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erlebter

43 _     _______                                                              erlebte Beflexion 

Rede, im voraus, durch eine 

 Redeeinleitung; außerdem sind 

Syntax und Lexik ähnlich der Originalrede emotional geprägt, 
der Sprachstil nähert sich dem der Textperson. Nur dadurch 
und durch den Inhalt ist erlebte Rede vom reinen 

  Autortext 

abzugrenzen. — 2. eine Form der 

 Reflexionsdarstellung, die 

vom Autor gleichsam miterlebten, nicht ausgesprochenen Ge-
danken,   Gefühle,   Assoziationen   einer   Person   (z.   B. 

Schweigend saß  sie da. Was sollte sie tun? Konnte sie noch 
länger warten?

). Da es sich hier nicht um Rede handelt, ist die 

Bezeichnung „erlebte Rede" irreführend; das gleiche gilt für 
die   zahlreichen   synonymen   Benennungen,   mit   denen   man 
dieser   stilistischen   Erscheinung   beizukommen   suchte,   bevor 
sich   die   Bezeichnung   „erlebte   Rede"   durchgesetzt   hat 
(verschleierte   Rede,   Rede   als   Tatsache,   uneigentlich   direkte 
Rede,   halbdirekte   Rede,   Imperfekt   der   Rede   usw.).   Hier 
handelt   es   sich   nicht   um   Rede,   sondern   eindeutig   um  

↑ 

Reflexion, und zwar um 

 erlebte Reflexion. Diese theoretische 

Scheidung   ist   unbedingt   notwendig,   auch   wenn   es   in   der 
Literatur Passagen gibt, die den Leser bzw. Hörer bewußt oder 
unbewußt   im   unklaren   lassen,   ob   hier   Gesagtes   oder   nur 
Gedachtes   vorliegt.   Die   sprachstilistischen   Prinzipien   sind 
allerdings in beiden Fällen die gleichen: Da die Perspektive des 
Autors   und   der   von  ihm   dargestellten   Person  verschmelzen, 
vereinigen sich 

 Autorstil und 

 personaler Stil zum 

 Autor-

Personen-Stil.

erlebte Reflexion

: Form der ↑ Reflexionsdarstellung: Die inneren 

geistig-psychischen   Vorgänge   einer   dargestellten   Person,   ihre 
nicht   geäußerten   Erwägungen,   Zweifel,   Gefühle,   Assoziationen 
werden sprachlich so gefaßt, als erlebe sie der Autor mit. Erlebte 
Reflexion erscheint in der pronominalen ↑ Perspektive und in der 
↑ Zeitebene des Kontextes — also gewöhnlich in ↑ Er-Form und 
im   Präteritum   —,   unterscheidet   sich   demnach   klar   von   ihrer 
Entsprechung, der ↑ direkten Reflexion; nur bei präsentischer Ich-
Form eines Textes fällt sie mit dieser zusammen. Die Abgrenzung 
vom   Kontext,   dem   eigentlichen  ↑  Autortext,   ist   dagegen   oft 
schwierig.   Zunächst   wird   erlebte   Reflexion   meist   durch   eine  ↑ 
Reflexionskennzeichnung,   die   auf   augenblickliche   Gedanken, 
Gefühle, Assoziationen einer Textperson hinweist, eingeleitet (

K. 

erinnerte sich. N. versank in Gedanken

 usw.). Die Reflexion selbst 

hebt sich vom Autortext

Erörtern _     _______                                                                          44

meist   durch  den  Wechsel   zu   einem   Sprachstil,  der   sich   der 
geistigen   Physiognomie   und   psychischen   Verfassung   der 
dargestellten   Person   anpaßt,   ab:  

W.   war   fast   erschrocken 

gewesen,   wie   gut   der  Rat   geklappt   hatte.   Man   hatte   den 
Aldinger   wrklich  geholt

  (Seghers).   Syntax  und   Lexik   sind 

stärker   emotional   geprägt;   miterlebte   Entscheidungsfragen 
machen oft die geistig-psychische Situation deutlich. Diese Art 
gemeinsamen   Erlebens   von   Autor   und   Person   ist   auch   in 
nichtfiktiven,   publizistischen   Texten   möglich,   so   in   der 
Biographie:  

Was  der   Zweiundzwanzigjährige

  [Engels]  

sah, 

wühlte ihn im Innersten auf. War das  nicht das Bild  seiner 
Vaterstadt, nur greller in den Farben, ersohreckender in  den 
Kontrasten?

  —   Bisweilen   leitet   der   Autor   unmerklich   zur 

erlebten   Reflexion   über:  

Schließlich   unterzeichneten  sie   die 

Bestätigung. Da lag sie. Ein Fehler war Max unterlaufen: er 
hatte   Christian  nicht   nach   seiner   Zustimmung   gefragt.   Nur 
einmal zwischendurch eine versteckte Anfrage

 (H. Otto). 

Eine besondere Form der erlebten Reflexion ist die kollektive 
erlebte  Reflexion;  hier identifiziert  sich der  Autor mit einer 
Gruppe (ebenfalls unter Beibehaltung der pronominalen Per-
spektive: sie oder ein stellvertretendes Indefinitpronomen oder 
die   Gruppenbezeichnung   selbst):  

Die   Erregung   unter   den 

Männern . . . schlug hoch. Sie sollten bestraft werden für ihr 
Pech, das sie mit dem Gestängebruch hatten . . . Nur deshalb 
lagen sie mit der Planerfüllung am weitesten zurück. Deshalb 
keinen Kühlschrank für U 3. Niemand auf der Baustelle konnte 
das gutheißen

 (H. Otto).

Erlebte Reflexion über größere Textabschnitte hinweg, sprach-
liches  Identifizieren  mit  der  Person,  Hineinversetzen  in  ihre 
Perspektive   führt  auch   beim   Leser   oder   Hörer   stärker   zum 
Miterleben, führt suggestiv zu einer gewissen Identifikation (

↑ 

Identiflkationszwang). Die erlebte Reflexion wird vielfach als 
erlebte Rede bezeichnet, obwohl diese (

 erlebte Rede 1) eine 

Form   der  

  Rededarstellung   ist;   daneben   gibt   es   zahlreiche 

andere Benennungen (

 unter erlebte Rede 2). 

Erörtern:

 Darstellungsart, mit deren Hilfe der Autor Kausal-

zusammenhänge eines Geschehens in Natur und Gesellschaft 

in der Weise erfaßt und deutet, daß der Leser, Hörer oder Zu-

schauer den Weg des Erkennens, den ihn der Autor führt, den 


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Weg des Beweises  verfolgen kann und auf  solche Art zum 

Mit-

45 _     _______                                                                          Erzählen

denken aufgefordert ist. Das Mitnehmen des Publikums ist das 
pragmatische   Hauptmerkmal   des   Erörterns.   Erörternde   Ele-
mente sind außer dem 

 Syllogismus: Begründung, Erwägung, 

Hilfsüberlegung,   Einwand,   Wertung,   Einschätzung,   Frage-
stellung,   Auseinandersetzung   mit   Auffassungen   dritter   Per-
sonen, Überprüfung von Tatbeständen.
Im   publizistischen   Bereich   ist   das   Erörtern   immer   dort   am 
Platz, wo es in erster Linie darum geht, Menschen zu über-
zeugen, Polemik zu führen, den Feind zu entlarven, den poten-
tiellen Verbündeten zu gewinnen, wirksam werdende gesell-
schaftliche   Gesetzmäßigkeiten   zur   Geltung   zu   bringen, 
sozialistische   ethische   Grundsätze   anzuerziehen,   moderne 
ästhetische   Prinzipien   zu   vertreten,   neue   menschliche 
Beziehungen zu klären. 

 Darstellungsarten.

Erzählen

:   Darstellungsart,   ähnlich   dem  

  Berichten,   jedoch 

unterschieden   durch   das   Bestreben,   ein   Geschehen   nicht   im 
protokollarischen Sinn, sondern als Nacherlebtes und Nachzu-
erlebendes   zu   erfassen,   durch   das   Streben   nach   besonderer, 
künstlerischer Gestaltung. Erzählt wird in einer bestimmten  

↑ 

Darstellungshaltung   (Erzählhaltung).   Erzählen   verlangt   und 
erzeugt eine 

 Erzählsituation; die Situation ist entspannt (und 

wird   gespannt).   Der   Erzähler   richtet   seine   Aufmerksamkeit 
nicht nur auf den Kern der Sache oder der Handlung; er ver-
sucht den ethischen und ästhetischen Anteil daran zu erfassen. 
Am deutlichsten treten die Charakteristika des  Erzählens im 
literarischen Erzählen hervor. Während der Bericht auf realen 
Vorgängen fußt  (Sonderfall:  fiktiver  Bericht  als  literarisches 
Genre), erlaubt literarisches Erzählen — in den Grenzen des 
realistischen Prinzips — die Fiktion, die beliebige Erfindung 
von   Personen   und   Handlungen   und   von   Vorgängen   in 
Gesellschaft und Natur. Die Fiktion gestattet auch eine reiche 
Verwendung   der   sonst   kaum   möglichen,   weil 
nichtdokumentarischen

 

 

Reflexionsdarstellxing. 

Das 

Hineinversetzen des Lesers in die Vorgänge bewirken neben 
der Reflexionsdarstellung auch grammatische Mittel wie das 

↑ 

historische Präsens. Spannungsfördernd in bezug auf das Was 
und das Wie sind 

 Rückblende und 

 Vorausdeutung, darüber 

hinaus jede Art des Wechsels der 

 Perspektive. Inhaltlich wird 

der Mitvollzug des Lesers durch Konflikt und Dramatisierung, 
durch Psychologisierung

 Erzählertext      _______                                                                          46

u.  a.   m.   erreicht.   Durch   den   suggestiven   Zwang   zum 
Miterleben (

 Identifikationszwang) kann das Geschehen derart 

gegenwärtig   erscheinen,   daß   das   Präteritum   der   Erzählung 
seines Zeitcharakters beraubt wird (

 episches Präteritum). So 

unterscheidet   sich   literarisches   Erzählen   vom   Berichten   vor 
allem   durch   die   komplexe   Anwendung   verschiedener 
literarischer   Techniken.  Mit   dem   modernen   literarischen 
Erzählen verschmelzen reale und vorgegebene Assoziationen 
und ihre sprachliche Formulierung, z. B. als Meditation in  

↑ 

direkter Reflexion, die in anderen Darstellungsarten, etwa im 
Berichten,   kaum   möglich   sind   und   die   nicht   selbst   als   eine 
besondere   Darstellungsart   (etwa   „Assoziieren"   oder 
„Sprechdenken")   gelten.   Durch   die   potentielle   Vereinigung 
dieser Formen erhält literarisches Erzählen eine Qualität, die es 
von jeder einzelnen Darstellungsart und von der Summe der in 
ihr aufgehobenen f Darstellungsarten unterscheidet.

Erzählertext

 

 Autortext. 

Erzählhaltung

 

 unter Darstellungshaltung. 

Erzählsituation

: Situation, in der ein Geschehen erzählt wird; 

zugleich   die   Situation,   die   durch   die   Erzählung   geschaffen 
wird.   Zu   unterscheiden   ist   zwischen   (1)   der   eigentlichen 
(auktorialen) Erzählsituation (das Geschehen wird vom Autor 
selbst   betrachtet   und   erzählt)   und   (2)   einer   personalen 
Erzählsituation   (das   Geschehen   wird   aus   der  

  Perspektive 

einer   Textperson   betrachtet   und   erzählt).   Die   personale 
Erzählsituation   ist   allgemeiner   als

 

 

personale 

Darstellungssituation zu bezeichnen. 

Erzähltempo

 

 unter Darstellungstempo.

Erzähltempus:

  das dem  

  Erzählen als einer Darstellungsart 

und dem realen oder vorgestellten vergangenen Erzählgegen-
stand gemäße Tempus; es ist das Präteritum. Vergangenes wird 
als   eine   Abfolge,   nicht   als   Anhäufung   einzelner   Tatsachen 
dargestellt.   Bedingt   durch   die   erzählende  

  Darstellungs-

haltung,   wird   das   Geschehen   als   nicht   gegenwärtig-real 
ausgewiesen, wobei das Zeitbewußtsein überhaupt schwinden 
kann (

 episches Präteritum). Daneben ist relative Möglichkeit 

der  

  Tempuswahl   gegeben;   so   flndet   sich   in 

Unterhaltungsliteratur   und   Kolportage   auch   das   Präsens,   in 


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Mundarten auch das Perfekt (und zuweilen sogar das Futur) als 
Erzähltempus. Auch

47 _     _______                                                                                Exkurs 

kann Vergangenes als gegenwärtig dargestellt werden (

 histo-

risches   Präsens).   Insgesamt   hängen   Erzähltempus   und   Er-
zählzeit also nicht unmittelbar zusammen; so kann auch aus 
einer 

 Zeitebene des Erzählens in eine andere übergewechselt 

werden, ohne daß damit ein Tempuswechsel verbunden sein 
muß. 

 auch Berichtstempora. 

Erzählzeit

 

 unter Erzähltempus.

etymologische  Wiederholung

:  Art  der  

  Wiederholung, bei 

der ein Substantiv mit einem stammverwandten Verb auftritt, z. 
B. 

einen Kampf kämpfen

. Zur Vermeidung bloßer 

↑ 

Tautologie 

und   zur   Erzielung   von   Nachdruck   ist   gewöhnlich   ein  

↑ 

Epitheton   erforderiich:  

ein   glückliches   Leben   leben

.  

  auch 

variierte Wiederholung.

Euphemismus

:   Sammelbezeichnung   für   beschönigende, 

höfliche,   mildernde,   betrügerische,   demagogisohe, 
sophistische,   verfälschende,   verhüllende   Ausdrücke,   die   aus 
den unterschiedlichsten Motiven, z. B. aus gesellschaftlicher 
Konvention,   Zeitgeschmack,   Höflichkeit,   Aberglaube, 
Zynismus,   Täuschungsabsicht,   die   direkte   Bezeichnung   des 
Sachverhalts umgehen. Das hauptsächliche Anwendungsgebiet 
für   den   Euphemismus   ist   die   Demagogie,   die   Absicht   des 
Sprechers, seine eigentliche Denkart zu verbergen, über eine 
für   ihn   unangenehme   Situation   hinwegzutäuschen,   zu 
verhindern, daß der Gegner Informationen erhält, die dieser in 
der   politischen   Auseinandersetzung   ausnützen   könnte,   die 
Absicht   des   Sprechers   also,   sehr   bewußt   Mißverständnisse 
hervorzurufen.   In   diesem   Sinn   ist   die   euphemistische 
Ausdrucksweise   eine   Hauptmethode   imperialistischer 
Volksverleitung:  

Endlösung der Judenfrage

  für ‚rassistischen 

Völkermord’,  

Frontbegradigung

  für   ‚Niederlage   und 

Bückzug’.   Mitunter   gibt   es   für   dieselbe   Sache   graduell 
abgestufte Euphemismen; so wird der Begriff „Proletarier" in 
Westdeutsohland   durch   den   offiziellen   Euphemismus 

Arbeitnehmer

  ersetzt;   stark   euphemistisch   erscheint   er   als 

Betriebsbürger

.

Exkurs

  m: Abwendung vom eigentlichen Gegenstand, und zwar 

in eigener Sache oder zu anderen Gegenständen. (1) Das Eingehen 
auf   die   eigene   Situation   zielt   auf   Einholung   der 

Publikumszustimmung.   Der   Autor   oder   Sprecher   gibt   entweder 
offen   die   Schwierigkeiten   zu,   in   denen   er   sich   befindet   (z.   B. 
gewichtige

Exposition _______                                                                                  48

Tatsachen, die seiner Meinung entgegenstehen, wobei er jene 
bagatellisiert;   ein   das   Publikum   schockierender   Gedanke; 
Zweifel   an   seiner   Sachzuständigkeit),   oder   er   verbirgt   die 
Schwierigkeiten,   indem   er   Scheingründe   für   das   Übergehen 
wichtiger   Untersuchungspunkte   anführt   oder   seine 
Ausführungen abbricht, da er sich bewußt wird, über die Köpfe 
des   Publikuma   hinwegzureden;   (2)   Die   Hinwendung   zu 
anderen   Gegenständen   betrifft   das  

  Beispiel,   die  

↑ 

veranschaulichende   Merkmalsfplge,   den  

  Vergleich,   die   zu 

breit   angelegte   argumentierende   Gedankenfolge   (

↑ 

Syllogismus, 

 Erörtern) u. a.

Exposition:

  Auslegung,   Entwicklung   eines   Begriffs, 

Erklärung; Ausgangsposition, z. B. im Drama.

Expressivität

,   auch  

Ausdruckswert,   Stilwert

:   mögliche 

Bezeichnung   für   die   Summe   aller   begrifflichen   und 
nichtbegrifflichen   Merkrnale   eines   Textes,   z.   B.   assoziative 
Elemente,   Appellfunktion,  

  Emotionalität,  

  Rationalität.  

↑ 

auch Stilwert. 

Exzerpt 

n: Auszug aus einem 

 Text unter dem Gesichtspunkt 

einer bestimmten anderweitigen Verwendung (Agitation, Ge-
staltung   eines   anderen   Themas),   im   Unterschied   zum 
Konspekt, in dem das Wesentliche aus dem Text zunächst ohne 
konkreten   Verwendungszweck   aufgenommen   wird.   Die 
sprachlichen Prinzipien des Exzerpierens und Konspektierens 
sind   gleich;   je   nach   Umfang   der   Vorlage   und 
Verwendungsmöglichkeit   erfolgt   die   Abfassung   in  

↑ 

Stichpunkten,   im  

  Telegrammstil   oder   in   gedrängtem  

↑ 

Nominalstil, unter Verwendung von 

 Zitat und 

 Teilzitat als 

Dokument. Offizielle Formen des Exzerpts sind in der Presse 
die 

 Stichpunktwiedergabe und das 

 Schlagzeilenexzerpt.

    

F

Fachausdruck

 ↑ Terminus.

Fachjargonismus

,  

Berufsjargonismus

:   in   einem   Fachgebiet 


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üblicher ↑ Jargonismus, der im Unterschied zum ↑ Terminus nicht

49      _______                                                                          Fertigstücke

der   literarischen  

  Stilschicht   angehört,   z.   B.  

Oberlicht

  für 

Oberbeletichter

 

(beim   Theater).

 Fachjargonismen   in 

publizistischen   und   künstlerischen   Texten   dienen   oft 
charakterisierenden,   satirisehen   und   ähnlichen   Zwecken.  

↑ 

Stilfärbung. 

fakultative Sprachformen

: im Kontext mögliche, zur Auswahl 

stehende sprachliche Formen für denselben Sachverhalt; Formen 
(Fügungsweisen),   die   den   Sinn   der   Aussage   nicht   verändern, 
allerdings den Sachverhalt unter verschiedenen Aspekten fixieren 
(↑  Synonyme)   und   in   bezug   auf   Darstellungsbreite,   Rhythmus, 
Wohlklang und vor allem in bezug auf die Einfügungsmöglichkeit 
innerhalb   des   Kontextes   (Gedankenfolge,   Blickrichtung, 
Variation) unterschiedlich sein können: 

Es zog ein Unwetter auf.

 

Ein Unwetter zog auf. — Du hast ein wertvolles Buch erhalten  / 
ein   Buch,   das   wertvoll   ist,   erhalten  /   ein   Buch   erhalten,   das 
wertvoll ist.

Fassung

:   durch  ↑  Bearbeitung   oder   Überarbeitung   stilistisch, 

gliederungsmäßig   oder   inhaltlich   abgeänderte   Form   eines 
künstlerischen   oder   wissenschaftlichen   Werkes   (Neufassung, 
zweite Fassung, Bühnenfassung usw.).

Fertigstücke

:   Begriffskomplexe   (Wortkomplexe   und   syntak-

tische Fügungen), in denen der Vorstellungswert des Einzelteils 
verblaßt   ist   (↑  auch   Floskeln).  Fertigstücke   sind   sprachliche 
Formulierungen für Beziehungen und Sinnkomplexe, die in der 
gesellschaftlichen   Praxis   ständig   wiederkehren   und   nicht   von 
jedem   Sprechenden   und   Schreibenden   neu   geprägt,   sondern 
insgesamt   übernommen,   in   eine   eigene   Darstellung   eingefügt, 
beigegeben   werden,   d.   h.   sehr   oft   als   Attribute   und   somit   als 
Attributkette   erscheinen.  Zum   Beispiel   wird  

Erfüllung   der 

Verpflichtungen (unserer Kollegen)

 in die Formulierung 

Kontrolle 

[der   Erfüllung   der   Verpflichtungen   (unserer   Kollegen)] 

übernommen   und   diese   ihrerseits   als   Fertigstück   dem   nominal 
gefaßten   Vorgang

 

Organisieren   (die   Organisierung) 

untergeordnet:  

die Organisierung {der Kontrolle [der Erfüllung 

der Verpflichtun-gen (unserer Kollegen)]}

. Geläufige Fertigstücke 

sind Begriffs-komplexe wie 

die Bevölkerung der DDR, die Partei 

der Arbeiterklasse, der Aufbau des Sozialismuß

. Umfangreichere 

Fertigstücke   sind   allgemein   bekannte   wissenschaftliche 
Begriffskomplexe   wie  

das  Gesetz

 

der   ungleichmäßigen 

(politischen   und   wirtschaftlichen)   Entwicklung   der 
kapitalistischen Länder

, die zu einer

4    Stilkunde


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Figurenrede_______                                                                                  50

Kette führen können: 

kraft des Wirkens [des Gesetzes der un-

gleichmäßigen (politischen und wirtschaftlichen) Entwicklung 
der kapitalistischen Länder].

 Durch gedankenlose Verbindung 

von   Fertigstücken   kann   es   zu   zweideutigen   Formulierungen 
kommen  

wie   Minister   für   Erziehung   der   Koreanischen 

Volksdemokratischen Republik

.  (Aktuelle Fertigstücke werden 

allerdings   auch   in   solcher   Verbindung   richtig   verstanden.) 
Oder es entstehen pleonastische Formulierungen wie  

die von 

der   UdSSR   beschlossene   Verringerung   der   Streitkräfte   der 
Sowjetunion  

aus   den   Fertigstücken  

Streitkräfte   der 

Sowjetunion

 und 

von der UdSSR beschlossene Verringerung

.

Als   Fertigstücke   werden   mitunter   auch   Phraseologismen 
(

  Phraseologismus)   bezeichnet.  

  auch   Nachdruckformen. 

Figurenrede

 

 unter personaler Text. 

Figurensprache

 

 Figurenstil.

Figurenstil

,   unexakt  

Figurensprache

:   Stil   der   Figuren   in 

einem literarischen Werk. Da von Figuren nur bei erfundenen 
Personen   gesprochen   werden   kann,   ist   die   Bezeichnung  

↑ 

personaler Stil umfassender.

figürliche (verkleidete) Gedankenführung

 ↑ Gedankenführung. 

flktive Rede:

  mögliche Sammelbezeiehnung für Äußerungen 

im Kunstwerk, deren Realität nur innerhalb des Werkes gilt. 
Nicht   jede   Rede   im   Kunstwerk   ist   fiktiv;   auch   reale 
Äußerungen real existierender Personen können darin enthalten 
sein. 

 aber fingierte Rede.

fingierte Rede

: besondere Form der  

  Redewiedergabe, einer 

Person   oder   Gruppe   zugesprochenes,   aber   nicht   belegbares 
Zitat, vorgegebene Äußerung. In fingierter Rede, die formal 
der  

  direkten  Rede  gleicht,  werden  unausgesprochene   oder 

erwünschte Gedanken eines anderen, oft eines Gegners oder 
potentiellen   Gesprächspartners,   ausgedrückt.  Fingierte   Rede 
hat   keine   dokumentarische,   sondern   nur   charakterisierende, 
illustrierende Funktion. 

 aber fiktive Rede.

Floskeln

 f pl: 1. Redeblüten, nichtssagende Redesnarten. — 2. 

Wendungen und Sätze, die als 

 Fertigstücke infolge häufigen 

Wiederkehrens der damit bezeichneten Situation oft in gleicher 
oder ähnlicher Form verwendet und vom Publikum nicht in 
ihrer   vollen   Bedeutung   aufgenommen   werden.  

  rhetorische 

Floskeln.

_51                                                                                     Gebrauchssprache

Formeln

:  allgemein übliche, konventionalisierte  Wendungen 

(Satzteile, Sätze), die in ihrem eigentlichen Sinn verblaßt sind. 
Formeln in diesem Sinne sind Anredeformeln, Grußformeln, 
Briefformeln   (Anfang   und   Schluß),   juristisohe   Formeln, 
religiöse Formeln, Zauberformeln usw. In der Literatur gibt es 
in Volkslied, Märchen und Sage, aber auch in der Epik immer 
wiederkehrende   Formeln.  Zu   den   Formeln   gehören   die 
Doppelformen (

  Zwillingsformel), die durch Endreim (

Saus 

und Braus

) oder Stabreim (

Lenkung und Leitung

) oder einfach 

rhythmisch gebunden sind oder einen häufig wiederkehrenden 
inhaltlichen   Kontrast   bezeichnen   (

auf   und   ab

).   Auch   die 

Verbindung   bestimmter   Substantive   mit   einem  

  stehenden 

Epitheton   (

das   blaue   Meer

)  kann   als   Formel   gelten.   In   der 

Nähe   der   Formeln   stehen  

  Losung,  

  geflügeltes   Wort,  

↑ 

Schlagworte. 

Funktionalstil

 

 Bereichsstil. 

Funktionsstil

 

 Bereichsstil.

    

G

Gattungsstll

: Gesamtheit der  

 Stilzüge bzw. 

 Stilprinzipien 

(

 Stiltyp) einer Textgattung, gewöhnlich einer Gattung inner-

halb der Kunst. Der Gattungsstil ist dem 

 Bereichsstil unter-, 

dem  

  Genrestil übergeordnet.  Gattungsstile sind theoretisch 

noch ungenügend abgegrenzt.

Gebrauchssprache

: öfters verwendete Bezeichnung für das im 

alltäglichen   Gebrauch,   im   öffentlichen   Leben   und   im 
mündlichen   wissenschaftlichen   Austausch   angewandte 
Sprachsystem   (Syntax,   Lexik).   Der   Begriff   wird   in 
Abgrenzung von der 

 Literatursprache bzw. 

 Dichtersprache 

einerseits   und   dem   Dialekt   bzw.   der   Mundart   andererseits 
verstanden;   er   schließt   die   Umgangssprache   ein.  Die 
Bezeichnung   ist   unexakt,   nicht   zuletzt   insofern,   als   jedes 
(lebende) Sprachsystem dem Gebrauch dient.  Gemeint ist oft 
der  

  Alltags(sprach)stil bzw. der Stil der Sachprosa (

  unter 

Bereichsstil).
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