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  Autortext   oder  

  personalen   Text,   um   direkte   Rede   oder

  direkte   Reflexion   handelt.   Hier   entseheiden   besonders   der

 Kontext und die 

 kontextualen Mittel. Fehlende graphische

3     Stilkuade

direkte Reflexion          

 ______                       _______                         34

Bezeichnung   in   dokumentarischen   Genres   weist   auf  ↑  ab-
strahierte Rede. Direkte Rede kann auoh syntaktisch unvoll-
ständig als ↑ Teilzitat erscheinen.
Die Gestaltungsmethode, die zur „direkten Rede" führt, kann 
als direkte Rededarstellung, spezieller als direkte  ↑  Redewieder-
gabe (bei realen Äußerungen), oder als direkte  ↑  Redegestaltung 
(bei fiktiven Äußerungen) bezeichnet werden. 

direkte  Reflexion,

  in   der   Literaturwissenschaft  ↑ 

innerer 

Monolog,  

auch  

stiller Monolog:  

eine Forrn der  ↑  Reflexions-

darstellung.   Die   inneren   geistig-psychischen   Vorgänge   einer 
dargestellten Person, ihre nicht geäußerten Erwägungen, Zweifel, 
Gefühle, Assoziationen u. ä. erscheinen ähnlich einer Äußerung, 
einer  ↑  direkten Rede. Die Darstellung der Reflexionen wird 
gleichsam der Person selbst überlassen, sie bilden ↑ personalen 
Text,   es   ergibt   sich   eine  ↑  personale   Darstellungssituation. 
Grammatisch erscheinen sie demnach im  Präsens als Grund-
tempus, im Indikativ als Grundmodus und in der 1. Person, 
seltener auch in der 2. Person. In dieser letzten Möglichkeit 
unterecheidet sich die direkte Reflexion von der direkten Rede, 
ebenso durch die meist feblenden Anführungszeichen. Allerdings 
werden zuweilen auch einfache Anführungszeichen, in älterer 
Literatur   auch  normale   Anführungszeichen  gesetzt;   umgekehrt 
bleibt tatsächliche Rede in künstlerisoher Literatur oft graphisch 
unbezeichnet,  so  daß  Rede   und  Reflexion  in  solchen  Fällen 
formal nicht zu trennen sind. Die Unterscheidung ist durch die ↑ 
Reflexionskennzeichniing   und   durch   den   gesamten   Kontext 
gegeben, sofern nicht der Lesende in dieser Hinsicht bewußt im 
unklaren gelassen werden soll. Vom  ↑  Autortext  heben sich 
Passagen direkter Reflexion demnach meist durch das Tempus 
(Präsens gegenüber dem normalen  ↑  Erzähltempus, dem Prä-
teritum) und durch die Personalpronomina (1. oder 2. Person 
gegenüber der normalen ↑ Er-Form künstlerischer Literatur) ab. 
Beispiele: Reflexion in Ich-Form: 

Er richtete sich auf. Immer, wenn 

er aich aufrichtete, wurde ihm schwindlig. Ich muß zu Gundel! 
Der Gedanke blieb: Ich muß zu  Gundel!  

(Noll) / Reflexion in 

Du-Form:  

Einmal   sah   er   sein   Spiegelbild   im   Waaser  eines 

Dorfteiches.   Ein   viel   zu   großer   Schädel,   ein   hohlwangiges 
Gesicht, fiebrig glänzende Augen, struppiger Bart . . . Das bist du, 
das ist von dir geblieben ... 

(Noll) — Sind sowohl Autortext als

35          

 ______                       _______                         Disposition

auch Reflexion in Ich-Form verfaßt, so bleibt als formales Un-
terscheidungsmerkmal der Tempuswechsel. Steht der Autortext 
im Präsens und in Ich-Form, so hebt sich die direkte Reflexion 
von ihm formal nicht mehr ab. Die Unterscheidung ergibt sich, 
vorbereitet durch die Reflexionskennzeichnung, allein durch in-
haltliche Kriterien, oft auch durch die veränderte Diktion (↑ 
personaler Stil), durch andere Wortwahl, plötzlich verän-
derten, meist kürzeren oder bruchstückhaften Satzbau usw. 
Passagen solcher Reflexionen werden überhaupt syntaktisch 
freier gestaltet als der Autortext, da sie oft Impressionen, Träume 
oder Wachträume darstellen wollen; sie können auch aus ein-
zelnen, scheinbar unzusammenhängenden Wörtern bestehen. 
Direkte Reflexion grenzt die geistig-psychischen Vorgänge stärker 
vom   äußeren   Geschehen   und   vom   Autortext   ab   als   die   Dar-
stellung ↑ erlebter Reflexion; anders als bei dieser werden sie 
direkt der dargestellten Person zugeordnet. In mündlicher Dar-
bietung werden direkte Reflexionen zusätzlich durch veränderte 
Sprechhaltung, in Funkgenres durch Einblendung einer anderen 
oder der eigenen, technisch veränderten Stimme usw. gekenn-
zeichnet. — Ein moderner Sonderfall direkter Reflexion ist der 
Film- oder Fernsehmonolog, in dem bei stummer Szene die 
Stimme des Nachsinnenden technisch reproduziert (und oft mit 
technischen Mitteln verfremdet) in die Szene eingeblendet wird.
Die   Reflexion   kann   auch   als   gemeinsame   Überlegung   einer 
Gruppe   (als   kollektive   direkte   Reflexion,   kollektiver   innerer 
Monolog) erscheinen.

Disposition,

  auch  

Gliederung, Dispositio:  

Auswahl und Anord-

nung der Gedanken — in Hinblick auf das Publikum — in der 
Weise, daß die Gedanken dem Gegenstand, seiner Darstellung 
und der  ↑  Aussageabsicht am günstigsten sind. Die Art und 
Weise der Disposition bewegt sich zwischen zwei extremen Ab-
folgen. (1) Handelt es sich um historische Geschehensabläufe, so 
entspricht   der   Bericht  oder   die   Erzählung,   die   in   schlichten 


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Fügungen und Sätzen dem zeitlichen Ablauf des Geschehens 
nachgehen, der natürlichen Folge der Ereignisse. Diese natür-
liche Disposition hat den Vorteil der Einfachheit und Klarheit 
für sich; sie hat aber auch den Nachteil der Eintönigkeit, Un-
erregtheit und Selbstverständlichkeit, und es besteht die Gefahr,

3*

Dispositionsausdriicke

    

 ______                       _______                         36

das Publikum zu langweilen und bei ihm Desinteresse hervorzu-
rufen.   (2)   Dieser   natürlichen   Disposition   steht   die   kunstvolle 
Disposition gegenüber, die z. B. mit  

  Vorausdeutung,  

  Vor-

griff,  

  Rückblende,  

  assoziativer Gedankenfolge,  

  veranschau-

lichender Merkmalsfolge arbeitet.
Da   die   natürliche   wie   die   kunstvolle   Disposition   sowohl   den 
Ganztext   als   auch   dessen   einzelne   Teile   (Absätze,   Abschnitte, 
Kapitel) betrifft, wird die Disposition zumeist je nach ihrer Be-
deutung für die Gesamtaussage und die Aussageabsicht bald nach 
dem einen, bald nach dem anderen Prinzip aufgebaut. In bezug 
auf die argumentierende Gedankenfolge  

  Gedankenführung,  

↑ 

Syllogismus,  

  Zweiteilung,  

  Dreiteilung.  Die  Disposition  als 

anordnendes Prinzip ist, wenn es um zergliedernde Erfassung oder 
überlegende Vorbereitung eines Textes geht, zu unterscheiden von 
der  

  Komposition   als   vereinigendem  Prinzip.   Die  Disposition 

wählt   die   einzelnen   Aussagen   aus   und   ordnet   sie   an;   die 
Komposition entscheidet, über  die syntaktische und phonetische 
Form der Wortgruppen, Sätze, Übersatzeinheiten. 

 Rhetorik.

Dispositionsausdrücke

 

 Stichpunkte.

Dispositionsbegriffe

 

 Stichpunkte. 

Dispositionswörter

 

 Gliederungswörter. 

Doppelsinn:

  Nutzung   der   Mehrdeutigkeit   eines   Ausdrucks  (

↑ 

Polysem) für eine Aussage. In der Regel macht der  

  Kontext 

einen  mehrdeutigen   Ausdruck   eindeutig,   da   er   nur   eine   der 
möglichen   Bedeutungen   aktiviert.  Jedoch   läßt   sich   das   Mit-
verstehen   einer   Zweitbedeutung   im   Kontext   provozieren.   Der 
Doppelsinn dient  vor allem der Satire. So  enthüllt  Weinert  im 
antifaschistischen Gedicht „Aufbruch der Nation" die gefähr-liche 
Verlogenheit   des   Nazischlagworts  

Aufbruch:   Die   Nation  ist 

aufgebrochen / wie ein Pestgeschwür.  

Daneben kann Doppelsinn 

Mittel   der  

  Anspielung   oder   des   Humors   sein;   z.   B.   gibt  er 

Grundlage   für   harmlose   Paradoxa   (

  Paradoxon):  

Was   ist 

paradox? Wenn ein Hund an der Leine ohne Leine geht. 

 Wort-

witz.

Dreiteilung

:   Grundtyp   der   Gliederung   (

  Disposition)   eines  

↑ 

Textes in Anfangsteil, Hauptteil und Schlußteil. (1) Der knapp zu 
haltende Anfangsteil soll beim Publikum Interesse am Gegenstand 
hervorrufen. Methoden hierzu sind z. B. das An-

37          

 ______                       _______                                   Dynamik

knüpfen   an  

  Sentenz,  

  Sprichwort,  

  Zitat,   an   ein   aktuelles 

Ereignis,   eine   interessante   Einzelheit,   die   aus   dem   Hauptteil 
vorweggenommen   wird,   Sinnbildliches,   Vergleichendes,   Histori-
sches,   ein   erster   Gesamteindruck;   (2)   der   Hauptteil   stellt   das 
Beweis-   bzw.   Darstellungsziel   (Behauptung,   These,   Propositio) 
voran und läßt den begründenden Teil (Argumentation) bzw. den 
darstellenden Teil (Erzählteil, Narratio) folgen; (3) der Schlußteil 
(Peroratio) stellt die Übereinstimmung zwischen Behauptung und 
Schlußfolgerung   (Conclusio)   fest   bzw.   gibt   nach  der 
ausführlichen Darstellung eine begründete Gesamteinschätzung.

Dubletten

  f 

pl, lexische  Dubletten:  

Wörter mit gleicher  Bedeu-

tung. — 1. schriftsprachliche (literatursprachliche) Dubletten: im 
schriftsprachlichen   System   mögliche   Wörter   für   denselben 
Sachverhalt, lexische  

  Synonyme. — 2. landschaftliche (terri-

toriale)   Dubletten:   landschaftlich   begrenzte,   schriftsprachlich 
gleichberechtigte   Wörter   für   denselben   Sachverhalt;  mit   einem 
neueren   Terminus   als  

  Heteronyme   bezeichnet.   Duktus  

↑ 

Gedankenführung.

Dynamik

  f: Bewegtheit, Vorgang, Geschehen im Gegensatz zu 

Ruhe,   Verharren,   Anschauen   (

  Statik).   Da  die  wichtigste  Er-

scheinungsform der Bewegung ihr zeitlicher Ablauf ist, wird das 
Zeit-Wort, das Verb, in dem die Zeit grammatisch fixiert ist, als 
sprachliches Element der Dynamik, mithin der 

 Verbalstil häufig 

als   dynamischer   Stil   schlechthin   angesehen,   wobei   unter 
Verbalstil eine Darstellungsweise verstanden ist, die sich relativ 
vieler finiter Verbformen bedient. Da jedoch Verben nicht nur 
Vorgänge,  sondern auch Existenzformen  bezeichnen, die eben-
falls nur in der Zeit denkbar sind 

(Uran ist ein Schwermetall), 

ist 

Verbalstil nicht identisch mit dynamischem Stil. Dynamik kann 
lexisch   ebenso   in   bestimmten   substantivierten   Infinitiven   und 
Verbalabstrakten   (also   Nomina)   begründet   sein;   sie   kann 
syntaktisch in einem lebhaften, wechselnden Satzbau, in 

  asso-

ziativer Gedankenfolge, in Bruchstücken von Sätzen, in kühner 
Metaphorik (

 Metapher) usw. liegen.

Unter   den  

  Darstellungsarten   enthält  das   Berichten   natürliche 


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Dynamik,   während   Beschreiben   und   Charakterisieren,   da   ein 
Status  ausführlich   gekennzeichnet   wird,   zur   Statik   neigen.   Die 
Kunst des Beschreibens und des Charakterisierens ist 

es, 

die

Effekt

    

 ______                       _______                                                     38

natürliche   Statik   durch   sprachlich-dynamische   Elemente   zu 
überwinden, was im Einzelfall schon erreicht werden kann durch 
Temporalisierung,   d.   h.   durch   Verzeitlichung   von   Zuständen 

(grünt 

für ,ist grün'), oder durch Verwendung von Bewegungs- für 

Zustandsverben,   was   allerdings   auch   zu   konventionalisierten 
Fügungen führen kann, die keine Dynamik mehr enthalten  

(links 

erhebt sich ein Haus 

für ,links steht ein Haus').

   

E

Eflekt

 

m:  

Nachwirkung eines Textes beim Publikum. Der 

  Text 

genügt sieh nicht selbst, er kehrt sich heraus, ruft den Leser, Hörer 
oder Zuschauer gleichsam zu sich heran und versucht, sich mit ihm 
durch   die   Art   und   Weise   der   Darstellung  (

  Darstellungsarten) 

selbst   ins   Verhältnis   zu   setzen.   Sowohl   die  Gediegenheit   der 
Gegenstandsdarstellung   als   auch   die   Wendung  zum   Publikum 
müssen   im   Text   vorhanden   sein,   doch   müssen  beide   Anliegen 
einander Gleichgewicht halten. Strengste Gegen-standsdarstellung 
läßt   das   Publikum   im   allgemeinen   kalt.   Tritt  andererseits   das 
Bemühen um Publikumskontakt zu sehr hervor,  so kann zwar der 
Text gefallen, bleibt aber ohne inhaltliche Eindringlichkeit.

einfache Gedankenftthrung

 

 unter Gedankenführung.

Einklammerung

 

 Klammerung.

Einschaltung

,  

Einschub:  

1.  innerhalb  des  Satzes  eine  

  Paren-

these.   —   2.   in   übersatzmäßigen   Einheiten   (

  suprasyntaktische 

Einheit)   auch   ein   in   einem   selbständigen   Satz   formulierter 
Nebengedanke. — 3. im Großzusammenhang ein 

↑ 

Exkurs.

Einschub

 

 Einschaltung.

Einsparung

 

  grammatische Einsparung, kontextuale Einsparung, 

Sprachökonomie.

Einwand

 

 rhetorischer Einwand.

Einzelaussage

 

 unter Aussage.

Elativ

 m: Superlativ ohne Vergleichsverhältnis, z. B. 

grund

ehrlich.


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Dispositionsausdriicke

    

 ______                       _______                         36

Elision:

  Wegfall   eines   Vokals   aus   sprechtechnischen   oder   aus 

rhythmischen   Gründen:   (1)   Ausstoßung   (Synkope  f):  

gehn  

für 

gehen;  

(2) Abstoßung (Apokope  f):  

lang  

für  

lange;  

(3) Aus- und 

Abstoßung:  

grad  

für  

gerade.  

Auch   zur   Vermeidung   der   Auf-

einanderfolge   von   Vokalen   (Hiatus  

m)  

werden   Vokale   ab-

gestoßen:  

trag'   ich.   —  

Stilistisch   interessiert   insbesondere   die 

Apokope, da oft  noch die  vollen  und die  apokopierten  Formen 
nebeneinander stehen. Die  volle  Form kann z.  B. archaisierend 

(späte und frühe)  

oder volkstümlich (Mein Herze!) oder humo-

ristisch   (im   Gemüte)   oder   poetisch   (der   Hirte)   wirken   oder   ist 
rhythmisch  begründet  (Nun noch  em  Wort   vorm  Schlafengehn, 
indes / mein letzter Kämmrer mir das Bette macht! [Hebbel]). In 
manchen   Fällen   wird   die   apokopierte   Form   in   wörtlicher   Be-
deutung (

am Rand des Abgrunds

), die volle Form in übertragener 

(

am Rande des Abgrunds

) verwendet. 

Elocutio

 ↑ unter Rhetorik.

Emotionalität:

  mögliche   Bezeichnung   für   die   Summe   der 

emotionalen, d. h. gemütsbewegenden Elemente eines  ↑  Textes; 
Anreicherung   des   Textes   durch   gefühlsbezogene 
Aussageelemente;   als   Summe   der   emotionalen   Textanteile   eine 
wesentliche Komponente der ↑ Expressivität.

Emphase

 f: Art des ↑ Tropus; Bezeichnung eines Merkmals durch 

einen Begriff, dem das Merkmal inneliegt: Daß 

der Mensch zum 

Menschen werde, / Stift' er einen ew'gen Bund

  (Schiller). Würde 

der   ganze   Inhalt   des   Begriffes  

Mensch

  genommen,   wäre   die 

Aussage überflüssig. Sie zielt jedoch hier auf das Merkmal 

human 

im Sinne des Goetheschen Wortes 

Edel sei der Mensch, / hilfreich  

und   gut

.   Solche   emphatische   Aussage   kann,   in   gewöhnlichem 

Tonfall   gesprochen,   als   überflüssig   mißverstanden   werden;   sie 
wird daher intonatorisch und gestisch hervorgehoben, so daß heute 
vielfach   Emphase   als   phonetisehes   Mittel   des   Nachdrucks 
verstanden wird: 

Ist das auch deine Meinung?

Endstellung:

 Stellung eines Satzglieds am Ende des Satzes. Bei ↑ 

Normalfolge der Satzglieder, im grammatischen Beiapielsatz, in 
dem kein Satzglied in irgendeiner Weise hervorgehoben ist, nimmt 
bei entzweitem Prädikat der infinite Prädikatsteil  Endstellung ein 
(

Wir   haben   dem   Monteur   die   Maschine   übergeben

.);   bei 

nichtentzweitem   Prädikat   das   sachliche   Objekt   —  nach   dem 
persönlichen Objekt: 

Wir übergaben dem Monteur die

epideiktische Gattung _     _______                                                     40

Maschine

,   bei   Häufung  adverbialer   Bestimmungen  die   Zweck-, 

davor   die   Orts-,   davor   die   Modal-,   davor   die   Zeit-,   davor  die 
Kausalbestimmung:  

Er arbeitete deshalb täglich unermüdlich  im 

Labor an der Verwirklichung seiner Idee

. Die Entfernung vom

finiten   Prädikat,   das   im   Aussagesatz   stets   in   syntaktischer 
Zweitstellung   steht,   drückt   (nach   dem   Prinzip   der  ↑  Satz-
spannung) in umgekehrter Folge die konventionelle Stufung des 
Mitteilungswerts der Satzglieder aus. Deren Abfolge hängt jedoch 
auch von der Plazierung im Text ab (↑ unter Anfangstellung). 
Soll   abweiehend   von   der   konventionellen   Stufung   des   Mittei-
lungswerts ein Satzteil hervorgehoben werden, rückt man diesen 
in  ↑  stilistische   Endstellung   oder   auch   in  ↑  stilstische 
Anfangstellung.

epideiktische Gattung

 ↑ unter Rhetorik.

Epidosis

 ↑ unter Komposition.

Epipher

  f: Wiederkehr derselben Sprachform am Ende mehrerer 

aufeinanderfolgender   Satzteile,   Sätze   oder   Absätze.   Es   kann 
unterschieden werden zwischen (1) einer lexischen Epipher, der 
Wiederholung desselben Ausdrucks, und (2) einer syntaktischen 
Epipher, der Wiederholung derselben syntaktischen Struktur; diese 
ist eine Form des ↑ Isokolons (Beispiele s. dort).
Die Epipher verbindet thematisch sich ergänzende Aussagen einer 
Folge   von   argumentierenden   Gedanken   (↑  Syllogismus)   oder 
veranschaulichenden   Merkmalen   (↑ 

veranschaulichende 

Merkmalsfolge).
Ein   Sonderfall   der   Epipher   ist   die   rhetorische   wörtliche 
Wiederholung   einer   schließenden   Folgerung   (↑  wörtliche   Wie-
derholung), in der Dichtung der Kehrreim. ↑ aber Anapher, ↑ auch 
Symploke.

epischer Dialog

: die für epische und berichtende Genres charak-

teristisohe Fixierung einer Wechselrede (↑ Dialog), bei der außer 
dem Redevorgang auch der Redende selbst jeweils ausdrücklich 
bezeichnet   wird   (↑  Redekennzeichnung),   im   Unterschied   zum 
(mehr dramatischen) ↑ Blankdialog.

episches   Präteritum

:   normale   Erzählform   der   Literatur.   Durch 

das   Präteritum   wird   zunächst   die   Fiktion   des   Rückblicks   ge-
schaffen,   auch   im   utopischen   Roman,   der   gewissermaßen   von 
einem nach-zukünftigen Standpunkt aus erzählt wird. Zugleich


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41

 ___                       _______                                                     Epitheton

ist   daß  Präteritum  obligates  Grandtempus  fiktiver  Erzähluug 
und wird, indem der Leser oder Hörer den Erzählstandpunkt 
vergißt  und  das  Erzählte  wie  gegenwärtig  vor  sich sieht,  in 
temporaler Funktion nicht bewußt wahrgenommen, besonders 
in 

 personaler Darstellungssituation. 

 Erzähltempus.

Epithetahäufung:

  besondere, meist aus Adjektiven bzw. Ad-

verbien bestehende Gruppe einer 

 veranschaulichenden Merk-

malsfolge; Häufung von Eigenschaften zu einer Erscheinung (

↑ 

Epitheton).   Die   Epithetahäufung   ist   dort   begründet,   wo   sie 
beschreibt und charakterisiert, d. h., wo sie ein echtes Stück der 
Aussage übernimmt, z. B. 

Es steht ein Mann im dicken Schnee, 

unten   am   Fuße   eines   schwarz   angekohlten   Baumes,   der 
spitzwinklig in gute Höhe ragt mitten im verbrannten Walde,  
schwarz auf vielfach zertretener Weiße

 (A. Zweig). Wo sie die 

Darstellung sohwülstig oder statisch macht, ist  sie stilistisch 
fehl am Platz.
Die   Epithetahäufung   ist   nicht   identisch   mit   der   Attribut-
häufung im grammatischen Sinn, weil grammatische Attribute 
oft   (in   wissenschaftlichen   Texten   sogar   weitgehend)   nicht 
Eigenschaften,   sondern   begriffliche   Zuordnungen   (

↑ 

Zuordnungshäufung) bezeichnen.

Epitheton

  n,  

Beiwort

: nähere Kennzeichnung eines in einem 

Substantiv oder Verb ausgedrückten Begriffs, meist durch ein 
Adjektiv (

die freundliche Straße

) oder ein Adverb (

er lächelte 

freundlich

)   (

  aber  weiter  unten).  Die  Kennzeichnung  (hier: 

freundlich) kann entweder als nur sachbezogenes oder zugleich 
als Atmosphäre gebendes Epitheton aufgefaßt werden. Oft er-
scheint das Epitheton in Zweizahl, entweder in  

  Synonymie 

(wirklich und wahrhaftig) oder in 

 Akkumulation (schweigend 

und   gleichgültig),   und   in   Dreizahl,   ebenfalls   in   Synonymie 
(

böse, zornig, wutentbrannt

) oder in Akkumulation (

ärmlich, 

verblichen, düster

).

Das Epitheton ist nicht an die Wortarten Adjektiv und Adverb 
gebunden. Auch ein Substantiv kann Epitheton sein: als ein-
faches Kompositionsglied, z. B. 

ein Freundeslächeln

, als satz-

wortartiges   Kompositionsglied,   z.   B.  

ein   Wenn-du-wüßtest-

Lächeln

,   oder   sogar   als   grammatisch   übergeordneter,   meist 

rnetaphorischer   Begriff,   dem   das   eigentlich   gekennzeichnete 
Wort. — im Widerspruch zum Inhalt — als Genitiv oder prä-

Epochalstil _     _______                                                                          42

positionaler Kasus folgt, z. B. die Spur eines Lächelns (= ,ein 
leises Lächeln'). Formelhaft gebraucht, wird das Epitheton zum 

 stehenden Epitheton. 

 Epithetahäufung. 

Epochalstil

 

 Zeitstil.

Er-Form

: Darstellung eines Gesehehens aus der 

 Perspektive 

einer nichtbeteiligten Person; die Hauptperson des Textes er-
scheint (wie alle anderen dargestellten Personen) in den Pro-
nomina   der  3.  Person  (

er,  sie,  es

)   bzw.  ist   integriert  in  die 

pronominale   Bezeichnung   einer   Gruppe   (

sie   pl,   man,  alle 

usw.).   Die   Bezeichnung   Er-Form   wird   meist   für   die 
künstlerische,   fiktive   Literatur   angewandt.   Doch   auch   bei 
künstlerisch  geformter   authentischer   Literatur,   z.   B.   bei 
künstlerischer  Reportage,   kann   man   von   Er-Form   sprechen, 
wenn sich der Autor zur Objektivierung des Geschehens als 
fremde Person darstellt, etwa Kisch in „Paradies Amerika".  

↑ 

Ich-Form. 

erläuternde Synonymie

 

 glossierende Synonymie. 

erlebte Rede

: eingebürgerte Bezeichnung für die Darstellung 

zweier völlig verschiedener Sachverhalte: 1. eine Form der  

↑ 

Redewiedergabe   bzw.  

  Redegestaltung,   spezieller:   der  

↑ 

Inhaltsangabe.   In   diesem   Sinne   besteht   die   Bezeichnung   zu 
Recht, sie meint miterlebte, nacherlebte Rede: Eine reale — in 
künstlerischer   Literatur   meist   eine   als   real   vorgestellte   — 
Äußerung   einer   dargestellten   Person   wird   in  

  Perspektive, 

Tempus und Modus so gefaßt, als erlebe der Darstellende den 
in   der   Rede   mitgeteilten   Sachverhalt   selbst.   Die   Rede   er-
scheint in der pronominalen Perspektive und in der 

 Zeitebene 

des 

 Kontextes, also bei erzählenden Texten gewöhnlich in 

↑ 

Er-Form und im 

 Erzähltempus, dem Präteritum (Ausnahme: 

  Ich-Form des Kontextes oder Wechsel zum  

  historischen 

Präsens). So kann die Äußerung einer Alltagssituation  

Vielen 

Dank.   Natürlich   bin   ich   damit   einverstanden!

,   umgesetzt   in 

erlebte Rede, lauten: 

Er bedankte sich. Natürlich war er damit 

einverstanden!

  (Vergegenwärtigung:  

Natürlich ist er

  . . ., in-

direkte Rede:  

Natürlich  sei er

  . . .). Ob der Leser oder Hörer 

eigentlich Rede vor sich hat, entscheidet für ihn der Kontext, so 
auch in künstlerischer Literatur: 

Winfried berichtete vom Dienst. 

Was  es  für   Zufälle   gab!   Da   hätten  sie   beinahe   einen   Mann 
erschossen   nach   rechtskräftigem   Urteil.

  .   .   (A.   Zweig).

 

Die 

Kennzeichnung   als   Nichtautortext   erfolgt   hier,   wie   meist   bei