Файл: Otfried Preuler Krabat Das erste Jahr(первый год) Die Mhle im Koselbruch (мельница в Козельбрухе).doc
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181 Im Morgengrauen fuhren die beiden los, auf dem Leiterwagen, (телега /с решётчатыми боковыми стенками/, арба) die Braunen vorgespannt. (запряженные) Es war neblig im Koselbruch. Als sie den Wald hinter sich hatten, ging die Sonne auf, der Nebel zerfloss (разошелся: «расплылся») am Boden. Schwarzkollm lag vor ihnen. Krabat hoffte darauf, die Kantorka sehen zu können. Während sie durch das Dorf fuhren, hielt er Ausschau nach ihr (выискивал) – vergebens. (напрасно, тщетно) Bei den Mädchen, die schwatzend (болтая) mit ihren Wassereimern (с ведрами воды: der Eimer) am unteren Brunnen standen, befand sie sich nicht, und am oberen Brunnen auch nicht. Auch sonst war sie nirgends zu sehen (нигде нельзя было увидеть) an diesem Morgen. Krabat war traurig, er hätte sie gern einmal wiedergesehen, es war ja schon lange her (прошло много времени, было уже давно: es ist schon lange her) seit der Osternacht. «Ob ich am Nachmittag Glück habe, wenn wir heimfahren?» dachte er. Vielleicht war es besser, wenn er sich keine Hoffnung machte: dann brauchte er hinterher nicht enttäuscht zu sein. (разочарованным) Am Nachmittag, als sie mit ihrem Fass Salz und dem anderen Krimskrams von Hoyerswerda zurückfuhren, fügte sich's (вышло так) aber doch, dass sein Wunsch in Erfüllung ging. (что его желание исполнилось) Da stand sie, umgeben von einer gackernden Hühnerschar, (кудахтающими курицами) unweit des unteren Dorfbrunnens, eine Strohschüssel in der Hand, (с миской = корзинкой из соломы) und streute (рассыпала) den Hühnern Futter (корм: das Futter) hin. «Putt-putt-putt! Putt-putt-putt!» (цып-цып-цып)
181 Im Morgengrauen fuhren die beiden los, auf dem Leiterwagen, die Braunen vorgespannt. Es war neblig im Koselbruch. Als sie den Wald hinter sich hatten, ging die Sonne auf, der Nebel zerfloss am Boden. Schwarzkollm lag vor ihnen. Krabat hoffte darauf, die Kantorka sehen zu können. Während sie durch das Dorf fuhren, hielt er Ausschau nach ihr – vergebens. Bei den Mädchen, die schwatzend mit ihren Wassereimern am unteren Brunnen standen, befand sie sich nicht, und am oberen Brunnen auch nicht. Auch sonst war sie nirgends zu sehen an diesem Morgen. Krabat war traurig, er hätte sie gern einmal wiedergesehen, es war ja schon lange her seit der Osternacht. «Ob ich am Nachmittag Glück habe, wenn wir heimfahren?» dachte er. Vielleicht war es besser, wenn er sich keine Hoffnung machte: dann brauchte er hinterher nicht enttäuscht zu sein. Am Nachmittag, als sie mit ihrem Fass Salz und dem anderen Krimskrams von Hoyerswerda zurückfuhren, fügte sich's aber doch, dass sein Wunsch in Erfüllung ging. Da stand sie, umgeben von einer gackernden Hühnerschar, unweit des unteren Dorfbrunnens, eine Strohschüssel in der Hand, und streute den Hühnern Futter hin. «Putt-putt-putt! Putt-putt-putt!»
182 Krabat erkannte sie auf den ersten Blick. (с первого взгляда) Er nickte ihr im Vorbeifahren zu, ganz beiläufig, (мимолетно, вскользь) da ja Petar nichts merken durfte. Die Kantorka nickte ebenso beiläufig wieder zurück, freundlich zwar, wie man Fremden zunickt: aber die Hühner, die sie zu füttern hatte, waren ihr zehnmal wichtiger. Unter dem Hühnervolk tat sich ein schöner, rotbunter Gockel hervor, (выделялся: sich hervortun) der eifrig zu ihren Füßen die Körner aufpickte: (клевал) den beneidete Krabat in diesem Augenblick sehr, und wäre es möglich gewesen, so hätte er auf der Stelle mit ihm getauscht. (поменялся бы) Der Herbst zog sich diesmal lang hin, (тянулась, продолжалась) unwirtlich, (суровая, холодная: der Wirt – хозяин; wirtlich – хозяйственный, домовитый; гостеприимный) kühl und grau, mit viel Nebel und Regen. Sie nutzten die wenigen Tage, an denen es halbwegs trocken war, um den Wintertorf einzufahren. Die übrige Zeit verbrachten sie in der Mühle, in Scheune und Stall, auf dem Schüttboden oder im Schuppen. Jeder war froh, wenn er eine Arbeit hatte, bei der er nicht in den Regen hinaus musste. Witko war seit dem Frühjahr beträchtlich (существенно) gewachsen, doch weiterhin dürr geblieben. (по-прежнему остался тощим) «Wir sollten ihm einen Ziegelstein (кирпич) auf den Kopf legen», meinte Andrusch, «sonst wächst er uns noch davon!» (иначе Бог знает куда он от нас урастет) Und Staschko schlug vor, ihn zu mästen (откормить его) wie eine Martinsgans, (рождественского гуся) «weil er Speck auf die Rippen braucht (поскольку ему нужно сало на ребра) und mehr Fleisch an den Hintern, (и больше мяса на зад) damit er nicht aussieht wie eine Krautscheuche!» (пугало огородное)
182 Krabat erkannte sie auf den ersten Blick. Er nickte ihr im Vorbeifahren zu, ganz beiläufig, da ja Petar nichts merken durfte. Die Kantorka nickte ebenso beiläufig wieder zurück, freundlich zwar, wie man Fremden zunickt: aber die Hühner, die sie zu füttern hatte, waren ihr zehnmal wichtiger. Unter dem Hühnervolk tat sich ein schöner, rotbunter Gockel hervor, der eifrig zu ihren Füßen die Körner aufpickte: den beneidete Krabat in diesem Augenblick sehr, und wäre es möglich gewesen, so hätte er auf der Stelle mit ihm getauscht. Der Herbst zog sich diesmal lang hin, unwirtlich, kühl und grau, mit viel Nebel und Regen. Sie nutzten die wenigen Tage, an denen es halbwegs trocken war, um den Wintertorf einzufahren. Die übrige Zeit verbrachten sie in der Mühle, in Scheune und Stall, auf dem Schüttboden oder im Schuppen. Jeder war froh, wenn er eine Arbeit hatte, bei der er nicht in den Regen hinaus musste. Witko war seit dem Frühjahr beträchtlich gewachsen, doch weiterhin dürr geblieben. «Wir sollten ihm einen Ziegelstein auf den Kopf legen», meinte Andrusch, «sonst wächst er uns noch davon!» Und Staschko schlug vor, ihn zu mästen wie eine Martinsgans, «weil er Speck auf die Rippen braucht und mehr Fleisch an den Hintern, damit er nicht aussieht wie eine Krautscheuche!»
183 Neuerdings (недавно, только что) zeigte sich, auch bei Witko an Kinn und Oberlippe der erste Flaum: (на подбородке и верхней губе) fuchsrot, (ярко рыжий: рыжий как лиса) versteht sich. (разумеется) Witko schenkte dem allen keine Beachtung, (не придавал этому никакого значения) Krabat dafür um so mehr. (однако тем более /значения придавал этому/ Крабат) Er konnte an Witko beobachten, wie es war, wenn ein Junge in einem Jahr um das Dreifache älter wurde. Der erste Schnee fiel in diesem Jahre in der Andreasnacht, reichlich spät also. Wieder kam nun die große Unruhe über die Mühlknappen auf der Mühle im Koselbruch, wieder wurden sie wortkarg (скупыми на слова) und unverträglich. (невыносимые, раздражительные: vertragen – сносить) Beim nichtigsten Anlass (по малейшему: «ничтожнейшему» поводу) brachen sie Streit vom Zaun. («отламывали ссору от забора /как колья для драки/» = ссорились без повода и основания) Die Tage, an denen nicht mindestens einer im Zorn mit den Fäusten auf einen anderen losging, (бросался) wurden von Woche zu Woche seltener. Krabat erinnerte sich des Gespräches mit Tonda, das sie im Vorjahr um diese Zeit geführt hatten: War den Burschen auch diesmal die Angst in die Knochen gefahren, (боялись: «страх проник в кости»: in den Knochen haben, etwas fährt in die Knochen) weil einem von ihnen der Tod bevorstand? (предстояла) Dass der Gedanke ihm nicht schon früher gekommen war! Immerhin kannte er ja den Wüsten Plan und die Zeile der flachen Hügel: (полосу, ряд плоских = низких холмов) sieben waren es oder acht – oder mehr noch, er hatte sie nicht gezählt. (не считал) Nun verstand er die Angst der Burschen, nun teilte er sie. (разделял) Jeder von ihnen, mit Ausnahme Witkos vielleicht, konnte in diesem Jahr an der Reihe sein. (быть следующим, на очереди) Aber wer? Und warum nur? Krabat getraute sich (не решался) keinen der Mitgesellen danach zu fragen, auch Michal nicht.
183 Neuerdings zeigte sich, auch bei Witko an Kinn und Oberlippe der erste Flaum: fuchsrot, versteht sich. Witko schenkte dem allen keine Beachtung, Krabat dafür um so mehr. Er konnte an Witko beobachten, wie es war, wenn ein Junge in einem Jahr um das Dreifache älter wurde. Der erste Schnee fiel in diesem Jahre in der Andreasnacht, reichlich spät also. Wieder kam nun die große Unruhe über die Mühlknappen auf der Mühle im Koselbruch, wieder wurden sie wortkarg und unverträglich. Beim nichtigsten Anlass brachen sie Streit vom Zaun. Die Tage, an denen nicht mindestens einer im Zorn mit den Fäusten auf einen anderen losging, wurden von Woche zu Woche seltener. Krabat erinnerte sich des Gespräches mit Tonda, das sie im Vorjahr um diese Zeit geführt hatten: War den Burschen auch diesmal die Angst in die Knochen gefahren, weil einem von ihnen der Tod bevorstand? Dass der Gedanke ihm nicht schon früher gekommen war! Immerhin kannte er ja den Wüsten Plan und die Zeile der flachen Hügel: sieben waren es oder acht – oder mehr noch, er hatte sie nicht gezählt. Nun verstand er die Angst der Burschen, nun teilte er sie. Jeder von ihnen, mit Ausnahme Witkos vielleicht, konnte in diesem Jahr an der Reihe sein. Aber wer? Und warum nur? Krabat getraute sich keinen der Mitgesellen danach zu fragen, auch Michal nicht.
184 Öfter als sonst (чаще, чем обычно, чем раньше) zog er Tondas Messer hervor, ließ es aufschnappen, (вынимал) prüfte die Klinge. (проверял клинок) Die Klinge war blank, und sie blieb es auch. Er also, Krabat, schien außer Gefahr zu sein (вне опасности) – aber schon morgen konnte sich das geändert haben. (это могло измениться) Im Holzschuppen stand ein Sarg bereit. (гроб наготове) Krabat entdeckte ihn zufällig, (обнаружил его случайно) als er am Tag vor dem Heiligen Abend um Holz ging. Der Sarg war mit einem Stück Wagenplane zugedeckt. (прикрыт) Krabat hätte ihn kaum beachtet, wäre er nicht im Vorbeigehen mit dem Schienbein (голенью) dagegengestoßen. (задел) Wer hatte den Sarg gezimmert? (сколотил) Seit wann stand er hier bereit – und für wen wohl? Die Frage ließ Krabat nicht los. (не давал покоя, не отпускал) Sie beschäftigte ihn für den Rest des Tages, (занимал его всю оставшуюся часть дня) bis in den Traum hinein. Krabat hat einen Sarg gefunden, im Holzschuppen: einen Fichtensarg, (сосновый гроб) der mit einem Stück Wagenplane bedeckt ist. Vorsichtig öffnet Krabat den Sarg (осторожно открывает) und wirft einen Blick hinein – er ist leer. (пуст) Da beschließt er, den Sarg zu zerschlagen. (решает разломать) Er findet es unerträglich, (находит нестерпимым) dass er da steht und auf jemand wartet, der Sarg. Mit dem Handbeil macht Krabat sich an die Arbeit. Er trennt die Bretter, er spaltet sie auf, (расщепляет) von oben bis unten, (сверху донизу) so oft es geht. (столько раз, сколько получается) Dann zerhackt er sie noch zu handlichen (удобные) kleinen Scheitern, (поленья) die will er in einen Korb packen, (уложить в корзину) um sie Juro zu bringen, der soll sie ins Feuer schüren. Wie er sich aber umschaut nach einem Korb, macht es klapp! – und der Sarg hat sich wieder zusammengesetzt, (снова цел и невредим: «собрался») er ist heil und ganz. (цел и невридим)
184 Öfter als sonst zog er Tondas Messer hervor, ließ es aufschnappen, prüfte die Klinge. Die Klinge war blank, und sie blieb es auch. Er also, Krabat, schien außer Gefahr zu sein – aber schon morgen konnte sich das geändert haben. Im Holzschuppen stand ein Sarg bereit. Krabat entdeckte ihn zufällig, als er am Tag vor dem Heiligen Abend um Holz ging. Der Sarg war mit einem Stück Wagenplane zugedeckt. Krabat hätte ihn kaum beachtet, wäre er nicht im Vorbeigehen mit dem Schienbein dagegengestoßen. Wer hatte den Sarg gezimmert? Seit wann stand er hier bereit – und für wen wohl? Die Frage ließ Krabat nicht los. Sie beschäftigte ihn für den Rest des Tages, bis in den Traum hinein. Krabat hat einen Sarg gefunden, im Holzschuppen: einen Fichtensarg, der mit einem Stück Wagenplane bedeckt ist. Vorsichtig öffnet Krabat den Sarg und wirft einen Blick hinein – er ist leer. Da beschließt er, den Sarg zu zerschlagen. Er findet es unerträglich, dass er da steht und auf jemand wartet, der Sarg. Mit dem Handbeil macht Krabat sich an die Arbeit. Er trennt die Bretter, er spaltet sie auf, von oben bis unten, so oft es geht. Dann zerhackt er sie noch zu handlichen kleinen Scheitern, die will er in einen Korb packen, um sie Juro zu bringen, der soll sie ins Feuer schüren. Wie er sich aber umschaut nach einem Korb, macht es klapp! – und der Sarg hat sich wieder zusammengesetzt, er ist heil und ganz.
185 Da geht Krabat zum zweitenmal mit dem Beil auf ihn los und macht Kleinholz daraus. Doch kaum ist er damit fertig, da macht es klapp! – und der Sarg ist ganz. Krabat versucht es (пытается) ein drittesmal, voller Wut nun. (полный ярости) Er hackt und hackt, dass die Späne fliegen, (рубит, так что щепки летят) bis alles zu einem Haufen winziger Splitter (мелкие стружки) zerdroschen ist (размолото: dreschen – молотить) – aber was nützt es ihm? Klapp! steht der Sarg wieder da, ohne Riss und Schramme: (без трещин и следов: «шрамов») er wartet auf den, der ihm sicher ist. (который ему предназначен) Vom Grauen gepackt, (охваченный ужасом) rennt Krabat hinaus in den Koselbruch. Schnee fällt in dichtem Gestöber (плотной стеной:
das Gestöber – метель, вьюга) und nimmt ihm die Sicht. (ничего не видно: «забирает у него видимость») Krabat weiß nicht, wohin er rennt. Er hat Angst, dass der Sarg ihn verfolgen könnte. (преследовать) Nach einiger Zeit bleibt er stehen (останавливается) und horcht zurück. (прислушивается) Kein Klappern (стука) auf hölzernen Füßen – kein hohles Gepolter, (полого громыхания) wie er's befürchtet hat... (как он того опасался) Dafür wenige Schritte vor ihm: (зато за несколько шагов перед ним) ein Knirschen (скрежет) und Scharren, (шарканье) als grabe da jemand im Sand, (песок) und der Sand scheint gefroren zu sein. (кажется замерзшим) Krabat folgt dem Geräusch, (следует шуму) er gelangt auf den Wüsten Plan. Im Schneetreiben (во вьюге: das Schneetreiben) nimmt er eine Gestalt wahr, (видит) die eine Grube aushebt, (роет, выкапывает) mit Hacke und Schaufel, (киркой и лопатой) am oberen Ende der Hügelreihe, nahe dem Waldrand – dort, wo im Sommer die überzählige Kuckucksblume zu Boden gefallen ist. Krabat glaubt die Gestalt zu kennen. (ему кажется, что он знает, узнает этот образ, эту фигуру) Er weiß, dass er einen der Müllerburschen vor sich hat – welchen, vermag er im Schneegestöber nicht auszumachen. (не смог разобрать)
185 Da geht Krabat zum zweitenmal mit dem Beil auf ihn los und macht Kleinholz daraus. Doch kaum ist er damit fertig, da macht es klapp! – und der Sarg ist ganz. Krabat versucht es ein drittesmal, voller Wut nun. Er hackt und hackt, dass die Späne fliegen, bis alles zu einem Haufen winziger Splitter zerdroschen ist – aber was nützt es ihm? Klapp! steht der Sarg wieder da, ohne Riss und Schramme: er wartet auf den, der ihm sicher ist. Vom Grauen gepackt, rennt Krabat hinaus in den Koselbruch. Schnee fällt in dichtem Gestöber und nimmt ihm die Sicht. Krabat weiß nicht, wohin er rennt. Er hat Angst, dass der Sarg ihn verfolgen könnte. Nach einiger Zeit bleibt er stehen und horcht zurück. Kein Klappern auf hölzernen Füßen – kein hohles Gepolter, wie er's befürchtet hat... Dafür wenige Schritte vor ihm: ein Knirschen und Scharren, als grabe da jemand im Sand, und der Sand scheint gefroren zu sein. Krabat folgt dem Geräusch, er gelangt auf den Wüsten Plan. Im Schneetreiben nimmt er eine Gestalt wahr, die eine Grube aushebt, mit Hacke und Schaufel, am oberen Ende der Hügelreihe, nahe dem Waldrand – dort, wo im Sommer die überzählige Kuckucksblume zu Boden gefallen ist. Krabat glaubt die Gestalt zu kennen. Er weiß, dass er einen der Müllerburschen vor sich hat – welchen, vermag er im Schneegestöber nicht auszumachen.
186 «He!» will er rufen. «Wer bist du?» Die Stimme versagt ihm, (голос отказывает ему) er bringt keinen Ton hervor. (не может издать ни звука) Und es ist ihm nicht möglich, einen Schritt weiterzugehen. Er steht an dem Platz, wo er steht. Die Füße sind festgefroren am Boden, (примерзли к земле) er kriegt sie nicht frei. (не может оторвать) «Verflucht!» (проклятье) denkt er. «Bin ich lahm geworden? (парализованным) – Ich muss die paar Schritte gehen... ich muss... ich muss...» Der Schweiß bricht ihm aus, (пот выступает) er nimmt seine letzte Kraft zusammen. (собирает свои последние силы) Die Füße gehorchen ihm nicht. (не слушаются) Er kann tun, was er will: er kommt nicht vom Boden weg. Und es schneit, und es schneit – und es schneit ihn allmählich ein (и его постепенно покрывает снег)... Krabat erwachte in Schweiß gebadet. Er warf die Decke weg, riss sich (сорвал) das dampfende Hemd vom Leibe. Dann trat er ans Bodenfenster und blickte hinaus. Der Weihnachtsmorgen war angebrochen, (наступило) es hatte geschneit in der heiligen Nacht – und er sah eine frische Fußspur, (след ноги) die führte zum Koselbruch. Als er zum Brunnen ging, um sich zu waschen, kam Michal des Weges: mit Hacke und Schaufel. Gebückt (наклонившись) ging er, schleppenden Schrittes, (волоча ноги) fahl im Gesicht. (блёклый, бледный лицом) Als Krabat ihn ansprechen wollte, (когда хотел заговорить с ним) winkte er ab. (отмахнулся) Sie verstanden sich, ohne dass zwischen ihnen ein Wort fiel. Seither war Michal wie umgewandelt. (как подменили) Er schloss sich von Krabat und allen anderen ab, (закрылся, замкнулся) selbst (даже) von Merten. Wie eine Wand stand es zwischen ihnen und ihm, als sei er schon weit entrückt. (далеко отсюда:
entrücken – отталкивать, удалять; исчезать /из поля видения, из памяти/; rücken – двигать)
186 «He!» will er rufen. «Wer bist du?» Die Stimme versagt ihm, er bringt keinen Ton hervor. Und es ist ihm nicht möglich, einen Schritt weiterzugehen. Er steht an dem Platz, wo er steht. Die Füße sind festgefroren am Boden, er kriegt sie nicht frei. «Verflucht!» denkt er. «Bin ich lahm geworden? – Ich muss die paar Schritte gehen... ich muss... ich muss...» Der Schweiß bricht ihm aus, er nimmt seine letzte Kraft zusammen. Die Füße gehorchen ihm nicht. Er kann tun, was er will: er kommt nicht vom Boden weg. Und es schneit, und es schneit – und es schneit ihn allmählich ein... Krabat erwachte in Schweiß gebadet. Er warf die Decke weg, riss sich das dampfende Hemd vom Leibe. Dann trat er ans Bodenfenster und blickte hinaus. Der Weihnachtsmorgen war angebrochen, es hatte geschneit in der heiligen Nacht – und er sah eine frische Fußspur, die führte zum Koselbruch. Als er zum Brunnen ging, um sich zu waschen, kam Michal des Weges: mit Hacke und Schaufel. Gebückt ging er, schleppenden Schrittes, fahl im Gesicht. Als Krabat ihn ansprechen wollte, winkte er ab. Sie verstanden sich, ohne dass zwischen ihnen ein Wort fiel. Seither war Michal wie umgewandelt. Er schloss sich von Krabat und allen anderen ab, selbst von Merten. Wie eine Wand stand es zwischen ihnen und ihm, als sei er schon weit entrückt.
187 So kam der Silvesterabend (новогодний вечер) heran. Der Meister war seit dem Morgen verschwunden, (исчез: verschwinden) er zeigte sich nicht. Die Nacht brach herein, (наступила) die Mühlknappen gingen zu Bett. Krabat, obgleich er beschlossen hatte, (хотя он решил) sich wach zu halten, (оставаться бодрствующим) schlief ein wie die anderen auch. Um Mitternacht wurde er wach und begann zu lauschen. (прислушиваться) Ein dumpfes Gepolter im Haus – und ein Schrei – und dann Stille. Merten, der Bär (медведь) mit den breiten Schultern, begann wie ein Kind zu schluchzen. (рыдать) Krabat zog sich die Decke über die Ohren, (натянул одеяло на уши) verkrallte (вцепился) die Finger im Strohsack und wünschte sich, tot zu sein. Am Neujahrsmorgen fanden sie Michal. Er lag in der Mehlkammer auf dem Boden, der Wiegebalken war von der Decke gefallen, er hatte ihm das Genick (затылок: das Genick) zerschlagen. Sie legten ihn auf ein Brett und trugen ihn in die Gesindestube, dort nahmen sie Abschied von ihm. (простились с ним) Juro versorgte ihn, (позаботился о нем) zog ihm die Kleider aus, wusch ihn und bettete (уложил) ihn in den Fichtensarg, ein Strohbündel unterm Nacken. (с пучком соломы под затылком) Am Nachmittag trugen sie ihn hinaus auf den Wüsten Plan. Sie senkten ihn in die Grube am oberen Ende der Hügelreihe, nahe dem Waldrand. Hastig (поспешно) begruben sie ihn, (похоронили) keinen Augenblick länger als nötig (ни мгновения дольше, чем необходимо) verweilten (пробыли) die Burschen an seinem Grab. Merten allein blieb zurück. (остался, отстал)
187 So kam der Silvesterabend heran. Der Meister war seit dem Morgen verschwunden, er zeigte sich nicht. Die Nacht brach herein, die Mühlknappen gingen zu Bett. Krabat, obgleich er beschlossen hatte, sich wach zu halten, schlief ein wie die anderen auch. Um Mitternacht wurde er wach und begann zu lauschen. Ein dumpfes Gepolter im Haus – und ein Schrei – und dann Stille. Merten, der Bär mit den breiten Schultern, begann wie ein Kind zu schluchzen. Krabat zog sich die Decke über die Ohren, verkrallte die Finger im Strohsack und wünschte sich, tot zu sein. Am Neujahrsmorgen fanden sie Michal. Er lag in der Mehlkammer auf dem Boden, der Wiegebalken war von der Decke gefallen, er hatte ihm das Genick zerschlagen. Sie legten ihn auf ein Brett und trugen ihn in die Gesindestube, dort nahmen sie Abschied von ihm. Juro versorgte ihn, zog ihm die Kleider aus, wusch ihn und bettete ihn in den Fichtensarg, ein Strohbündel unterm Nacken. Am Nachmittag trugen sie ihn hinaus auf den Wüsten Plan. Sie senkten ihn in die Grube am oberen Ende der Hügelreihe, nahe dem Waldrand. Hastig begruben sie ihn, keinen Augenblick länger als nötig verweilten die Burschen an seinem Grab. Merten allein blieb zurück.