Файл: Otfried Preuler Krabat Das erste Jahr(первый год) Die Mhle im Koselbruch (мельница в Козельбрухе).doc
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Добавлен: 09.11.2023
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stünde – стояло бы) Aber das Essen ist gut und reichlich, (но еда хорошая и обильная) ich habe ein Dach überm Kopf (у меня есть крыша над головой) – und ich weiß, (и я знаю) wenn ich morgens aufstehe, (когда я встаю по утрам) dass mein Schlafplatz mir für den Abend sicher ist: (что у меня точно будет постель вечером) warm und trocken und leidlich weich, (теплая и сухая, и даже относительно: «сносно» мягкая) ohne Wanzen und Flöhe. (без клопов и блох: die Wanze der Floh) Ist das nicht mehr, (не больше ли это) als ein Betteljunge sich durfte träumen lassen?» (предела мечтаний нищего мальчишки: «чем вправе мечтать нищий мальчишка»)
20 Er steckte ihm einen Kanten Brot in die andere Rocktasche, winkte ab, als der Junge ihm danken wollte, und schob ihn zur Tür hinaus: dümmlich grinsend, wie man's von ihm gewohnt war. Krabat hob Brot und Wurstzipfel bis zum Ende des Tages auf. Bald nach dem Abendessen, während es sich die Müllerburschen in der Gesindestube bequem machten, Petar sein Schnitzzeug hervorholte und die anderen anfingen, sich mit Geschichtenerzählen die Zeit zu vertreiben, entfernte der Junge sich aus der Runde und stieg auf den Dachboden, wo er sich gähnend auf seinen Strohsack warf. Er verzehrte das Brot und die Wurst; und während er auf dem Rücken lag und es sich schmecken ließ, musste er unwillkürlich an Juro denken – und an das Gespräch, das sie in der Küche geführt hatten. «Weglaufen?» ging es ihm durch den Kopf. «Wovor denn? Die Arbeit, gewiss, ist kein Honiglecken – und hätte ich Tondas Hilfe nicht, stünde es schlimm um mich. Aber das Essen ist gut und reichlich, ich habe ein Dach überm Kopf – und ich weiß, wenn ich morgens aufstehe, dass mein Schlafplatz mir für den Abend sicher ist: warm und trocken und leidlich weich, ohne Wanzen und Flöhe. Ist das nicht mehr, als ein Betteljunge sich durfte träumen lassen?»
Wege im Traum (пути-дороги во сне: der Weg, der Traum)
21 Schon einmal (уже однажды) war Krabat weggelaufen: (Крабат убегал) bald nach dem Tod seiner Eltern, (вскоре после смерти своих родителей: der Tod) die letztes Jahr (которые в прошлом: «последнем» году) an den Pocken gestorben waren; (умерли от оспы) da hatte ihn der Herr Pastor zu sich genommen, (тогда господин пастор взял его к себе) um, wie er sagte, (чтобы, как он сказал) ihn nicht verludern zu lassen (чтобы не дать ему опуститься (морально): ludern – вести распутный образ жизни, бездельничать das Luder – падаль) – und nichts gegen den Herrn Pastor und seine Frau, (/и он/ ничего /не имел/ против господина пастора и его жены) die sich immer schon einen Jungen ins Haus gewünscht hatte. (которая вообще всегда хотела: «желала для себя» иметь мальчика в доме) Aber für jemand wie Krabat, (но для такого, как Крабат) der seine Jahre in einer lausigen kleinen Hütte verbracht hat, (который провел свое детство: «свои годы» в жалкой маленькой хижине) im Hirtenhäusel von Eutrich (в пастушьем домике Ойтриха) – für so jemand war es schwer, (для такого человека это было трудно) sich bei Pfarrers einzuleben: (привыкнуть: «вжиться» к жизни у священника; der Pfarrer) von morgens bis abends brav zu sein, (с утра до вечера быть послушным, хорошим /мальчиком/) nicht zu schimpfen und nicht zu raufen, (не ругаться и не драться) in weißen Hemden umherzugehen, (ходить в белых рубашках) den Hals gewaschen (с чистой шеей) das Haar gekämmt, (с причесанными волосами: der Kamm) niemals barfuß, (никогда босиком) mit reinen Händen und saubergekratzten Fingernägeln (с чистыми руками и вычищенными ногтями: der Finger der Nagel, kratzen – царапать) – und obendrein (и сверх того) auch noch Deutsch zu sprechen die ganze Zeit, (еще и все время говорить по-немецки) Hochdeutsch! (на литературном, правильном немецком /не на диалекте/) Krabat hatte versucht, (Крабат пытался) was in seinen Kräften stand, (что было: «стояло» в его силах; die Kraft) eine Woche lang (на протяжении одной недели) eine zweite; (второй) dann war er den Pfarrersleuten davongelaufen (потом он убежал от семьи священника: «людей священника») und unter die Betteljungen gegangen. (и пошел к нищим мальчишкам) Nicht ausgeschlossen, (не исключено) dass er es auch auf der Mühle im Koselbruch nicht auf ewig aushielt. (что он сможет выдержать на мельнице в Козельбрухе не долгое время: «не на всегда») «Aber», beschloss er, (но, решил он) sich nach dem letzten Bissen die Lippen leckend, (облизывая губы после последнего кусочка: der Bissen die Lippe) halb schon im Einschlafen, («наполовину уже засыпая») «wenn ich hier ausreiße, (когда я вырвусь отсюда) muss es Sommer sein... (это будет летом: «должно быть лето») Eh' die Wiesen nicht blühen, (прежде чем не зацветут луга: die Wiese) das Korn auf den Feldern nicht stäubt (не заколосится зерно на полях: das Feld) und die Fische im Mühlenweiher nicht schnalzen, (не заплещутся рыбы на мельничном пруду: der Weiher, schnalzen – щелкать) bringt mich hier keiner weg...» (никто меня отсюда не вытащит)
Wege im Traum
21 Schon einmal war Krabat weggelaufen: bald nach dem Tod seiner Eltern, die letztes Jahr an den Pocken gestorben waren; da hatte ihn der Herr Pastor zu sich genommen, um, wie er sagte, ihn nicht verludern zu lassen – und nichts gegen den Herrn Pastor und seine Frau, die sich immer schon einen Jungen ins Haus gewünscht hatte. Aber für jemand wie Krabat, der seine Jahre in einer lausigen kleinen Hütte verbracht hat, im Hirtenhäusel von Eutrich – für so jemand war es schwer, sich bei Pfarrers einzuleben: von morgens bis abends brav zu sein, nicht zu schimpfen und nicht zu raufen, in weißen Hemden umherzugehen, den Hals gewaschen, das Haar gekämmt, niemals barfuß, mit reinen Händen und saubergekratzten Fingernägeln – und obendrein auch noch Deutsch zu sprechen die ganze Zeit, Hochdeutsch! Krabat hatte versucht, was in seinen Kräften stand, eine Woche lang, eine zweite; dann war er den Pfarrersleuten davongelaufen und unter die Betteljungen gegangen. Nicht ausgeschlossen, dass er es auch auf der Mühle im Koselbruch nicht auf ewig aushielt. «Aber», beschloss er, sich nach dem letzten Bissen die Lippen leckend, halb schon im Einschlafen, «wenn ich hier ausreiße, muss es Sommer sein... Eh' die Wiesen nicht blühen, das Korn auf den Feldern nicht stäubt und die Fische im Mühlenweiher nicht schnalzen, bringt mich hier keiner weg...»
22 Es ist Sommer, (пришло лето) die Wiesen blühen, (цветут поля) das Korn stäubt, (зерно колосится) im Mühlenweiher schnalzen die Fische. (в мельничном пруду плещутся рыбы) Krabat hat Streit mit dem Meister gehabt: (Крабат поссорился в Мастером) er hat sich, statt Säcke zu schleppen, (вместо того, чтобы носить мешки) im Schatten der Mühle ins Gras gelegt (он улегся в тени мельницы на травку: der Schatten) und ist eingeschlafen; (и заснул) der Meister hat ihn dabei ertappt (Мастер уличил, поймал его при этом) und ihm eins mit dem Knotenstock übergezogen. (и влепил ему разок: «один» сучковатой палкой; der Knoten – сук; узел der Stock) «Dir werd ich's austreiben, (я отучу тебя от этого: «я это выведу из тебя») Bürschlein (паренек) am hellichten Tag zu faulenzen!» (средь бела дня: «при самом светлом дне» бездельничать) Braucht Krabat sich das gefallen zu lassen? (разве Крабат стал бы терпеть такое?: «была ли у Крабата необходимость терпеть такое») Im Winter vielleicht, (зимой, может быть) als der Eiswind über die Heide fauchte, (когда ледяной ветер завывал над лугом: fauchen – шипеть) da hätte er kuschen müssen. (тогда он должен был бы терпеть как собака: kusch – ложись (собаке), цыц) Der Meister hat wohl vergessen, (Мастер, вероятно, забыл) dass Sommer ist! (что на дворе лето) Krabats Entschluss steht fest. (решение Крабата было окончательным: «стоит крепко»; der Entschluss, sich entschließen zu etw. = решиться на что-либо) Keinen Tag länger bleibt er in dieser Mühle! (больше ни дня не останется он в этой мельнице) Er stiehlt sich ins Haus, (он прокрадывается в дом: sich stehlen) holt vom Dachboden Rock und Mütze, (достает с чердака тужурку и шапку: die Mütze) dann schleicht er davon. (потом он украдкой выходит /оттуда/: «крадется») Niemand sieht ihn. (никто его не видит) Der Meister hat sich in seine Stube zurückgezogen, (Мастер уединился в своей комнатке) die Fenster sind wegen der Hitze mit Tüchern verhängt; (окна из-за жары занавешены полотнами:
das Tuch – платок, тряпка) die Mühlknappen arbeiten auf dem Speicher (подмастерья работают в амбаре) und an den Mahlgängen; (и на мельничных поставах: der Mahlgang) selbst Lyschko hat keine Zeit, (даже у Лышко нет времени) sich um Krabat zu scheren. (заботиться о Крабате)
Und dennoch (и все же) fühlt sich der Junge heimlich beobachtet. (мальчик чувствует, что за ним тайно следят: heimlich – украдкой, исподтишка) Wie er sich umblickt, (когда он оборачивается) bemerkt er, (он замечает) dass auf dem Dach des Holzschuppens (что на крыше дровяного сарая: der Holzschuppen) jemand sitzt und ihn anstarrt: (кто-то сидит и пристально на него смотрит) ein struppiger schwarzer Kater, (взъерошенный черный кот) fremd hier (чужой здесь) – und einäugig. (и одноглазый) Krabat bückt sich, (Крабат нагибается) er wirft einen Stein nach ihm, (бросает камень в его сторону) scheucht ihn fort. (отгоняет его /прочь/) Dann eilt er (потом он спешит) im Schutz der Weidenbüsche (в тени ивовых зарослей: «под защитой»; die Weide – ива der Busch – куст) zum Mühlenweiher. (к мельничному пруду) Zufällig sieht er, (случайно видит он) dass nahe dem Ufer (что вблизи от берега: das Ufer) ein feister Karpfen im Wasser steht: (в воде «стоит» жирный карп) einäugig glotzt er zu Krabat empor. (одним глазом смотрит он на Крабата снизу вверх; empór – вверх)
22 Es ist Sommer, die Wiesen blühen, das Korn stäubt, im Mühlenweiher schnalzen die Fische. Krabat hat Streit mit dem Meister gehabt: er hat sich, statt Säcke zu schleppen, im Schatten der Mühle ins Gras gelegt und ist eingeschlafen; der Meister hat ihn dabei ertappt und ihm eins mit dem Knotenstock übergezogen. «Dir werd ich's austreiben, Bürschlein – am hellichten Tag zu faulenzen!» Braucht Krabat sich das gefallen zu lassen? Im Winter vielleicht, als der Eiswind über die Heide fauchte, da hätte er kuschen müssen. Der Meister hat wohl vergessen, dass Sommer ist! Krabats Entschluss steht fest. Keinen Tag länger bleibt er in dieser Mühle! Er stiehlt sich ins Haus, holt vom Dachboden Rock und Mütze, dann schleicht er davon. Niemand sieht ihn. Der Meister hat sich in seine Stube zurückgezogen, die Fenster sind wegen der Hitze mit Tüchern verhängt; die Mühlknappen arbeiten auf dem Speicher und an den Mahlgängen; selbst Lyschko hat keine Zeit, sich um Krabat zu scheren. Und dennoch fühlt sich der Junge heimlich beobachtet. Wie er sich umblickt, bemerkt er, dass auf dem Dach des Holzschuppens jemand sitzt und ihn anstarrt: ein struppiger schwarzer Kater, fremd hier – und einäugig. Krabat bückt sich, er wirft einen Stein nach ihm, scheucht ihn fort. Dann eilt er im Schutz der Weidenbüsche zum Mühlenweiher. Zufällig sieht er, dass nahe dem Ufer ein feister Karpfen im Wasser steht: einäugig glotzt er zu Krabat empor.
23 Dem Jungen wird unbehaglich, (мальчику становится жутко: sich behagen – хорошо чувствовать себя, находиться в приятных обстоятельствах) er hebt einen Stein auf, (он поднимает камень) er schleudert ihn nach dem Fisch. (и швыряет его в рыбу) Der Karpfen taucht weg, (карп уплывает, tauchen – нырять, погружаться) in die grüne Tiefe hinab. (в зеленую глубь вниз) Nun folgt Krabat (теперь направляется: «следует» Крабат) dem Schwarzen Wasser bis zu der Stelle im Koselbruch, (по Черной Воде до того места в Козельбрухе) die sie den Wüsten Plan nennen; (которое они называют пустошью) dort verweilt er (там находится он: «пребывает») für ein paar Augenblicke (какое-то время: «пару моментов») an Tondas Grab. (у могилы Тонды:
das Grab) Er erinnert sich dunkel, (он смутно: «темно» вспоминает) dass sie den Freund eines Wintertages hier draußen begraben mussten. (как они одним зимним днем здесь похоронили друга) Er denkt an den Toten (он думает об умершем) – und plötzlich, (и вдруг) es trifft ihn so unerwartet, (это охватывает: «задевает» его так неожиданно; treffen, warten – ждать, ожидать) dass ihm das Herz stockt: (что у него останавливается сердце) ein heiseres Krächzen. (хриплое карканье) Auf einer verkrüppelten Föhre (на кривой сосне) am Rand des Planes (на краю пустоши) hockt reglos ein fetter Rabe. (сидит неподвижно жирный ворон) Sein Blick ist auf Krabat gerichtet (его взгляд направлен на Крабата) – auch ihm fehlt, (и у него нет: «и ему не хватает») der Junge sieht es mit Schaudern, (мальчик видит это с ужасом: «ознобом»; der Schauder) das linke Auge. (левого глаза) Krabat weiß nun, woran er ist. (теперь понимает: «знает», в чем дело) Er besinnt sich nicht lange, (он раздумывает недолго) er rennt davon: (он бежит прочь: «оттуда») rennt, was die Sohlen halten, (бежит во все ноги: «что пятки, подошвы держат») am Schwarzen Wasser entlang, (вдоль Черной Воды) bachaufwärts. (вверх вдоль ручья: das Bach) Wie er das erstemal anhalten muss, (когда он в первый раз (должен) остановиться) weil er außer Atem ist, (потому что он задыхается: «вне дыхания»; der Atem – дыхание) schlängelt sich eine Natter durchs Heidekraut, (/он видит, как/ извивается гадюка на луговой траве) richtet sich zischelnd auf, (шипя поднимается) blickt ihn an (смотрит на него) – sie ist einäugig! (она – одноглазая) Einäugig ist auch der Fuchs, (одноглазая также и лиса) der ihm aus dem Dickicht entgegenspäht. (которая смотрит на него, высматривает из зарослей: das Dickicht)
23 Dem Jungen wird unbehaglich, er hebt einen Stein auf, er schleudert ihn nach dem Fisch. Der Karpfen taucht weg, in die grüne Tiefe hinab. Nun folgt Krabat dem Schwarzen Wasser bis zu der Stelle im Koselbruch, die sie den Wüsten Plan nennen; dort verweilt er für ein paar Augenblicke an Tondas Grab. Er erinnert sich dunkel, dass sie den Freund eines Wintertages hier draußen begraben mussten. Er denkt an den Toten – und plötzlich, es trifft ihn so unerwartet, dass ihm das Herz stockt: ein heiseres Krächzen. Auf einer verkrüppelten Föhre am Rand des Planes hockt reglos ein fetter Rabe. Sein Blick ist auf Krabat gerichtet – auch ihm fehlt, der Junge sieht es mit Schaudern, das linke Auge. Krabat weiß nun, woran er ist. Er besinnt sich nicht lange, er rennt davon: rennt, was die Sohlen halten, am Schwarzen Wasser entlang, bachaufwärts. Wie er das erstemal anhalten muss, weil er außer Atem ist, schlängelt sich eine Natter durchs Heidekraut, richtet sich zischelnd auf, blickt ihn an – sie ist einäugig! Einäugig ist auch der Fuchs, der ihm aus dem Dickicht entgegenspäht.
24 Krabat rennt (Крабат несется) und verschnauft eine Weile, (переводит дух какое-то время) er rennt und verschnauft. (бежит и переводит дух) Gegen Abend (где-то под вечер) erreicht er das obere Ende des Koselbruchs. (он достигает начала: «верхнего конца» Козельбруха) Wenn er ins Freie hinaustritt, (когда он выходит на простор: «наружу», treten – ступать) so hofft er, (то он надеется) wird er dem Zugriff des Meisters entronnen sein. (что он убежал уже от возможности нападения, от погони: «от хватки Мастера»; entrinnen – ускользать, избегать, zugreifen – схватывать, захватывать
20 Er steckte ihm einen Kanten Brot in die andere Rocktasche, winkte ab, als der Junge ihm danken wollte, und schob ihn zur Tür hinaus: dümmlich grinsend, wie man's von ihm gewohnt war. Krabat hob Brot und Wurstzipfel bis zum Ende des Tages auf. Bald nach dem Abendessen, während es sich die Müllerburschen in der Gesindestube bequem machten, Petar sein Schnitzzeug hervorholte und die anderen anfingen, sich mit Geschichtenerzählen die Zeit zu vertreiben, entfernte der Junge sich aus der Runde und stieg auf den Dachboden, wo er sich gähnend auf seinen Strohsack warf. Er verzehrte das Brot und die Wurst; und während er auf dem Rücken lag und es sich schmecken ließ, musste er unwillkürlich an Juro denken – und an das Gespräch, das sie in der Küche geführt hatten. «Weglaufen?» ging es ihm durch den Kopf. «Wovor denn? Die Arbeit, gewiss, ist kein Honiglecken – und hätte ich Tondas Hilfe nicht, stünde es schlimm um mich. Aber das Essen ist gut und reichlich, ich habe ein Dach überm Kopf – und ich weiß, wenn ich morgens aufstehe, dass mein Schlafplatz mir für den Abend sicher ist: warm und trocken und leidlich weich, ohne Wanzen und Flöhe. Ist das nicht mehr, als ein Betteljunge sich durfte träumen lassen?»
Wege im Traum (пути-дороги во сне: der Weg, der Traum)
21 Schon einmal (уже однажды) war Krabat weggelaufen: (Крабат убегал) bald nach dem Tod seiner Eltern, (вскоре после смерти своих родителей: der Tod) die letztes Jahr (которые в прошлом: «последнем» году) an den Pocken gestorben waren; (умерли от оспы) da hatte ihn der Herr Pastor zu sich genommen, (тогда господин пастор взял его к себе) um, wie er sagte, (чтобы, как он сказал) ihn nicht verludern zu lassen (чтобы не дать ему опуститься (морально): ludern – вести распутный образ жизни, бездельничать das Luder – падаль) – und nichts gegen den Herrn Pastor und seine Frau, (/и он/ ничего /не имел/ против господина пастора и его жены) die sich immer schon einen Jungen ins Haus gewünscht hatte. (которая вообще всегда хотела: «желала для себя» иметь мальчика в доме) Aber für jemand wie Krabat, (но для такого, как Крабат) der seine Jahre in einer lausigen kleinen Hütte verbracht hat, (который провел свое детство: «свои годы» в жалкой маленькой хижине) im Hirtenhäusel von Eutrich (в пастушьем домике Ойтриха) – für so jemand war es schwer, (для такого человека это было трудно) sich bei Pfarrers einzuleben: (привыкнуть: «вжиться» к жизни у священника; der Pfarrer) von morgens bis abends brav zu sein, (с утра до вечера быть послушным, хорошим /мальчиком/) nicht zu schimpfen und nicht zu raufen, (не ругаться и не драться) in weißen Hemden umherzugehen, (ходить в белых рубашках) den Hals gewaschen (с чистой шеей) das Haar gekämmt, (с причесанными волосами: der Kamm) niemals barfuß, (никогда босиком) mit reinen Händen und saubergekratzten Fingernägeln (с чистыми руками и вычищенными ногтями: der Finger der Nagel, kratzen – царапать) – und obendrein (и сверх того) auch noch Deutsch zu sprechen die ganze Zeit, (еще и все время говорить по-немецки) Hochdeutsch! (на литературном, правильном немецком /не на диалекте/) Krabat hatte versucht, (Крабат пытался) was in seinen Kräften stand, (что было: «стояло» в его силах; die Kraft) eine Woche lang (на протяжении одной недели) eine zweite; (второй) dann war er den Pfarrersleuten davongelaufen (потом он убежал от семьи священника: «людей священника») und unter die Betteljungen gegangen. (и пошел к нищим мальчишкам) Nicht ausgeschlossen, (не исключено) dass er es auch auf der Mühle im Koselbruch nicht auf ewig aushielt. (что он сможет выдержать на мельнице в Козельбрухе не долгое время: «не на всегда») «Aber», beschloss er, (но, решил он) sich nach dem letzten Bissen die Lippen leckend, (облизывая губы после последнего кусочка: der Bissen die Lippe) halb schon im Einschlafen, («наполовину уже засыпая») «wenn ich hier ausreiße, (когда я вырвусь отсюда) muss es Sommer sein... (это будет летом: «должно быть лето») Eh' die Wiesen nicht blühen, (прежде чем не зацветут луга: die Wiese) das Korn auf den Feldern nicht stäubt (не заколосится зерно на полях: das Feld) und die Fische im Mühlenweiher nicht schnalzen, (не заплещутся рыбы на мельничном пруду: der Weiher, schnalzen – щелкать) bringt mich hier keiner weg...» (никто меня отсюда не вытащит)
Wege im Traum
21 Schon einmal war Krabat weggelaufen: bald nach dem Tod seiner Eltern, die letztes Jahr an den Pocken gestorben waren; da hatte ihn der Herr Pastor zu sich genommen, um, wie er sagte, ihn nicht verludern zu lassen – und nichts gegen den Herrn Pastor und seine Frau, die sich immer schon einen Jungen ins Haus gewünscht hatte. Aber für jemand wie Krabat, der seine Jahre in einer lausigen kleinen Hütte verbracht hat, im Hirtenhäusel von Eutrich – für so jemand war es schwer, sich bei Pfarrers einzuleben: von morgens bis abends brav zu sein, nicht zu schimpfen und nicht zu raufen, in weißen Hemden umherzugehen, den Hals gewaschen, das Haar gekämmt, niemals barfuß, mit reinen Händen und saubergekratzten Fingernägeln – und obendrein auch noch Deutsch zu sprechen die ganze Zeit, Hochdeutsch! Krabat hatte versucht, was in seinen Kräften stand, eine Woche lang, eine zweite; dann war er den Pfarrersleuten davongelaufen und unter die Betteljungen gegangen. Nicht ausgeschlossen, dass er es auch auf der Mühle im Koselbruch nicht auf ewig aushielt. «Aber», beschloss er, sich nach dem letzten Bissen die Lippen leckend, halb schon im Einschlafen, «wenn ich hier ausreiße, muss es Sommer sein... Eh' die Wiesen nicht blühen, das Korn auf den Feldern nicht stäubt und die Fische im Mühlenweiher nicht schnalzen, bringt mich hier keiner weg...»
22 Es ist Sommer, (пришло лето) die Wiesen blühen, (цветут поля) das Korn stäubt, (зерно колосится) im Mühlenweiher schnalzen die Fische. (в мельничном пруду плещутся рыбы) Krabat hat Streit mit dem Meister gehabt: (Крабат поссорился в Мастером) er hat sich, statt Säcke zu schleppen, (вместо того, чтобы носить мешки) im Schatten der Mühle ins Gras gelegt (он улегся в тени мельницы на травку: der Schatten) und ist eingeschlafen; (и заснул) der Meister hat ihn dabei ertappt (Мастер уличил, поймал его при этом) und ihm eins mit dem Knotenstock übergezogen. (и влепил ему разок: «один» сучковатой палкой; der Knoten – сук; узел der Stock) «Dir werd ich's austreiben, (я отучу тебя от этого: «я это выведу из тебя») Bürschlein (паренек) am hellichten Tag zu faulenzen!» (средь бела дня: «при самом светлом дне» бездельничать) Braucht Krabat sich das gefallen zu lassen? (разве Крабат стал бы терпеть такое?: «была ли у Крабата необходимость терпеть такое») Im Winter vielleicht, (зимой, может быть) als der Eiswind über die Heide fauchte, (когда ледяной ветер завывал над лугом: fauchen – шипеть) da hätte er kuschen müssen. (тогда он должен был бы терпеть как собака: kusch – ложись (собаке), цыц) Der Meister hat wohl vergessen, (Мастер, вероятно, забыл) dass Sommer ist! (что на дворе лето) Krabats Entschluss steht fest. (решение Крабата было окончательным: «стоит крепко»; der Entschluss, sich entschließen zu etw. = решиться на что-либо) Keinen Tag länger bleibt er in dieser Mühle! (больше ни дня не останется он в этой мельнице) Er stiehlt sich ins Haus, (он прокрадывается в дом: sich stehlen) holt vom Dachboden Rock und Mütze, (достает с чердака тужурку и шапку: die Mütze) dann schleicht er davon. (потом он украдкой выходит /оттуда/: «крадется») Niemand sieht ihn. (никто его не видит) Der Meister hat sich in seine Stube zurückgezogen, (Мастер уединился в своей комнатке) die Fenster sind wegen der Hitze mit Tüchern verhängt; (окна из-за жары занавешены полотнами:
das Tuch – платок, тряпка) die Mühlknappen arbeiten auf dem Speicher (подмастерья работают в амбаре) und an den Mahlgängen; (и на мельничных поставах: der Mahlgang) selbst Lyschko hat keine Zeit, (даже у Лышко нет времени) sich um Krabat zu scheren. (заботиться о Крабате)
Und dennoch (и все же) fühlt sich der Junge heimlich beobachtet. (мальчик чувствует, что за ним тайно следят: heimlich – украдкой, исподтишка) Wie er sich umblickt, (когда он оборачивается) bemerkt er, (он замечает) dass auf dem Dach des Holzschuppens (что на крыше дровяного сарая: der Holzschuppen) jemand sitzt und ihn anstarrt: (кто-то сидит и пристально на него смотрит) ein struppiger schwarzer Kater, (взъерошенный черный кот) fremd hier (чужой здесь) – und einäugig. (и одноглазый) Krabat bückt sich, (Крабат нагибается) er wirft einen Stein nach ihm, (бросает камень в его сторону) scheucht ihn fort. (отгоняет его /прочь/) Dann eilt er (потом он спешит) im Schutz der Weidenbüsche (в тени ивовых зарослей: «под защитой»; die Weide – ива der Busch – куст) zum Mühlenweiher. (к мельничному пруду) Zufällig sieht er, (случайно видит он) dass nahe dem Ufer (что вблизи от берега: das Ufer) ein feister Karpfen im Wasser steht: (в воде «стоит» жирный карп) einäugig glotzt er zu Krabat empor. (одним глазом смотрит он на Крабата снизу вверх; empór – вверх)
22 Es ist Sommer, die Wiesen blühen, das Korn stäubt, im Mühlenweiher schnalzen die Fische. Krabat hat Streit mit dem Meister gehabt: er hat sich, statt Säcke zu schleppen, im Schatten der Mühle ins Gras gelegt und ist eingeschlafen; der Meister hat ihn dabei ertappt und ihm eins mit dem Knotenstock übergezogen. «Dir werd ich's austreiben, Bürschlein – am hellichten Tag zu faulenzen!» Braucht Krabat sich das gefallen zu lassen? Im Winter vielleicht, als der Eiswind über die Heide fauchte, da hätte er kuschen müssen. Der Meister hat wohl vergessen, dass Sommer ist! Krabats Entschluss steht fest. Keinen Tag länger bleibt er in dieser Mühle! Er stiehlt sich ins Haus, holt vom Dachboden Rock und Mütze, dann schleicht er davon. Niemand sieht ihn. Der Meister hat sich in seine Stube zurückgezogen, die Fenster sind wegen der Hitze mit Tüchern verhängt; die Mühlknappen arbeiten auf dem Speicher und an den Mahlgängen; selbst Lyschko hat keine Zeit, sich um Krabat zu scheren. Und dennoch fühlt sich der Junge heimlich beobachtet. Wie er sich umblickt, bemerkt er, dass auf dem Dach des Holzschuppens jemand sitzt und ihn anstarrt: ein struppiger schwarzer Kater, fremd hier – und einäugig. Krabat bückt sich, er wirft einen Stein nach ihm, scheucht ihn fort. Dann eilt er im Schutz der Weidenbüsche zum Mühlenweiher. Zufällig sieht er, dass nahe dem Ufer ein feister Karpfen im Wasser steht: einäugig glotzt er zu Krabat empor.
23 Dem Jungen wird unbehaglich, (мальчику становится жутко: sich behagen – хорошо чувствовать себя, находиться в приятных обстоятельствах) er hebt einen Stein auf, (он поднимает камень) er schleudert ihn nach dem Fisch. (и швыряет его в рыбу) Der Karpfen taucht weg, (карп уплывает, tauchen – нырять, погружаться) in die grüne Tiefe hinab. (в зеленую глубь вниз) Nun folgt Krabat (теперь направляется: «следует» Крабат) dem Schwarzen Wasser bis zu der Stelle im Koselbruch, (по Черной Воде до того места в Козельбрухе) die sie den Wüsten Plan nennen; (которое они называют пустошью) dort verweilt er (там находится он: «пребывает») für ein paar Augenblicke (какое-то время: «пару моментов») an Tondas Grab. (у могилы Тонды:
das Grab) Er erinnert sich dunkel, (он смутно: «темно» вспоминает) dass sie den Freund eines Wintertages hier draußen begraben mussten. (как они одним зимним днем здесь похоронили друга) Er denkt an den Toten (он думает об умершем) – und plötzlich, (и вдруг) es trifft ihn so unerwartet, (это охватывает: «задевает» его так неожиданно; treffen, warten – ждать, ожидать) dass ihm das Herz stockt: (что у него останавливается сердце) ein heiseres Krächzen. (хриплое карканье) Auf einer verkrüppelten Föhre (на кривой сосне) am Rand des Planes (на краю пустоши) hockt reglos ein fetter Rabe. (сидит неподвижно жирный ворон) Sein Blick ist auf Krabat gerichtet (его взгляд направлен на Крабата) – auch ihm fehlt, (и у него нет: «и ему не хватает») der Junge sieht es mit Schaudern, (мальчик видит это с ужасом: «ознобом»; der Schauder) das linke Auge. (левого глаза) Krabat weiß nun, woran er ist. (теперь понимает: «знает», в чем дело) Er besinnt sich nicht lange, (он раздумывает недолго) er rennt davon: (он бежит прочь: «оттуда») rennt, was die Sohlen halten, (бежит во все ноги: «что пятки, подошвы держат») am Schwarzen Wasser entlang, (вдоль Черной Воды) bachaufwärts. (вверх вдоль ручья: das Bach) Wie er das erstemal anhalten muss, (когда он в первый раз (должен) остановиться) weil er außer Atem ist, (потому что он задыхается: «вне дыхания»; der Atem – дыхание) schlängelt sich eine Natter durchs Heidekraut, (/он видит, как/ извивается гадюка на луговой траве) richtet sich zischelnd auf, (шипя поднимается) blickt ihn an (смотрит на него) – sie ist einäugig! (она – одноглазая) Einäugig ist auch der Fuchs, (одноглазая также и лиса) der ihm aus dem Dickicht entgegenspäht. (которая смотрит на него, высматривает из зарослей: das Dickicht)
23 Dem Jungen wird unbehaglich, er hebt einen Stein auf, er schleudert ihn nach dem Fisch. Der Karpfen taucht weg, in die grüne Tiefe hinab. Nun folgt Krabat dem Schwarzen Wasser bis zu der Stelle im Koselbruch, die sie den Wüsten Plan nennen; dort verweilt er für ein paar Augenblicke an Tondas Grab. Er erinnert sich dunkel, dass sie den Freund eines Wintertages hier draußen begraben mussten. Er denkt an den Toten – und plötzlich, es trifft ihn so unerwartet, dass ihm das Herz stockt: ein heiseres Krächzen. Auf einer verkrüppelten Föhre am Rand des Planes hockt reglos ein fetter Rabe. Sein Blick ist auf Krabat gerichtet – auch ihm fehlt, der Junge sieht es mit Schaudern, das linke Auge. Krabat weiß nun, woran er ist. Er besinnt sich nicht lange, er rennt davon: rennt, was die Sohlen halten, am Schwarzen Wasser entlang, bachaufwärts. Wie er das erstemal anhalten muss, weil er außer Atem ist, schlängelt sich eine Natter durchs Heidekraut, richtet sich zischelnd auf, blickt ihn an – sie ist einäugig! Einäugig ist auch der Fuchs, der ihm aus dem Dickicht entgegenspäht.
24 Krabat rennt (Крабат несется) und verschnauft eine Weile, (переводит дух какое-то время) er rennt und verschnauft. (бежит и переводит дух) Gegen Abend (где-то под вечер) erreicht er das obere Ende des Koselbruchs. (он достигает начала: «верхнего конца» Козельбруха) Wenn er ins Freie hinaustritt, (когда он выходит на простор: «наружу», treten – ступать) so hofft er, (то он надеется) wird er dem Zugriff des Meisters entronnen sein. (что он убежал уже от возможности нападения, от погони: «от хватки Мастера»; entrinnen – ускользать, избегать, zugreifen – схватывать, захватывать