ВУЗ: Не указан
Категория: Не указан
Дисциплина: Не указана
Добавлен: 03.12.2020
Просмотров: 969
Скачиваний: 6
Gedankenabbruch_
52
Gedankenabbruch, Aposiopese
f
: plötzliche Unterbrechung des
Gedankens, der Gedankenfolge:
Seine Augen blickten ratlos in
der Runde umher: Sagt, was . . .!
Hier ist der Abbruch des
Gedankens syntaktisch angezeigt durch den Abbruch auch des
Satzes. Gedankenabbruch muß aber nicht in jedem Fall Satz-
abbruch zur Folge haben. Vielmehr kann der Satz trotz der
gedanklichen Unterbrechung grammatisch zu Ende geführt
werden; es liegt dann ein Anakoluth vor, ein
↑
Satzbruch.
Gedankenfolge
↑
Syllogismus, assoziative Gedankenfolge.
Gedankenführung
,
Duktus
: die dem Verhältnis von
↑
Aussageabsicht und Gegenstand entsprechende gedankliche
Komponente der
↑
Textgestaltung. Unterschieden werden
können etwa einfache Gedankenführung, hintergründige
Gedankenführung, verkleidete (figürliche) Gedankenführung,
verschlüsselte (konspirative) Gedankenführung. (1) Bei der
einfachen Gedankenführung besteht Übereinstimmung
zwischen der Aussageabsicht und dem Gegenstand; der Autor
meint das, was er sagt. (2) Bei der hintergründigen
Gedankenführung herrscht keine Übereinstimmung zwischen
Aussageabsicht und Gegenstand; der Autor heuchelt
Übereinstimmung mit dem Gegenstand, verfolgt aber dabei die
Absicht, beim Publikum eine Meinung zu provozieren, die der
vordergründig simulierten Meinung entgegenwirkt. (3) Bei der
verkleideten (figürlichen) Gedankenführung besteht zwischen
Aussageabsicht und Gegenstand insofern keine Über-
einstimmung, als der Autor sich aus gesellschaftlicher Rück-
sichtnahme scheut, den Gegenstand (den Tatbestand) beim
Namen zu nennen. (4) Bei der verschlüsselten (konspirativen)
Gedankenführung herrscht zwischen Aussageabsicht und
Gegenstand deshalb keine Übereinstimmung, weil der Autor
aus konspirativen Gründen die einfache Gedankenführung
meiden muß.
↑
äsopischer Stil, Wiederholung.
Gedanken-Ironie
↑
unter Ironie.
Gedankenstil
↑
Denkstil.
Gedanke und Sprachform
. Die sprachliche Mitteilung ist die
notwendige Äußerungsform des Gedankens (auch Mitteilungen
mit Hilfe von Symbolen sind in diesem Sinne sprachliche Mit-
teilungen), doch hängen Gedanke und Sprachform nicht un-
mittelbar zusammen. Derselbe Gedanke kann in verschiedener
sprachlicher Form ausgedrückt werden (↑ Synonymie von Text-
53_______ Gleichklang
einheiten). Urngekehrt kann dieselbe sprachliche Form ver-
schiedene Gedanken bezeichnen. Nicht nur das einzelne
↑
Polysem läßt verschiedene Auslegungen zu, die erst durch den
↑
Kontext eingegrenzt werden; auch die als
↑
Gleichnis
gedachte künstlerische
↑
Aussage bietet oft verschiedene
Möglichkeiten gedanklicher Interpretation.
↑
Denkstil,
Sprachstil.
geflügeltes Wort
: allgemein bekannter, sprichwörtlich ge-
brauchter Ausdruck, dessen historischer Urheber oder dessen
literarischer Ursprung nachweisbar ist, z. B.
Die Philosophen
haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kommt aber
darauf an, sie zu verändern
(Marx).
Gegenständlichkeit,
Bildhaftigkeit
: Vorstellen einer
Erscheinung durch das Beschreiben ihrer sichtbaren Merkmale:
Einer holt aus seinem Schnappsack die Dinge hervor, die er
wahllos aus dem Rinnstein aufgelesen: Stücke alten Brotes,
den Rumpf einer Puppe, zusammengeballte Zeitungen (er
glättet sie sorgfältig), den Rest einer Brille, das Rudiment
eines Bleistiftes
(Kisch).
Gegenstandsstil
↑
unter Stilarten.
Genitivkette
: Erscheinungsform der
↑
Zuordnungsfolge.
Genrestil
: Gesamtheit der
↑
Stilzüge bzw.
↑
Stilprinzipien
eines Texttyps (Genres) vor allem in den Bereichen von Kunst
und Publizistik, z. B. der Erzählung, der Anekdote, des
Kommentars, der Nachricht. Genrestile unterscheiden sich u. a.
hinsichtlich der
↑
Darstellungshaltung, der möglichen
↑
Perspektive, der Gedankenfolge, der
↑
Dichte, der Verwendung
ästethischer und bildhafter Darstellungsmittel (z.B.
↑
Pointe,
↑
Sprachbild), der Syntax, der Lexik, des Gebrauchs der
Tempora (
↑
Tempuswahl).
↑
Gattungsstil, Bereichsstil.
Gespräch
↑
unter Dialog.
Gleichklang
: Sammelbezeichnung für die visuelle und akustische
Erscheinungsform von gleichen oder ähnlichen Lautfolgen
(Lauten, Silben, Wörtern, Wortfolgen), gleichgültig, ob sie
begrifflich identisch oder nur ähnlich sind (Gleichschreibungen =
Homogramme n pl, Gleichlautungen = Homophone n pl,
Ähnlichlautungen = Homöophone n pl). Es gilt als un-
geschriebenes Gesetz guten Stils, Gleichklang zu meiden, sofern
er nicht Funktion hat (Reim, ↑ Stabreim, ↑ Anapher, ↑ Epipher).
Die Vermeidung gleichklingender Lautfolgen ist nicht, wie man
meist annimmt, ein lediglich
sprachästhetisches Prinzip.
Zwar
Gleichnis _ 54
läBt sich der Gleichklang in wenigen Fallen (z. B. Satzfuge:
. .
. hat, hat . .
.) ausschließlich vom ästhetischen Standpunkt
rügen; daneben kann unbeabsichtigter Gleichklang vom Text
ablenken und so die Aussageabsicht gefährden. In den meisten
Fällen darf die Vermeidung des Gleichklangs jedoch als stili-
stisch-psychologisches Prinzip gedeutet werden: Gleiche oder
ähnliche Lautung assoziiert bei schnellem Aufnehmen gleiche
oder zusammengehörige Bedeutung, Gleichheit oder
Ahnlichkeit der Aussage, Gleichheit des Bezugs u. a.; dies
wird gerade durch den bewußten Gleichlaut in Anapher und
Epipher bestätigt. Letzten Endes konnte auch die
↑
stilistisehe
Variation als Bestreben interpretiert werden, die Assoziation
auszuschalten, als handle es sich beim Auftauchen desselben
oder eines ähnlichen Wortes um den gleichen Inhalt. So
gesehen, ließe sich die Vermeidung des Gleichklangs als
stilistisches Prinzip deuten, Langeweile und Desinteresse zu
verhindern und Neuheit der Aussage sinnfällig zu machen oder
lediglich zu suggerieren.
Gleichnis
: Darstellungsverfahren, mit dessen Hilfe der Autor
durch
↑
Detaillierung und durch
↑
Amplifikation das
↑
Tertium
comparationis, das Gemeinsame eines Vergleichs, gedanklich
ausweitet:
,,Aula. Kenn ich nicht. . ." ,,Hier kannst du doch nur
mit einem Pferd reinreiten, Steigbügel aus Gold, und da vorne
auf dem Thron sitzt die Königin und schmeißt mit Rosen nach
dir"
(H. Kant). Die kalte Großartigkeit der Aula wird hier
durch Vereinzelung der Impression des Sprechers verdeutlicht.
Diese Vereinzelung kann mitunter Anlaß werden, das
Gleichnis zu verselbständigen: Es werden solche Details
hinzugefügt, die nicht mehr als Details des Tertium
comparationis anzusehen sind. So führt der zitierte Text weiter:
,,Und denn linst du ihr von oben, von dein Roß, in den
Ausschnitt, und denn wird dir schwindlig, und die Knappen
fangen dich auf . . ."
.
Gliederung
↑
Disposition.
Gliederungswörter
,
Dispositionswörter
: Wörter, die vor allem
in darlegenden und erörternden Texten die Gliederung der
Aussage sichtbar machen (erstens, zweitens usw., zunächst,
sodann, ferner, schließlich; zum einen, zum anderen).
glossierende Synonymie
,
erläuternde Synonymie
f: Erläu-
terung eines nicht allgemein verständlichen Ausdrucks durch
Übersetzung oder Umschreibung, z. B.
... die Heuristik, di e
55_ grammatische Einsparung
Erfindungskunst, die Lehre von den Methoden und Regeln der
Entdeckung und Erfindung, .
. .
↑
Synonymie.
Gradation
↑
unter Klimax
grammatische Einsparung
: bereits in der Grammatik fixierte
Einsparung an Ausdruck (↑ Ausdruck 1); Korrelat zur ↑ gram-
matischen Verdeutlichung. Grammatische Einsparung entsteht aus
der Tendenz des Sprachgebrauchs, darzustellende Sach-verhalte
möglichst ökonomisch zu fassen und diese Fassung im
Sprachsystem festzulegen. So werden in der Wortbildung
komplizierte Begriffe durch Auslassen von Zwischengliedern
vereinfacht (
Mutterschutzgesetz
für Gesetz über Mutter- und
Kinderschutz und die Rechte der Frau) und zusammengesetzte
Wörter gekürzt zu Initialwörtern (
DDR für Deutsche
Demokratische Republik
) oder Wortteilen (
Malimo
aus
Ma
uersberger, dem Erfinder,
Li
mbach-Oberfrohna, dessen
Wohnort, und
Mo
lton, dem Grundgewebe). In der Morphologie
führt die grammatische Einsparung zum Weglassen überflüssiger
Laute, z. B. des Dativ-e, auf syntaktisch-systematischem Gebiet z.
B. zur allmählichen Beschränkung des Konjunktivs I auf die ↑
Redewiedergabe, wo er wiederholte Kennzeichnung der Rede (↑
Redekennzeichnung) überflüssig macht. Sprachökonomische
Tendenz führt z. B. zum Verzicht auf den Genitiv in einigen
offiziellen Bezeichnungen (
Nationale Front des demokratischen
Deutschland
), bei Parallelkonstruktionen zum Auslassen von
gleichen Wörtern (
Er singt und [er] lacht
), selbst wenn sie sich in
anderer Form wiederholen (
Er ist einverstanden, ich [bin es]
auch
); bei einfacher Konstruktion wird ebenfalls oft auf
Wiederholung verzichtet (
Laß mich [mich] setzen
). Einsparend ist
auch die Umsetzung der Genitivapposition (
ein Wort Brechts,
Schüler Zechlins, eine Oper Brittens
) als Bestimmungsglied eines
Kompo-situms (
Brecht-Wort, Zechlin-Schüler, Britten-Oper
),
obwohl diese Bildungen lange von Sprachpflegern als
Ungeheuerlichkeiten mißbilligt wurden. Heute sind Verbindungen
wie
DDR-Anerkennung
(in Zeitungsüberschriften) nicht mehr
selten. Sprachökonomische Bestrebungen halten oft (wie die
Sprache überhaupt) grammatisch-logischen Erwägungen nicht
stand oder widersprechen ästhetischen Prinzipien. So werden
einsparende Verbindungen wie
die Partei und Regierung
oder
das
Fest der Jugend und Studenten
als falsch bezeichnet. Da die
grammatische Synonyme 56
Begriffe als zusammengehörig gemeint sind, kann und sollte
zwar in dem einen Fall
Partei und Regierung
(ohne Artikel;
Genitiv:
von Partei und Regierung
) gesagt werden, im anderen
Fall kann jedoch die Formulierung
der Jugend und Studenten
gegenüber der Verbindung
der Jugend und der Studenten
oder
der korrekten, aber schwerfälligen Form
der Jugendlichen und
Studenten
als sprachökonomisch und rhythmisch besser
gebilligt werden.
Der grammatisohen Einsparung auf der Ebene des Sprach-
systems (der langue) entspricht auf der Ebene der Rede (der
parole) die
↑
kontextuale Einsparung; beide sind Erscheinungs-
formen der
↑
Sprachökonomie.
grammatische Synonyme
↑
unter Synonyme.
grammatische Verdeutlichung
: bereits in der Grammatik
fixierte verdeutlichende Umschreibung eines Begriffs, eines
Bezugs; Korrelat zur
↑
grammatischen Einsparung.
Grammatische Verdeutlichung entsteht aus der Tendenz des
Sprachgebrauchs, darzustellende Sachverhalte eindeutig zu
kennzeichnen und die entsprechenden Mittel im Sprachsystem
festzulegen. Zum Beispiel werden zum Ausdruck von
Bedingungen aus Gründen der Verdeutlichung wtirde-Formen
verwendet, wo der Konjunktiv formal dem Indikativ gleicht
(
Wenn ich sagen würde
für ,wenn ich sagte').
Der grammatischen Verdeutlichung auf der Ebene des Sprach-
systems (der langue) entspricht auf der Ebene der Rede (der
parole) die
↑
kontextuale Verdeutlichung; beide sind Er-
scheinungsformen der
↑
Spracheffizienz.
grotesker Vergleich
↑
unter Hyperbel.
H
halbdirekte Rede
↑
unter erlebte Rede.
Häufung
↑
Akkumulation.
Hauptausage
: Aussage, die in bezug auf eine relativ abgeschlos-
sene Texteinheit die sinnwichtige Mitteilung enthält, z. B. die
57 historisches Präsens
aktuelle Aussage einer Nachricht oder die
↑
Pointe. Die
Hauptaussage ist nicht an eine bestimmte syntaktische Form
gebunden. Sie kann z. B. in einem Nebensatz enthalten sein,
die
↑
Nebenanssage in einem Hauptsatz (Typ:
A. stellte fest,
daß . .
.). Es kann jedoch als Stilfehler gelten, wenn Haupt-
aussagen wiederholt in Nebensätzen — also entgegen der
syntaktischen Ordnung — untergebracht werden.
Hauptgedanke
: Gedanke, der in bezug auf eine
argumentierende Texteinheit die höchste verallgemeinernde
Aussage enthält, z. B. die Schlußfolgerung (Conclusio f) eines
↑
Syllogismus.
↑
Hauptaussage, Nebenaussage.
Hervorhebungsmittel
: Mittel der Hervorhebung eines
Begriffs, eines Bezugs, einer Aussage. Solche Mittel können
sein: (1) stilistische Mittel, z. B. ein charakterisierendes
↑
Synonym, eine unerwartete syntaktische Fügung; (2) mit dem
Sprechen verbundene Mittel wie Lautstärke, Betonung,
Stimmführung, Stimmklang und -charakteristik (z. B.
Imitation, Parodie), Pausen; (3) graphische und typographische
Mittel wie Satzzeichen, Anführungszeichen (Ironie, Zitat),
Einzug, Sperrung, Versalienschreibung, Unterstreichung,
Fettdruck, Kursivdruck, Farbdruck, andere Schriftgröße,
andere Schriftart; (4) akustisch-technische Mittel wie
Geräusch, Hall, Stimmverzerrung, Sprecherwechsel,
Originalton.
Heteronyme
n pl, landschaftliche Dubletten f pl, land-
schaftiiche Synonyme n pl:
landschaftlich begrenzte, aber in
der Landachaft schriftsprachlich verwendete Sprachformen
(meist Wörter, selten morphologische und syntaktisehe
Formen) für ein und denselben Sachverhalt, z. B.
Samstag/Sonnabend, bügeln/plätten
. In solchen Fällen hat sich
die Sprachgemeinschaft noch nicht auf eine einheitliche
Bezeichnung festgelegt. Zum Teil handelt es sich um Wörter,
die an staatliche Grenzen gebunden sind, z. B. bei
schweizerisch
Rundspruch
für das in den übrigen
deutschsprachigen Gebieten gültige
Rundfunk
.
↑
auch stili-
stische Synonyme,
↑
auch unter Dubletten.
Hiatus
↑ unter Elision.
hintergründige Gedankenführung
↑ Gedankenführung.
historisches Präsens
: Bezeichnung für ein Präsens, das in oft
dramatisierender Absicht ein vergangenes Geschehen darstellt.
Zum Teil wird Vergangenes bereits konventionell mit dem Prä-
Historisnius 58
sens bezeichnet, so beim Zitat (
DieZeitung schreibt:
...) und in
historischen Tafeln (7765—1768: Goethe studiert in Leipzig).
Hier und bei ausschließlichem Gebrauch in Berichten ist die
vergegenwärtigende Wirkung meist abgestumpft; hingegen ist
↑
Identifikationszwang oft dem Präteritum (
↑
episches Präte-
ritum, Präteritalanziehung) zuzuschreiben.
↑
Tempuswahl.
Historismus
: historisches Wort, historische Wortfügung, der
Koloritzeichnung dienend.
↑
Stilfärbung.
Hochsprache
↑
unter Literatursprache.
Höflichkeitsperiphrase
↑
Bescheidenheitsperiphrase.
Homogramme
↑
unter Gleichklang.
Homonyme
n pl: gleichlautende sprachliche Formen (meist
Wörter), die verschiedene Gegenstände und Sachverhalte be-
zeichnen, z. B.
Du hast ein Anrecht auf ein Anrecht
(Theater-
werbung). Der genannte Satz enthält zwei Homonyme, es
werden zwei Dinge mit demselben Namen bezeichnet. Vom
Standpunkt der Bedeutungslehre existiert hier nur ein Wort, ein
↑
Polysem. Beide Gesichtspunkte sind für die Stilistik wichtig,
der der Bezeichnungslehre z. B. für
↑
Gleichklang,
↑
stilistische Variation,
↑
kontextuale Verdeutlichung, der der
Bedeutungs-lehre z. B. für
↑
Wortspiel,
↑
Doppelsinn.
Homöophone
↑
unter Gleichklang.
Homophone
↑
unter Gleichklang.
Hyperbaton
n: von der erwarteten Folge abweichende
Satzgliedfolge;
↑
stilistische Satzgliedfolge.
Hyperbel
f: Art des
↑
Tropus; graduelle Überbietung einer
Bezeichnung, einer Feststellung, eines Urteils, insbesondere in
der Umgangsaprache und in satirischen bzw. humoristischen
Texten. Erscheinungsformen sind u. a. die bildliche Hyperbel
(
sich die Füße in den Leib steheri
), die Zahlenhyperbel (
schon
hundertmal gesagt
), die Übersteigerungsformel (
wahnsinnig
komisch
), der groteske Vergleich (
die Frau Schwester . . . Das
Gesicht nur ein Mund zwischen den Ohren, die Brust trostlos
öde wie die Lüneburger Heide; die ganze ausgekochte Gestalt
glich einem Freitisch für arme Theologen
[Heine]). Eine
besonders gefährliche Form der Hyperbel ist die
chauvinistische Hyperbel (
größter Führer aller Zeiten
).
Die gedankenlose Übertreibung bei ernstgemeinter Verständi-
gungsabsicht mindert die Überzeugungskraft der Aussage:
59 Immutatio syntactica
Dafür gibt es unzählige Beispiele
statt ,
mehrere
' oder ,
viele
'
oder
,einige'.
hypotaktische Klammer
↑ unter Klammerung.
Hysteron-Proteron
n:
rhetorische Figur, die Späteres vor
das Frühere setzt und insofern die Zeit- oder Kausalfolge
umkehrt; ein Mittel der Hervorhebung
(So wvrd es niemals
sein, so ist es nie gewesen).
↑
Nachholtechnik.
Ich-Form:
Darstellung eines Geschehens aus der ↑
Perspektive des Selbsterlebens. Die Hauptperson bzw. das
im Mittelpunkt stehende Kollektiv erscheint in den
Pronomina der 1. Person:
ich, wir.
Die Ich-Form simuliert
authentischen Charakter,
schränkt jedoch die
Gestaltungsmöglichkeiten in künstlerischer Literatur
erheblich ein. Zum Beispiel ist Schauplatzwechsel nur
begrenzt, Darstellung des Innenlebens anderer Personen (↑
Reflexionsdarstellung) nur mittelbar möglich. ↑ Er-Form.
Identifikationszwang:
suggestiver Zwang für das Publikum,
sich in eine dargestellte Handlung hineinzuversetzen, sich
mit den Gestalten dieser Handlung zu identifizieren. Die
Erscheinung kann auch als Präsenzsuggestion, als
Dabeiseinszwang bezeichnet werden, da hier nicht
unbedingt ethische Identifikation mit der Handlungsweise
der Personen statthat, sondern ein allgemeines Miterleben,
Mitsein. Potentiell ist die Gefahr der ethischen
Identifizierung, auch mit negativen Gestalten, immer
gegeben.
Das Dabeisein wird nicht allein durch die
Handlungsweisen, also durch inhaltliche Mittel bewirkt,
sondern auch — und manchmal sogar ausschließlich — durch
formale bzw. gedanklich-sprachliche Mittel wie ↑ direkte
Reflexion, ↑ erlebte Reflexion.
idiomatisehe Redewcndung
↑ Phraseologismus.
Immutatlo syntactica
f
: Veränderung der Satzart, in der
eine ↑ Aussage formuliert ist. Eine Feststellung erscheint z.
B. (1) als Frage: als ironische Frage oder als ↑ rhetorische
Frage; oder (2)
Impertekt
der
Rede
60
als Ausruf: als echter Ausruf
(Wie schön war das!)
oder — unter
frageartiger Prädikatstellung in Verbindung mit einer bestimm-ten
Partikel — als gemilderter Ausruf
(Hat er uns doch täglich
bewiesen, daß . .
.).
Eine verkappte Immutatio syntactica liegt vor bei gleich-
bleibender Satzgliedfolge, aber graphischer bzw. intonatorischer
Veränderung der Satzart, z. B. wenn die Wortfolge der Fest-
stellung
(Du gehst gleich.)
für Forderung
(Du gehst gleich!)
oder
Frage
(Du gehst gleich?)
genutzt wird.
Impertekt der Rede
↑ unter erlebte Rede.
indifferente Anfangstellung:
Bezeichnung für die morphologisch
nicht erkennbare Anfangstellimg eines stilistisch hervorgehobe-
nen Objekts. Nicht unterscheidbar vom Nominativ ist z.B. der
Akkusativ bei femininen, neutralen und pluralischen Substan-
tiven, bei fehlendem Artikel auch bei Maskulinen. Mitunter ent-
stehen erheiternde Formen:
Ein Schiff voll Affen, Tiger, Vögel
holt Tierparkinspektor N. ab.
Indifferente Anfangstellung wird im
Mündlichen durch verdeutlichende Intonation überspielt. ↑
stilistische Anfangstellung.
indirekte Rede:
Erscheinugsform der ↑ Rededarstellung. Eine
reale (in künstlerischer Literatur auch eine als real angenom-
mene) mündliche oder schriftliche Äußerung wird nicht in ihrem
Wortlaut und potentiell aus veränderter Perspektive (z. B.
ich
→
du/er; hier
→
dort; gestern
→
heute)
dargeboten; im Unterschied
zu anderen Rededarstellungsformen ändert sich vor allem der
Modus („Modusverschiebung": Indikativ → Konjunktiv). Die
wiedergegebene Rede, der ↑ personale Text, hebt sich damit
eindeutig vom ↑ Autortext ab, bedarf also keiner weiteren
graphischen oder stimmtechnischen Bezeichnung, jedoch, wie alle
anderen Wiedergabeformen, der ↑ Redekennzeichnung.
Die Gestaltungsmethode, die zur ‚indirekten Rede' führt, kann als
indirekte Rededarstellung, spezieller als indirekte ↑ Rede-
wiedergabe (bei realen Äußerungen) oder als indirekte ↑ Rede-
gestaltung (bei fiktiven Äußerungen) bezeichnet werden. Die
Bestimmung ‚indirekt' ist als Konvention für die konjunktivi-sche
Form der Rededarstellung aufzufassen; nicht-direkt, nicht-wörtlich
können Äußerungen auch anders wiedergegeben werden (↑
abstrahierte Rede, Redebericht, Inhaltsangabe).
61 Ironie
Individualstil:
individuelle gedanklich-sprachliche Aussageweise,
individuell charakteristische Verwendungsweise gedanklich-
sprachlicher Formen. Individualstilistische Besonderheiten sind in
gewissem Sinn durchgängig, sie können in allen Kommunika-
tionsbereichen und bei verschiedenen Anlässen zutage treten, am
wenigsten gewöhnlich in wissenschaftlichen Darlegungen, am
stärksten im persönlichen Brief, im Erlebnisbericht und vor allem
in der Kunst. ↑ künstlerischer Sprachstil, ↑ auch Stil-arten; ↑
aber personaler Stff.
Inhaltsangabe:
Form der ↑ Redewiedergabe bzw. der ↑ Rede-
darstellung, die den Inhalt mündlicher oder schriftlicher
Äußerungen unter Wechsel der ↑ Perspektive (in bezug auf
dargestellte Personen:
ich
→
er
usw.), jedoch ohne Wechsel des
Modus mehr oder weniger gerafft fixiert. Die Inhaltsangabe
kann von der bloßen Wiedergabe des ↑ Kerngedankens bis zur
Wiedergabe von Nebenaussagen (↑ Nebenaussage) reichen. Wie
alle Formen der Rededarstellung bedarf die Inhaltsangabe der
↑ Redekennzeichnung. Wird sie nicht durch Absatz bzw. Pause
und durch die Diktion vom ↑ Autortext abgesondert, spricht
man von erlebter Rede (↑ erlebte Rede 1).
innerer Monolog
m:
literaturwissenschaftliche Bezeichnung für
eine Form der ↑ Reflexionsdarstellung, die geschichtlich aus
dem „äußeren", dem Bühnenmonolog (↑ Monolog) hervor-
gegangen ist. Wegen der Zugehörigkeit zur Reflexionsdarstel-
lung (↑ erlebte Reflexion) und der gleichzeitigen formalen Ver-
wandtschaft zur ↑ direkten Rede wird der innere Monolog
treffender als ↑ direkte Reflexion bezeichnet (Beispiele s. dort).
Inventio
↑ unter Rhetorik.
Ironie:
Art des ↑ Tropus. — 1. Wort-Ironie: das Aufgreifen
gegnerischen Sprachmaterials unter der Annahme, daß das
Publikum die Umkehrung und Distanzierung von der Be-
deutung, die der Gegner dem Sprachmaterial gibt, erkennt, so
daß die ironischen Wörter als Gegenteil dessen, was eigentlich
formuliert ist, verstanden werden. — 2. Gedanken-Ironie: das
Ersetzen des eigentlichen Gedankens durch einen gegensätz-
lichen Gedankengang. In diesem Fall liegt spöttische Ver-
stellung vor, z. B. vorgetäuschte Unwissenheit („sokratische
Ironie").
Isokolon
62