Файл: Otfried Preuler Krabat Das erste Jahr(первый год) Die Mhle im Koselbruch (мельница в Козельбрухе).doc

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strampeln – сучить ногами) Lachend und lärmend (с хохотом и шумом) schleppten (потащили) die Burschen ihn in die Mahlstube, warfen ihn (бросили его) auf die Mehlkiste und begannen ihn durchzuwalken. (валять) «Ein Lehrjunge ist er gewesen!» rief Andrusch. «Nun lasst ihn uns zwischen die Steine nehmen, (теперь нам нужно его перемолоть) ihr Brüder – ein Mühlknappe muss ohne Spelz und Makel sein!» (он должен быть подмастерьем без сучка и без задоринки) Sie kneteten Krabat wie einen Brotteig durch; (мяли Крабата как тесто для хлеба) sie rollten ihn (катали его) auf der Mehlkiste hin und her, dass ihm schwindlig wurde; (так что у него голова закружилась) sie knufften und pufften ihn mit den Fäusten (пихали и толкали его кулаками) – und einer hieb ihm (ударил его: hauen) ein paarmal mit aller Gewalt (пару раз со всей силы) auf den Schädel, bis Hanzo dazwischenfuhr: (так что Ханцо вмешался) «Aufhören, (прекратить) Lyschko! Wir wollen ihn freimüllern, (перемолоть) aber nicht totschlagen!» (а не убить) Als sie von Krabat abließen, (отстали от Крабата) kam er sich vor, (он чувствовал себя так) als sei er tatsächlich durch eine Mühle gedreht worden. (провернули, прокрутили) Petar zog ihm den Sack herunter, (снял с него мешок) und Staschko streute ihm (посыпал ему) eine Handvoll (горсть) Mehl auf den Kopf. «Er ist durchgemahlen!» verkündete (объявил) Andrusch. «Ich danke euch, Brüder! Nun ist er ein Knappe von Schrot und Korn (совершенный, полный, до мозга костей: ein Mann von echtem Schrot und Korn – настоящий человек, человек в полном смысле этого слова: das Schrot – /охотничья/ дробь) geworden, dessen sich keiner von uns zu schämen (стыдиться: sich schämen + Gen) braucht.
119 Fortan sollst du ein Geselle unter Gesellen sein und als Knappe gehalten werden nach Mühlenbrauch.» Damit drückte er Krabat das Beil in die Hand, das im Gürtel zu tragen ein Vorrecht der freigesprochenen Burschen war; dann entließ er ihn mit den anderen aus der Stube. Krabat war überrascht und verwirrt, damit hatte er nicht gerechnet. Als letzter verließ er den Raum und zog hinter sich die Tür zu. Da wurde ihm unversehens ein Mehlsack über den Kopf gestülpt, dann packte ihn wer bei den Schultern und wer an den Beinen. «Ab mit ihm, in die Mahlstube!» Das war Andrusch, der da gerufen hatte. Krabat versuchte sich freizustrampeln – vergebens! Lachend und lärmend schleppten die Burschen ihn in die Mahlstube, warfen ihn auf die Mehlkiste und begannen ihn durchzuwalken. «Ein Lehrjunge ist er gewesen!» rief Andrusch. «Nun lasst ihn uns zwischen die Steine nehmen, ihr Brüder – ein Mühlknappe muss ohne Spelz und Makel sein!» Sie kneteten Krabat wie einen Brotteig durch; sie rollten ihn auf der Mehlkiste hin und her, dass ihm schwindlig wurde; sie knufften und pufften ihn mit den Fäusten – und einer hieb ihm ein paarmal mit aller Gewalt auf den Schädel, bis Hanzo dazwischenfuhr: «Aufhören, Lyschko! Wir wollen ihn freimüllern, aber nicht totschlagen!» Als sie von Krabat abließen, kam er sich vor, als sei er tatsächlich durch eine Mühle gedreht worden. Petar zog ihm den Sack herunter, und Staschko streute ihm eine Handvoll Mehl auf den Kopf. «Er ist durchgemahlen!» verkündete Andrusch. «Ich danke euch, Brüder! Nun ist er ein Knappe von Schrot und Korn geworden, dessen sich keiner von uns zu schämen braucht.
120 « «Hoch!» (ура, да здравствует) riefen Petar und Staschko, die hier mit Andrusch das große Wort führten. (были заводилами здесь) «Hoch mit ihm!» Abermals (снова) wurde Krabat an Armen und Beinen gepackt, (схвачен) die Mühlknappen warfen ihn (подбросили его) in die Höhe und fingen ihn auf. (и поймали) Das taten sie dreimal hintereinander, (трижды подряд) dann schickten sie (послали) Juro um Wein (за вином) in den Keller, und Krabat musste ihnen reihum Bescheid trinken. (чокнуться со всеми по порядку) «Deine Gesundheit, Bruder – zum Wohlsein!» (за здоровье) «Zum Wohlsein, Bruder!» Während die anderen weitertranken, setzte sich Krabat abseits (в сторонку) auf einen Stapel (на стопку) von leeren Säcken. War es ein Wunder, (удивительно ли) dass ihm der Schädel brummte (голова: «череп» гудела) – nach allem, was er an diesem Abend erlebt hatte? (пережил, испытал) Später kam Michal und setzte sich neben ihn. «Du scheinst (кажется) mit gewissen Dingen nicht klarzukommen.» (не можешь понять некоторые вещи) «Nein», sagte Krabat. «Wie konnte der Meister mich freisprechen! Ist meine Lehrzeit denn schon zu Ende?» «Das erste Jahr auf der Mühle im Koselbruch gilt für drei» (считается за три), meinte Michal. «Es sollte dir nicht entgangen sein, (ты не мог не заметить) dass du seit deiner Ankunft (с твоего прихода) älter geworden bist, Krabat – genau um drei Jahre.» «Aber das ist nicht möglich!» «Doch», sagte Michal. «Auf dieser Mühle sind noch ganz andere Dinge möglich – das solltest du mittlerweile (тем временем) gemerkt haben.»

120 « «Hoch!» riefen Petar und Staschko, die hier mit Andrusch das große Wort führten. «Hoch mit ihm!» Abermals wurde Krabat an Armen und Beinen gepackt, die Mühlknappen warfen ihn in die Höhe und fingen ihn auf. Das taten sie dreimal hintereinander, dann schickten sie Juro um Wein in den Keller, und Krabat musste ihnen reihum Bescheid trinken. «Deine Gesundheit, Bruder – zum Wohlsein!» «Zum Wohlsein, Bruder!» Während die anderen weitertranken, setzte sich Krabat abseits auf einen Stapel von leeren Säcken. War es ein Wunder, dass ihm der Schädel brummte – nach allem, was er an diesem Abend erlebt hatte? Später kam Michal und setzte sich neben ihn. «Du scheinst mit gewissen Dingen nicht klarzukommen.» «Nein», sagte Krabat. «Wie konnte der Meister mich freisprechen! Ist meine Lehrzeit denn schon zu Ende?» «Das erste Jahr auf der Mühle im Koselbruch gilt für drei», meinte Michal. «Es sollte dir nicht entgangen sein, dass du seit deiner Ankunft älter geworden bist, Krabat – genau um drei Jahre.» «Aber das ist nicht möglich!» «Doch», sagte Michal. «Auf dieser Mühle sind noch ganz andere Dinge möglich – das solltest du mittlerweile gemerkt haben.»
Ein milder Winter
121 Wie der Winter begonnen hatte, so blieb er auch: schneereich und mild (мягкой, теплой). Das Eis vor der Schleuse, am Wehr (у плотины: das Wehr) und im Mühlgraben machte den Burschen wenig zu schaffen in diesem Jahr. Rasch war es weggepickelt, (лед можно было счистить быстро: der Pickel – небольшая мотыга, кирка) und manchmal fror eine halbe Woche lang nichts mehr nach. (не замерзал снова: frieren) Dafür (зато, вместо этого) schneite es oft und reichlich (обильно, сильно) – zum Kummer (к досаде) des neuen Lehrjungen, der mit Schneeräumen (с уборкой снега) kaum noch nachkam. (еще не успевал) Wenn Krabat sich diesen Witko betrachtete – dürr, (худого) wie er war, und rotznasig (шмыгающего носом: der Rotz – сопли) –, wurde ihm klar, dass wohl stimmen musste, (что скорей всего так оно и было) was Michal gesagt hatte von den drei Jahren, um die er inzwischen (между тем) älter geworden war – und dass er es eigentlich längst hätte merken müssen, von selber: (по себе, глядя на себя) an seiner Stimme, (по собственному голосу) an seinem Körper, an seinen Kräften und weil ihm seit Anfang des Winters um Kinn und Wangen (на подбородке и щеках: das Kinn die Wange) ein leichter Flaum spross, (появился пушок: sprossen – пробиваться, пускать ростки) nicht weiter ins Auge fallend, (это не бросалось в глаза) und doch, wenn man mit den Fingern darüber hinstrich, (если провести пальцами) deutlich zu spüren. (ясно чувствовалось) An Tonda dachte er immer wieder in diesen Wochen, er fehlte ihm überall, (ему его везде не хватало /Крабату Тонды/) und es schmerzte ihn, (причиняло боль) dass er sein Grab (его могилу) nicht besuchen konnte. Er hatte es zweimal versucht und war beide Male nicht weit gekommen: es lag zu viel Schnee im Koselbruch, darin war er stecken geblieben, (застрял) nach wenigen hundert Schritten schon. Trotzdem blieb er entschlossen, (он сохранял решимость) bei nächster Gelegenheit (при следующем удобном случае) einen dritten Versuch zu wagen (осмелиться, решиться) – da kam ihm ein Traum zuvor. (но он увидел сон: «но сон опередил его)
Ein milder Winter
121 Wie der Winter begonnen hatte, so blieb er auch: schneereich und mild. Das Eis vor der Schleuse, am Wehr und im Mühlgraben machte den Burschen wenig zu schaffen in diesem Jahr. Rasch war es weggepickelt, und manchmal fror eine halbe Woche lang nichts mehr nach. Dafür schneite es oft und reichlich – zum Kummer des neuen Lehrjungen, der mit Schneeräumen kaum noch nachkam. Wenn Krabat sich diesen Witko betrachtete – dürr, wie er war, und rotznasig –, wurde ihm klar, dass wohl stimmen musste, was Michal gesagt hatte von den drei Jahren, um die er inzwischen älter geworden war – und dass er es eigentlich längst hätte merken müssen, von selber: an seiner Stimme, an seinem Körper, an seinen Kräften und weil ihm seit Anfang des Winters um Kinn und Wangen ein leichter Flaum spross, nicht weiter ins Auge fallend, und doch, wenn man mit den Fingern darüber hinstrich, deutlich zu spüren. An Tonda dachte er immer wieder in diesen Wochen, er fehlte ihm überall, und es schmerzte ihn, dass er sein Grab nicht besuchen konnte. Er hatte es zweimal versucht und war beide Male nicht weit gekommen: es lag zu viel Schnee im Koselbruch, darin war er stecken geblieben, nach wenigen hundert Schritten schon. Trotzdem blieb er entschlossen, bei nächster Gelegenheit einen dritten Versuch zu wagen – da kam ihm ein Traum zuvor.


122 Es ist Frühling, der Schnee ist dahingeschmolzen, (растаял и утек) der Wind hat ihn auf getilgt. (уничтожил, стер его) Krabat geht durch den Koselbruch, es ist Nacht und Tag. Der Mond (луна) steht am Himmel, die Sonne (солнце) scheint. Bald muss Krabat beim Wüsten Plan sein – da sieht er im Nebel (в тумане) eine Gestalt (фигура, образ) auf sich zukommen. (подходит к нему) Nein, sie entfernt sich. (удаляется) Er glaubt, dass es Tonda ist. «Tonda!» ruft er, «bleib stehen! (стой!) Ich bin es – Krabat!» Es ist ihm, als zögere (как будто бы медлит) die Gestalt einen Augenblick. Wie er dann weitergeht, (когда он подходит) setzt auch sie ihren Weg fort. (она уходит: «продолжает свой путь») «Bleib stehen, Tonda!» Krabat beginnt zu laufen. Er rennt was er kann. (бежит что есть сил) Der Abstand verringert sich (расстояние между ними уменьшается). «Tonda!» ruft er. Nun ist er auf wenige Schritte herangekommen (приблизился) – da steht er vor einem Graben. (перед канавой) Der Graben ist breit und tief, kein Steg führt hinüber, (ни мостика через нее) kein Balken (ни бревна) liegt in der Nähe, auf dem er ihn überqueren (пересечь) könnte. Drüben (по ту сторону) steht Tonda, er kehrt ihm den Rücken zu. (повернувшись спиной)»Warum fliehst du mich, (убегаешь от меня) Tonda?» «Ich fliehe dich nicht. Du musst wissen, dass ich am anderen Ufer bin (на другом берегу). Bleib du auf deinem.» (оставайся на своем) «Wende mir wenigstens das Gesicht zu!» (хотя бы взгляни на меня: «повернись лицом») «Ich kann nicht zurückblicken, (оглянуться) Krabat, ich darf es nicht. (мне нельзя) Doch ich höre und werde dir antworten, dreimal im ganzen. (на три вопроса в целом = всего) Nun frage mich, was zu fragen ist.» (что нужно спросить) Was ist zu fragen? Krabat braucht nicht darüber nachzudenken. (не раздумывает) «Wer, Tonda, hat deinen Tod verschuldet?» (кто виновен в твоей смерти) «Am meisten (больше всего) ich selbst.» «Und wer noch?» «Du wirst es erfahren, (узнаешь) Krabat, wenn du die Augen offenhältst. (если откроешь глаза, будешь держать глаза открытыми) Nun die letzte Frage.» Krabat besinnt sich. (призадумывается) Es gäbe noch viel, (как будто бы было много всего) was er wissen möchte... «Ich bin sehr allein», (мне очень одиноко) sagt er. «Seit du weg bist, habe ich keinen Freund mehr. Wem kann ich mich anvertrauen, (довериться) was rätst (посоветуешь) du mir?»

122 Es ist Frühling, der Schnee ist dahingeschmolzen, der Wind hat ihn auf getilgt. Krabat geht durch den Koselbruch, es ist Nacht und Tag. Der Mond steht am Himmel, die Sonne scheint. Bald muss Krabat beim Wüsten Plan sein – da sieht er im Nebel eine Gestalt auf sich zukommen. Nein, sie entfernt sich. Er glaubt, dass es Tonda ist. «Tonda!» ruft er, «bleib stehen! Ich bin es – Krabat!» Es ist ihm, als zögere die Gestalt einen Augenblick. Wie er dann weitergeht, setzt auch sie ihren Weg fort. «Bleib stehen, Tonda!» Krabat beginnt zu laufen. Er rennt was er kann. Der Abstand verringert sich. «Tonda!» ruft er. Nun ist er auf wenige Schritte herangekommen – da steht er vor einem Graben. Der Graben ist breit und tief, kein Steg führt hinüber, kein Balken liegt in der Nähe, auf dem er ihn überqueren könnte. Drüben steht Tonda, er kehrt ihm den Rücken zu. «Warum fliehst du mich, Tonda?» «Ich fliehe dich nicht. Du musst wissen, dass ich am anderen Ufer bin. Bleib du auf deinem.» «Wende mir wenigstens das Gesicht zu!» «Ich kann nicht zurückblicken, Krabat, ich darf es nicht. Doch ich höre und werde dir antworten, dreimal im ganzen. Nun frage mich, was zu fragen ist.» Was ist zu fragen? Krabat braucht nicht darüber nachzudenken. «Wer, Tonda, hat deinen Tod verschuldet?» «Am meisten ich selbst.» «Und wer noch?» «Du wirst es erfahren, Krabat, wenn du die Augen offenhältst. Nun die letzte Frage.» Krabat besinnt sich. Es gäbe noch viel, was er wissen möchte... «Ich bin sehr allein», sagt er. «Seit du weg bist, habe ich keinen Freund mehr. Wem kann ich mich anvertrauen, was rätst du mir?»
123 Tonda blickt ihn nicht an, (не взглянул на него) auch jetzt nicht. «Geh heim», (ступай домой) sagt er, «und vertraue dem ersten besten, (поверь первому же, первому встречному) der dich beim Namen ruft: (кто назовет тебя по имени) auf ihn wird Verlass sein. (на него можно положиться: sich verlassen auf jmdn der Verlass) – Und noch eins, bevor ich gehe, ein Letztes! Dass du mein Grab besuchst, ist nicht wichtig. (неважно) Ich weiß, dass du an mich denkst (думаешь обо мне) – das ist wichtiger.» (важнее) Langsam hebt Tonda die Hand zum Gruße. (чтобы попрощаться) Dann löst er sich auf (растворяется) in den Nebeln (в туманах) – und ohne den Kopf zu wenden, (не повернувшись) entschwindet er. (исчезает) «Tonda!» ruft Krabat ihm nach. (ему вслед) «Geh nicht fort, Tonda! Geh nicht fort von mir!» Er schreit es aus tiefster Seele (со всей силы: «из глубины души») – und plötzlich hört er, wie jemand «Krabat!» ruft. – «Aufwachen, Krabat, aufwachen!» Michal und Juro standen an Krabats Pritsche, sie beugten sich über ihn. (склонились над ним) Krabat wusste nicht, ob er noch träumte (еще видел сон) oder schon wach war. «Wer hat mich gerufen?» fragte er. «Wir», sagte Juro. «Du hättest dich hören müssen, (слышал бы ты) wie du im Schlaf geschrien hast!» «Ich?» fragte Krabat. «Es war zum Erbarmen.» (жалкое зрелище) Michal fasste nach seiner Hand. (взял его за руку) «Hast du Fieber?»(у тебя температура) «Nein», sagte Krabat. «Ich hatte bloß (просто) – einen Traum...» Und dann fügte er hastig hinzu: (поспешно добавил) «Wer von euch hat meinen Namen zuerst (сначала, первым) gerufen? Sagt mir's, ich muss es wissen!» Michal und Juro erklärten sich überfragt, (не знали что и сказать: «вопрос был выше их») darauf hätten sie nicht geachtet. (не обратили внимания) «Aber ein nächstesmal», meinte Juro, «werden wir an den Knöpfen abzählen, (будем тянуть жребий: «считаться по пуговицам») wer dich wecken darf – damit's hinterher (чтобы потом) keinen Zweifel gibt.» Für Krabat stand fest, (было очевидным) dass es Michal gewesen sein musste, der ihn als erster gerufen hatte. Juro, gewiss, war ein braver Bursche, (был хорошим парнем) gutmütig durch und durch, (очень добрым) aber eben ein Dummkopf. (но глуповатым) Tonda konnte nur Michal gemeint haben, (иметь в виду) als sie im Traum miteinander gesprochen hatten. Von nun an (с этих пор) wandte sich Krabat an ihn, (обращался к нему) wann immer er Rat oder Antwort auf eine Frage brauchte. Michal enttäuschte ihn nie, (никогда не разочаровывал его) bereitwillig (охотно) gab er ihm Auskunft (объяснял, «давал справку») in allen Dingen.

123 Tonda blickt ihn nicht an, auch jetzt nicht. «Geh heim», sagt er, «und vertraue dem ersten besten, der dich beim Namen ruft: auf ihn wird Verlass sein. – Und noch eins, bevor ich gehe, ein Letztes! Dass du mein Grab besuchst, ist nicht wichtig. Ich weiß, dass du an mich denkst – das ist wichtiger.» Langsam hebt Tonda die Hand zum Gruße. Dann löst er sich auf in den Nebeln – und ohne den Kopf zu wenden, entschwindet er. «Tonda!» ruft Krabat ihm nach. «Geh nicht fort, Tonda! Geh nicht fort von mir!» Er schreit es aus tiefster Seele – und plötzlich hört er, wie jemand «Krabat!» ruft. – «Aufwachen, Krabat, aufwachen!» Michal und Juro standen an Krabats Pritsche, sie beugten sich über ihn. Krabat wusste nicht, ob er noch träumte oder schon wach war. «Wer hat mich gerufen?» fragte er. «Wir», sagte Juro. «Du hättest dich hören müssen, wie du im Schlaf geschrien hast!» «Ich?» fragte Krabat. «Es war zum Erbarmen.» Michal fasste nach seiner Hand. «Hast du Fieber?» «Nein», sagte Krabat. «Ich hatte bloß – einen Traum...» Und dann fügte er hastig hinzu: «Wer von euch hat meinen Namen zuerst gerufen? Sagt mir's, ich muss es wissen!» Michal und Juro erklärten sich überfragt, darauf hätten sie nicht geachtet. «Aber ein nächstesmal», meinte Juro, «werden wir an den Knöpfen abzählen, wer dich wecken darf – damit's hinterher keinen Zweifel gibt.» Für Krabat stand fest, dass es Michal gewesen sein musste, der ihn als erster gerufen hatte. Juro, gewiss, war ein braver Bursche, gutmütig durch und durch, aber eben ein Dummkopf. Tonda konnte nur Michal gemeint haben, als sie im Traum miteinander gesprochen hatten. Von nun an wandte sich Krabat an ihn, wann immer er Rat oder Antwort auf eine Frage brauchte. Michal enttäuschte ihn nie, bereitwillig gab er ihm Auskunft in allen Dingen.
124 Nur einmal, als Krabat die Rede auf Tonda brachte, (завел разговор о) wies er ihn ab. (осадил его) «Die Toten sind tot», sagte Michal. «Sie werden nicht wieder lebendig, wenn man von ihnen spricht.» Michal war Tonda in manchem ähnlich. (в чем-то похожи) Krabat vermutete, (предполагал) dass er dem neuen Lehrjungen heimlich (тайно) Beistand leistete, (поддерживал) da er ihn hin und wieder (иногда) bei Witko stehen und mit ihm sprechen sah – so wie Tonda vergangenen Winter zuweilen (иногда) mit Krabat gesprochen und ihm geholfen hatte. Auch Juro nahm sich auf seine Weise des Neuen an, (взялся по своему за новичка) indem er ihn ständig (постоянно) zum Essen nötigte. (заставлял) «Iss du nur, Jungchen, iss du nur, was du runterkriegst, (сколько можешь проглотить) dass du groß und stark wirst und Speck auf die Rippen bekommst!» (чтобы та поправился: «чтобы на ребрах появился жир») In der Woche nach Lichtmess (после Сретения) begannen sie mit der Waldarbeit. (работать в лесу) Sechs Burschen, darunter Krabat, sollten die Stämme, (стволы) die sie im Vorjahr (в прошлом году) geschlagen (срубили) und draußen gelagert hatten, (и сложили, складировали снаружи, там) zur Mühle schaffen. (принести к мельнице) Das war bei dem hohen Schnee keine leichte Sache. Um sich zum Holzplatz durchzuschaufeln, (пробраться до деревьев, расчищая дорогу: «места повала»: die Schaufel – /совковая/ лопата) brauchten sie eine volle Woche – und dies, obgleich Michal und Merten dabei waren, die sich gewaltig ins Zeug legten. (которые усердно брались за дело) Andrusch zeigte für solchen Eifer wenig Verständnis. (не понимал такого усердия: «показывал мало понимания») Er tat nur gerade das Allernötigste, (только самую малость, самое необходимое) um sich warmzuhalten. (чтобы не замерзнуть: «оставаться теплым») «Wer bei der Arbeit friert, (мерзнет) ist ein Esel», (осел) erklärte er, «und wer schwitzt (кто потеет) – ein Hornochse.» (настоящий осел, дурак: «рогатый вол»)
124 Nur einmal, als Krabat die Rede auf Tonda brachte, wies er ihn ab. «Die Toten sind tot», sagte Michal. «Sie werden nicht wieder lebendig, wenn man von ihnen spricht.» Michal war Tonda in manchem ähnlich. Krabat vermutete, dass er dem neuen Lehrjungen heimlich Beistand leistete, da er ihn hin und wieder bei Witko stehen und mit ihm sprechen sah – so wie Tonda vergangenen Winter zuweilen mit Krabat gesprochen und ihm geholfen hatte. Auch Juro nahm sich auf seine Weise des Neuen an, indem er ihn ständig zum Essen nötigte. «Iss du nur, Jungchen, iss du nur, was du runterkriegst, dass du groß und stark wirst und Speck auf die Rippen bekommst!» In der Woche nach Lichtmess begannen sie mit der Waldarbeit. Sechs Burschen, darunter Krabat, sollten die Stämme, die sie im Vorjahr geschlagen und draußen gelagert hatten, zur Mühle schaffen. Das war bei dem hohen Schnee keine leichte Sache. Um sich zum Holzplatz durchzuschaufeln, brauchten sie eine volle Woche – und dies, obgleich Michal und Merten dabei waren, die sich gewaltig ins Zeug legten. Andrusch zeigte für solchen Eifer wenig Verständnis. Er tat nur gerade das Allernötigste, um sich warmzuhalten. «Wer bei der Arbeit friert, ist ein Esel», erklärte er, «und wer schwitzt – ein Hornochse.»