)

 

werden.   Meist   wird 

Reflexionsdarstellung   angekündigt   (seltener   nachträglich 
bezeichnet).   Doch   erfolgt   die   Ankündigung   meist   sowohl 
syntaktisch als auch lexisch nur in mittelbarer Form

91 

                                                               

Reflexionskennzeichnungswort

 

(K. saß nachdenklich da / hatte ein schlechtes Gewissen / schwieg / 
war erregt 

wartete ab / sah vor sich hin / sah sioh um). 

Sie muß 

sprachlich   weder   direkt   durch   Wörter,   die   ein   Denken, 
Fühlen,  Assoziieren  bezeichnen, noch durch  solche,  die  ein 
Sohweigen,  also   potentielle   geistig-psychische   Vorgänge 
bezeichnen,   eingeleitet   werden.   Unter   Umständen   genügt 
schon   die   Erwähnung  einer   Situation,   die   Gelegenheit   zur 
Reflexion   geben   kann,   um   auf   Darstellung   von   Gedanken, 
Gefühlen usw. hinzuweisen  

(Es dämmerte / Alles war  still), 

allerdings kann auch umgekehrt  eine gespannte Situation auf 
beginnende Reflexionsdarstellung  hinweisen; hier entscheidet 
der weitere ↑ Autortext, die Häufung reflektierender Passagen, 
die auf Reflexionsdarstellung schließen  läßt. Die Reflexions-
kennzeichnung   kann   dadurch   unterstützt   werden,   daß   der 
Autor mit der Zustandsschilderung den Blickpunkt der Person 
einnimmt, sich mit ihr räumlich identifiziert 

(Es wurde dunkel 

draußen). 

Die ausdrückliche Kennzeichnung  eines Textes als 

Reflexion kann sich erübrigen, wenn er sich inhaltlich, durch 
syntaktische   und   lexische   Formen,   eindeutig  als   Nicht-
autortext   ausweist.   Verschiedentlich,   z.   B.   in   dekadenter 
Kunst, wird der Leser durch fehlende Reflexionskennzeich-
nung und fehlende Charakteristik der Reflexion selbst bewußt 
oder unbewußt über die Grenzen zwischen Autortext und Re-
flexion im unklaren gehalten.
Zur Reflexionskennzeichnung gehören auch graphische Mittel 
(halbe   Anführungszeichen,   in   älterer   Literatur   auch 
Anführungszeichen, daneben Absatz und Einzug), die jedoch 
heute selten angewandt werden.

Reflexionskennzeichnungswort

: Wort, das im Autortext vor, 

zwischen oder nach dargestellter  ↑  Reflexion einer im Text 
erscheinenden   Person   darauf   hinweist,   daß   hier   Gedanken, 
Gefühle, Assoziationen dargestellt werden (↑  Refiexionsdar-
stellung).   Es   entspricht   dem  ↑  Redekennzeichnungswort   für 
die  ↑  Rededarstellung,   allerdings   hat   es   wegen   des   meist 
mittelbaren Charakters der ↑ Reflexionskennzeichnung — die 
Kennzeichnung erfolgt mehr durch den gesamten  ↑  Kontext, 
durch die Situation und die andere Diktion der Textpassage 
— geringere  Bedeutung.  Es kann ein Verb  

(dachte, fühlte, 

erwog,   wußte)  

oder   ein   Substantiv  

(Erwägung,  Reflexion, 

Gedanke) 

sein.