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Добавлен: 03.12.2020
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↑
Autortext oder
↑
personalen Text, um direkte Rede oder
↑
direkte Reflexion handelt. Hier entseheiden besonders der
↑
Kontext und die
↑
kontextualen Mittel. Fehlende graphische
3 Stilkuade
direkte Reflexion
______ _______ 34
Bezeichnung in dokumentarischen Genres weist auf ↑ ab-
strahierte Rede. Direkte Rede kann auoh syntaktisch unvoll-
ständig als ↑ Teilzitat erscheinen.
Die Gestaltungsmethode, die zur „direkten Rede" führt, kann
als direkte Rededarstellung, spezieller als direkte ↑ Redewieder-
gabe (bei realen Äußerungen), oder als direkte ↑ Redegestaltung
(bei fiktiven Äußerungen) bezeichnet werden.
direkte Reflexion,
in der Literaturwissenschaft ↑
innerer
Monolog,
auch
stiller Monolog:
eine Forrn der ↑ Reflexions-
darstellung. Die inneren geistig-psychischen Vorgänge einer
dargestellten Person, ihre nicht geäußerten Erwägungen, Zweifel,
Gefühle, Assoziationen u. ä. erscheinen ähnlich einer Äußerung,
einer ↑ direkten Rede. Die Darstellung der Reflexionen wird
gleichsam der Person selbst überlassen, sie bilden ↑ personalen
Text, es ergibt sich eine ↑ personale Darstellungssituation.
Grammatisch erscheinen sie demnach im Präsens als Grund-
tempus, im Indikativ als Grundmodus und in der 1. Person,
seltener auch in der 2. Person. In dieser letzten Möglichkeit
unterecheidet sich die direkte Reflexion von der direkten Rede,
ebenso durch die meist feblenden Anführungszeichen. Allerdings
werden zuweilen auch einfache Anführungszeichen, in älterer
Literatur auch normale Anführungszeichen gesetzt; umgekehrt
bleibt tatsächliche Rede in künstlerisoher Literatur oft graphisch
unbezeichnet, so daß Rede und Reflexion in solchen Fällen
formal nicht zu trennen sind. Die Unterscheidung ist durch die ↑
Reflexionskennzeichniing und durch den gesamten Kontext
gegeben, sofern nicht der Lesende in dieser Hinsicht bewußt im
unklaren gelassen werden soll. Vom ↑ Autortext heben sich
Passagen direkter Reflexion demnach meist durch das Tempus
(Präsens gegenüber dem normalen ↑ Erzähltempus, dem Prä-
teritum) und durch die Personalpronomina (1. oder 2. Person
gegenüber der normalen ↑ Er-Form künstlerischer Literatur) ab.
Beispiele: Reflexion in Ich-Form:
Er richtete sich auf. Immer, wenn
er aich aufrichtete, wurde ihm schwindlig. Ich muß zu Gundel!
Der Gedanke blieb: Ich muß zu Gundel!
(Noll) / Reflexion in
Du-Form:
Einmal sah er sein Spiegelbild im Waaser eines
Dorfteiches. Ein viel zu großer Schädel, ein hohlwangiges
Gesicht, fiebrig glänzende Augen, struppiger Bart . . . Das bist du,
das ist von dir geblieben ...
(Noll) — Sind sowohl Autortext als
35
______ _______ Disposition
auch Reflexion in Ich-Form verfaßt, so bleibt als formales Un-
terscheidungsmerkmal der Tempuswechsel. Steht der Autortext
im Präsens und in Ich-Form, so hebt sich die direkte Reflexion
von ihm formal nicht mehr ab. Die Unterscheidung ergibt sich,
vorbereitet durch die Reflexionskennzeichnung, allein durch in-
haltliche Kriterien, oft auch durch die veränderte Diktion (↑
personaler Stil), durch andere Wortwahl, plötzlich verän-
derten, meist kürzeren oder bruchstückhaften Satzbau usw.
Passagen solcher Reflexionen werden überhaupt syntaktisch
freier gestaltet als der Autortext, da sie oft Impressionen, Träume
oder Wachträume darstellen wollen; sie können auch aus ein-
zelnen, scheinbar unzusammenhängenden Wörtern bestehen.
Direkte Reflexion grenzt die geistig-psychischen Vorgänge stärker
vom äußeren Geschehen und vom Autortext ab als die Dar-
stellung ↑ erlebter Reflexion; anders als bei dieser werden sie
direkt der dargestellten Person zugeordnet. In mündlicher Dar-
bietung werden direkte Reflexionen zusätzlich durch veränderte
Sprechhaltung, in Funkgenres durch Einblendung einer anderen
oder der eigenen, technisch veränderten Stimme usw. gekenn-
zeichnet. — Ein moderner Sonderfall direkter Reflexion ist der
Film- oder Fernsehmonolog, in dem bei stummer Szene die
Stimme des Nachsinnenden technisch reproduziert (und oft mit
technischen Mitteln verfremdet) in die Szene eingeblendet wird.
Die Reflexion kann auch als gemeinsame Überlegung einer
Gruppe (als kollektive direkte Reflexion, kollektiver innerer
Monolog) erscheinen.
Disposition,
auch
Gliederung, Dispositio:
Auswahl und Anord-
nung der Gedanken — in Hinblick auf das Publikum — in der
Weise, daß die Gedanken dem Gegenstand, seiner Darstellung
und der ↑ Aussageabsicht am günstigsten sind. Die Art und
Weise der Disposition bewegt sich zwischen zwei extremen Ab-
folgen. (1) Handelt es sich um historische Geschehensabläufe, so
entspricht der Bericht oder die Erzählung, die in schlichten
Fügungen und Sätzen dem zeitlichen Ablauf des Geschehens
nachgehen, der natürlichen Folge der Ereignisse. Diese natür-
liche Disposition hat den Vorteil der Einfachheit und Klarheit
für sich; sie hat aber auch den Nachteil der Eintönigkeit, Un-
erregtheit und Selbstverständlichkeit, und es besteht die Gefahr,
3*
Dispositionsausdriicke
______ _______ 36
das Publikum zu langweilen und bei ihm Desinteresse hervorzu-
rufen. (2) Dieser natürlichen Disposition steht die kunstvolle
Disposition gegenüber, die z. B. mit
↑
Vorausdeutung,
↑
Vor-
griff,
↑
Rückblende,
↑
assoziativer Gedankenfolge,
↑
veranschau-
lichender Merkmalsfolge arbeitet.
Da die natürliche wie die kunstvolle Disposition sowohl den
Ganztext als auch dessen einzelne Teile (Absätze, Abschnitte,
Kapitel) betrifft, wird die Disposition zumeist je nach ihrer Be-
deutung für die Gesamtaussage und die Aussageabsicht bald nach
dem einen, bald nach dem anderen Prinzip aufgebaut. In bezug
auf die argumentierende Gedankenfolge
↑
Gedankenführung,
↑
Syllogismus,
↑
Zweiteilung,
↑
Dreiteilung. Die Disposition als
anordnendes Prinzip ist, wenn es um zergliedernde Erfassung oder
überlegende Vorbereitung eines Textes geht, zu unterscheiden von
der
↑
Komposition als vereinigendem Prinzip. Die Disposition
wählt die einzelnen Aussagen aus und ordnet sie an; die
Komposition entscheidet, über die syntaktische und phonetische
Form der Wortgruppen, Sätze, Übersatzeinheiten.
↑
Rhetorik.
Dispositionsausdrücke
↑
Stichpunkte.
Dispositionsbegriffe
↑
Stichpunkte.
Dispositionswörter
↑
Gliederungswörter.
Doppelsinn:
Nutzung der Mehrdeutigkeit eines Ausdrucks (
↑
Polysem) für eine Aussage. In der Regel macht der
↑
Kontext
einen mehrdeutigen Ausdruck eindeutig, da er nur eine der
möglichen Bedeutungen aktiviert. Jedoch läßt sich das Mit-
verstehen einer Zweitbedeutung im Kontext provozieren. Der
Doppelsinn dient vor allem der Satire. So enthüllt Weinert im
antifaschistischen Gedicht „Aufbruch der Nation" die gefähr-liche
Verlogenheit des Nazischlagworts
Aufbruch: Die Nation ist
aufgebrochen / wie ein Pestgeschwür.
Daneben kann Doppelsinn
Mittel der
↑
Anspielung oder des Humors sein; z. B. gibt er
Grundlage für harmlose Paradoxa (
↑
Paradoxon):
Was ist
paradox? Wenn ein Hund an der Leine ohne Leine geht.
↑
Wort-
witz.
Dreiteilung
: Grundtyp der Gliederung (
↑
Disposition) eines
↑
Textes in Anfangsteil, Hauptteil und Schlußteil. (1) Der knapp zu
haltende Anfangsteil soll beim Publikum Interesse am Gegenstand
hervorrufen. Methoden hierzu sind z. B. das An-
37
______ _______ Dynamik
knüpfen an
↑
Sentenz,
↑
Sprichwort,
↑
Zitat, an ein aktuelles
Ereignis, eine interessante Einzelheit, die aus dem Hauptteil
vorweggenommen wird, Sinnbildliches, Vergleichendes, Histori-
sches, ein erster Gesamteindruck; (2) der Hauptteil stellt das
Beweis- bzw. Darstellungsziel (Behauptung, These, Propositio)
voran und läßt den begründenden Teil (Argumentation) bzw. den
darstellenden Teil (Erzählteil, Narratio) folgen; (3) der Schlußteil
(Peroratio) stellt die Übereinstimmung zwischen Behauptung und
Schlußfolgerung (Conclusio) fest bzw. gibt nach der
ausführlichen Darstellung eine begründete Gesamteinschätzung.
Dubletten
f
pl, lexische Dubletten:
Wörter mit gleicher Bedeu-
tung. — 1. schriftsprachliche (literatursprachliche) Dubletten: im
schriftsprachlichen System mögliche Wörter für denselben
Sachverhalt, lexische
↑
Synonyme. — 2. landschaftliche (terri-
toriale) Dubletten: landschaftlich begrenzte, schriftsprachlich
gleichberechtigte Wörter für denselben Sachverhalt; mit einem
neueren Terminus als
↑
Heteronyme bezeichnet. Duktus
↑
Gedankenführung.
Dynamik
f: Bewegtheit, Vorgang, Geschehen im Gegensatz zu
Ruhe, Verharren, Anschauen (
↑
Statik). Da die wichtigste Er-
scheinungsform der Bewegung ihr zeitlicher Ablauf ist, wird das
Zeit-Wort, das Verb, in dem die Zeit grammatisch fixiert ist, als
sprachliches Element der Dynamik, mithin der
↑
Verbalstil häufig
als dynamischer Stil schlechthin angesehen, wobei unter
Verbalstil eine Darstellungsweise verstanden ist, die sich relativ
vieler finiter Verbformen bedient. Da jedoch Verben nicht nur
Vorgänge, sondern auch Existenzformen bezeichnen, die eben-
falls nur in der Zeit denkbar sind
(Uran ist ein Schwermetall),
ist
Verbalstil nicht identisch mit dynamischem Stil. Dynamik kann
lexisch ebenso in bestimmten substantivierten Infinitiven und
Verbalabstrakten (also Nomina) begründet sein; sie kann
syntaktisch in einem lebhaften, wechselnden Satzbau, in
↑
asso-
ziativer Gedankenfolge, in Bruchstücken von Sätzen, in kühner
Metaphorik (
↑
Metapher) usw. liegen.
Unter den
↑
Darstellungsarten enthält das Berichten natürliche
Dynamik, während Beschreiben und Charakterisieren, da ein
Status ausführlich gekennzeichnet wird, zur Statik neigen. Die
Kunst des Beschreibens und des Charakterisierens ist
es,
die
Effekt
______ _______ 38
natürliche Statik durch sprachlich-dynamische Elemente zu
überwinden, was im Einzelfall schon erreicht werden kann durch
Temporalisierung, d. h. durch Verzeitlichung von Zuständen
(grünt
für ,ist grün'), oder durch Verwendung von Bewegungs- für
Zustandsverben, was allerdings auch zu konventionalisierten
Fügungen führen kann, die keine Dynamik mehr enthalten
(links
erhebt sich ein Haus
für ,links steht ein Haus').
E
Eflekt
m:
Nachwirkung eines Textes beim Publikum. Der
↑
Text
genügt sieh nicht selbst, er kehrt sich heraus, ruft den Leser, Hörer
oder Zuschauer gleichsam zu sich heran und versucht, sich mit ihm
durch die Art und Weise der Darstellung (
↑
Darstellungsarten)
selbst ins Verhältnis zu setzen. Sowohl die Gediegenheit der
Gegenstandsdarstellung als auch die Wendung zum Publikum
müssen im Text vorhanden sein, doch müssen beide Anliegen
einander Gleichgewicht halten. Strengste Gegen-standsdarstellung
läßt das Publikum im allgemeinen kalt. Tritt andererseits das
Bemühen um Publikumskontakt zu sehr hervor, so kann zwar der
Text gefallen, bleibt aber ohne inhaltliche Eindringlichkeit.
einfache Gedankenftthrung
↑
unter Gedankenführung.
Einklammerung
↑
Klammerung.
Einschaltung
,
Einschub:
1. innerhalb des Satzes eine
↑
Paren-
these. — 2. in übersatzmäßigen Einheiten (
↑
suprasyntaktische
Einheit) auch ein in einem selbständigen Satz formulierter
Nebengedanke. — 3. im Großzusammenhang ein
↑
Exkurs.
Einschub
↑
Einschaltung.
Einsparung
↑
grammatische Einsparung, kontextuale Einsparung,
Sprachökonomie.
Einwand
↑
rhetorischer Einwand.
Einzelaussage
↑
unter Aussage.
Elativ
m: Superlativ ohne Vergleichsverhältnis, z. B.
grund
ehrlich.
Dispositionsausdriicke
______ _______ 36
Elision:
Wegfall eines Vokals aus sprechtechnischen oder aus
rhythmischen Gründen: (1) Ausstoßung (Synkope f):
gehn
für
gehen;
(2) Abstoßung (Apokope f):
lang
für
lange;
(3) Aus- und
Abstoßung:
grad
für
gerade.
Auch zur Vermeidung der Auf-
einanderfolge von Vokalen (Hiatus
m)
werden Vokale ab-
gestoßen:
trag' ich. —
Stilistisch interessiert insbesondere die
Apokope, da oft noch die vollen und die apokopierten Formen
nebeneinander stehen. Die volle Form kann z. B. archaisierend
(späte und frühe)
oder volkstümlich (Mein Herze!) oder humo-
ristisch (im Gemüte) oder poetisch (der Hirte) wirken oder ist
rhythmisch begründet (Nun noch em Wort vorm Schlafengehn,
indes / mein letzter Kämmrer mir das Bette macht! [Hebbel]). In
manchen Fällen wird die apokopierte Form in wörtlicher Be-
deutung (
am Rand des Abgrunds
), die volle Form in übertragener
(
am Rande des Abgrunds
) verwendet.
Elocutio
↑ unter Rhetorik.
Emotionalität:
mögliche Bezeichnung für die Summe der
emotionalen, d. h. gemütsbewegenden Elemente eines ↑ Textes;
Anreicherung des Textes durch gefühlsbezogene
Aussageelemente; als Summe der emotionalen Textanteile eine
wesentliche Komponente der ↑ Expressivität.
Emphase
f: Art des ↑ Tropus; Bezeichnung eines Merkmals durch
einen Begriff, dem das Merkmal inneliegt: Daß
der Mensch zum
Menschen werde, / Stift' er einen ew'gen Bund
(Schiller). Würde
der ganze Inhalt des Begriffes
Mensch
genommen, wäre die
Aussage überflüssig. Sie zielt jedoch hier auf das Merkmal
human
im Sinne des Goetheschen Wortes
Edel sei der Mensch, / hilfreich
und gut
. Solche emphatische Aussage kann, in gewöhnlichem
Tonfall gesprochen, als überflüssig mißverstanden werden; sie
wird daher intonatorisch und gestisch hervorgehoben, so daß heute
vielfach Emphase als phonetisehes Mittel des Nachdrucks
verstanden wird:
Ist das auch deine Meinung?
Endstellung:
Stellung eines Satzglieds am Ende des Satzes. Bei ↑
Normalfolge der Satzglieder, im grammatischen Beiapielsatz, in
dem kein Satzglied in irgendeiner Weise hervorgehoben ist, nimmt
bei entzweitem Prädikat der infinite Prädikatsteil Endstellung ein
(
Wir haben dem Monteur die Maschine übergeben
.); bei
nichtentzweitem Prädikat das sachliche Objekt — nach dem
persönlichen Objekt:
Wir übergaben dem Monteur die
epideiktische Gattung _ _______ 40
Maschine
, bei Häufung adverbialer Bestimmungen die Zweck-,
davor die Orts-, davor die Modal-, davor die Zeit-, davor die
Kausalbestimmung:
Er arbeitete deshalb täglich unermüdlich im
Labor an der Verwirklichung seiner Idee
. Die Entfernung vom
finiten Prädikat, das im Aussagesatz stets in syntaktischer
Zweitstellung steht, drückt (nach dem Prinzip der ↑ Satz-
spannung) in umgekehrter Folge die konventionelle Stufung des
Mitteilungswerts der Satzglieder aus. Deren Abfolge hängt jedoch
auch von der Plazierung im Text ab (↑ unter Anfangstellung).
Soll abweiehend von der konventionellen Stufung des Mittei-
lungswerts ein Satzteil hervorgehoben werden, rückt man diesen
in ↑ stilistische Endstellung oder auch in ↑ stilstische
Anfangstellung.
epideiktische Gattung
↑ unter Rhetorik.
Epidosis
↑ unter Komposition.
Epipher
f: Wiederkehr derselben Sprachform am Ende mehrerer
aufeinanderfolgender Satzteile, Sätze oder Absätze. Es kann
unterschieden werden zwischen (1) einer lexischen Epipher, der
Wiederholung desselben Ausdrucks, und (2) einer syntaktischen
Epipher, der Wiederholung derselben syntaktischen Struktur; diese
ist eine Form des ↑ Isokolons (Beispiele s. dort).
Die Epipher verbindet thematisch sich ergänzende Aussagen einer
Folge von argumentierenden Gedanken (↑ Syllogismus) oder
veranschaulichenden Merkmalen (↑
veranschaulichende
Merkmalsfolge).
Ein Sonderfall der Epipher ist die rhetorische wörtliche
Wiederholung einer schließenden Folgerung (↑ wörtliche Wie-
derholung), in der Dichtung der Kehrreim. ↑ aber Anapher, ↑ auch
Symploke.
epischer Dialog
: die für epische und berichtende Genres charak-
teristisohe Fixierung einer Wechselrede (↑ Dialog), bei der außer
dem Redevorgang auch der Redende selbst jeweils ausdrücklich
bezeichnet wird (↑ Redekennzeichnung), im Unterschied zum
(mehr dramatischen) ↑ Blankdialog.
episches Präteritum
: normale Erzählform der Literatur. Durch
das Präteritum wird zunächst die Fiktion des Rückblicks ge-
schaffen, auch im utopischen Roman, der gewissermaßen von
einem nach-zukünftigen Standpunkt aus erzählt wird. Zugleich
41
___ _______ Epitheton
ist daß Präteritum obligates Grandtempus fiktiver Erzähluug
und wird, indem der Leser oder Hörer den Erzählstandpunkt
vergißt und das Erzählte wie gegenwärtig vor sich sieht, in
temporaler Funktion nicht bewußt wahrgenommen, besonders
in
↑
personaler Darstellungssituation.
↑
Erzähltempus.
Epithetahäufung:
besondere, meist aus Adjektiven bzw. Ad-
verbien bestehende Gruppe einer
↑
veranschaulichenden Merk-
malsfolge; Häufung von Eigenschaften zu einer Erscheinung (
↑
Epitheton). Die Epithetahäufung ist dort begründet, wo sie
beschreibt und charakterisiert, d. h., wo sie ein echtes Stück der
Aussage übernimmt, z. B.
Es steht ein Mann im dicken Schnee,
unten am Fuße eines schwarz angekohlten Baumes, der
spitzwinklig in gute Höhe ragt mitten im verbrannten Walde,
schwarz auf vielfach zertretener Weiße
(A. Zweig). Wo sie die
Darstellung sohwülstig oder statisch macht, ist sie stilistisch
fehl am Platz.
Die Epithetahäufung ist nicht identisch mit der Attribut-
häufung im grammatischen Sinn, weil grammatische Attribute
oft (in wissenschaftlichen Texten sogar weitgehend) nicht
Eigenschaften, sondern begriffliche Zuordnungen (
↑
Zuordnungshäufung) bezeichnen.
Epitheton
n,
Beiwort
: nähere Kennzeichnung eines in einem
Substantiv oder Verb ausgedrückten Begriffs, meist durch ein
Adjektiv (
die freundliche Straße
) oder ein Adverb (
er lächelte
freundlich
) (
↑
aber weiter unten). Die Kennzeichnung (hier:
freundlich) kann entweder als nur sachbezogenes oder zugleich
als Atmosphäre gebendes Epitheton aufgefaßt werden. Oft er-
scheint das Epitheton in Zweizahl, entweder in
↑
Synonymie
(wirklich und wahrhaftig) oder in
↑
Akkumulation (schweigend
und gleichgültig), und in Dreizahl, ebenfalls in Synonymie
(
böse, zornig, wutentbrannt
) oder in Akkumulation (
ärmlich,
verblichen, düster
).
Das Epitheton ist nicht an die Wortarten Adjektiv und Adverb
gebunden. Auch ein Substantiv kann Epitheton sein: als ein-
faches Kompositionsglied, z. B.
ein Freundeslächeln
, als satz-
wortartiges Kompositionsglied, z. B.
ein Wenn-du-wüßtest-
Lächeln
, oder sogar als grammatisch übergeordneter, meist
rnetaphorischer Begriff, dem das eigentlich gekennzeichnete
Wort. — im Widerspruch zum Inhalt — als Genitiv oder prä-
Epochalstil _ _______ 42
positionaler Kasus folgt, z. B. die Spur eines Lächelns (= ,ein
leises Lächeln'). Formelhaft gebraucht, wird das Epitheton zum
↑
stehenden Epitheton.
↑
Epithetahäufung.
Epochalstil
↑
Zeitstil.
Er-Form
: Darstellung eines Gesehehens aus der
↑
Perspektive
einer nichtbeteiligten Person; die Hauptperson des Textes er-
scheint (wie alle anderen dargestellten Personen) in den Pro-
nomina der 3. Person (
er, sie, es
) bzw. ist integriert in die
pronominale Bezeichnung einer Gruppe (
sie pl, man, alle
usw.). Die Bezeichnung Er-Form wird meist für die
künstlerische, fiktive Literatur angewandt. Doch auch bei
künstlerisch geformter authentischer Literatur, z. B. bei
künstlerischer Reportage, kann man von Er-Form sprechen,
wenn sich der Autor zur Objektivierung des Geschehens als
fremde Person darstellt, etwa Kisch in „Paradies Amerika".
↑
Ich-Form.
erläuternde Synonymie
↑
glossierende Synonymie.
erlebte Rede
: eingebürgerte Bezeichnung für die Darstellung
zweier völlig verschiedener Sachverhalte: 1. eine Form der
↑
Redewiedergabe bzw.
↑
Redegestaltung, spezieller: der
↑
Inhaltsangabe. In diesem Sinne besteht die Bezeichnung zu
Recht, sie meint miterlebte, nacherlebte Rede: Eine reale — in
künstlerischer Literatur meist eine als real vorgestellte —
Äußerung einer dargestellten Person wird in
↑
Perspektive,
Tempus und Modus so gefaßt, als erlebe der Darstellende den
in der Rede mitgeteilten Sachverhalt selbst. Die Rede er-
scheint in der pronominalen Perspektive und in der
↑
Zeitebene
des
↑
Kontextes, also bei erzählenden Texten gewöhnlich in
↑
Er-Form und im
↑
Erzähltempus, dem Präteritum (Ausnahme:
↑
Ich-Form des Kontextes oder Wechsel zum
↑
historischen
Präsens). So kann die Äußerung einer Alltagssituation
Vielen
Dank. Natürlich bin ich damit einverstanden!
, umgesetzt in
erlebte Rede, lauten:
Er bedankte sich. Natürlich war er damit
einverstanden!
(Vergegenwärtigung:
Natürlich ist er
. . ., in-
direkte Rede:
Natürlich sei er
. . .). Ob der Leser oder Hörer
eigentlich Rede vor sich hat, entscheidet für ihn der Kontext, so
auch in künstlerischer Literatur:
Winfried berichtete vom Dienst.
Was es für Zufälle gab! Da hätten sie beinahe einen Mann
erschossen nach rechtskräftigem Urteil.
. . (A. Zweig).
Die
Kennzeichnung als Nichtautortext erfolgt hier, wie meist bei