Файл: Otfried Preuler Krabat Das erste Jahr(первый год) Die Mhle im Koselbruch (мельница в Козельбрухе).doc
ВУЗ: Не указан
Категория: Не указан
Дисциплина: Не указана
Добавлен: 09.11.2023
Просмотров: 378
Скачиваний: 3
ВНИМАНИЕ! Если данный файл нарушает Ваши авторские права, то обязательно сообщите нам.
das Seil) zu sorgen, für Winde (лебедка: die Winde) und Flaschenzug; (подъемный блок: der Flaschenzug) auch Traghölzer (носилки: das Tragholz) waren herzurichten, (нужно было соорудить) Rollen (ролики: die Rolle) und Hebebäume (рычаги, der Hebebaum) und sonstiges Schirrholz. (и прочие устройства для перемещения) Am Dienstagabend durchflochten (обвязали: flechten – вязать) die Müllerburschen die Speichen des neuen Rades mit einem Laubgebinde, (листьями) und Staschko steckte zum Schluss ein paar Blumen hinein. Er war stolz auf sein Werk, das sollten die anderen ruhig merken. Den Mittwoch begannen sie damit, dass Juro ihnen zum Frühstück Speckkuchen (пирог со шпиком) auftischte. (предложил, сервировал) «Weil ich mir denke: Wenn ihr was Gutes im Bauch habt, werdet ihr besser zupacken. (работать) Also esst euch schön satt – aber überfresst euch nicht!» (не переешьте)
161 Der Meister bestimmte den nächsten Mittwoch zum Tag des Radhubs. Nun hätte er Botschaft an alle Müller im Umkreis senden und sie mit ihren Knappen auf diesen Tag zu sich einladen müssen, wie es der Brauch war. Aber der Müller im Koselbruch hielt nichts von solchen Bräuchen, ihm konnten die Nachbarmüller gestohlen bleiben, er meinte: «Was soll uns das fremde Volk auf der Mühle? Den Radhub schaffen wir auch allein.» Für Staschko, Krabat und Kito blieb bis zum Mittwoch genug zu tun. Das alte Wasserrad musste samt dem Gerinne mit einem starken Balkengerüst überzimmert werden; es war ihre Aufgabe, für das Seilzeug zu sorgen, für Winde und Flaschenzug; auch Traghölzer waren herzurichten, Rollen und Hebebäume und sonstiges Schirrholz. Am Dienstagabend durchflochten die Müllerburschen die Speichen des neuen Rades mit einem Laubgebinde, und Staschko steckte zum Schluss ein paar Blumen hinein. Er war stolz auf sein Werk, das sollten die anderen ruhig merken. Den Mittwoch begannen sie damit, dass Juro ihnen zum Frühstück Speckkuchen auftischte. «Weil ich mir denke: Wenn ihr was Gutes im Bauch habt, werdet ihr besser zupacken. Also esst euch schön satt – aber überfresst euch nicht!»
162 Nach dem Frühstück gingen sie auf den Zimmerplatz, wo der Meister sie schon erwartete. Wie Staschko es ihnen anschaffte, (приказывал) schoben (подсовывали) sie nun die Traghölzer unter dem Rad hindurch, je drei (по трое) auf der einen Seite der Nabe (оси) und drei auf der anderen. «Fertig?» rief Staschko. «Fertig!» riefen der Müller und die Gesellen. «Auf gutes Gelingen also! (с Богом, на удачу) Heeebt – an!» (поодни – май) Sie schleppten das Rad auf den Traghölzern an den Mühlgraben, wo sie es neben dem Balkengerüst auf der Wiese ablegten. (поставили, опустили) «Langsam!» rief Staschko. «Schön sachte, (поосторожнее, помягче) damit es nicht aus den Fugen geht!» (чтобы не вышло из сцеплений) Michal und Merten erkletterten (забрались) das Gerüst, (на помост) sie hängten (подвесили) die Mühlenwelle mit Hilfe des Flaschenzuges und einiger Seile hinter dem alten Wasserrad an den Querbalken (на перекладину) auf. Nun konnten die Burschen mit ihren Stangen und Hebebäumen das Mühlrad über das vordere Ende der Welle herabwuchten, (снять, сдвинуть) aus dem Gerinne heben und wegtragen. Das neue Wasserrad wurde hochgestellt, (установлен, поднят) ans Gerinne gebracht und aufrecht hinabgelassen, (опущен в вертикальном положении) so weit, bis die Nabe auf gleicher Höhe war (на той же высоте) wie die Mühlenwelle. Nun galt es, (нужно было) das Rad mit dem Nabenring auf die Welle zu schieben. (довести: «токать») Staschko schwitzte vor Aufregung. (вспотел от волнения) Er war ins Gerinne hinabgestiegen, (спустился) mit Andrusch zusammen; von dort aus erteilte er seine Befehle. (отдавал приказания)
162 Nach dem Frühstück gingen sie auf den Zimmerplatz, wo der Meister sie schon erwartete. Wie Staschko es ihnen anschaffte, schoben sie nun die Traghölzer unter dem Rad hindurch, je drei auf der einen Seite der Nabe und drei auf der anderen. «Fertig?» rief Staschko. «Fertig!» riefen der Müller und die Gesellen. «Auf gutes Gelingen also! Heeebt – an!» Sie schleppten das Rad auf den Traghölzern an den Mühlgraben, wo sie es neben dem Balkengerüst auf der Wiese ablegten. «Langsam!» rief Staschko. «Schön sachte, damit es nicht aus den Fugen geht!» Michal und Merten erkletterten das Gerüst, sie hängten die Mühlenwelle mit Hilfe des Flaschenzuges und einiger Seile hinter dem alten Wasserrad an den Querbalken auf. Nun konnten die Burschen mit ihren Stangen und Hebebäumen das Mühlrad über das vordere Ende der Welle herabwuchten, aus dem Gerinne heben und wegtragen. Das neue Wasserrad wurde hochgestellt, ans Gerinne gebracht und aufrecht hinabgelassen, so weit, bis die Nabe auf gleicher Höhe war wie die Mühlenwelle. Nun galt es, das Rad mit dem Nabenring auf die Welle zu schieben. Staschko schwitzte vor Aufregung. Er war ins Gerinne hinabgestiegen, mit Andrusch zusammen; von dort aus erteilte er seine Befehle.
163 «Links etwas nachlassen (отпустить) – und dann langsam kommen... Jetzt rechts eine Handbreit (на ширину ладони) tiefer... Und aufpassen, dass ihr es nicht verkantet!» (не перекосите, не опрокиньте) Alles war gut verlaufen bisher – da schlug Andrusch die Hände über dem Kopf zusammen und stieß einen Fluch aus. (выругнулся: «выдавил ругательство») «Sieh hin!» rief er Staschko zu. «Was für Murks (что за халтура: der Murks) ihr gemacht habt!» Er deutete auf das Nabenloch. (отверстие в оси) «Da kriegst du zur Not (в крайнем случае) einen Besenstiel (палку от метлы) durch, (просунешь) aber niemals die Mühlenwelle!» Staschko erschrak, kriegte rote Ohren. Er hatte doch alles sorgfältig (тщательно) und genau vermessen – und trotzdem war nun das Loch in der Nabe zu klein geraten: (получилось) so klein, dass selbst Juro es hätte merken müssen, allein nach dem Augenmaß. (на глаз) «Das... kann ich mir... nicht erklären...», stammelte (запинался) Staschko. «Nein?» fragte Andrusch. «Nein», sagte Staschko. «Ich schon!» (а я могу) meinte Andrusch grinsend. (ухмыляясь) Die anderen hatten längst (уже давно) gemerkt, dass er bloß seinen Scherz trieb (разыгрывает) mit Staschko. Nun schnippte (щелкнул) er mit den Fingern – und augenblicklich (моментально) war alles wieder in Ordnung: das Nabenloch hatte die richtige Größe, und als sie das Rad auf die Welle setzten, passte es haarscharf (точно впору) darauf. Staschko verübelte Andrusch den Schabernack nicht; (не обиделся) er war froh, dass der schwierigste Teil des Radhubes überstanden war. (была позади, пройдена: überstehen – выстоять, вынести) Was noch zu tun blieb, war demgegenüber (по сравнению с этим) ein Kinderspiel. Sie brachten die Mühlenwelle in die gewöhnliche Lage zurück und entfernten (удалили) das Seilzeug. Dann wurde das Rad auf der Welle festgekeilt (закреплен клином) und verzapft. (закреплен шипами) Ein paar Handgriffe (хватка: «взяться два раза») noch, ein paarmal daran herumgeklopft (постучать) – fertig.
163 «Links etwas nachlassen – und dann langsam kommen... Jetzt rechts eine Handbreit tiefer... Und aufpassen, dass ihr es nicht verkantet!» Alles war gut verlaufen bisher – da schlug Andrusch die Hände über dem Kopf zusammen und stieß einen Fluch aus. «Sieh hin!» rief er Staschko zu. «Was für Murks ihr gemacht habt!» Er deutete auf das Nabenloch. «Da kriegst du zur Not einen Besenstiel durch, aber niemals die Mühlenwelle!» Staschko erschrak, kriegte rote Ohren. Er hatte doch alles sorgfältig und genau vermessen – und trotzdem war nun das Loch in der Nabe zu klein geraten: so klein, dass selbst Juro es hätte merken müssen, allein nach dem Augenmaß. «Das... kann ich mir... nicht erklären...», stammelte Staschko. «Nein?» fragte Andrusch. «Nein», sagte Staschko. «Ich schon!» meinte Andrusch grinsend. Die anderen hatten längst gemerkt, dass er bloß seinen Scherz trieb mit Staschko. Nun schnippte er mit den Fingern – und augenblicklich war alles wieder in Ordnung: das Nabenloch hatte die richtige Größe, und als sie das Rad auf die Welle setzten, passte es haarscharf darauf. Staschko verübelte Andrusch den Schabernack nicht; er war froh, dass der schwierigste Teil des Radhubes überstanden war. Was noch zu tun blieb, war demgegenüber ein Kinderspiel. Sie brachten die Mühlenwelle in die gewöhnliche Lage zurück und entfernten das Seilzeug. Dann wurde das Rad auf der Welle festgekeilt und verzapft. Ein paar Handgriffe noch, ein paarmal daran herumgeklopft – fertig.
164 Der Müller hatte beim Radhub geholfen wie alle anderen. Nun erstieg (забрался) er das Balkengerüst, und Juro musste ihm Wein bringen. Aufrecht überm Gerinne stehend, schwenkte (поднял) der Meister die Kanne. Dann trank er den Knappen Bescheid zu, den Rest goss (вылил) er auf das bekränzte (увенчанное венками) Rad hinab. «Erst Wein – und dann Wasser!» rief er. «Lassen wir's anlaufen!» (запускаем) Da öffnete Hanzo die Schleuse, und unter dem Jubel der Müllerburschen setzte das neue Mühlrad sich in Bewegung. (пришло в движение) Nach getaner (сделанной) Arbeit trugen die Knappen den langen Tisch und die Bänke aus der Gesindestube auf den Vorplatz der Mühle, und Lyschko schleppte (притащил) mit Witkos Hilfe den Lehnstuhl (кресло, стул со спинкой: die Lehne der Stuhl) des Meisters herbei, den stellten sie an der Stirnseite (впереди) obenan. Dann wuschen sie sich im Mühlenweiher, und während die Burschen sich feinmachten, (приводили себя в порядок) frische Hemden und saubere Kittel anzogen, traf (совершал) Juro in der Küche die letzten Vorbereitungen für das Festmahl. (последние приготовления для пира) Zur Feier des Radhubes (по случаю поднятия колеса: die Feier – празднование) gab es Braten (жаркое) und Wein. Sie tafelten (пировали: die Tafel – большой /пиршественный/ стол) unter freiem Himmel bis weit in den Abend. (до позднего вечера) Der Meister war redselig (многословным, красноречивым) und bei bester Laune. (в самом хорошем настроении) Er lobte (похвалил) Staschko und dessen Gehilfen für ihre Arbeit und hatte sogar für den dummen Juro ein gutes Wort übrig: (нашел «лишнее» хорошее словечко) dass der Braten vortrefflich (превосходно) sei und der Wein ein Labsal. (наслаждение: «услада, отрада») Er sang mit den Burschen, er spaßte (шутил: der Spaß – шутка) mit ihnen, er forderte sie zum Trinken auf (предлагал, призывал их) und trank selber am meisten.
164 Der Müller hatte beim Radhub geholfen wie alle anderen. Nun erstieg er das Balkengerüst, und Juro musste ihm Wein bringen. Aufrecht überm Gerinne stehend, schwenkte der Meister die Kanne. Dann trank er den Knappen Bescheid zu, den Rest goss er auf das bekränzte Rad hinab. «Erst Wein – und dann Wasser!» rief er. «Lassen wir's anlaufen!» Da öffnete Hanzo die Schleuse, und unter dem Jubel der Müllerburschen setzte das neue Mühlrad sich in Bewegung. Nach getaner Arbeit trugen die Knappen den langen Tisch und die Bänke aus der Gesindestube auf den Vorplatz der Mühle, und Lyschko schleppte mit Witkos Hilfe den Lehnstuhl des Meisters herbei, den stellten sie an der Stirnseite obenan. Dann wuschen sie sich im Mühlenweiher, und während die Burschen sich feinmachten, frische Hemden und saubere Kittel anzogen, traf Juro in der Küche die letzten Vorbereitungen für das Festmahl. Zur Feier des Radhubes gab es Braten und Wein. Sie tafelten unter freiem Himmel bis weit in den Abend. Der Meister war redselig und bei bester Laune. Er lobte Staschko und dessen Gehilfen für ihre Arbeit und hatte sogar für den dummen Juro ein gutes Wort übrig: dass der Braten vortrefflich sei und der Wein ein Labsal. Er sang mit den Burschen, er spaßte mit ihnen, er forderte sie zum Trinken auf und trank selber am meisten.
165 «Lustig!» rief er, «nur lustig, Burschen! Der Neid (зависть) könnte einen zwacken, (охватить: «ущипнуть») wenn man euch sieht – ihr wisst nicht, wie gut ihr's habt!» «Wir?» fragte Andrusch, sich an den Kopf fassend. (хватаясь за голову) «Hört ihr das, Brüder und Mitgesellen – der Meister beneidet uns!» «Weil ihr jung seid.» Der Meister war ernst (серьезный) geworden, aber er blieb es nicht lange; er fing zu erzählen an: von der Zeit, als er selbst noch ein Müllerbursche gewesen war, etwa in Krabats Alter. «Ich hatte da einen guten Freund, wie ihr wissen müsst – der hieß Jirko. Wir haben zusammen gelernt, auf der Mühle in Commerau. Später sind wir dann miteinander losgezogen, (отправились) auf Wanderschaft, kreuz und quer durch die Lausitz, ins Schlesische auch, und nach Böhmen hinüber. Wenn wir zu einem Müller gekommen sind, haben wir immer gefragt, ob er Arbeit für zwei hat, denn einzeln hätten wir nicht erst angefangen, der Jirko und ich. Gemeinsam war's besser und lustiger. Jirko hat immer dafür gesorgt, dass wir was zu lachen hatten. Und arbeiten hat er können – für drei, wenn es sein musste. Und die Mädchen sind hinter uns her (ходили за нами) gewesen, das glaubt ihr nicht!» (да так, что вы и представить себе не можете)
165 «Lustig!» rief er, «nur lustig, Burschen! Der Neid könnte einen zwacken, wenn man euch sieht – ihr wisst nicht, wie gut ihr's habt!» «Wir?» fragte Andrusch, sich an den Kopf fassend. «Hört ihr das, Brüder und Mitgesellen – der Meister beneidet uns!» «Weil ihr jung seid.» Der Meister war ernst geworden, aber er blieb es nicht lange; er fing zu erzählen an: von der Zeit, als er selbst noch ein Müllerbursche gewesen war, etwa in Krabats Alter. «Ich hatte da einen guten Freund, wie ihr wissen müsst – der hieß Jirko. Wir haben zusammen gelernt, auf der Mühle in Commerau. Später sind wir dann miteinander losgezogen, auf Wanderschaft, kreuz und quer durch die Lausitz, ins Schlesische auch, und nach Böhmen hinüber. Wenn wir zu einem Müller gekommen sind, haben wir immer gefragt, ob er Arbeit für zwei hat, denn einzeln hätten wir nicht erst angefangen, der Jirko und ich. Gemeinsam war's besser und lustiger. Jirko hat immer dafür gesorgt, dass wir was zu lachen hatten. Und arbeiten hat er können – für drei, wenn es sein musste. Und die Mädchen sind hinter uns her gewesen, das glaubt ihr nicht!»
166 Der Meister war ins Erzählen gekommen. (разговорился) Ab und an unterbrach er sich, um zu trinken, dann nahm er den Faden auf (возвращался к разговору: «подхватывал нить /разговора/») und erzählte weiter: Wie Jirko und er eines Tages in eine Schwarze Schule geraten waren, (попали) wie sie in sieben Jahren das Zaubern erlernt und nach Ablauf (по истечению) der Lehrzeit aufs neue begonnen hatten, im Lande umherzuwandern. (слоняться, бродить) «Einmal», erzählte der Meister, «sind wir auf einer Mühle im Dienst gewesen, (на службе состояли) unweit von Coswig, da ist eines Tages der Kurfürst mit einer Jagdgesellschaft (со свитой: «с обществом по охоте») vorbeigekommen, (проезжал мимо) die haben da Rast gemacht, (привал) auf der Wiese hinter dem Mühlenweiher, (за прудом) im Schatten der Bäume. Wir Müllerburschen, auch Jirko und ich, haben hinter den Büschen gestanden und ihnen zugeschaut, wie sie getafelt haben. Zwei Diener hatten ein Tischtuch ins Gras gebreitet, (расстелили скатерть) da lagerten (разместились) nun der Kurfürst und seine Jagdgäste außen herum und aßen von silbernen Tellern, was ihnen die Diener vorsetzten: Wachtelpastetchen (перепелиные пирожки, die Wachtel die Pastete – паштет; пирожок) mit Trüffeln, (с трюфелями, die Trüffel) und Wildbret, (c дичью: das Wildbret) und dreierlei Wein dazu – und zum Nachtisch gab's Zuckerzeug, (сладости) alles auf Packpferden (на вьючных лошадях) mitgeführt, in mächtigen Tragkörben. (в больших коробах)
166 Der Meister war ins Erzählen gekommen. Ab und an unterbrach er sich, um zu trinken, dann nahm er den Faden auf und erzählte weiter: Wie Jirko und er eines Tages in eine Schwarze Schule geraten waren, wie sie in sieben Jahren das Zaubern erlernt und nach Ablauf der Lehrzeit aufs neue begonnen hatten, im Lande umherzuwandern. «Einmal», erzählte der Meister, «sind wir auf einer Mühle im Dienst gewesen, unweit von Coswig, da ist eines Tages der Kurfürst mit einer Jagdgesellschaft vorbeigekommen, die haben da Rast gemacht, auf der Wiese hinter dem Mühlenweiher, im Schatten der Bäume. Wir Müllerburschen, auch Jirko und ich, haben hinter den Büschen gestanden und ihnen zugeschaut, wie sie getafelt haben. Zwei Diener hatten ein Tischtuch ins Gras gebreitet, da lagerten nun der Kurfürst und seine Jagdgäste außen herum und aßen von silbernen Tellern, was ihnen die Diener vorsetzten: Wachtelpastetchen mit Trüffeln, und Wildbret, und dreierlei Wein dazu – und zum Nachtisch gab's Zuckerzeug, alles auf Packpferden mitgeführt, in mächtigen Tragkörben.
167 Wie nun der Kurfürst, auch er noch ein junger Mann damals – wie er mit seinen Damen und Herren zu Ende gespeist hat, stößt er zum Zeichen, (в знак того: das Zeichen) dass er nun satt und zufrieden ist, einen lauten Rülpser aus. («издает громкую отрыжку»: ausstoßen) Dann meint er, es sei ihm nach dieser Mahlzeit im Freien so wohl zumute, (хорошо на душе) dass er sich stark fühle wie zwölf Ochsen. Und wie er uns Burschen hinter den Büschen stehen und glotzen (глазеть) sieht, schreit er uns zu, dass ihm jemand ein Hufeisen (подкову: das Hufeisen) bringen soll, aber rasch, sonst zerreißt es ihn (иначе он разорвется, лопнет) noch vor Kraft! (от /переполняющей его/ силы) Nun wussten wir ja, dass der Kurfürst es angeblich (видимо, якобы) fertigbrachte, (мог, ему было под силу) ein Hufeisen mit den Fäusten (руками: die Faust – кулак) entzweizubrechen, (разломить на две части) kricks-kracks in der Mitte durch. Wir konnten uns also denken, wozu er das Eisen haben wollte, und Jirko lief in die Mühle und holte ihm eins aus dem Pferdestall. 'Hier, Euer Allerdurchlauchtigste Gnaden!' (Всесветлейшая Милость) Der Kurfürst packte (схватил) das Eisen an beiden Enden. Die Jägerburschen, die mit den Pferden und Hunden ein wenig abseits (в стороне) lagerten, waren schon aufgesprungen, (подпрыгнули) sie spitzten die Lippen (вытянули губы) und setzten die Hörner an (затрубили в рога) – und im Augenblick, wie der Kurfürst das Hufeisen auseinanderbricht, fangen sie an zu blasen, (трубить) aus voller Lunge, die Backen (щеки) aufgeplustert (раздув) wie Orgelbälge. (как органные меха: der Orgelbalg) Unterm Geschmetter (под звуки: das Geschmetter) der Jagdhörner hält der Kurfürst die beiden Hälften des Hufeisens in die Höhe und zeigt sie herum. Dann fragt er die Herren der Jagdgesellschaft, ob einer von ihnen imstande sei, (в состоянии, сумеет) ihm das nachzumachen. (повторить за ним) Alle verneinen das, nur unsern Jirko sticht wieder einmal der Hafer. (не может угомониться, не стерпел: «его колет овес») Er tritt vor den Kurfürsten hin und behauptet: 'Ich kann, mit Verlaub, (с Вашего изволения) was viel Besseres – nämlich (а именно) das Hufeisen wieder ganzmachen.' (снова соединю)
167 Wie nun der Kurfürst, auch er noch ein junger Mann damals – wie er mit seinen Damen und Herren zu Ende gespeist hat, stößt er zum Zeichen, dass er nun satt und zufrieden ist, einen lauten Rülpser aus. Dann meint er, es sei ihm nach dieser Mahlzeit im Freien so wohl zumute, dass er sich stark fühle wie zwölf Ochsen. Und wie er uns Burschen hinter den Büschen stehen und glotzen sieht, schreit er uns zu, dass ihm jemand ein Hufeisen bringen soll, aber rasch, sonst zerreißt es ihn noch vor Kraft! Nun wussten wir ja, dass der Kurfürst es angeblich fertigbrachte, ein Hufeisen mit den Fäusten entzweizubrechen, kricks-kracks in der Mitte durch. Wir konnten uns also denken, wozu er das Eisen haben wollte, und Jirko lief in die Mühle und holte ihm eins aus dem Pferdestall. 'Hier, Euer Allerdurchlauchtigste Gnaden!' Der Kurfürst packte das Eisen an beiden Enden. Die Jägerburschen, die mit den Pferden und Hunden ein wenig abseits lagerten, waren schon aufgesprungen, sie spitzten die Lippen und setzten die Hörner an – und im Augenblick, wie der Kurfürst das Hufeisen auseinanderbricht, fangen sie an zu blasen, aus voller Lunge, die Backen aufgeplustert wie Orgelbälge. Unterm Geschmetter der Jagdhörner hält der Kurfürst die beiden Hälften des Hufeisens in die Höhe und zeigt sie herum. Dann fragt er die Herren der Jagdgesellschaft, ob einer von ihnen imstande sei, ihm das nachzumachen. Alle verneinen das, nur unsern Jirko sticht wieder einmal der Hafer. Er tritt vor den Kurfürsten hin und behauptet: 'Ich kann, mit Verlaub, was viel Besseres – nämlich das Hufeisen wieder ganzmachen.'
161 Der Meister bestimmte den nächsten Mittwoch zum Tag des Radhubs. Nun hätte er Botschaft an alle Müller im Umkreis senden und sie mit ihren Knappen auf diesen Tag zu sich einladen müssen, wie es der Brauch war. Aber der Müller im Koselbruch hielt nichts von solchen Bräuchen, ihm konnten die Nachbarmüller gestohlen bleiben, er meinte: «Was soll uns das fremde Volk auf der Mühle? Den Radhub schaffen wir auch allein.» Für Staschko, Krabat und Kito blieb bis zum Mittwoch genug zu tun. Das alte Wasserrad musste samt dem Gerinne mit einem starken Balkengerüst überzimmert werden; es war ihre Aufgabe, für das Seilzeug zu sorgen, für Winde und Flaschenzug; auch Traghölzer waren herzurichten, Rollen und Hebebäume und sonstiges Schirrholz. Am Dienstagabend durchflochten die Müllerburschen die Speichen des neuen Rades mit einem Laubgebinde, und Staschko steckte zum Schluss ein paar Blumen hinein. Er war stolz auf sein Werk, das sollten die anderen ruhig merken. Den Mittwoch begannen sie damit, dass Juro ihnen zum Frühstück Speckkuchen auftischte. «Weil ich mir denke: Wenn ihr was Gutes im Bauch habt, werdet ihr besser zupacken. Also esst euch schön satt – aber überfresst euch nicht!»
162 Nach dem Frühstück gingen sie auf den Zimmerplatz, wo der Meister sie schon erwartete. Wie Staschko es ihnen anschaffte, (приказывал) schoben (подсовывали) sie nun die Traghölzer unter dem Rad hindurch, je drei (по трое) auf der einen Seite der Nabe (оси) und drei auf der anderen. «Fertig?» rief Staschko. «Fertig!» riefen der Müller und die Gesellen. «Auf gutes Gelingen also! (с Богом, на удачу) Heeebt – an!» (поодни – май) Sie schleppten das Rad auf den Traghölzern an den Mühlgraben, wo sie es neben dem Balkengerüst auf der Wiese ablegten. (поставили, опустили) «Langsam!» rief Staschko. «Schön sachte, (поосторожнее, помягче) damit es nicht aus den Fugen geht!» (чтобы не вышло из сцеплений) Michal und Merten erkletterten (забрались) das Gerüst, (на помост) sie hängten (подвесили) die Mühlenwelle mit Hilfe des Flaschenzuges und einiger Seile hinter dem alten Wasserrad an den Querbalken (на перекладину) auf. Nun konnten die Burschen mit ihren Stangen und Hebebäumen das Mühlrad über das vordere Ende der Welle herabwuchten, (снять, сдвинуть) aus dem Gerinne heben und wegtragen. Das neue Wasserrad wurde hochgestellt, (установлен, поднят) ans Gerinne gebracht und aufrecht hinabgelassen, (опущен в вертикальном положении) so weit, bis die Nabe auf gleicher Höhe war (на той же высоте) wie die Mühlenwelle. Nun galt es, (нужно было) das Rad mit dem Nabenring auf die Welle zu schieben. (довести: «токать») Staschko schwitzte vor Aufregung. (вспотел от волнения) Er war ins Gerinne hinabgestiegen, (спустился) mit Andrusch zusammen; von dort aus erteilte er seine Befehle. (отдавал приказания)
162 Nach dem Frühstück gingen sie auf den Zimmerplatz, wo der Meister sie schon erwartete. Wie Staschko es ihnen anschaffte, schoben sie nun die Traghölzer unter dem Rad hindurch, je drei auf der einen Seite der Nabe und drei auf der anderen. «Fertig?» rief Staschko. «Fertig!» riefen der Müller und die Gesellen. «Auf gutes Gelingen also! Heeebt – an!» Sie schleppten das Rad auf den Traghölzern an den Mühlgraben, wo sie es neben dem Balkengerüst auf der Wiese ablegten. «Langsam!» rief Staschko. «Schön sachte, damit es nicht aus den Fugen geht!» Michal und Merten erkletterten das Gerüst, sie hängten die Mühlenwelle mit Hilfe des Flaschenzuges und einiger Seile hinter dem alten Wasserrad an den Querbalken auf. Nun konnten die Burschen mit ihren Stangen und Hebebäumen das Mühlrad über das vordere Ende der Welle herabwuchten, aus dem Gerinne heben und wegtragen. Das neue Wasserrad wurde hochgestellt, ans Gerinne gebracht und aufrecht hinabgelassen, so weit, bis die Nabe auf gleicher Höhe war wie die Mühlenwelle. Nun galt es, das Rad mit dem Nabenring auf die Welle zu schieben. Staschko schwitzte vor Aufregung. Er war ins Gerinne hinabgestiegen, mit Andrusch zusammen; von dort aus erteilte er seine Befehle.
163 «Links etwas nachlassen (отпустить) – und dann langsam kommen... Jetzt rechts eine Handbreit (на ширину ладони) tiefer... Und aufpassen, dass ihr es nicht verkantet!» (не перекосите, не опрокиньте) Alles war gut verlaufen bisher – da schlug Andrusch die Hände über dem Kopf zusammen und stieß einen Fluch aus. (выругнулся: «выдавил ругательство») «Sieh hin!» rief er Staschko zu. «Was für Murks (что за халтура: der Murks) ihr gemacht habt!» Er deutete auf das Nabenloch. (отверстие в оси) «Da kriegst du zur Not (в крайнем случае) einen Besenstiel (палку от метлы) durch, (просунешь) aber niemals die Mühlenwelle!» Staschko erschrak, kriegte rote Ohren. Er hatte doch alles sorgfältig (тщательно) und genau vermessen – und trotzdem war nun das Loch in der Nabe zu klein geraten: (получилось) so klein, dass selbst Juro es hätte merken müssen, allein nach dem Augenmaß. (на глаз) «Das... kann ich mir... nicht erklären...», stammelte (запинался) Staschko. «Nein?» fragte Andrusch. «Nein», sagte Staschko. «Ich schon!» (а я могу) meinte Andrusch grinsend. (ухмыляясь) Die anderen hatten längst (уже давно) gemerkt, dass er bloß seinen Scherz trieb (разыгрывает) mit Staschko. Nun schnippte (щелкнул) er mit den Fingern – und augenblicklich (моментально) war alles wieder in Ordnung: das Nabenloch hatte die richtige Größe, und als sie das Rad auf die Welle setzten, passte es haarscharf (точно впору) darauf. Staschko verübelte Andrusch den Schabernack nicht; (не обиделся) er war froh, dass der schwierigste Teil des Radhubes überstanden war. (была позади, пройдена: überstehen – выстоять, вынести) Was noch zu tun blieb, war demgegenüber (по сравнению с этим) ein Kinderspiel. Sie brachten die Mühlenwelle in die gewöhnliche Lage zurück und entfernten (удалили) das Seilzeug. Dann wurde das Rad auf der Welle festgekeilt (закреплен клином) und verzapft. (закреплен шипами) Ein paar Handgriffe (хватка: «взяться два раза») noch, ein paarmal daran herumgeklopft (постучать) – fertig.
163 «Links etwas nachlassen – und dann langsam kommen... Jetzt rechts eine Handbreit tiefer... Und aufpassen, dass ihr es nicht verkantet!» Alles war gut verlaufen bisher – da schlug Andrusch die Hände über dem Kopf zusammen und stieß einen Fluch aus. «Sieh hin!» rief er Staschko zu. «Was für Murks ihr gemacht habt!» Er deutete auf das Nabenloch. «Da kriegst du zur Not einen Besenstiel durch, aber niemals die Mühlenwelle!» Staschko erschrak, kriegte rote Ohren. Er hatte doch alles sorgfältig und genau vermessen – und trotzdem war nun das Loch in der Nabe zu klein geraten: so klein, dass selbst Juro es hätte merken müssen, allein nach dem Augenmaß. «Das... kann ich mir... nicht erklären...», stammelte Staschko. «Nein?» fragte Andrusch. «Nein», sagte Staschko. «Ich schon!» meinte Andrusch grinsend. Die anderen hatten längst gemerkt, dass er bloß seinen Scherz trieb mit Staschko. Nun schnippte er mit den Fingern – und augenblicklich war alles wieder in Ordnung: das Nabenloch hatte die richtige Größe, und als sie das Rad auf die Welle setzten, passte es haarscharf darauf. Staschko verübelte Andrusch den Schabernack nicht; er war froh, dass der schwierigste Teil des Radhubes überstanden war. Was noch zu tun blieb, war demgegenüber ein Kinderspiel. Sie brachten die Mühlenwelle in die gewöhnliche Lage zurück und entfernten das Seilzeug. Dann wurde das Rad auf der Welle festgekeilt und verzapft. Ein paar Handgriffe noch, ein paarmal daran herumgeklopft – fertig.
164 Der Müller hatte beim Radhub geholfen wie alle anderen. Nun erstieg (забрался) er das Balkengerüst, und Juro musste ihm Wein bringen. Aufrecht überm Gerinne stehend, schwenkte (поднял) der Meister die Kanne. Dann trank er den Knappen Bescheid zu, den Rest goss (вылил) er auf das bekränzte (увенчанное венками) Rad hinab. «Erst Wein – und dann Wasser!» rief er. «Lassen wir's anlaufen!» (запускаем) Da öffnete Hanzo die Schleuse, und unter dem Jubel der Müllerburschen setzte das neue Mühlrad sich in Bewegung. (пришло в движение) Nach getaner (сделанной) Arbeit trugen die Knappen den langen Tisch und die Bänke aus der Gesindestube auf den Vorplatz der Mühle, und Lyschko schleppte (притащил) mit Witkos Hilfe den Lehnstuhl (кресло, стул со спинкой: die Lehne der Stuhl) des Meisters herbei, den stellten sie an der Stirnseite (впереди) obenan. Dann wuschen sie sich im Mühlenweiher, und während die Burschen sich feinmachten, (приводили себя в порядок) frische Hemden und saubere Kittel anzogen, traf (совершал) Juro in der Küche die letzten Vorbereitungen für das Festmahl. (последние приготовления для пира) Zur Feier des Radhubes (по случаю поднятия колеса: die Feier – празднование) gab es Braten (жаркое) und Wein. Sie tafelten (пировали: die Tafel – большой /пиршественный/ стол) unter freiem Himmel bis weit in den Abend. (до позднего вечера) Der Meister war redselig (многословным, красноречивым) und bei bester Laune. (в самом хорошем настроении) Er lobte (похвалил) Staschko und dessen Gehilfen für ihre Arbeit und hatte sogar für den dummen Juro ein gutes Wort übrig: (нашел «лишнее» хорошее словечко) dass der Braten vortrefflich (превосходно) sei und der Wein ein Labsal. (наслаждение: «услада, отрада») Er sang mit den Burschen, er spaßte (шутил: der Spaß – шутка) mit ihnen, er forderte sie zum Trinken auf (предлагал, призывал их) und trank selber am meisten.
164 Der Müller hatte beim Radhub geholfen wie alle anderen. Nun erstieg er das Balkengerüst, und Juro musste ihm Wein bringen. Aufrecht überm Gerinne stehend, schwenkte der Meister die Kanne. Dann trank er den Knappen Bescheid zu, den Rest goss er auf das bekränzte Rad hinab. «Erst Wein – und dann Wasser!» rief er. «Lassen wir's anlaufen!» Da öffnete Hanzo die Schleuse, und unter dem Jubel der Müllerburschen setzte das neue Mühlrad sich in Bewegung. Nach getaner Arbeit trugen die Knappen den langen Tisch und die Bänke aus der Gesindestube auf den Vorplatz der Mühle, und Lyschko schleppte mit Witkos Hilfe den Lehnstuhl des Meisters herbei, den stellten sie an der Stirnseite obenan. Dann wuschen sie sich im Mühlenweiher, und während die Burschen sich feinmachten, frische Hemden und saubere Kittel anzogen, traf Juro in der Küche die letzten Vorbereitungen für das Festmahl. Zur Feier des Radhubes gab es Braten und Wein. Sie tafelten unter freiem Himmel bis weit in den Abend. Der Meister war redselig und bei bester Laune. Er lobte Staschko und dessen Gehilfen für ihre Arbeit und hatte sogar für den dummen Juro ein gutes Wort übrig: dass der Braten vortrefflich sei und der Wein ein Labsal. Er sang mit den Burschen, er spaßte mit ihnen, er forderte sie zum Trinken auf und trank selber am meisten.
165 «Lustig!» rief er, «nur lustig, Burschen! Der Neid (зависть) könnte einen zwacken, (охватить: «ущипнуть») wenn man euch sieht – ihr wisst nicht, wie gut ihr's habt!» «Wir?» fragte Andrusch, sich an den Kopf fassend. (хватаясь за голову) «Hört ihr das, Brüder und Mitgesellen – der Meister beneidet uns!» «Weil ihr jung seid.» Der Meister war ernst (серьезный) geworden, aber er blieb es nicht lange; er fing zu erzählen an: von der Zeit, als er selbst noch ein Müllerbursche gewesen war, etwa in Krabats Alter. «Ich hatte da einen guten Freund, wie ihr wissen müsst – der hieß Jirko. Wir haben zusammen gelernt, auf der Mühle in Commerau. Später sind wir dann miteinander losgezogen, (отправились) auf Wanderschaft, kreuz und quer durch die Lausitz, ins Schlesische auch, und nach Böhmen hinüber. Wenn wir zu einem Müller gekommen sind, haben wir immer gefragt, ob er Arbeit für zwei hat, denn einzeln hätten wir nicht erst angefangen, der Jirko und ich. Gemeinsam war's besser und lustiger. Jirko hat immer dafür gesorgt, dass wir was zu lachen hatten. Und arbeiten hat er können – für drei, wenn es sein musste. Und die Mädchen sind hinter uns her (ходили за нами) gewesen, das glaubt ihr nicht!» (да так, что вы и представить себе не можете)
165 «Lustig!» rief er, «nur lustig, Burschen! Der Neid könnte einen zwacken, wenn man euch sieht – ihr wisst nicht, wie gut ihr's habt!» «Wir?» fragte Andrusch, sich an den Kopf fassend. «Hört ihr das, Brüder und Mitgesellen – der Meister beneidet uns!» «Weil ihr jung seid.» Der Meister war ernst geworden, aber er blieb es nicht lange; er fing zu erzählen an: von der Zeit, als er selbst noch ein Müllerbursche gewesen war, etwa in Krabats Alter. «Ich hatte da einen guten Freund, wie ihr wissen müsst – der hieß Jirko. Wir haben zusammen gelernt, auf der Mühle in Commerau. Später sind wir dann miteinander losgezogen, auf Wanderschaft, kreuz und quer durch die Lausitz, ins Schlesische auch, und nach Böhmen hinüber. Wenn wir zu einem Müller gekommen sind, haben wir immer gefragt, ob er Arbeit für zwei hat, denn einzeln hätten wir nicht erst angefangen, der Jirko und ich. Gemeinsam war's besser und lustiger. Jirko hat immer dafür gesorgt, dass wir was zu lachen hatten. Und arbeiten hat er können – für drei, wenn es sein musste. Und die Mädchen sind hinter uns her gewesen, das glaubt ihr nicht!»
166 Der Meister war ins Erzählen gekommen. (разговорился) Ab und an unterbrach er sich, um zu trinken, dann nahm er den Faden auf (возвращался к разговору: «подхватывал нить /разговора/») und erzählte weiter: Wie Jirko und er eines Tages in eine Schwarze Schule geraten waren, (попали) wie sie in sieben Jahren das Zaubern erlernt und nach Ablauf (по истечению) der Lehrzeit aufs neue begonnen hatten, im Lande umherzuwandern. (слоняться, бродить) «Einmal», erzählte der Meister, «sind wir auf einer Mühle im Dienst gewesen, (на службе состояли) unweit von Coswig, da ist eines Tages der Kurfürst mit einer Jagdgesellschaft (со свитой: «с обществом по охоте») vorbeigekommen, (проезжал мимо) die haben da Rast gemacht, (привал) auf der Wiese hinter dem Mühlenweiher, (за прудом) im Schatten der Bäume. Wir Müllerburschen, auch Jirko und ich, haben hinter den Büschen gestanden und ihnen zugeschaut, wie sie getafelt haben. Zwei Diener hatten ein Tischtuch ins Gras gebreitet, (расстелили скатерть) da lagerten (разместились) nun der Kurfürst und seine Jagdgäste außen herum und aßen von silbernen Tellern, was ihnen die Diener vorsetzten: Wachtelpastetchen (перепелиные пирожки, die Wachtel die Pastete – паштет; пирожок) mit Trüffeln, (с трюфелями, die Trüffel) und Wildbret, (c дичью: das Wildbret) und dreierlei Wein dazu – und zum Nachtisch gab's Zuckerzeug, (сладости) alles auf Packpferden (на вьючных лошадях) mitgeführt, in mächtigen Tragkörben. (в больших коробах)
166 Der Meister war ins Erzählen gekommen. Ab und an unterbrach er sich, um zu trinken, dann nahm er den Faden auf und erzählte weiter: Wie Jirko und er eines Tages in eine Schwarze Schule geraten waren, wie sie in sieben Jahren das Zaubern erlernt und nach Ablauf der Lehrzeit aufs neue begonnen hatten, im Lande umherzuwandern. «Einmal», erzählte der Meister, «sind wir auf einer Mühle im Dienst gewesen, unweit von Coswig, da ist eines Tages der Kurfürst mit einer Jagdgesellschaft vorbeigekommen, die haben da Rast gemacht, auf der Wiese hinter dem Mühlenweiher, im Schatten der Bäume. Wir Müllerburschen, auch Jirko und ich, haben hinter den Büschen gestanden und ihnen zugeschaut, wie sie getafelt haben. Zwei Diener hatten ein Tischtuch ins Gras gebreitet, da lagerten nun der Kurfürst und seine Jagdgäste außen herum und aßen von silbernen Tellern, was ihnen die Diener vorsetzten: Wachtelpastetchen mit Trüffeln, und Wildbret, und dreierlei Wein dazu – und zum Nachtisch gab's Zuckerzeug, alles auf Packpferden mitgeführt, in mächtigen Tragkörben.
167 Wie nun der Kurfürst, auch er noch ein junger Mann damals – wie er mit seinen Damen und Herren zu Ende gespeist hat, stößt er zum Zeichen, (в знак того: das Zeichen) dass er nun satt und zufrieden ist, einen lauten Rülpser aus. («издает громкую отрыжку»: ausstoßen) Dann meint er, es sei ihm nach dieser Mahlzeit im Freien so wohl zumute, (хорошо на душе) dass er sich stark fühle wie zwölf Ochsen. Und wie er uns Burschen hinter den Büschen stehen und glotzen (глазеть) sieht, schreit er uns zu, dass ihm jemand ein Hufeisen (подкову: das Hufeisen) bringen soll, aber rasch, sonst zerreißt es ihn (иначе он разорвется, лопнет) noch vor Kraft! (от /переполняющей его/ силы) Nun wussten wir ja, dass der Kurfürst es angeblich (видимо, якобы) fertigbrachte, (мог, ему было под силу) ein Hufeisen mit den Fäusten (руками: die Faust – кулак) entzweizubrechen, (разломить на две части) kricks-kracks in der Mitte durch. Wir konnten uns also denken, wozu er das Eisen haben wollte, und Jirko lief in die Mühle und holte ihm eins aus dem Pferdestall. 'Hier, Euer Allerdurchlauchtigste Gnaden!' (Всесветлейшая Милость) Der Kurfürst packte (схватил) das Eisen an beiden Enden. Die Jägerburschen, die mit den Pferden und Hunden ein wenig abseits (в стороне) lagerten, waren schon aufgesprungen, (подпрыгнули) sie spitzten die Lippen (вытянули губы) und setzten die Hörner an (затрубили в рога) – und im Augenblick, wie der Kurfürst das Hufeisen auseinanderbricht, fangen sie an zu blasen, (трубить) aus voller Lunge, die Backen (щеки) aufgeplustert (раздув) wie Orgelbälge. (как органные меха: der Orgelbalg) Unterm Geschmetter (под звуки: das Geschmetter) der Jagdhörner hält der Kurfürst die beiden Hälften des Hufeisens in die Höhe und zeigt sie herum. Dann fragt er die Herren der Jagdgesellschaft, ob einer von ihnen imstande sei, (в состоянии, сумеет) ihm das nachzumachen. (повторить за ним) Alle verneinen das, nur unsern Jirko sticht wieder einmal der Hafer. (не может угомониться, не стерпел: «его колет овес») Er tritt vor den Kurfürsten hin und behauptet: 'Ich kann, mit Verlaub, (с Вашего изволения) was viel Besseres – nämlich (а именно) das Hufeisen wieder ganzmachen.' (снова соединю)
167 Wie nun der Kurfürst, auch er noch ein junger Mann damals – wie er mit seinen Damen und Herren zu Ende gespeist hat, stößt er zum Zeichen, dass er nun satt und zufrieden ist, einen lauten Rülpser aus. Dann meint er, es sei ihm nach dieser Mahlzeit im Freien so wohl zumute, dass er sich stark fühle wie zwölf Ochsen. Und wie er uns Burschen hinter den Büschen stehen und glotzen sieht, schreit er uns zu, dass ihm jemand ein Hufeisen bringen soll, aber rasch, sonst zerreißt es ihn noch vor Kraft! Nun wussten wir ja, dass der Kurfürst es angeblich fertigbrachte, ein Hufeisen mit den Fäusten entzweizubrechen, kricks-kracks in der Mitte durch. Wir konnten uns also denken, wozu er das Eisen haben wollte, und Jirko lief in die Mühle und holte ihm eins aus dem Pferdestall. 'Hier, Euer Allerdurchlauchtigste Gnaden!' Der Kurfürst packte das Eisen an beiden Enden. Die Jägerburschen, die mit den Pferden und Hunden ein wenig abseits lagerten, waren schon aufgesprungen, sie spitzten die Lippen und setzten die Hörner an – und im Augenblick, wie der Kurfürst das Hufeisen auseinanderbricht, fangen sie an zu blasen, aus voller Lunge, die Backen aufgeplustert wie Orgelbälge. Unterm Geschmetter der Jagdhörner hält der Kurfürst die beiden Hälften des Hufeisens in die Höhe und zeigt sie herum. Dann fragt er die Herren der Jagdgesellschaft, ob einer von ihnen imstande sei, ihm das nachzumachen. Alle verneinen das, nur unsern Jirko sticht wieder einmal der Hafer. Er tritt vor den Kurfürsten hin und behauptet: 'Ich kann, mit Verlaub, was viel Besseres – nämlich das Hufeisen wieder ganzmachen.'