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berichtete Rede___________________ _______ 24
ischer Hinsicht, dessen Richtigkeit oder Falschheit, Aufrichtigkeit
oder Unaufrichtigkeit bringen es mit sich, daß mit Hilfe der
ausgewählten, gewichteten und bezeichneten Tatsachen das
Geschehen wahrheitsgemäß hervortritt oder entstellt oder gar
umgekehrt wird;
↑
Darstellungsarten, Berichtstempora.
berichtete Bede:
häufige Bezeichnung für die nach der
↑
Rede-
kennzeichnung
(A. nahm das Wort)
syntaktisch selbständig und im
Konjunktiv fortgeführte
↑
Redewiedergabe: . . .
Er sei damit
einveretanden. Die Leistung sei hervorragend, er unterstütze den
Vorschlag. Für besonders verdienstvoll halte er die Ausarbeitung der
theoretischen Grundlagen.
Die Bezeichnung ist nicht notwendig und
führt leicht zur Verwechslung mit dem eigentlichen
↑
Redebericht.
Es handelt sich um
↑
indirekte Rede.
Berichtigung,
Correctio f
: Zurücknahme einer zunächst absichtlich
schwächeren, anders akzentuierten oder geradezu falschen
Aussage und Ersatz durch die richtige.
Berichtstempora:
die dem
↑
Berichten als einer Darstellungsart
gemäßen Tempora; es sind bei vergangenem Geschehen Prä-
teritum (Bericht über Abläufe) und Perfekt (Bericht über Fakten),
bei augenblicklichem Geschehen (z. B. in einer Direktreportage)
das Präsens. Insofern referierend über Pläne von zukünftigem
Geschehen berichtet wird, darf auch das Futur als ein
Berichtstempus gelten. Es gibt also — im Unterschied zum
eigentlichen
↑
Erzähltempus — kein bestimmtes Berichtstempus.
Die Tempora geben hier stärker objektive Zeitbezüge wieder;
Möglichkeiten subjektiver
↑
Tempuswahl hängen von Gegenstand
und
↑
Darstellungshaltung ab. — Beim
↑
Melden haben Tempora,
von der Pressezitatkennzeichnung abgesehen (
↑
unter historisches
Präsens), sogar reine Zeitfunktion.
Berichtszeit
↑
unter Berichtstempora.
Berufsjargonismus
↑
Fachjargonismus.
Bescheidenheitsperiphrase,
Höflichkeitsperiphrase f:
Umschreibung
(
↑
Periphrase) anstelle der direkten Bezeichnung der Person in
einem Pronomen:
Der Rezensent bemerkt
für ,Ich bemerke' /
Es
darf festgestellt werden
für ,Ich konstatiere'. In solcher
Umschreibung äußern sich historische Relikte ursprünglicher
Subalternität (z. B.
Gnädige Frau wünschen? / Was wünscht die
Dame?)
und damit verbundene Konventionen
(Eure Majestät /
Eure Exzellenz
usw.
haben).
25________________________ __Bildkontamination
Beschreiben:
Darstellungsart, mit deren Hilfe der Autor
festliegende Erscheinungen oder sich wiederholende Vorgänge in
Natur und Gesellschaft vorstellbar macht, wobei er seine volle
Aufmerksamkeit auf die Sache richtet. Mittels beschriebener
äußerer und innerer Merkmale trägt er zum Erkennen des
Wesentlichen einer Erscheinung bei und verwirklicht partiell
seine
↑
Aussageabsicht, indem er von seinem fachlichen, politi-
schen, gnoseologischen, ideologisohen Standpunkt aus die Er-
seheinungsmerkmale auswählt, gewichtet, bezeichnet und inso-
fern bewertet, als er sie entweder einem Wesentlichen richtig
zuordnet oder vom Wesentlichen isoliert. Die einzelnen Merk-
male der beschriebenen Erscheinung sollen sich so zusammen-
fügen, daß ein Ganzes entsteht oder zumindest skizziert wird.
Dazu verhelfen Verfahren, die einem bestimmten Ordnungs-
gedanken folgen. Diesen Ordnungsgedanken entnimmt der Autor
den situationsbedingten Zusammenhängen. Zum Beispiel
beschreibt er, indem er sich dem Beobachtungsobjekt nähert
oder indem er das Objekt auf sich zukommen läßt. Oder er geht
vom optischen Gesamteindruck aus, wendet sich den sichtbaren
Merkmalen zu und geht dann zu nicht-optischen Merkmalen
über. Oder er erfaßt das äußere Bild eines Menschen, beschreibt
dann die äußeren Lebensbedingungen und zieht Rückschlüsse auf
die innere Verfassung dieses Menschen. Oder er ordnet die
Erscheinungsmerkmale nach funktionalen Gesichtspunkten.
Widersprüchliches deutet er durch Entgegensetzung
artverschiedener, antithetischer Merkmale an. Im allgemeinen
wird der Autor beachten müssen, daß er das Publikum von Be-
kanntem, Vertrautem zu Unbekanntem, Fremdartigem führt
oder besonders komplizierte Erscheinungen durch einfache,
vorstellbare Merkmale plausibel macht. Alle genannten dar-
stellungstechnischen Gesichtspunkte sind dem tragenden zen-
tralen Betrachtungspunkt untergeordnet; sie helfen jedoch be-
schreibende Textpassagen zu ordnen und zweckmäßig anzu-
legen.
↑
Darstellungsarten.
Bild
↑
Sprachbild.
Bildhafügkeit
↑
Gegenständlichkeit.
B
ildkontamination,
Bildvermengung:
Ineinanderfließen (
↑
Konta-
mination) von zwei oder mehr bildlichen Vorstellungen (
↑
Sprachbild) auf Grund einer formalen oder gedanklichen Ge-
bildliche Hyperbel__________________ _______ 26
meinsamkeit. Die
↑ Metapher
Geißel des Krieges
hat z.B. eine auf
einem bestimmten Bild beruhende Bedeutung. Wenn es jedoch
heißt
Wir müssen die Geißel des Krieges ersticken
, wird dieses
Bild von einem zweiten (etwa:
einen Brand ersticken
) gestört
(formal-lexische Gemeinsamkeit:
Krieg
in den zugrundeliegenden
üblichen Verbindungen bzw. ↑ Fertigstücken
Kriegsbrand
und
Geißel des Krieges
; ungenau vorgestellte gedankliche
Gemeinsamkeit: ‚das Schädigende’). Nicht selten wirkt das
Ergebnis der Bildkontamination lächerlich:
Dieser Geist wird
schlimme Früchte tragen, wenn wir ihm nicht in den Arm fallen.
bildliche Hyperbel
↑ unter Hyperbel.
bildlicher Vergleich:
Form des ↑ Vergleichs, die neben die
begriffliche Bezeichung der Sache eine übertragene (bildliche,
metaphorische) Bezeichnung stellt, z.B.
Lernen ist wie rudern
gegen den Strom. Sobald man aufhört, treibt man zurück.
Das Bild
des Ruderns steht hier neben der Sache
lernen.
Das Gemeinsame,
das ↑ Tertium comparationis, ist die stetige Anstrengung. Die
Notwendigkeit der ständigen geistigen Anstrengung (
lernen)
wird
durch die der körperlichen Anstrengung (
rudern
) vorstellig
gemacht.
Bild und Sache müssen in echtem Ähnlichkeitsverhältnis
zueinander stehen. Willkür in der Kombination zweier Bereiche,
des bildlichen und des begrifflichen, führt keineswegs zu
Originalität, sondern zu schiefen oder verfälschenden Vergleichen.
Die Sprache der Demagogie bedient sich intensiv willkürlicher
bildlicher Vergleiche. So heißt es, bezogen auf Staatsmänner, die
sich ernsthaft Gedanken um die Erhaltung des Weltfriedens
machen, in einem staatsmonopolistischen Blatt:
Ein Holzpferd auf
einem Karussel hat das Gefühl, ungeheuer weit vorwärts zu
kommen. Dass es sich wochenlang im Kreise dreht, merkt es in
seiner hölzernen Einfalt gar nicht. Diese Leute sind wie
Holzpferde auf dem Karussel der Weltgeschichte. Aber was dreht
sie? Sind sie alle nur Hampelmänner eines dialektischen
Geschichtsprozesses, der ohne ihr Zutun abläuft?
Hier wird
mittels des bildlichen Vergleichs der gesellschaftliche
Umwälzungsprozeß in vulgärmaterialistischer Gesellschafts-
klitterung in eine Art von Mechanismus umgewandelt. ↑
Sachvergleich.
Bildschwulst:
Bezeichnung für stark übertriebene Bilder und
Vergleiche, etwa wenn es im Porträt einer Forschers heißt:
Im
27__________________ _______ Charakterisieren
wilden Sturmgebraus der Gedanken wehten ihm neue Ideen zu;
wie Blitze schlugen sie in das Gestau sirupzäher Überlieferung.
Beim Bildschwulst sind meist schon die Einzelglieder der
Aussage schwülstig (hier:
Sturmgebraus, zuwehen, Gestau,
sirupzähe Überlieferung
). ↑ Sprachbild.
Bildvermengung
↑ Bildkontamination.
Blankdialog,
uneingeleiteter Dialog
: literarisch oder publizistisch
gestalteter ↑ Dialog ohne jeweilige Bezeichnung der redenden
Personen und ihres Verhaltens sowie der Gesprächsumstände (↑
Redekennzeichnung); unmittelbarer Wechsel von Rede und
Gegenrede. Rede und Gegenrede sind in diesem Fall nur durch
den Inhalt der Äußerungen, gegebenenfalls (bei ↑
Sprachcharakteristik) auch durch die Sprechweise erkennbar;
äußerlich wird ihre Folge durch graphische Zeichen (Anführung,
Absatz, Einzug, Gedankenstrich), im Mündlichen durch Pausen,
zusätzlich auch durch Stimmänderung oder Rollenverteilung,
gekennzeichnet.
Blankdialoge sind unangebracht, wenn die Aussagen für die
betreffenden Personen inhaltlich und formal nicht charakteristisch
sind. ↑ epischer Dialog.
Blickrichtung
↑ Perspektive.
Bonmot
n
: Ausspruch, der in sprachlich eleganter, pointierter, oft
paradoxer Form eine Aussage enthält, die eine gegebene Situation
schlagartig deutet. Zum Beispiel:
E. E. Kisch, um sein Urteil über
den Romancier R., der zum Renegaten geworden war, gebeten,
antwortete: „Das ist doch der Mann, der sich, im Gegensatz zu
seinen Büchern, so leicht verkauft.“
C
Charakterisieren:
kombinierte Darstellungsart, mit deren Hilfe
der Autor unter einem zentralen, situationsbedingten Gesichtspunkt
das Wesen einer Person erfasst, deutet und bestimmt, indem er über
ihr Tun, über ihre Gewohnheiten, über ihr Auftreten in der Familie,
im Kollektiv, über ihr Reaktionsvermögen
charakterologischer Ausdruck
______ _______ 28
in bestimmten Lebenssituationen und -konflikten berichtet,
indem er das Milieu einfängt, den Lebens- und Entwicklungs-
gang betrachtet. Beim Bestimmen des Charakters einer Person
stellt der Autor mit Auswahl, Gewichtung und Bezeichnung der
einzelnen Charakterisierungselemente die Person in ihrer Er-
scheinung und in ihrem Wesen von seinem fachlichen, politischen,
gnoseologischen, ideologischen Standpunkt aus dar.
↑
Dar-
stellungsarten.
charakterologischer Ausdruck:
Sprachform, die der historischen,
räumlichen, sozialen, bildungsmäßigen, altersbedingten Zuordnung
dient. Flickwörter
(halt, eben, man, gell),
Modewörter
(Schau,
makaber, 'ne Wolke
;
↑
Modernismus) fungieren in diesem Sinn
ebenso vorzugsweise wie
↑
Argotismus,
↑
Fachjargonismus,
↑
Vulgarismus einerseits und
↑
Archaismus,
↑
Historismus,
↑
Poetismus andererseits. Theoretisch vermag jedes Wort und jede
Wendung die charakterisierende Funktion zu übernehmen. Im
gegebenen Text setzen sich charakterologische Ausdrücke
deutlich gegen die Autorlexik und -phraseologie ab und wirken
daher wie eine besondere Art von Zitaten. Sie werden, sofern sie
nicht innerhalb zitierter Rede erscheinen, im Autortext oft in
Anführungsstriche gesetzt und erhalten so den Rang eines
↑
Teilzitats. In der Satire tragen sie dazu bei, Militarismus,
Chauvinismus, Sozialdemagogie u. a. m. zu entlarven. Tucholsky
z.B. läßt in seiner Satire „Der Türke" die Hauptgestalt sprechen:
Da haben wir eine Nummer jesoffen! Einfach verheerend!
↑
Sprachcharakteristik
Chiasmus
↑
unter Kreuzstellung.
Conclusio
↑
unter Syllogismus, Hauptgedanke, Dreiteilung.
Correctio
↑
Berichtigung.
D
Darlegen:
Darstellungsart, mit deren Hilfe der Autor die Kausal-
zusammenhänge eines Geschehens in Natur und Gesellschaft
mittels
↑
Syllogismus neben notwendiger Tatsachendarstellung
29
______ _______ Darstellungsarten
unter einem zentralen, situationsbedingten Leitgedanken erfaßt
und deutet. Der Autor trägt die Kausalzusammenhänge als Fazit
seiner Überlegungen in lehrhafter Weise vor. Von seinem
fachlichen, politischen, erkenntnistheoretischen Standpunkt aus
wählt er den
↑
Hauptgedanken und argumentierende Gedanken (
↑
Ratio) aus, gewichtet und verknüpft sie. Er nimmt beim Dar-
legen für sich in Anspruch, souverän und definitiv über seinen
Gegenstand zu schreiben, überzeugt davon, daß seine Urteile
richtig sind und beim Publikum uneingeschränkt Zustimmung
finden. Einwände registriert er als beantwortete, nicht als offene
Fragen. Damit hängt zusammen, daß das Darlegen autoritäre
und didaktische Züge zeigt. — Im Lehrbuch, das relativ gültige
Aussagen vermittelt, sprechen für das Darlegen Geradlinigkeit
der
↑
Gedankenführung, Denk- und Textökonomie, mit denen
der Gegenstand erfaßt und entfaltet wird. Im publizistischen
Beitrag werden diese Vorteile stark relativiert, sobald das
Publikum Vorbehalte gegen den Gegenstand, den Autor oder
die lehrhafte Behandlungsart hat oder sobald es Gelegenheit
nehmen will, schöpferisch an der Meinungsbildung über den
Gegenstand und dessen Einordnung in das gesellschaftliche
Gesamtbild teilzunehmen (
↑
Erörtern). Das auf die Auseinander-
setzung verzichtende Darlegen erweckt den Eindruck, daß der
Gegenstand in Struktur, Funktion und Gesetzmäßigkeit richtig
(im erkenntnistheoretischen Sinne wahr) dargestellt wird. Ist
jedoch der Leitgedanke, den der Autor festlegt, wirklichkeits-
fremd oder gar wirklichkeitsverzerrend, so stehen subjektivisti-
scher Leitgedanke und sich objektiv gebende Darstellung in
Widerspruch. Ergebnis kann bei demokratischer Regsamkeit des
Publikums ein Aufbegehren gegen die Aussage sein, bei
politischer nnd gesellschaftlicher Indifferenz Meinungsmani-
pulation und Irreführung.
↑
Darstellungsarten.
Darstellnnggarten
, auch
Darstellungsweisen:
Verfahren, wie man
einen Gegenstand wiedergibt. Grunddarstellungsarten sind das
↑
Beschreiben, das
↑
Schildern, das
↑
Berichten, das
↑
Erzählen,
das
↑
Melden, das
↑
Erörtern, das
↑
Darlegen. In ihnen spiegeln
sich Grundsituationen zwischen Gegenstand, Mitteilungszweck
und Autor wider. Beim Beschreiben reiht der Autor Merkmale
einer Erscheinung (Mensch, Ding) aneinander. Beim Schildern
stellt er Merkmale der Erscheinung in Handlungen dar. Beim
Darstellungshaltung
______ _______ 30
Berichten folgt er den Phasen einer Bewegung, die er beim Er-
zählen in besonderer Weise gestaltet. Beim Melden teilt er
Hauptfakten eines Sachverhalts mit. Beim Erörtern sucht er
Argumente zu einem zentralen Gedanken. Beim Darlegen reiht er
die Argumente des zentralen Gedankens aneinander. Die reinen
Darstellungsarten werden nach Gegenstand, Aussageabsicht,
Genre, Erscheinungsorgan, Medium (Presse, Hörfunk, Fernsehen)
vielfältig modifiziert und kombiniert. So bilden sich abgeleitete
oder kombinierte Darstellungsarten heraus,
z,
B. das
↑
Charakterisieren, das
↑
Rezensieren. Sonderformen der
Darstellung
entstehen
durch
Brechung
der
Wirklichkeitsdarstellung, die sich aus den Äußerungen und ge-
danklichen Reflexionen von Textpersonen (
↑
Rededarstellung,
Reflexionsdarstellung) und aus der Verschmelznng der
↑
Per-
spektive von Autor und dargestellten Personen in
↑
erlebter Rede
und
↑
erlebter Reflexion ergibt.
↑
auch Dynamik, Statik.
Darstellungshaltung
: Verhältnis des Darstellenden, des Autors, zum
Geschehen einerseits und zum Publikum andererseits. Eine
einheitliche, z. B. eine streng sachbezogene, eine episch breite,
eine satirische oder pathetische Darstellungshaltung, also die
stilistische Einheitlichkeit des Textes, ist Grundforderung an
den Autor. Inkonsequenzen in der Darstellungshaltung des
Autors äußern sich in
↑
Stilbruch, Inkonsequenzen in der Dar-
stellungshaltung seiner Personen, sichtbar im
↑
personalen Text,
beeinträchtigen daneben die Glaubwürdigkeit der Darstellung
überhaupt.— Bei erzählender Literatur wird die Darstellungs-
haltung spezieller als Erzählhaltung bezeichnet.
Darstellungsmethodc:
Verfahren zur
↑
Stilisierung von Texten, z.
B.
↑
Komprimieren,
↑
Pointieren, Vergleichen (
↑
Vergleich).
Darstellungssituation
↑
personale Darstellungssituation.
Darstellungstempo,
in erzählender Literatur
Erzähltempo:
Tempo, in dem ein dargestelltes Geschehen seinen Fortgang
nimmt. Es wird bezeichnet durch sprachliche
↑
Komprimierung,
mit semantischen und syntaktischen Mitteln.
Darstellungsweisen
↑
Darstellungsarten.
deliberatiye Gattung
↑
unter Rhetorik.
Denkstil,
Gedankenstil:
Hilfsbezeichnung für die Form der ge-
danklichen Komponente sprachlicher Äußerungen, in Ab-
31
______ _______ Denkstilistik
grenzung von der sprachlichen Aussageweise, dem
↑
Sprachstil.
Diese gedankliche Komponente ist erkennbar in der gesamten
↑
Textgestaltung, in
↑
Disposition,
↑
Komposition und
↑
Ge-
dankenführung im engeren Sinne, in
↑
Anschaulichkeit, in
↑
Statik und
↑
Dynamik der Darstellung (die jedochzugleich ab-
hängt von Statik und Dynamik des darzustellenden Gegen-
standes), in
↑
Dichte,
↑
Präzision usw. und in der Verwendung
gedanklicher Figuren, die nicht an feste sprachliche Formen ge-
bunden sein müssen (
↑
Isolog, Antithese, Gleichnis, Vergleich).
Der Denkstil muß zu einem großen Teil aus dem Text mittelbar
erschlossen werden; er ist nur zum Teil ablesbar an lexisch,
morphologisch und syntaktisch auffälligen Formen, die von der
↑
Sprachstilistik registriert werden. Insofern ist der Sprachstil Teil
des Denkstils; andererseits kann der Sprachstil relativ un-
abhängig vom Denkstil verändert werden (
↑
Gedanke und
Sprachform), z. B. durch bloßen Austausch von
↑
Synonymen
und die Variation nur formaler Elemente (Vermeidung von
↑
Gleichklang,
↑
stilistisohe Variation,
↑
Stabreim). Vielfach wird
der hier unter Denkstil gefaßte Sachverhalt als
↑
literarischer
Stil bezeichnet, doch engt man ihn damit auf die künstlerische
Literatur ein (abgesehen davon, daß die Bezeichnung litera-
rischer Stil mehrdeutig ist).
Nicht identisch ist der hier erläuterte Terminus Denkstil mit
dem teilweise von Psychologen verwendeten Begriff, der die
formale Apperzeption im Sinne von Anschauungsstil meint.
↑
Denkstilistik.
Denkstilistik:
Hilfsbezeichnung für jenen Teil der Stilistik, der
im Unterschied zur
↑
Sprachstilistik nicht die durch die Sprach-
wissenschaft (insbesondere durch Grammatik und Lexikologie)
erfaßbare Seite sprachlicher Äußerungen, sondem die Form der
gedanklichen Komponenten der Äußerungen, d. h. den
↑
Denk-
stil zum Gegenstand hat. Von manchen Wissenschaftlern wird
der hier gemeinte Sachverhalt als
↑
literaturwissenschaftliche
Stilistik bezeichnet, doch engt man ihn damit auf die künst-
lerische Literatur ein — abgesehen davon, daß diese Bezeichnung
mehrdeutig ist.
Nicht identisch ist unser Begriff mit der teilweise von Psycho-
logen verwendeten Bezeichnung, die eine Theorie der formalen
Apperzeption meint.
Detail
______ _______ 32
Detail:
Glied einer
↑
Aussagenfolge; es erscheint als ein argu-
mentierender Gedanke (
↑
Ratio) zum
↑
Hauptgedanken in der
argumentierenden Gedankenfolge (
↑
Syllogismus) und als
charakterisierendes Merkmal einer Erscheinung in der
↑
ver-
anschaulichenden Merkmalsfolge.
Detaillierung:
im erzähltechnischen Sinn das Beleben und Ver-
anschaulichen eines Berichts, einer Erzählung usw. durch
charakteristische, interessante, die Atmosphäre verdeutlichende
Einzelheiten und Merkmale. Die Details epischer Prosa müssen für
das Geschehen und für seinen Ausgang wesentlich sein, sie
müssen Funktion haben, d. h. ihren Beitrag zur dichterischen oder
publizistischen Umsetzung der generellen
↑
Aussageabsicht leisten.
↑
Detail.
Dialektismus:
Wort, Wendung, grammatische Eigenheit mit
territorial begrenzter Anwendung. Außerhalb der Alltagssphäre
dienen Dialektismen gewöhnlich der Zeichnung lokalen und
sozialen Kolorits.
↑
charakterologischer Ausdruck, Stilfärbung.
Dialog
: Zwiegespräch, Wechselrede in einem Kunstwerk; in
publizistischen Texten oft einfach als Gespräch bezeichnet, an
dem allerdings auch mehr als zwei Personen beteiligt sein können.
Die Darstellung des Dialogs bedarf als eine Form der
↑
Rede-
darstellung zunächst der Kennzeichnung bzw. Einleitung (
↑
Rede-
kennzeichnung); diese kann direkt oder durch den
↑
Kontext
erfolgen. In diesem Sinn gibt es (entgegen der Bezeichnung) keinen
„uneingeleiteten Dialog". Doch müssen Rede und Gegenrede, nach
der prinzipiellen Kennzeichnung, nicht stets von neuem
gekennzeichnet werden (
↑
Blankdialog). Vom fiktiven Dialog der
Kunst und dem realen Dialog realer Personen kann noch
unterschieden werden der fingierte Dialog (
↑
auch fingierte Rede)
realer Gestalten; er ist vor allem Mittel politischer Publizistik, aber
auch populärwissenschaftlicher Darstellung.
↑
Monolog,
Satzkonstanz.
Dichte
,
Aussagedichte:
Gedrängtheit, Ökonomie der Aussage,
Weglassung alles für die Aussage Unwesentlichen, aller Füll-
wörter und Floskeln, auf ein Ganzes gesehen auch der
↑
Neben-
aussagen, im Gegensatz zu Breite und Ausführlichkeit. Dichte ist
in der Kunst wesentliches Gestaltungsprinzip der Lyrik; lyrische
Dichte wird oft der epischen Breite, der Lyriker als
33
______ _______ direkte Rede
Verdichter und deshalb eigentlicher Dichter dem Schfiftsteller
gegenübergestellt. Diese Gegenüberstellung, etymologisch falsch
und ästhetisch fragwürdig, bezieht sich auf Gattungs-, nicht auf
Wertunterschiede. Innerhalb einer Gattung kann sie jedoch
auch Grundlage für ein Werturteil sein, was dann in stilistischer
Hinsicht begründet ist. Dichte kann gewissermaßen mechanisch
durch sprachliche Straffung, oft als Komprimierung bezeichnet,
erreicht werden. Höchste Dichte strebt z. B. im Bereich der
↑
Redewiedergabe der themaangebende
↑
Redebericht an.
↑
sprachliche Aussage und formal-logische Aussage,
↑
auch
Prägnanz.
Dichtersprache:
zusammenfassende Bezeichnung für die sprach-
lichen Möglichkeiten und Konventionen innerhalb der Dich-
tung, d. h. für spezifisch dichterische Wörter
(Schwingen
für
,Flügel'), Flexionsformen
(Lande
für ,Länder') und syntaktische
Formen
(einer Sache entraten)
; auch für die Realisierung der
sprachlichen Möglichkeiten, die Sprache der Dichter einer be-
stimmten Periode oder Richtung, z. B. mittelhochdeutsche
Dichtersprache. Gemeint ist mit dem Begriff oft der
↑
künst-
lerische Sprachstil. Das einzelne dichterische Sprachmittel wird
auch als
↑
Poetismus bezeichnet.
:
'
Diktion:
mögliches Synonym für Sprachstil (
↑
Sprachstil 2).
direkte Bede
: Erscheinungsform der
↑
Rededarstellung. Eine
reale (in künstlerischer Literatur auch eine als real angenommene)
mündliche oder schriftliche Äußerung ist wörtlich oder in
adäquater Übersetzung fixiert; der Urheber kommt selbst zu
Wort (
↑
personale Darstellungssituation), Modus, Tempus und
Personenbezeichnung, der gesamte Stil der ursprünglichen
Äußerung bleibt — von erlaubter
↑
Redigierung abgesehen —
unverändert. Direkte Rede bedarf, wie die anderen Rede-
darstellungsformen, der
↑
Redekennzeichnung; zu dieser ist in
dokumentarischen Texten auch die zusätzliche graphische Be-
zeichnung (Anführungszeichen oder Einrückung) bzw. die
sprechtechnische Bezeichnung (Pause, Stimmänderung) zu
zählen. Wo sie in künstlerischer Literatur fehlt, wird der Leser —
bewußt oder unbewußt — im unklaren gelassen, ob es sich um