Файл: Otfried Preuler Krabat Das erste Jahr(первый год) Die Mhle im Koselbruch (мельница в Козельбрухе).doc
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der Hagel – град) Schnabelhiebe und Sporenschläge auf beiden Seiten, sie setzten sich mit den Flügeln zur Wehr, (защищались: die Wehr – защита) dass die Federn stoben, (так что перья летели, разлетались) sie schrien, sie kreischten.
174 Dort, wo die rote Maus sich geduckt hatte, duckte sich nun ein roter Kater, zum Sprung bereit. Augenblicklich verwandelte auch die schwarze Maus sich in einen Kater, schwarz und einäugig. Fauchend, mit drohend gezückten Krallen gingen die zwei aufeinander los. Tatzenhieb, Biß und Tatzenhieb! Der rote Kater hatte es auf das eine Auge des schwarzen abgesehen. Kreischend stürzte er auf ihn zu. Es fehlte nicht viel, da hätte er ihm das Auge ausgekratzt. Diesmal war es der Meister, der mit den Fingern schnalzte. Da saß an der Stelle des schwarzen Katers plötzlich ein schwarzer Gockel. Flügelschlagend, mit Schnabel und Klauen wütend um sich hackend, griff er an, dass der rote Kater entsetzt zurückwich – aber nicht weit, denn nun schnalzte der Müllerbursch mit den Fingern. Zwei Hähne, ein schwarzer, ein roter, standen sich auf dem Tisch gegenüber, den Kamm geschwollen, die Federn gesträubt. Draußen ging das Gewitter nieder, die Mühlknappen achteten nicht darauf. Zwischen den Gockeln entbrannte ein wilder Kampf. Jäh aufflatternd, prallten sie gegeneinander. Es hagelte Schnabelhiebe und Sporenschläge auf beiden Seiten, sie setzten sich mit den Flügeln zur Wehr, dass die Federn stoben, sie schrien, sie kreischten.
175 Schließlich gelang es (удалось) dem roten Gockel, sich auf den Rücken des schwarzen zu schwingen. (вскочить) Er krallte sich im Gefieder des Gegners fest, (вцепился в перья противника) er rupfte (дергал) ihn unbarmherzig, (немилосердно) er hackte in blinder Wut (в слепой ярости) mit dem Schnabel zu (долбил) – bis der Schwarze die Flucht ergriff. (пустился наутек: die Flucht – бегство) Der rote Gockel verfolgte (преследовал) ihn durch die halbe Mühle, er jagte ihn (гнал) in den Koselbruch. Ein letzter, gewaltiger Blitz flammte auf, (вспыхнул) dann ein Donner wie tausend Paukenschläge (удар в литавры: der Paukenschlag) – und Stille für diesmal, und nur noch der Regen, der vor den Fenstern niederrauschte. (шумел за окнами) «Du hast», sprach der fremde Bursche, «den Zweikampf (поединок) verloren, (проиграл: verlieren) Müller am Schwarzen Wasser. Nun rasch, ich bin hungrig – trag mir zu essen auf (принеси) und vergiss auch den Wein nicht!» Der Meister, kalkweiß im Gesicht, (мертвенно-бледный лицом: der Kalk – известь) erhob sich aus seinem Sessel. Eigenhändig (собственноручно) trug er dem fremden Wandergesellen Brot und Schinken (ветчину) auf, Rauchfleisch (копченое мясо) und Käse, Gurken und Essigzwiebeln. (маринованный лук: «лук в уксусе») Dann brachte er aus dem Keller einen Krug (жбан) Rotwein herauf. «Zu sauer», (слишком кислое) meinte der Fremde, nachdem er davon gekostet hatte. (после того, как отпробовал его) «Hol mir was aus dem kleinen Fass, (принеси мне из маленькой бочки) das rechts hinten im Eck steht! (вон там справа в углу) Du hast es dir für besondere Anlässe (для особых случаев: der Anlass, anlässlich) aufgehoben (приберег, отложил) – dies ist ein besonderer Anlass.»
175 Schließlich gelang es dem roten Gockel, sich auf den Rücken des schwarzen zu schwingen. Er krallte sich im Gefieder des Gegners fest, er rupfte ihn unbarmherzig, er hackte in blinder Wut mit dem Schnabel zu – bis der Schwarze die Flucht ergriff. Der rote Gockel verfolgte ihn durch die halbe Mühle, er jagte ihn in den Koselbruch. Ein letzter, gewaltiger Blitz flammte auf, dann ein Donner wie tausend Paukenschläge – und Stille für diesmal, und nur noch der Regen, der vor den Fenstern niederrauschte. «Du hast», sprach der fremde Bursche, «den Zweikampf verloren, Müller am Schwarzen Wasser. Nun rasch, ich bin hungrig – trag mir zu essen auf und vergiss auch den Wein nicht!» Der Meister, kalkweiß im Gesicht, erhob sich aus seinem Sessel. Eigenhändig trug er dem fremden Wandergesellen Brot und Schinken auf, Rauchfleisch und Käse, Gurken und Essigzwiebeln. Dann brachte er aus dem Keller einen Krug Rotwein herauf. «Zu sauer», meinte der Fremde, nachdem er davon gekostet hatte. «Hol mir was aus dem kleinen Fass, das rechts hinten im Eck steht! Du hast es dir für besondere Anlässe aufgehoben – dies ist ein besonderer Anlass.»
176 Der Meister fügte sich zähneknirschend. (послушался, скрипя зубами) Er hatte den Zweikampf verloren, er musste kuschen. (слушаться: kuschen – ложиться /о собаке/, не пикнуть) Der Fremde verzehrte (кушал) in aller Ruhe das Mahl, (еду) der Meister und die Gesellen schauten ihm dabei zu. Sie standen wie angewurzelt (как вкопанные: «как укоренившиеся»: die Wurzel – корень) an ihren Plätzen und kamen mit ihren Blicken nicht los von ihm. (не могли оторвать глаз) Endlich schob (отодвинул) er den Teller weg, wischte (вытер) sich mit dem Ärmel (рукавом) die Lippen und meinte: «Ah, das hat gut geschmeckt – und schön reichlich (обильно) ist's auch gewesen... Zum Wohlsein, Brüder!» Er schwenkte den Becher (бокал) und trank den Gesellen zu. «Du aber», riet er dem Meister, «solltest in Zukunft (в будущем) genauer hinsehen, ehe (прежде чем) du einem Fremden die Tür weist – das lass dir von Pumphutt gesagt sein!» (ты уж послушай Пумпхута) Damit erhob er sich, griff nach Handbeil und Reisebündel und ging aus der Mühle. Krabat und die Gesellen drängten ihm nach, (поспешили за ним) den Meister allein zurücklassend. (оставив) Draußen hatte sich das Gewitter verzogen, (закончилась) die Sonne stand über dem dampfenden Koselbruch, die Luft schmeckte frisch wie Brunnenwasser. (как колодезная вода) Pumphutt ging seines Weges, ohne sich umzublicken. Quer durch die nassen Wiesen schritt er dem Wald zu und pfiff sich eins. Ein paarmal blinkte sein goldener Ohrring auf in der Sonne. «Hab ich's euch nicht gesagt?» meinte Andrusch. «Wer es mit Pumphutt zu tun kriegt, (встречается, имеет дело) merkt immer erst hinterher, (лишь потом) dass es ihm besser bekommen wäre, hätte er's gleich (сразу) gemerkt...»
176 Der Meister fügte sich zähneknirschend. Er hatte den Zweikampf verloren, er musste kuschen. Der Fremde verzehrte in aller Ruhe das Mahl, der Meister und die Gesellen schauten ihm dabei zu. Sie standen wie angewurzelt an ihren Plätzen und kamen mit ihren Blicken nicht los von ihm. Endlich schob er den Teller weg, wischte sich mit dem Ärmel die Lippen und meinte: «Ah, das hat gut geschmeckt – und schön reichlich ist's auch gewesen... Zum Wohlsein, Brüder!» Er schwenkte den Becher und trank den Gesellen zu. «Du aber», riet er dem Meister, «solltest in Zukunft genauer hinsehen, ehe du einem Fremden die Tür weist – das lass dir von Pumphutt gesagt sein!» Damit erhob er sich, griff nach Handbeil und Reisebündel und ging aus der Mühle. Krabat und die Gesellen drängten ihm nach, den Meister allein zurücklassend. Draußen hatte sich das Gewitter verzogen, die Sonne stand über dem dampfenden Koselbruch, die Luft schmeckte frisch wie Brunnenwasser. Pumphutt ging seines Weges, ohne sich umzublicken. Quer durch die nassen Wiesen schritt er dem Wald zu und pfiff sich eins. Ein paarmal blinkte sein goldener Ohrring auf in der Sonne. «Hab ich's euch nicht gesagt?» meinte Andrusch. «Wer es mit Pumphutt zu tun kriegt, merkt immer erst hinterher, dass es ihm besser bekommen wäre, hätte er's gleich gemerkt...»
177 Drei Tage und Nächte lang schloss der Müller sich in der Schwarzen Kammer ein. (уединился, заперся) Die Mühlknappen schlichen (прокрадывались: schleichen) auf Zehenspitzen (на цыпочках) durchs Haus. Sie waren dabeigewesen, (присутствовали) als Pumphutt den Meister im Zauberkampf überwunden hatte; (преодолел, одержал победу) sie konnten sich ausrechnen, (вычислить, предвидеть) dass ihnen schlechte Zeiten bevorstanden. (предстояли) Am Abend des vierten Tages war es soweit. (наступил этот момент) Der Meister erschien unterm Abendbrot (после ужина, к концу ужина) in der Gesindestube und holte sie von den Schüsseln weg. (отвлек) «An die Arbeit!» Er musste getrunken haben, sie rochen (унюхали: riechen) es gegen den Wind. Hohlwangig (осунувшийся: hohl – пустой die Wange – щека) stand er vor ihnen, bleich wie der Tod, (бледный, как смерть) das Gesicht voll Bartstoppeln. (в щетине: der Bart – борода, die Stoppeln – щетина) «Seid ihr noch nicht in der Mahlstube, muss ich euch Beine machen? (вам что, ноги приделать) Los, (давайте) lasst die Mühle anlaufen, (запускайте) schüttet Korn auf! Wir mahlen auf allen Gängen (всеми жерновами) – und wehe (и не поздоровится) euch, wenn mir (мне тут) einer trödelt!» (бродить без дела) Die ganze Nacht lang mussten die Burschen sich in der Mühle abrackern. (надрываться) Unbarmherzig trieb sie der Meister zur Eile an. (подстегивал: treiben – гнать; die Eile – спешка) Schreiend und fluchend jagte er sie umher, (гонял) stieß Verwünschungen aus, (выкрикивал проклятия) drohte Strafen an, (угрожал наказаниями) ließ sie kaum zur Besinnung kommen. (не давал отдышаться: die Besinnung – сознание, память, чувство) Es gab keine Pause während der ganzen Nacht, keinen Augenblick zum Verschnaufen. (дух перевести) Als endlich der Morgen graute, waren die Burschen zum Umfallen müde. (с ног валились от усталости) Sie kamen sich vor, als habe man ihnen die Knochen im Leib mit Knüppeln zerschlagen, (им казалось, будто им кости в теле дубинками разбили) und keiner, der nicht nach Atem rang. (не задыхался: «бороться за дыхание»; der Atem, ringen) Der Meister schickte sie auf die Pritschen, sie sollten sich ausruhen.
177 Drei Tage und Nächte lang schloss der Müller sich in der Schwarzen Kammer ein. Die Mühlknappen schlichen auf Zehenspitzen durchs Haus. Sie waren dabeigewesen, als Pumphutt den Meister im Zauberkampf überwunden hatte; sie konnten sich ausrechnen, dass ihnen schlechte Zeiten bevorstanden. Am Abend des vierten Tages war es soweit. Der Meister erschien unterm Abendbrot in der Gesindestube und holte sie von den Schüsseln weg. «An die Arbeit!» Er musste getrunken haben, sie rochen es gegen den Wind. Hohlwangig stand er vor ihnen, bleich wie der Tod, das Gesicht voll Bartstoppeln. «Seid ihr noch nicht in der Mahlstube, muss ich euch Beine machen? Los, lasst die Mühle anlaufen, schüttet Korn auf! Wir mahlen auf allen Gängen – und wehe euch, wenn mir einer trödelt!» Die ganze Nacht lang mussten die Burschen sich in der Mühle abrackern. Unbarmherzig trieb sie der Meister zur Eile an. Schreiend und fluchend jagte er sie umher, stieß Verwünschungen aus, drohte Strafen an, ließ sie kaum zur Besinnung kommen. Es gab keine Pause während der ganzen Nacht, keinen Augenblick zum Verschnaufen. Als endlich der Morgen graute, waren die Burschen zum Umfallen müde. Sie kamen sich vor, als habe man ihnen die Knochen im Leib mit Knüppeln zerschlagen, und keiner, der nicht nach Atem rang. Der Meister schickte sie auf die Pritschen, sie sollten sich ausruhen.
178 Tagsüber ließ er sie völlig in Frieden, (оставил в покое) aber am Abend fing alles wieder von vorne an. (начиналось сначала) So ging das nun Nacht für Nacht. Wenn es dunkelte, (стемнело) trieb der Meister sie in die Mahlstube, und dann mussten sie schuften, (вкалывать) beschimpft (обруганные) und verhöhnt (униженные: der Hohn – насмешка) und herumgehetzt (замотанные) bis zum Morgengrauen des neuen Tages. Nur in den Nächten von Freitag auf Samstag brauchten sie nicht zu arbeiten, weil der Unterricht an den Freitagabenden weiterhin stattfand. (состоялся, проводился: stattfinden) Bloß waren die Burschen so müde, dass sie sich, wenn sie in Rabengestalt auf der Stange hockten, kaum wachzuhalten (бодрствовать) vermochten, (могли, были в состоянии) und manche schliefen sogar vor Erschöpfung ein. (засыпали от изнурения) Der Meister scherte sich nicht darum. (Мастера это не волновало, ему было наплевать) Was und wie viel sie lernten, war ihre Sache. Nur einmal, als Witko im Schlaf von der Stange plumpste, (шлепнулся) konnte er nicht umhin, (не мог не) ihn zu tadeln. (ругать, порицать) Von allen Burschen war Witko am schlimmsten dran, (хуже всего приходилось) weil er noch im Wachsen war. (еще рос, был в процессе роста) Ihm setzte die nächtliche Arbeit am meisten zu. (донимала) Michal und Merten versuchten zwar, sich des Jungen anzunehmen; (заняться им, помочь ему) auch Hanzo, Krabat und Staschko gingen ihm, wo es sich machen ließ, (где это было возможно) bei der Arbeit zur Hand (помогали: jmdm zur Hand gehen) – doch der Meister war überall, und dem Blick seines einen Auges entging (не уходило от его взгляда) nur wenig. Von Pumphutt war niemals die Rede. Trotzdem wussten die Burschen, dass sie der Meister bestrafte, weil sie bei seiner Niederlage (поражении) zugegen gewesen waren. (присутствовали) So ging das nun wochenlang bis zur ersten Neumondnacht im September. Der mit der Hahnenfeder kam vorgefahren wie immer, die Burschen machten sich an die Arbeit, der Meister erklomm (забирался: erklimmen) den Kutschbock. Er griff sich die Peitsche, er ließ sie schnalzen. Schweigend rannten die Knappen mit ihren Säcken vom Wagen zur Mahlstube, kippten (переворачивали) das Zeug in die Schütte des Toten Ganges und eilten zurück zum Wagen.
178 Tagsüber ließ er sie völlig in Frieden, aber am Abend fing alles wieder von vorne an. So ging das nun Nacht für Nacht. Wenn es dunkelte, trieb der Meister sie in die Mahlstube, und dann mussten sie schuften, beschimpft und verhöhnt und herumgehetzt bis zum Morgengrauen des neuen Tages. Nur in den Nächten von Freitag auf Samstag brauchten sie nicht zu arbeiten, weil der Unterricht an den Freitagabenden weiterhin stattfand. Bloß waren die Burschen so müde, dass sie sich, wenn sie in Rabengestalt auf der Stange hockten, kaum wachzuhalten vermochten, und manche schliefen sogar vor Erschöpfung ein. Der Meister scherte sich nicht darum. Was und wie viel sie lernten, war ihre Sache. Nur einmal, als Witko im Schlaf von der Stange plumpste, konnte er nicht umhin, ihn zu tadeln. Von allen Burschen war Witko am schlimmsten dran, weil er noch im Wachsen war. Ihm setzte die nächtliche Arbeit am meisten zu. Michal und Merten versuchten zwar, sich des Jungen anzunehmen; auch Hanzo, Krabat und Staschko gingen ihm, wo es sich machen ließ, bei der Arbeit zur Hand – doch der Meister war überall, und dem Blick seines einen Auges entging nur wenig. Von Pumphutt war niemals die Rede. Trotzdem wussten die Burschen, dass sie der Meister bestrafte, weil sie bei seiner Niederlage zugegen gewesen waren. So ging das nun wochenlang bis zur ersten Neumondnacht im September. Der mit der Hahnenfeder kam vorgefahren wie immer, die Burschen machten sich an die Arbeit, der Meister erklomm den Kutschbock. Er griff sich die Peitsche, er ließ sie schnalzen. Schweigend rannten die Knappen mit ihren Säcken vom Wagen zur Mahlstube, kippten das Zeug in die Schütte des Toten Ganges und eilten zurück zum Wagen.
179 Alles lief ab, (протекало, проходило) wie es stets in den Neumondnächten zu laufen pflegte, um einiges mühsamer (с большими усилиями) freilich (впрочем) – und später dann, um die Wende (при наступлении: «повороте, на рубеже») der zweiten Morgenstunde, geschah es, dass Witko nicht weiterkonnte. Beladen mit einem der letzten Säcke, begann er zu torkeln (шататься) und brach zusammen, (свалился) auf halbem Weg zwischen Fuhrwerk und Mahlstube. Keuchend (тяжело дыша) lag er im Gras, das Gesicht nach unten. Michal drehte ihn auf den Rücken, er riss ihm das Hemd auf. (разорвал) «Heda!» (эй) Der Meister war aufgesprungen. «Was soll das!» «Da fragst du noch?» Michal, sich aufrichtend, (поднимаясь) brach (нарушил) das sonst in den Neumondnächten gewahrte Schweigen. (соблюдаемое молчание) «Wochenlang hast du uns Nacht für Nacht schuften lassen – wie soll das der Junge durchhalten?» (вынести) «Kusch!» rief der Meister. Er schlug mit der Peitsche nach Michal, die Schwippe (кнут) ringelte sich (обвился) um dessen Hals. «Lass das bleiben!» Zum erstenmal hörte Krabat den Fremden sprechen. Es war eine Stimme wie glühende Kohlen (тлеющие угли) und klirrender Frost (трескучий мороз) in einem. Er spürte, wie es ihm eiskalt den Rücken hinablief, (холодок пробежал по спине) während er gleichzeitig das Gefühl hatte, (одновременно имел чувство) mitten in einem lichterloh brennenden Feuer zu stehen. (что стоит в ослепительно полыхающем огне) Der mit der Hahnenfeder bedeutete Michal mit einer Handbewegung, (указал движением руки) Witko beiseite zu schaffen; (отодвинуть в сторону) dann nahm er dem Meister die Peitsche weg und stieß ihn (оттолкнул его) vom Wagen. Anstelle (вместо) des Jungen, den Michal zu Bett brachte, musste der Müller nun für den Rest der Nacht mit den Burschen arbeiten, wie er's sonst nur in der Zeit zwischen Neujahr und Ostern zu tun gezwungen war – und die Mühlknappen gönnten ihm das. (были рады этому:
gönnen – желать, позволять)
179 Alles lief ab, wie es stets in den Neumondnächten zu laufen pflegte, um einiges mühsamer freilich – und später dann, um die Wende der zweiten Morgenstunde, geschah es, dass Witko nicht weiterkonnte. Beladen mit einem der letzten Säcke, begann er zu torkeln und brach zusammen, auf halbem Weg zwischen Fuhrwerk und Mahlstube. Keuchend lag er im Gras, das Gesicht nach unten. Michal drehte ihn auf den Rücken, er riss ihm das Hemd auf. «Heda!» Der Meister war aufgesprungen. «Was soll das!» «Da fragst du noch?» Michal, sich aufrichtend, brach das sonst in den Neumondnächten gewahrte Schweigen. «Wochenlang hast du uns Nacht für Nacht schuften lassen – wie soll das der Junge durchhalten?» «Kusch!» rief der Meister. Er schlug mit der Peitsche nach Michal, die Schwippe ringelte sich um dessen Hals. «Lass das bleiben!» Zum erstenmal hörte Krabat den Fremden sprechen. Es war eine Stimme wie glühende Kohlen und klirrender Frost in einem. Er spürte, wie es ihm eiskalt den Rücken hinablief, während er gleichzeitig das Gefühl hatte, mitten in einem lichterloh brennenden Feuer zu stehen. Der mit der Hahnenfeder bedeutete Michal mit einer Handbewegung, Witko beiseite zu schaffen; dann nahm er dem Meister die Peitsche weg und stieß ihn vom Wagen. Anstelle des Jungen, den Michal zu Bett brachte, musste der Müller nun für den Rest der Nacht mit den Burschen arbeiten, wie er's sonst nur in der Zeit zwischen Neujahr und Ostern zu tun gezwungen war – und die Mühlknappen gönnten ihm das.
Am Ende der Reihe (в конце очереди)
180 Vom nächsten Tag an hatten die Burschen Ruhe. Nur der Striemen an Michals Hals erinnerte noch daran, dass der Meister sie wochenlang Nacht für Nacht kujoniert hatte. (донимал) Neuerdings (теперь) durften sie wieder bei Tageslicht ihrer Arbeit nachgehen, (заниматься) was ihnen wenig Mühe verursachte, (причиняло меньше усилий) und am Feierabend war Schluss. (а вечером был конец /работы/: der Feierabend – конец рабочего дня) Da konnten sie tun und lassen, (делать или не делать: «оставить») was ihnen gefiel: Maultrommel spielen, Geschichten erzählen und Löffel schnitzen. (вырезать) Alles war, wie es früher gewesen war. Die Blasen (мозоли: die Blase) an ihren Händen trockneten ein, (высохли) die wunden Stellen (раны, пораненные места) auf Brust und Rücken (на груди и спине) waren bald abgeheilt. (зажили) Nun lernten sie wieder eifrig (усердно) und mit Gewinn, (с пользой) wenn der Müller ihnen am Freitagabend aus dem Koraktor vorlas; und wenn er sie abfragte, war es zumeist (в основном) nur Juro, der stecken blieb («застревал» = затруднялся) und nicht weiterwusste (не знал, что делать/ответить) – aber das war ja die alte Leier (старая песня: die Leier – лира, шарманка) mit ihm. Ein paar Tage nach Michaeli ergab es sich dann, (выяснилось) dass Petar und Krabat vom Meister nach Hoyerswerda geschickt wurden, um ein Fass Salz (бочку соли) zu holen und allerlei Küchenkram. (барахло, хлам: der Kram) Der Müller ließ niemals einen der Burschen einzeln (одного) weg. Galt es auswärts was zu erledigen, (если нужно было что-либо решить, уладить вне мельницы) schickte er mindestens (самое малое) zwei gemeinsam aus, und er mochte wohl seine Gründe haben dafür (видимо у него были на то свои причины) – oder seine Vorschriften. (предписания: die Vorschrift, vorschreiben)
Am Ende der Reihe
180 Vom nächsten Tag an hatten die Burschen Ruhe. Nur der Striemen an Michals Hals erinnerte noch daran, dass der Meister sie wochenlang Nacht für Nacht kujoniert hatte. Neuerdings durften sie wieder bei Tageslicht ihrer Arbeit nachgehen, was ihnen wenig Mühe verursachte, und am Feierabend war Schluss. Da konnten sie tun und lassen, was ihnen gefiel: Maultrommel spielen, Geschichten erzählen und Löffel schnitzen. Alles war, wie es früher gewesen war. Die Blasen an ihren Händen trockneten ein, die wunden Stellen auf Brust und Rücken waren bald abgeheilt. Nun lernten sie wieder eifrig und mit Gewinn, wenn der Müller ihnen am Freitagabend aus dem Koraktor vorlas; und wenn er sie abfragte, war es zumeist nur Juro, der stecken blieb und nicht weiterwusste – aber das war ja die alte Leier mit ihm. Ein paar Tage nach Michaeli ergab es sich dann, dass Petar und Krabat vom Meister nach Hoyerswerda geschickt wurden, um ein Fass Salz zu holen und allerlei Küchenkram. Der Müller ließ niemals einen der Burschen einzeln weg. Galt es auswärts was zu erledigen, schickte er mindestens zwei gemeinsam aus, und er mochte wohl seine Gründe haben dafür – oder seine Vorschriften.
174 Dort, wo die rote Maus sich geduckt hatte, duckte sich nun ein roter Kater, zum Sprung bereit. Augenblicklich verwandelte auch die schwarze Maus sich in einen Kater, schwarz und einäugig. Fauchend, mit drohend gezückten Krallen gingen die zwei aufeinander los. Tatzenhieb, Biß und Tatzenhieb! Der rote Kater hatte es auf das eine Auge des schwarzen abgesehen. Kreischend stürzte er auf ihn zu. Es fehlte nicht viel, da hätte er ihm das Auge ausgekratzt. Diesmal war es der Meister, der mit den Fingern schnalzte. Da saß an der Stelle des schwarzen Katers plötzlich ein schwarzer Gockel. Flügelschlagend, mit Schnabel und Klauen wütend um sich hackend, griff er an, dass der rote Kater entsetzt zurückwich – aber nicht weit, denn nun schnalzte der Müllerbursch mit den Fingern. Zwei Hähne, ein schwarzer, ein roter, standen sich auf dem Tisch gegenüber, den Kamm geschwollen, die Federn gesträubt. Draußen ging das Gewitter nieder, die Mühlknappen achteten nicht darauf. Zwischen den Gockeln entbrannte ein wilder Kampf. Jäh aufflatternd, prallten sie gegeneinander. Es hagelte Schnabelhiebe und Sporenschläge auf beiden Seiten, sie setzten sich mit den Flügeln zur Wehr, dass die Federn stoben, sie schrien, sie kreischten.
175 Schließlich gelang es (удалось) dem roten Gockel, sich auf den Rücken des schwarzen zu schwingen. (вскочить) Er krallte sich im Gefieder des Gegners fest, (вцепился в перья противника) er rupfte (дергал) ihn unbarmherzig, (немилосердно) er hackte in blinder Wut (в слепой ярости) mit dem Schnabel zu (долбил) – bis der Schwarze die Flucht ergriff. (пустился наутек: die Flucht – бегство) Der rote Gockel verfolgte (преследовал) ihn durch die halbe Mühle, er jagte ihn (гнал) in den Koselbruch. Ein letzter, gewaltiger Blitz flammte auf, (вспыхнул) dann ein Donner wie tausend Paukenschläge (удар в литавры: der Paukenschlag) – und Stille für diesmal, und nur noch der Regen, der vor den Fenstern niederrauschte. (шумел за окнами) «Du hast», sprach der fremde Bursche, «den Zweikampf (поединок) verloren, (проиграл: verlieren) Müller am Schwarzen Wasser. Nun rasch, ich bin hungrig – trag mir zu essen auf (принеси) und vergiss auch den Wein nicht!» Der Meister, kalkweiß im Gesicht, (мертвенно-бледный лицом: der Kalk – известь) erhob sich aus seinem Sessel. Eigenhändig (собственноручно) trug er dem fremden Wandergesellen Brot und Schinken (ветчину) auf, Rauchfleisch (копченое мясо) und Käse, Gurken und Essigzwiebeln. (маринованный лук: «лук в уксусе») Dann brachte er aus dem Keller einen Krug (жбан) Rotwein herauf. «Zu sauer», (слишком кислое) meinte der Fremde, nachdem er davon gekostet hatte. (после того, как отпробовал его) «Hol mir was aus dem kleinen Fass, (принеси мне из маленькой бочки) das rechts hinten im Eck steht! (вон там справа в углу) Du hast es dir für besondere Anlässe (для особых случаев: der Anlass, anlässlich) aufgehoben (приберег, отложил) – dies ist ein besonderer Anlass.»
175 Schließlich gelang es dem roten Gockel, sich auf den Rücken des schwarzen zu schwingen. Er krallte sich im Gefieder des Gegners fest, er rupfte ihn unbarmherzig, er hackte in blinder Wut mit dem Schnabel zu – bis der Schwarze die Flucht ergriff. Der rote Gockel verfolgte ihn durch die halbe Mühle, er jagte ihn in den Koselbruch. Ein letzter, gewaltiger Blitz flammte auf, dann ein Donner wie tausend Paukenschläge – und Stille für diesmal, und nur noch der Regen, der vor den Fenstern niederrauschte. «Du hast», sprach der fremde Bursche, «den Zweikampf verloren, Müller am Schwarzen Wasser. Nun rasch, ich bin hungrig – trag mir zu essen auf und vergiss auch den Wein nicht!» Der Meister, kalkweiß im Gesicht, erhob sich aus seinem Sessel. Eigenhändig trug er dem fremden Wandergesellen Brot und Schinken auf, Rauchfleisch und Käse, Gurken und Essigzwiebeln. Dann brachte er aus dem Keller einen Krug Rotwein herauf. «Zu sauer», meinte der Fremde, nachdem er davon gekostet hatte. «Hol mir was aus dem kleinen Fass, das rechts hinten im Eck steht! Du hast es dir für besondere Anlässe aufgehoben – dies ist ein besonderer Anlass.»
176 Der Meister fügte sich zähneknirschend. (послушался, скрипя зубами) Er hatte den Zweikampf verloren, er musste kuschen. (слушаться: kuschen – ложиться /о собаке/, не пикнуть) Der Fremde verzehrte (кушал) in aller Ruhe das Mahl, (еду) der Meister und die Gesellen schauten ihm dabei zu. Sie standen wie angewurzelt (как вкопанные: «как укоренившиеся»: die Wurzel – корень) an ihren Plätzen und kamen mit ihren Blicken nicht los von ihm. (не могли оторвать глаз) Endlich schob (отодвинул) er den Teller weg, wischte (вытер) sich mit dem Ärmel (рукавом) die Lippen und meinte: «Ah, das hat gut geschmeckt – und schön reichlich (обильно) ist's auch gewesen... Zum Wohlsein, Brüder!» Er schwenkte den Becher (бокал) und trank den Gesellen zu. «Du aber», riet er dem Meister, «solltest in Zukunft (в будущем) genauer hinsehen, ehe (прежде чем) du einem Fremden die Tür weist – das lass dir von Pumphutt gesagt sein!» (ты уж послушай Пумпхута) Damit erhob er sich, griff nach Handbeil und Reisebündel und ging aus der Mühle. Krabat und die Gesellen drängten ihm nach, (поспешили за ним) den Meister allein zurücklassend. (оставив) Draußen hatte sich das Gewitter verzogen, (закончилась) die Sonne stand über dem dampfenden Koselbruch, die Luft schmeckte frisch wie Brunnenwasser. (как колодезная вода) Pumphutt ging seines Weges, ohne sich umzublicken. Quer durch die nassen Wiesen schritt er dem Wald zu und pfiff sich eins. Ein paarmal blinkte sein goldener Ohrring auf in der Sonne. «Hab ich's euch nicht gesagt?» meinte Andrusch. «Wer es mit Pumphutt zu tun kriegt, (встречается, имеет дело) merkt immer erst hinterher, (лишь потом) dass es ihm besser bekommen wäre, hätte er's gleich (сразу) gemerkt...»
176 Der Meister fügte sich zähneknirschend. Er hatte den Zweikampf verloren, er musste kuschen. Der Fremde verzehrte in aller Ruhe das Mahl, der Meister und die Gesellen schauten ihm dabei zu. Sie standen wie angewurzelt an ihren Plätzen und kamen mit ihren Blicken nicht los von ihm. Endlich schob er den Teller weg, wischte sich mit dem Ärmel die Lippen und meinte: «Ah, das hat gut geschmeckt – und schön reichlich ist's auch gewesen... Zum Wohlsein, Brüder!» Er schwenkte den Becher und trank den Gesellen zu. «Du aber», riet er dem Meister, «solltest in Zukunft genauer hinsehen, ehe du einem Fremden die Tür weist – das lass dir von Pumphutt gesagt sein!» Damit erhob er sich, griff nach Handbeil und Reisebündel und ging aus der Mühle. Krabat und die Gesellen drängten ihm nach, den Meister allein zurücklassend. Draußen hatte sich das Gewitter verzogen, die Sonne stand über dem dampfenden Koselbruch, die Luft schmeckte frisch wie Brunnenwasser. Pumphutt ging seines Weges, ohne sich umzublicken. Quer durch die nassen Wiesen schritt er dem Wald zu und pfiff sich eins. Ein paarmal blinkte sein goldener Ohrring auf in der Sonne. «Hab ich's euch nicht gesagt?» meinte Andrusch. «Wer es mit Pumphutt zu tun kriegt, merkt immer erst hinterher, dass es ihm besser bekommen wäre, hätte er's gleich gemerkt...»
177 Drei Tage und Nächte lang schloss der Müller sich in der Schwarzen Kammer ein. (уединился, заперся) Die Mühlknappen schlichen (прокрадывались: schleichen) auf Zehenspitzen (на цыпочках) durchs Haus. Sie waren dabeigewesen, (присутствовали) als Pumphutt den Meister im Zauberkampf überwunden hatte; (преодолел, одержал победу) sie konnten sich ausrechnen, (вычислить, предвидеть) dass ihnen schlechte Zeiten bevorstanden. (предстояли) Am Abend des vierten Tages war es soweit. (наступил этот момент) Der Meister erschien unterm Abendbrot (после ужина, к концу ужина) in der Gesindestube und holte sie von den Schüsseln weg. (отвлек) «An die Arbeit!» Er musste getrunken haben, sie rochen (унюхали: riechen) es gegen den Wind. Hohlwangig (осунувшийся: hohl – пустой die Wange – щека) stand er vor ihnen, bleich wie der Tod, (бледный, как смерть) das Gesicht voll Bartstoppeln. (в щетине: der Bart – борода, die Stoppeln – щетина) «Seid ihr noch nicht in der Mahlstube, muss ich euch Beine machen? (вам что, ноги приделать) Los, (давайте) lasst die Mühle anlaufen, (запускайте) schüttet Korn auf! Wir mahlen auf allen Gängen (всеми жерновами) – und wehe (и не поздоровится) euch, wenn mir (мне тут) einer trödelt!» (бродить без дела) Die ganze Nacht lang mussten die Burschen sich in der Mühle abrackern. (надрываться) Unbarmherzig trieb sie der Meister zur Eile an. (подстегивал: treiben – гнать; die Eile – спешка) Schreiend und fluchend jagte er sie umher, (гонял) stieß Verwünschungen aus, (выкрикивал проклятия) drohte Strafen an, (угрожал наказаниями) ließ sie kaum zur Besinnung kommen. (не давал отдышаться: die Besinnung – сознание, память, чувство) Es gab keine Pause während der ganzen Nacht, keinen Augenblick zum Verschnaufen. (дух перевести) Als endlich der Morgen graute, waren die Burschen zum Umfallen müde. (с ног валились от усталости) Sie kamen sich vor, als habe man ihnen die Knochen im Leib mit Knüppeln zerschlagen, (им казалось, будто им кости в теле дубинками разбили) und keiner, der nicht nach Atem rang. (не задыхался: «бороться за дыхание»; der Atem, ringen) Der Meister schickte sie auf die Pritschen, sie sollten sich ausruhen.
177 Drei Tage und Nächte lang schloss der Müller sich in der Schwarzen Kammer ein. Die Mühlknappen schlichen auf Zehenspitzen durchs Haus. Sie waren dabeigewesen, als Pumphutt den Meister im Zauberkampf überwunden hatte; sie konnten sich ausrechnen, dass ihnen schlechte Zeiten bevorstanden. Am Abend des vierten Tages war es soweit. Der Meister erschien unterm Abendbrot in der Gesindestube und holte sie von den Schüsseln weg. «An die Arbeit!» Er musste getrunken haben, sie rochen es gegen den Wind. Hohlwangig stand er vor ihnen, bleich wie der Tod, das Gesicht voll Bartstoppeln. «Seid ihr noch nicht in der Mahlstube, muss ich euch Beine machen? Los, lasst die Mühle anlaufen, schüttet Korn auf! Wir mahlen auf allen Gängen – und wehe euch, wenn mir einer trödelt!» Die ganze Nacht lang mussten die Burschen sich in der Mühle abrackern. Unbarmherzig trieb sie der Meister zur Eile an. Schreiend und fluchend jagte er sie umher, stieß Verwünschungen aus, drohte Strafen an, ließ sie kaum zur Besinnung kommen. Es gab keine Pause während der ganzen Nacht, keinen Augenblick zum Verschnaufen. Als endlich der Morgen graute, waren die Burschen zum Umfallen müde. Sie kamen sich vor, als habe man ihnen die Knochen im Leib mit Knüppeln zerschlagen, und keiner, der nicht nach Atem rang. Der Meister schickte sie auf die Pritschen, sie sollten sich ausruhen.
178 Tagsüber ließ er sie völlig in Frieden, (оставил в покое) aber am Abend fing alles wieder von vorne an. (начиналось сначала) So ging das nun Nacht für Nacht. Wenn es dunkelte, (стемнело) trieb der Meister sie in die Mahlstube, und dann mussten sie schuften, (вкалывать) beschimpft (обруганные) und verhöhnt (униженные: der Hohn – насмешка) und herumgehetzt (замотанные) bis zum Morgengrauen des neuen Tages. Nur in den Nächten von Freitag auf Samstag brauchten sie nicht zu arbeiten, weil der Unterricht an den Freitagabenden weiterhin stattfand. (состоялся, проводился: stattfinden) Bloß waren die Burschen so müde, dass sie sich, wenn sie in Rabengestalt auf der Stange hockten, kaum wachzuhalten (бодрствовать) vermochten, (могли, были в состоянии) und manche schliefen sogar vor Erschöpfung ein. (засыпали от изнурения) Der Meister scherte sich nicht darum. (Мастера это не волновало, ему было наплевать) Was und wie viel sie lernten, war ihre Sache. Nur einmal, als Witko im Schlaf von der Stange plumpste, (шлепнулся) konnte er nicht umhin, (не мог не) ihn zu tadeln. (ругать, порицать) Von allen Burschen war Witko am schlimmsten dran, (хуже всего приходилось) weil er noch im Wachsen war. (еще рос, был в процессе роста) Ihm setzte die nächtliche Arbeit am meisten zu. (донимала) Michal und Merten versuchten zwar, sich des Jungen anzunehmen; (заняться им, помочь ему) auch Hanzo, Krabat und Staschko gingen ihm, wo es sich machen ließ, (где это было возможно) bei der Arbeit zur Hand (помогали: jmdm zur Hand gehen) – doch der Meister war überall, und dem Blick seines einen Auges entging (не уходило от его взгляда) nur wenig. Von Pumphutt war niemals die Rede. Trotzdem wussten die Burschen, dass sie der Meister bestrafte, weil sie bei seiner Niederlage (поражении) zugegen gewesen waren. (присутствовали) So ging das nun wochenlang bis zur ersten Neumondnacht im September. Der mit der Hahnenfeder kam vorgefahren wie immer, die Burschen machten sich an die Arbeit, der Meister erklomm (забирался: erklimmen) den Kutschbock. Er griff sich die Peitsche, er ließ sie schnalzen. Schweigend rannten die Knappen mit ihren Säcken vom Wagen zur Mahlstube, kippten (переворачивали) das Zeug in die Schütte des Toten Ganges und eilten zurück zum Wagen.
178 Tagsüber ließ er sie völlig in Frieden, aber am Abend fing alles wieder von vorne an. So ging das nun Nacht für Nacht. Wenn es dunkelte, trieb der Meister sie in die Mahlstube, und dann mussten sie schuften, beschimpft und verhöhnt und herumgehetzt bis zum Morgengrauen des neuen Tages. Nur in den Nächten von Freitag auf Samstag brauchten sie nicht zu arbeiten, weil der Unterricht an den Freitagabenden weiterhin stattfand. Bloß waren die Burschen so müde, dass sie sich, wenn sie in Rabengestalt auf der Stange hockten, kaum wachzuhalten vermochten, und manche schliefen sogar vor Erschöpfung ein. Der Meister scherte sich nicht darum. Was und wie viel sie lernten, war ihre Sache. Nur einmal, als Witko im Schlaf von der Stange plumpste, konnte er nicht umhin, ihn zu tadeln. Von allen Burschen war Witko am schlimmsten dran, weil er noch im Wachsen war. Ihm setzte die nächtliche Arbeit am meisten zu. Michal und Merten versuchten zwar, sich des Jungen anzunehmen; auch Hanzo, Krabat und Staschko gingen ihm, wo es sich machen ließ, bei der Arbeit zur Hand – doch der Meister war überall, und dem Blick seines einen Auges entging nur wenig. Von Pumphutt war niemals die Rede. Trotzdem wussten die Burschen, dass sie der Meister bestrafte, weil sie bei seiner Niederlage zugegen gewesen waren. So ging das nun wochenlang bis zur ersten Neumondnacht im September. Der mit der Hahnenfeder kam vorgefahren wie immer, die Burschen machten sich an die Arbeit, der Meister erklomm den Kutschbock. Er griff sich die Peitsche, er ließ sie schnalzen. Schweigend rannten die Knappen mit ihren Säcken vom Wagen zur Mahlstube, kippten das Zeug in die Schütte des Toten Ganges und eilten zurück zum Wagen.
179 Alles lief ab, (протекало, проходило) wie es stets in den Neumondnächten zu laufen pflegte, um einiges mühsamer (с большими усилиями) freilich (впрочем) – und später dann, um die Wende (при наступлении: «повороте, на рубеже») der zweiten Morgenstunde, geschah es, dass Witko nicht weiterkonnte. Beladen mit einem der letzten Säcke, begann er zu torkeln (шататься) und brach zusammen, (свалился) auf halbem Weg zwischen Fuhrwerk und Mahlstube. Keuchend (тяжело дыша) lag er im Gras, das Gesicht nach unten. Michal drehte ihn auf den Rücken, er riss ihm das Hemd auf. (разорвал) «Heda!» (эй) Der Meister war aufgesprungen. «Was soll das!» «Da fragst du noch?» Michal, sich aufrichtend, (поднимаясь) brach (нарушил) das sonst in den Neumondnächten gewahrte Schweigen. (соблюдаемое молчание) «Wochenlang hast du uns Nacht für Nacht schuften lassen – wie soll das der Junge durchhalten?» (вынести) «Kusch!» rief der Meister. Er schlug mit der Peitsche nach Michal, die Schwippe (кнут) ringelte sich (обвился) um dessen Hals. «Lass das bleiben!» Zum erstenmal hörte Krabat den Fremden sprechen. Es war eine Stimme wie glühende Kohlen (тлеющие угли) und klirrender Frost (трескучий мороз) in einem. Er spürte, wie es ihm eiskalt den Rücken hinablief, (холодок пробежал по спине) während er gleichzeitig das Gefühl hatte, (одновременно имел чувство) mitten in einem lichterloh brennenden Feuer zu stehen. (что стоит в ослепительно полыхающем огне) Der mit der Hahnenfeder bedeutete Michal mit einer Handbewegung, (указал движением руки) Witko beiseite zu schaffen; (отодвинуть в сторону) dann nahm er dem Meister die Peitsche weg und stieß ihn (оттолкнул его) vom Wagen. Anstelle (вместо) des Jungen, den Michal zu Bett brachte, musste der Müller nun für den Rest der Nacht mit den Burschen arbeiten, wie er's sonst nur in der Zeit zwischen Neujahr und Ostern zu tun gezwungen war – und die Mühlknappen gönnten ihm das. (были рады этому:
gönnen – желать, позволять)
179 Alles lief ab, wie es stets in den Neumondnächten zu laufen pflegte, um einiges mühsamer freilich – und später dann, um die Wende der zweiten Morgenstunde, geschah es, dass Witko nicht weiterkonnte. Beladen mit einem der letzten Säcke, begann er zu torkeln und brach zusammen, auf halbem Weg zwischen Fuhrwerk und Mahlstube. Keuchend lag er im Gras, das Gesicht nach unten. Michal drehte ihn auf den Rücken, er riss ihm das Hemd auf. «Heda!» Der Meister war aufgesprungen. «Was soll das!» «Da fragst du noch?» Michal, sich aufrichtend, brach das sonst in den Neumondnächten gewahrte Schweigen. «Wochenlang hast du uns Nacht für Nacht schuften lassen – wie soll das der Junge durchhalten?» «Kusch!» rief der Meister. Er schlug mit der Peitsche nach Michal, die Schwippe ringelte sich um dessen Hals. «Lass das bleiben!» Zum erstenmal hörte Krabat den Fremden sprechen. Es war eine Stimme wie glühende Kohlen und klirrender Frost in einem. Er spürte, wie es ihm eiskalt den Rücken hinablief, während er gleichzeitig das Gefühl hatte, mitten in einem lichterloh brennenden Feuer zu stehen. Der mit der Hahnenfeder bedeutete Michal mit einer Handbewegung, Witko beiseite zu schaffen; dann nahm er dem Meister die Peitsche weg und stieß ihn vom Wagen. Anstelle des Jungen, den Michal zu Bett brachte, musste der Müller nun für den Rest der Nacht mit den Burschen arbeiten, wie er's sonst nur in der Zeit zwischen Neujahr und Ostern zu tun gezwungen war – und die Mühlknappen gönnten ihm das.
Am Ende der Reihe (в конце очереди)
180 Vom nächsten Tag an hatten die Burschen Ruhe. Nur der Striemen an Michals Hals erinnerte noch daran, dass der Meister sie wochenlang Nacht für Nacht kujoniert hatte. (донимал) Neuerdings (теперь) durften sie wieder bei Tageslicht ihrer Arbeit nachgehen, (заниматься) was ihnen wenig Mühe verursachte, (причиняло меньше усилий) und am Feierabend war Schluss. (а вечером был конец /работы/: der Feierabend – конец рабочего дня) Da konnten sie tun und lassen, (делать или не делать: «оставить») was ihnen gefiel: Maultrommel spielen, Geschichten erzählen und Löffel schnitzen. (вырезать) Alles war, wie es früher gewesen war. Die Blasen (мозоли: die Blase) an ihren Händen trockneten ein, (высохли) die wunden Stellen (раны, пораненные места) auf Brust und Rücken (на груди и спине) waren bald abgeheilt. (зажили) Nun lernten sie wieder eifrig (усердно) und mit Gewinn, (с пользой) wenn der Müller ihnen am Freitagabend aus dem Koraktor vorlas; und wenn er sie abfragte, war es zumeist (в основном) nur Juro, der stecken blieb («застревал» = затруднялся) und nicht weiterwusste (не знал, что делать/ответить) – aber das war ja die alte Leier (старая песня: die Leier – лира, шарманка) mit ihm. Ein paar Tage nach Michaeli ergab es sich dann, (выяснилось) dass Petar und Krabat vom Meister nach Hoyerswerda geschickt wurden, um ein Fass Salz (бочку соли) zu holen und allerlei Küchenkram. (барахло, хлам: der Kram) Der Müller ließ niemals einen der Burschen einzeln (одного) weg. Galt es auswärts was zu erledigen, (если нужно было что-либо решить, уладить вне мельницы) schickte er mindestens (самое малое) zwei gemeinsam aus, und er mochte wohl seine Gründe haben dafür (видимо у него были на то свои причины) – oder seine Vorschriften. (предписания: die Vorschrift, vorschreiben)
Am Ende der Reihe
180 Vom nächsten Tag an hatten die Burschen Ruhe. Nur der Striemen an Michals Hals erinnerte noch daran, dass der Meister sie wochenlang Nacht für Nacht kujoniert hatte. Neuerdings durften sie wieder bei Tageslicht ihrer Arbeit nachgehen, was ihnen wenig Mühe verursachte, und am Feierabend war Schluss. Da konnten sie tun und lassen, was ihnen gefiel: Maultrommel spielen, Geschichten erzählen und Löffel schnitzen. Alles war, wie es früher gewesen war. Die Blasen an ihren Händen trockneten ein, die wunden Stellen auf Brust und Rücken waren bald abgeheilt. Nun lernten sie wieder eifrig und mit Gewinn, wenn der Müller ihnen am Freitagabend aus dem Koraktor vorlas; und wenn er sie abfragte, war es zumeist nur Juro, der stecken blieb und nicht weiterwusste – aber das war ja die alte Leier mit ihm. Ein paar Tage nach Michaeli ergab es sich dann, dass Petar und Krabat vom Meister nach Hoyerswerda geschickt wurden, um ein Fass Salz zu holen und allerlei Küchenkram. Der Müller ließ niemals einen der Burschen einzeln weg. Galt es auswärts was zu erledigen, schickte er mindestens zwei gemeinsam aus, und er mochte wohl seine Gründe haben dafür – oder seine Vorschriften.